Armins-Nach-richten

scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

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Modernisierung

Allerheiligen Anno 2016

Wenn man in die Jahre kommt, macht man sich so seine Gedanken. Altersarmut und altersgerechtes Wohnen reifen zu zentralen Themen. Zum altersgerechten Wohnen gehört nicht nur ein wohlsortierter Weinkeller, sondern auch ein barrierefreies Bad. Doch schon bei den ersten Planungsüberlegungen zur Modernisierung taten sich schnell Barrieren auf, groß wie ein Doppeloxer beim Mächtigkeitsspringen in Aachen. Die oberste Querstange fiel bereits beim leichten Touchieren mit dem Kontostand. Die Formel: Gefällt uns = kostet aber, bestach mit ihrer Gesetzmäßigkeit. Im internationalen Netz surften wir stunden- und tagelang auf der Welle der innenarchitektonischen, barrierefreien Glückseligkeiten. Keine Badausstellung war vor uns sicher, und beim Stichwort “Modernisierung“ flackerten die Dollarzeichen in den Augen der sogenannten zertifizierten Berater auf. Aufwendigste Kataloge zeugten von den satten Margen, die nicht ausschließlich in den Präsentationslabyrinthen verkachelt wurden. Mit jedem Besuch wuchs der Stapel Infomaterial in unserer unaltersgerechten Bleibe. Mit den Stapeln wuchs allerdings auch die Verwirrung. Wo hatten wir jetzt was favorisiert? Das WC auf oder unter Putz? Ach, das war ja bei der Kopfdusche! Das WC war mit Rinless, patentierter Hygienebeschichtung und automatisch geräuschlos, sanft absenkbarem Deckel. Ohne Fernbedienung! Und ohne automatische Spritzdüse für rückstandslose Sauberkeit am Allerwertesten. Soviel war er uns dann doch nicht wert. Als Befürworter fachgerechter Handarbeit war es schließlich nicht nur eine Frage des Budgets, sondern auch eine Frage der Konsequenz.

Nach den unabdingbaren Investitionen wie Waschbecken, Brausen, Hähnen und Brillen, folgte augenblicklich die Suche nach attraktiven Accessoires wie Becher für Zahnbürsten (trotz Ladestation für E-Bürsten), Schalen für in Handarbeit  hergestellte Seifen aus biologisch abbaubaren, nachwachsenden natürlichen Rohstoffen, schattenfreie Beleuchtung zum Schminken, Rollenhalter für hautschmeichelndes Toi-Papier (4-lagig), Handtuchhalter mit Anwärmsensoren und dergl.. Eine zentrale Frage beschäftigt uns noch heute: Wohin legen wir unsere Klamotten, wenn uns keine Badewanne mit nützlichem Badewannenrand mehr hilfreich zur Seite steht? Dafür ist der weiße Hochglanz-Hängeschrank, unabhängig vom Türanschlag, zu verwenden. Nur die Glasböden sollte man herausnehmen, bevor man die 180° Drehung vollzieht.

Es ist ja wohl eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit, dass Optik, Haptik und Anmutung eine einzigartige Harmonie in Form und Farbe ausstrahlen.

Der schöngeistige Teil der Modernisierung endete brachial am Montagmorgen mit dem Anrücken der Abrissbirnen. Ausgestattet mit schwerem Gerät, das zur Einebnung der Dolomiten durchaus prädestiniert wäre. Böse Vorahnungen wurden beim ersten Inkraftsetzen des Boschhammers zur staubigen Realität. Die Erscheinung einer der beiden Abrissbirnen ließ die Vermutung aufblitzen, dass er den Abriss mit seiner eigenen Birne hätte durchführen können. Diese Vermutung erwies sich jedoch alsbald als haltlos. Kopfhörer der höchsten Schallschutz-Kategorie, Atemschutz-Maske a la Super-Gau, Zigaretten mit Fotos von amputierten Beinen auf der Schachtel und eine Kiste Bier aus dem Sonderangebot gehörten neben dem Bosch- und Vorschlagshammer zur Grundausstattung der Rammböcke. Aber, sie verstanden ihr Handwerk! Als sie gegen Mittag aus dem Feinstaub auftauchten, ähnelten sie altägytischen Mumien. Das unaltersgerechte Bad war dem Betonboden gleich gemacht. Das Trümmerfeld glich dem Stadtkern von Hildesheim 1946 aufs Haar. Via handelsüblichen 20 Liter Eimern wurden die pulverisierten Überreste durch unser Wohnzimmer transportiert, und hinterließen eindrucksvolle Spuren der Verwüstung. Selbst kreativste, intensive Vorstellungskraft vermochten es nicht sich auszumalen, dass wir in den Ruinen jemals wieder der Reinigung unseres Körpers werden nachgehen können. Berechtigte Zweifel an dem Sinn der Modernisierung kamen auf.

Mit dem geordneten Rückzug der Abrissbirnen kehrte Ruhe ein, und wir kehrten den Bauschutt aus den hintersten Winkeln unseres gemütlichen Heimes. Dass dies zu einer wahren Sisyphusarbeit ausarten würde, wurde uns in Sekundenschnell bewusst. Sogar der Miele Blizzard CX1 saugte mit 2000 Watt an der Grenze seiner Kapazität. Der Wischmop wurde weder trocken noch kalt, und die Wettervorhersage traf sowohl für das Rheintal als auch unser Wohnzimmer zu: Der Nebel lichtete sich erst gegen spätem Nachmittag. Als gebürtige Optimisten sprachen wir uns gegenseitig Mut zu. Estrich einbringen, Fußboden-Heizung installieren, Wand- und Bodenfliesen verlegen, Wände und Decken verputzen – wo sollte denn da noch Staub herkommen?!

Jetzt warten wir seit zwei Tagen auf die Kolonne der Fliesenleger, die die offenen Krater schließen, und das altersgerechte Bad in einen Zustand versetzen soll, der dem Namen Bad zur Ehre gereicht. Ich werde detailliert berichten.

 

 

Schwarzwald-Duathlon

Dienstag, der 06.September 2016

Vor dem „jungfräulichen, weißen Blatt“ quält sich der Chronist immer wieder mit der gleichen Frage: Wie schaffe ich es den geneigten Leser von der ersten Zeile an in den Bann zu ziehen? Noch weiß er ja nicht welch atemberaubende Story ihn erwartet. Als Chronist ist es keinesfalls unlogisch vorn zu beginnen. In diesem Fall starte ich mit ein paar Vorworten, um spätere fesselnde Schilderungen nicht mit Kleinigkeiten zu unterbrechen.

Da hätten wir zunächst das ewig junge Thema: Navi. Nachdem Falk wegen geographischer Schwächen nach der Nordsee-Tour ausgemustert wurde, trat Garmin seine Dienste an. Bereits bei seinem ersten Einsatz, der Umrundung des Kaiserstuhls, offenbarten sich gravierende Mängel in der Ortskenntnis. Um eine Nähe zum Namen des Chronisten auszuschließen, war die Umtaufe eine logische Konsequenz: Aus Garmin wurde der G-Punkt. Kurz: G. Um das bittere Ende vorweg zu nehmen, G. wird das gleiche Schicksal ereilen wie Falk. Einstweilen möchte ich ihm sogar den G. streichen. Ein Höhepunkt seiner Leistungen war bei bestem Willen nicht zu verzeichnen. Fortan trägt er das Kürzel: VW (Verkehrter Weg). Für eine Manipulation der Abgaswerte konnten wir ihn zwar nicht verantwortlich machen, aber………. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass unser CO2-Ausstoss in zu vernachlässigender Größenordnung zu ignorieren ist.

Eine Umtaufe steht auch dem Kinzigtal-Rad-Wanderweg ins Haus. Aus Kinzigtal wird Kinzig-Berg und Tal, und dem Begriff „Wander“ wird eine besondere Bedeutung zu Teil.

Nun geht es aber los. Gegen 08:30 Uhr trafen wir uns auf dem Bahnhof-Parkplatz in Offenburg. Warum eine Tageskarte ausgerechnet 3,85 € kostet wussten selbst Dauernutzer nicht zu erklären. Die erste Überraschung erwartet uns im Info-Center. Aufgeschreckt aus dem Studium des OT-Börsenteils sprang eine nette Dame auf und eilte zur Infothek. Das Namensschild wies sie als Frau Annette Vogel aus. Sofort schossen mir die ornithologischen Weisheiten durch den Kopf: „Die frühe Vogel fängt den Wurm“. Außerdem wollte ich sie mit einer persönlichen Frage nicht unnötig irritieren, ob sie die Nachtigall oder Lerche sei. Sie erwiderte nichts ahnend mein Lächeln.

Mathematisch korrekt formulierte ich unser Anliegen: 1 mal 2 plus 2. Im Klartext: Eine Fahrkarte für zwei Personen plus zwei Fahrräder nach Freudenstadt. Behänd blätterte Frau Vogel im digitalen Kursbuch, um mir in Windeseile zuzuzwitschern, dass ab 09:00 Uhr Fahrräder kostenfrei wären, und zwei Personen bereits eine Gruppe seien, was bedeutete, dass wir statt je 16,- € lediglich 18,40 € zusammen zu zahlen hätten. Der Zug fuhr um 09:04 Uhr von Gleis 5 ab.

Schorschi erwarb noch eine Wegwerfflasche Asoschorle. Beim Umfüllen achtete er akribisch darauf, dass der richtige Verschluss im Abfall landete. Eine vorausschauende Vorsichtsmaßnahme.

Auf dem Weg zu Gleis 5 wählte Schorschi den Lift. Ich entschied mich für die Zuhilfenahme des Fließbandes seitlich der steilen Treppe. Nachdem ich die Handbremse betätigte war dieser Weg auch von Erfolg gekrönt. Auf dem Bahnsteig tummelten sich schon etliche Reisewillige. Um die Zeit bis zur Abfahrt in Ruhe zu verbringen wählten wir ein Wartehäuschen. Hier saßen wir weitgehend windgeschützt. Der Wind wird seit 1759 in der Einheit „Bofrost“ aufgezeichnet. Bo für Geschwindigkeit Beaufort, Frost nach den Temperaturen. Beides zeigte nach oben. Und wie sich herausstellen sollte, blies der Rückenwind zu Gunsten des Regiozuges. Auf dem Weg zum voraussichtlichen Haltepunkt achteten wir akribisch darauf, die mit nikotingelben dicken Linien gekennzeichnete Raucherzone nicht zu betreten. Im Gegenzug zu den alten Dampfloks hielt sich hier die Rauchentwicklung in überschaubaren Mengen. Erstaunlich, dass sich der Zigarettenqualm nicht an die vorgeschriebenen Grenzen hielt, und munter durch die übrigen Rumsteher wirbelte.

Einen extra Absatz widme ich den Spätgeborenen unter den Wartenden. Sie wischten ohne Ausnahme mehr oder weniger munter über ihre Smartphones, um sich mit den wichtigsten neusten Informationen aus den sozialen Netzwerken vertraut zu machen. Wer wann was gefrühstückt hat. Z.B.: Das Ei gerührt, gespiegelt oder gekocht. Von freilaufenden oder bedauernswerten Hühnern. Mit oder ohne Speck. Von freilaufenden oder unglücklichen Schweinen. Bio oder Regio. Gluten- bzw. laktosefreies Müsli. Linksrum oder rechtsrum gedrehter Joghurt. Ein Proband gestand reumütig, in Ermangelung von Aronal, Elmex zur morgendlichen Oralhygiene verwendet zu haben. Wider jeglicher warnender Hinweise der Verbraucher-Informationen.

Unter Quietschen hielt der Zug Einfahrt auf Gleis 5. Es war kurz vor 09:00 Uhr, und ein hastiger Blick auf die Anzeigetafel verriet uns: Nächster Halt Gengenbach, Haslach, Hausach….. Schnell begeisterte uns der Begriff Triebwagen, und weckte allerlei Phantasien. Der Wagon für die Räder war speziell gekennzeichnet. Der Einstieg verlief ohne nennenswerte Komplikationen. „Warum fährt der Zug bereits um 08:59 Uhr ab?“ fragte ich Schorschi. Für die Bahn ein höchst ungewöhnlicher Umstand. Irritiert schauten wir auf die Laufschrift im Übergang zum radfreien Wagon. Zielort: Konstanz über Villingen-Schwennigen. Kein Wort von Freudenstadt! Gedankenschnell erfassten wir die missliche Lage und beschlossen in Gengenbach auszusteigen und unser Glück mit dem folgenden Triebwagen erneut zu versuchen. Überraschender Weise fuhr dieser nicht nach Konstanz sondern nach Freudenstadt. Anzumerken ist: Erstens wurde Zugversuch Nr.1 von einer anderen Gesellschaft betrieben. Zweitens waren Fahrräder erst ab 09:00 Uhr kostenfrei, nicht ab 08:59 Uhr. Unsere erste Schwarzfahrt blieb unentdeckt. Außer ein paar neugierigen Passagieren, die sich verwundert die Augen rieben, dass wir kaum eingestiegen bereits wieder den Triebwagen verließen. Sei`s drum!

Erleichtert sanken wir in die nächst beste Sitzgruppe – schließlich hatten wir ja ein Gruppen-Ticket rechtens erworben. Die Räder waren ordnungsgemäß verstaut, wir hatten Muse uns ein wenig im Wagon umzuschauen. Schorschi entdeckte das Hinweisschild in unserer Reihe zuerst.

Um nicht schon wieder einen Platzwechsel einzuläuten beschlossen wir, dass Schorschi als schwanger und ich als behindert durchaus berechtigte Chancen gegenüber dem Kontrolleur geltend machen könnten. An der nächsten Station stieg eine junge Mutter ein. Sie hatte ihr Neugeborenes in einer Trage auf dem Rücken verstaut. Ich erfasste die Lage sofort und wies auf das Schild und Schorschi mit den ergänzenden Worten: Zu spät – wir sind auf dem Weg zur Schwangerschafts-Gymnastik nach Alpiersbach. Herzhaftes lachen – und sie verließ den Triebwagen gleich wieder an der nächsten Station. Die Situation war bereingt.

Ach ja, wir hatten entschieden uns bereits in Alpiersbach ins Kinzigtal zu stürzen. Erwartungsvoll enterten wir Bahnsteig 2 in Alpiersbach. Unmittelbar nach dem Verlassen des Bahnsteigs prangte das Hinweisschild „Kinzigtal-Rad-Wanderweg“ inclusive Richtungspfeil. Entschlossen schwangen wir uns auf unsere Räder. Halt! Schorschi musste ja noch seinen G-Punkt (ab jetzt VW) in Stellung bringen. Seine, und die ausgeschilderte Rute stimmten überein.

Der Tag versprach ein herrlicher zu werden. Die Kinzig murmelte friedlich neben dem Radweg, wir waren bester Stimmung. Nach ca. 10 km erreichten wir Schenkenzell. Der Radweg war immer noch hervorragend gekennzeichnet, als VW plötzlich die Route nach rechts vorschlug. Im Vertrauen auf seine geographischen Künste folgten wir widerstandslos. Es tat sich ein wahres Kleinod auf, das Tal schlängelte sich in weiten Serpentinen leicht ansteigend nach oben. Für uns erfahrene Tourer keine Herausforderung! Der separate Radweg war längst zu Ende als VW uns zu einem erneuten Richtungswechsel animierte. Er schien schon auf den ersten flüchtigen Blick keinen glücklichen Verlauf zu nehmen. Nach diversen Überprüfungen folgten wir schließlich dem Rat VWs. Der Weg wurde steiler. Die ersten Schiebe-Sektionen wurden eingelegt. Bei 500 Höhenmetern über n.N., endete der Asphalt. Bei 570 Meter über Meeresspiegel dann auch die letzten Fahrversuche. Die Strecke wurde steiniger und steiler. „Da, hinter der nächsten Kurve, sind wir oben, dann geht’s wieder bergab“. Mit dieser Hoffnung schoben wir weitere unzählige Kurven, bis wir erschöpft auf 850 Meter über Holland angekommen waren. In Ermangelung eines Sauerstoffzeltes führten wir mit den Luftpumpen die ersten Wiederbelebungs-Maßnahmen durch. Keinerlei Anzeichen auf humanes Leben weit und breit. Noch nicht einmal Wanderweg-Hinweise. Es ist müßig zu erwähnen, dass der Akku von VW ankündigte keinen Bock mehr zu haben. Wir waren auf uns allein gestellt und beschlossen für das Biwak zur Nacht eine Wagenburg aus unseren Rädern zu bauen.

Die Pumpen hatten neues Leben in unsere Lungen gepresst, die Zuversicht gewann Oberhand und wir setzten unsere Odyssee fort. Gott sei Dank ging es bergab. Steil, glitschig, selbst Mountainbiker hätten größte Vorsicht walten lassen. Wir nicht minder. Gefühlt war die Strecke zigfach länger als real. Mit Freudentänzen quittierten wir das unerwartete erreichen einer asphaltierten Trasse. Menschenleer natürlich. Aber den ersten Schildern für wagemutige Wanderer. Unter dem Schild „Jakobsweg“ erspähten wir „Schapbach“, das höchstgelegenste Mineral- und Moorbad im Schwarzwald. Vor Jahren hatten ich hier in meiner einzigartigen Karriere Tennis gespielt. Aber wir hatten die Rechnung ohne VW gemacht. Beharrlich wies er in die entgegen gesetzte Richtung. Die Gruppe stand vor einer echten Zerreißprobe. Auf die neuerlichen Anstiege hinweisend ließ sich der Begnadete dann doch überzeugen den geteerten Weg zurück in die Zivilisation zu wählen. Nach rasender Abfahrt erreichten wir Schapbach, Menschen, Radwege und Hinweisschilder. Wir hatten wieder Mut gefasst und auch wieder einen ungetrübten Blick für die Schönheiten der Natur auf dem Weg über Oberwolfach nach Wolfach. Zur Belohnung gab es SchniPoSa und Aso-Schorle. VW würdigten wir keines Blickes. Seine Ausmusterung war beschlossene Sache.

Gestärkt durch allerlei Cerealien und Kohlehydranten setzten wir uns Gengenbach als nächstes Ziel. Hier sollte ein erfrischendes Eis die Schmerzen lindern. Über Hausach, Haslach und Biberach schlugen wir in Gengenbach auf. Einen Querverweis auf Bofrost sei an dieser Stelle angemerkt: Der Rückenwind für den Treibwagen hatte seine Richtung nicht geändert. Aufgefrischt und böig minderte er unser Tempo – brachte allerdings auch ein wenig erfrischende Kühlung an dem sonnigen Herbsttag.

In Windeseile waren die 4 Kugeln Eis, ohne Sahne, verzehrt. Es sei diesem Kälteschock geschuldet, dass der Gekühlte plötzlich den Fahrplan der Deutschen Bundesbahn studierte. In 20 Minuten würde der nächste Regio-Express gen Offenburg rattern. Ungläubiges Staunen meinerseits – allerdings nach den Tortouren durchaus überlegenswert. Eine Entscheidung musste her. Nach der SWOT-Methode wägten wir die Vor- und Nachteile, die Chancen und Risiken ab. Der Bahnhof in Gengenbach spielte ja schon auf der Hinfahrt eine richtungsweisende Rolle. In meiner Phantasie sah ich auf meiner Stirn, für jeden sichtbar: „Der Schwächling bricht die Tour kurz vor dem Ziel ab“. Womöglich kennt mich sogar jemand im Zug. Wie peinlich! Diese Vision ließ uns dann doch unter Aufbietung der letzten Kräfte die verbleibenden 10 Km radeln. Selbst die Fahrradkette ging auf dem Zahnfleisch. Wir, die Helden des Kinzig-Berg und Tal-Radwanderweges ziehen die Sache durch. Der Sportsgeist besiegt alle körperlichen und geistigen Wehwehchen. Wir schaffen das!

Übrigens: Wir haben an der erwähnten Schwangerschafts-Gymnastik in Alpiersbach stillschweigend nicht teilgenommen!

Nach 5 ¾ Std. reiner Fahrzeit legten wir eine Strecke von 83,5 Km zurück (lt. VW) mit einem Schnitt von 14,7 Km/Std. bei gerade einmal 1 ½ Std. Pause

Kaiserstuhl-Tour

Kaiser – Kronen, Kaiser – Stuhl und Kaiser – Wetter!

Das Leben ist voller Überraschungen. Nachdem im Spätherbst 2015 die eher zufälligen Grabungen unter der Abdeckung im Kofferraum zum Fund eines historischen Artefaktes führten, traf die nächste Überraschung am 11. August 2016 gegen 09:30 Uhr in Nonnenweier ein. Ohne große Widrigkeiten gelang es dem Bekronten sowohl Anhängerkupplung als auch Fahrradständer nebst Velo fachgerecht und verkehrssicher zu montieren. Diesem Umstand war es auch zu verdanken, dass ER, ewig vor der vereinbarten Zeit, rückwärts in die Hofeinfahrt des Elsnerschen Anwesens rangierte.

An dieser Stelle sein vermerkt, dass wir mit einer Gedenkminute unseres treuen Partners Flak gedachten, der uns im Großen und Ganzen sicher begleitete. Auch wenn seine Vorhersagen nicht gänzlich dem Ideal entsprachen, so war er doch einer von uns! Wahre Freundschaften verzeihen auch Fehler!

Wie sich im Verlaufe der Umzingelung der Sitzgelegenheit des Kaisers noch manifestieren sollte, wich die Vorfreude über den neuen Kollegen GARMIN bereits bei der ersten Bewährungsprobe. Er war eben nicht Falk! Soviel muss an dieser Stelle gesagt werden – ohne hier bereits näher auf die Details einzugehen. Auch möchte ich für den Verlauf weiterer Dokumentationen mögliche Irritationen mit meinem Namen von vorne herein ausschließen. Naheliegend ist die konsequente Abkürzung. Ich werde ihn ab sofort ausschließlich als „G-Punkt“ (weiter reduziert „G.“) benennen. Sollte er sich zukünftig als zuverlässiger Radgeber erweisen, und zur Befriedigung der Begnadeten beitragen, so konnte diese Nomenklatur nicht treffender gewählt werden.

Hinzugesellt hatte sich ebenfalls ein bisher namenloser Kollege, der uns mit allerlei Informationen im Nachhinein versorgte, während bei G. sich die Anforderungen eher nach vorne orientierten. Da er u.a. über den Verbrauch von Kalorien Buch führt, möchte ich ihn spontan „Kalli“ taufen. Das Einverständnis des Gekrönten voraus gesetzt.

Wie bei einer Rundfahrt üblich, befinden sich Start und Ziel in unmittelbarer Nähe. Lediglich die Entscheidung „Wo starten wir?“ galt es zu treffen. Mit dem Wissen, dass sich die Eismanufaktur in Königschaffhausen einen überaus positiven Namen erkühlt hatte, gab es keinerlei Diskussionen über den Beginn der Tour. Lockten doch bereits vor den ersten ernsthaften Tritten in die Pedalen wahrlich ausgezeichnete Köstlichkeiten.

 

Hätte, Wenn und Aber: Dass unerwartet frühe Aufkreuzen des Gekörnten, die Folge glücklicher Umstände, zogen leider eine Verkettung weiterer denkwürdiger Umstände nach sich. So z.B. das Erreichen der Eismanufaktur vor der offiziellen Öffnungszeit um 11:00Uhr! Enttäuschung macht sich breit. Da es bis Breisach allerdings nur ganze 15Km waren, lag die nächste Labung in nicht allzu weiter Ferne. Auch ohne diverse Kugeln Eis entpuppte sich der Fahrtwind als sehr erfrischend. So erfrischend, dass uns die vorsorglich mitgeführten Jäckchen kuscheliges Wohlfühlen angedeihen ließen.

In flotter Fahrt ging es Breisach entgegen, wo uns unmittelbar an der Stadtgrenze die ersten Fangruppen frenetisch empfingen. Anders als erwartet lag der Altersdurchschnitt signifikant über unseren Jahrgängen. Offensichtlich hatten sie werden Lust noch ein gesteigertes Interesse die olympischen Spiele im TV zu verfolgen. Live ist eben life, und nirgends sonst kann die reale Geschwindigkeit so hautnah empfunden werden, wie auf Armlänge an der Strecke selbst. Im Stadtkern, wo wir die Aufnahme von Cerealien geplant hatten, standen wir einer schier undurchdringlichen Mauer von Rentnern gegenüber. Wir bahnten uns eine Schneise zum Café, das mit einem fruchtigen Buffet auf uns lauerte. Wie sollten wir Kalli davon überzeugen, dass seine bisher gespeicherten Daten mit Nichten denen der Angaben der emsigen Bäckereifachverkäuferin entsprachen. Wir entschuldigten es mit den noch vor uns liegenden fünfzig Kilometern und der Aufstockung auf Kallis Speicherkarte. Die ebenfalls emsigen Bedienungen, deren Wiegen nicht in Breisach schaukelten, sondern in südöstlichen Gefilden, versuchten nicht vergebens uns mit freundlich rollendem R zu einem üppigen Trinkgeld zu animieren. Wir erlagen den Verführungskünsten und stellten ihnen sowohl Kalli, als auch den G. vor. Nach kurzer Überlegung beschlossen wir unsere Notdurft während der Fahrt fachgerecht zu verrichten – immer konsequent in Fahrtrichtung.

Entlang von lustig murmelnden Bächen, wogenden Kornfeldern und be-E-biketen Angebern ließen wir Breisach schnell hinter uns. Erste Unstimmigkeit mit G. und der offiziell perfekt ausgeschilderten Route des kaiserlichen Tourismusverbandes führten überraschend doch auf den gewünschten Weg. Jedenfalls solange die Strecke durch Wasserläufe, Straßen und Häuser automatisch begrenzt waren. Gegen besseres Wissen, also meines, steuerte G. den Weinbergen entgegen. Erste Steilhänge wurden noch mit Bravur erklommen. Nun säumten Reben unseren Weg. Trotz all meiner korrekten Räte, wie es erfahrene Westmänner nun mal beherrschen, bestand der Verfahrensmann auf unkritisches Folgen des G..

Es ist müßig zu erwähnen, dass Schorschi jede Gelegenheit nutzte seine Fingerfertigkeit am G. zu trainieren. Auch Kalli sollte nicht hinten anstehen, und ER überprüfte regelmäßig Kontostand der Kalorien, der zurückgelegten Wegstrecke und des Durchschnittstempos. Dieses sank mit jedem Meter, den wir den Vorschlägen des Laienhaften folgten. Inzwischen fehlten sogar ausreichend kleine Gänge, um den Steigungen Herr zu werden. Was bei den Ritzeln mangelte, war an Kg zu viel. Diese Hangabtriebskraft allerdings erwies sich in den Bergab-Passagen als förderlich, um Geschwindigkeit ohne körperliche Anstrengung aufzunehmen.

Kalli summierte neben Höhenmetern auch Kalorien, was Schorschi umgehend in die beliebte Währung von Eisbollen brillant und fehlerfrei umrechnete. Die Piste wechselte von Asphalt auf Schotter, die Steigung tendierte gen Senkrecht, beherztes Einschreiten meinerseits war die einzige Möglichkeit ein drohendes Debakel abzuwenden. G. hatte die Übersicht nun völlig verloren. Und Kalli war mit anderen Aufgaben rund um die Uhr ausgelastet. Schorschi schaute hilfesuchend zu mir. Geistesgegenwärtig gelang es mir einen betreckerten Kaiserstühler Jungwinzer zu stoppen, um seinen ortskundigen Rat einzuholen. Wie vermutet, das Ziel befand sich in 180 Grad Richtung. Schotterpiste hangabwärts zurück, den G. keines Blickes würdigend erreichten wir nach gerade einmal zwei Kilometern Endingen. Jetzt trennte uns die Winzigkeit von zweitausend lächerlichen Metern von der ausgelobten Eismanufaktur.

In Windeseile waren unsere Stahlrösser geparkt, und Schorschi stürmte auf die Eisauslagen zu. Ich hätte mir diese seine Dynamik in den Bergetappen gewünscht. Ohne auch nur einen müden Blick auf Kalli zu verschwenden, wanderte die Bestellung über den Tresen. Schokolade, Walnuss und Joghurt-Kirsch. Noch bevor ich die zweite Kugel anlöffeln konnte, eilte der Unterkühlte schon wieder Richtung Tresen, um mit weiteren Kugeln Mango, Erdbeer und Weissnichtmehr sein Kompotpurri zu vervollständigen. Sahne wurde mit einer fahrigen Handbewegung abgelehnt. Kalli schlug sinnbildlich die Datenspeicher über dem Display zusammen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, die letzten Reste Erdbeereis vom Löffel saugend, konnte er Kalli nicht länger ignorieren. Seine klammen Finger huschten zusehends langsamer über Tastatur. Doch die Daten ließen das Grinsen noch breiter werden! 6.430 Kalorien – da konnten selbst die 6 Kugeln feinstes Eis kein Wässerchen trüben.

Unaufgeregt entlockte der Herrscher über Nullen und Einser an seinem Handgelenk weitere bemerkenswerte Tatsachen aus Kallis digitalem Datenspeicher: Sechzig Kilometer in viereinhalb Stunden – abzüglich dreißig Minuten Pause entspricht einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 16,3 Km/h. Immerhin, bei der Steilheit der Rebetappen…! Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Hangabtriebskraft uns zu einer Höchstgeschwindigkeit von 48,6 Km/h katapultierte. Was will man mehr?

Nordsee Radtour Teil 2

Volle – Fahrt

Mittwoch 15. Juli 2015

Bei schönem Wetter kann jeder fahren. Auch die Vergötterten. Um 09:00 Uhr rasseln die Ketten vor Ungeduld. Kleine chirurgische Eingriffe an der Satteltasche des Begnadeten verzögern den Start nur um Nuancen.

Falk hatte einen unglücklichen Start. Nach einer Dreiviertelstunde passierten wir freudestrahlend erneut unser Hotel. Und die Falkschen Irritationen sollten sich noch über den ganzen Tag hinziehen. Soviel der Geehrte Falk auch drangsalierte, er weigerte sich standhaft die Route nach Jever preiszugeben. Ein besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle dem Schreiberling aussprechen, der angesichts der verfahrenen Situation die Ruhe bewahrte, und dem Peloton den richtigen Weg wies. Ohne der Fähigkeit nach Sonnenstand, Sternenbild und Wegweisern zu navigieren, wäre Jever in weite Ferne gerückt. Never Jever.

Um die zerrütteten Nerven wieder in Einklang mit Natur, Raum und Zeit zu bekommen, steuerten wir das Café an, in dem Frau Bruns das Zepter schwang. Eine Käffchen und je ein Viertel des großzügig ausgelegten Mohnkuchens brachte die Konzentration auf das Wesentliche zurück. Frau Bruns überzeugte durch Freundlichkeit und jugendlich knuspriger Anmut. Ungeachtet dessen zog uns der Ruf des Nordens schließlich weiter hinaus in die Wildnis.

Heute sollten sich noch drei Begegnungen der niederschreibenswerten Art ergeben. Gegen Mittag erreichten wir Friedeburg, was seinem Namen alle Ehre machte. Ein ausgeschilderter Imbiss offerierte die schmackhaftesten Köstlichkeiten. Links gab es Frikadellen mit und aus Brötchen, rechts bot man Brötchen mit Frikadellen an. Innen waren beide Läden eins. Wir bestellten Käsebrötchen.

Gerade hatten wir uns die Majonäse aus dem Bart geputzt, als ein reiferes Ehepaar uns auf ihre neuen Zähne aufmerksam machte, die sie just eben beim Experten hatte einzementieren lassen. Noch trunken von der Betäubung, gierte sie nach einem herzhaften Biss in die eben erworbene Bulette. Die dazu dringend notwendige Atempause nutze ihr Mann gewieft aus, um auf seine Zähne hinzuweisen, die er jedoch schon im vergangenen Jahr hatte implantieren lassen. Der Fahrtwind verschlang die Ausführungen der Drittzähnler zu den durchgemachten entbehrungsreichen Nachkriegszeiten.

Wie schnell sich unter Gleichgesinnten Freundschaften schließen lassen, dafür geben Ria 60 und Johann 63 ein beispielhaftes Zeugnis. Radler sind sich näher, als man glaubt! Nach inniger Verbrüderung chauffierten wir ohne die beiden Geburtstagskinder weiter durch die Ammerländer Puppenstuben und überraschten Amerika und Russland mit einer spontanen Stippvisite. Leider weilten die Herren Obama und Putin nicht in ihren Residenzen, so dass wir lediglich unsere besten Wünsche ausrichten ließen. Und man solle nicht alles zu schwarz – weiß sehen. Ein kleiner Beitrag zu einer entspannteren Ost- Westbeziehung.

Zirka 7,6 km hinter Russland und 6,5 km hinter Amerika durften wir den Herrn über vier Schleusen bei seinen Dreharbeiten bewundern. Es lag allein in seiner Macht zwischen Deichen herumschippernde Bötchen durch seine Schleusen hindurch zu lassen. Oder eben nicht. Das in diesem Idyll dabei der gesamte Radverkehr zum Erliegen kam, war uns einerlei. Wir versüßten diese Zwangspause mit einem „k“alten Klassiker: dem dreifarbigen Fürst Pückler Eis von Langnese. Schokolade, Vanille und Erdbeer, zusammengehalten von einer geschmacksneutralen Waffel. Wer soll da nicht schwach werden? Aus dem Schatten des Bootshauses „Paddeln für Ammerland“ konnten wir jeden Arbeitsschritt des emsigen Deich- und Schleusenwärters studieren und ihm nach getaner Arbeit zu seinem Job aus tiefster Überzeugung gratulieren. Seinen Erzählungen folgend, gab es in den Wintermonaten weder Fürst-Pückler-Eis, noch Bötchen. In dieser tourilosen Zeit hatte er die Schleusen zu ölen, und die Deiche auf Dichtigkeit zu prüfen. Der Radverkehr kommt bei diesen Wartungsarbeiten nicht zum Erliegen. Die Bötchen scheuen das Packeis, und Fürst Pückler hatte die Produktion der dreifarbigen Köstlichkeit auf Eis gelegt.

In Jever empfingen uns die ersten Tropfen. Sie waren bedauerlicherweise nicht aus Pilsener, sonder aus purem Wasser. Eine herbe Enttäuschung, und so bleibt es weiterhin dem Herrgott vergönnt, Wasser in Alkoholika zu verwandeln. Obwohl – manche zweifeln dieses Wunder nachvollziehbar an, denn die Messweine sind bis heute eher irdischer Natur.

Das per Internet gebuchte Hotel bot uns und unseren Stahlrössern Schutz vor dem nahenden Wolkenbruch. Hunderte, wenn nicht Tausende von erschöpften Schutzsuchenden hatten in den unzähligen Jahrzehnten dieser Herberge zu ihrem maroden Charme verholfen. Highlight war ohne Zweifel die Garage für die stählernen Kameraden. Gemeinsam mit leeren Marmeladegläsern, die ursprünglich für die Aufbewahrung von Gurken und Perlzwiebeln gefertigt wurden, sowie allerlei undefinierbare Haus-, Garten- und andere nutzlose Utensilien mit fortgeschrittener Patina, umrandet mit einer ordentlichen Portion Unrat. Sie hatten wahrlich Besseres verdient.

Dagegen war die Wahl des Restaurants wie ein Sechser im Lotto. Fangfrischer Fisch, ein ordentlich gezapftes Jever, ein Weisswein und ein Schnäpschen ließen uns die Herberge ein klein wenig erträglicher erscheinen. Aber nur ein ganz klein wenig! Jugenderinnerungen zufolge kennt man das Phänomen, wie auf Dorffesten der zunehmende Alkoholgenuss die Landschönheiten zusehends erblühen ließ.

Ein Kommentar zu Jever sei erlaubt. Im Gegensatz zu Flensburg kann man in diesem Ort zwar Punkte erhalten, aber in Flensburg werden sie notiert und gesammelt. Das Herbe des Nordens jedoch findet sich in den Spezialitäten beider Städte wieder. Im krassen Gegensatz zum Hamburger, oder Wienerle, oder Frankfurter, oder Berliner, oder Pariser, oder so, reflektieren die Biere ausschließlich den Namen ihrer Städte. Bestelllt man aber z.B. in Jever ein Flensburger, erntet man irritierte Blicke, wie ein spontaner, unvorbereiteter Versuch ergab. Die Pendant-Frage konnte allerdings bisher noch nicht gestellt werden, sodass eine faire Beurteilung schier unmöglich ist. Bestellt man hingegen in Berlin einen Hamburger, so stört das keinen Menschen. Gleiches gilt für Wiener, Frankfurter. Oder umgekehrt. Nur Bestellungen von Parisern kann zu spontanen Errötungen führen, gelegentlich zu verachtendem Bedauern. Eine diesbezügliche vertiefende Nachfrage bei Alice Schwatzer habe ich mir für die kommenden tristen Winterwochen aufgehoben. In der Hoffnung, dass sie bis dahin alle Irritationen mit der Steuerhinterziehung und den Finanzämtern abgeschlossen hat. Emanzen sind doch nicht so arm dran, wie wir ursprünglich vermutet haben. Das Jever, der Weisswein, das Schnäpschen und die Resettaste halfen auch das böse Kopfkino o.g. Person nachhaltig, ohne psychische Folgeschäden zu löschen.

Als bekennender Fan des Flensburger Gebräus fehlt mir beim Jever der Blupp. Das Zischen beim Öffnen des Jever- Pilseners entschädigt einfach nicht für den Flensburger-Blubb! Hingegen kann ich auf den Blubb z.B. beim Spinat jederzeit verzichten. Beim Bier aber auf gar keinen Fall. Wobei es beim Punktesammeln einerlei ist, ob man zuviel Pilsener mit Blubb oder Zisch konsumiert hat. Hier ist nun wieder der Spinat eindeutig im Vorteil. Ob mit oder ohne Blubb, er darf nach Belieben verzehrt werden, ohne Gefahr zu laufen, auch nur einen einzigen Punkt dafür zu riskieren. Gönnt man sich zum Spinat ein Bierchen, ist es unmaßgeblich, ob mit Blubb oder Zisch. Die Blubbs des Bieres addieren sich keinesfalls mit dem Blubb des Spinats. Beim Zisch besteht ohnehin keine Gefahr der Doppelung. Warum sich allerdings die Blubbs und Zischs addieren ist wissenschaftlich bis heute nicht hinreichend erforscht. Auf jeden Fall stehe ich als Probant nicht zur Verfügung. Ich kann mich ja nicht um Alles kümmern!

Gesamttageslage:

Bis 25*C / strahlend blauer Himmel (bis abends) / geschorene Schäfchenwolken / windlos

Tagespensum: 66,4 km / aktive Fahrzeit 3 Std. 51 Min.

Durchschnittsgeschwindigkeit 17,17 km/Std.

 

See-Fahrt

Donnerstag 16. Juli 2015

Das Frühstück wurde zügig beendet, um unsere treuen Gefährten umgehend aus ihrer Traumvilla zu befreien. Trotz leichtem Regen, Polarwind und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt wollten wir diese Bleibe so rasch wie möglich hinter uns lassen. Falk schien noch etwas schläfrig. Nach einer Ehrenrunde ums Hotel gings schliesslich mit Hussa und Verve der Nordseeküste entgegen. So eintönig wie das Wetter gestaltete sich auch die Landschaft. Monokulturen mit Mais und Gerste wechselten sich mit großzügigen Wiesen ab, auf denen schwarz- und braungefleckte, wiederkäuende Rindviecher die dämlich dreinschauten.

Der Wind hatte sich offensichtlich auf uns versteift. Denn außer uns hatten nachweisbar alle anderen Radler entweder Rückenwind oder E-Bikes. Oder beides.

Pünktlich um 12:30 Uhr verschwanden die Wolken – nicht der Wind. Die Sonne ging auf, die langen Hose runter. Wir erreichten das Meer. Tausende standen an den Deichen und Küsten. Wir wären niemals auf die verwegene Idee gekommen, dass der dämliche Gesichtsausdruck der Rindviecher noch zu Töpfen wäre. Bis uns die Schafe eines Besseren belehrten.

Bis heute rätseln wir, ob Ebbe oder Flut unser Begleiter entlang von Wattenmeer, Deichen und Schafsköppen war. Sollte jemand den Namen Horumersiel auf einem Ortsschild lesen, empfehlen wir das Gaspedal kräftig zu betätigen. Falk weigerte sich standhaft die Eingabe zu akzeptieren. Scharen von Campern, die sich einen Wettstreit mit den Schafen lieferten, wer nun das trostloseste Mienenspiel sein Eigen nennen darf, und Scharen von Menschen, deren idealer Bodymassindex entweder am Umfang oder an der Größe scheiterte. Meist an beidem.

Immerhin, der Käsekuchen war köstlich.

Schorschi sah sich nach einem weißen T-Shirt um. Verunsichert irrte er durch die Kleiderständerreihen einer Damenoberbekleidungsboutique. Ich bugsierte in kurzerhand eine Tür weiter, wo er sofort fündig wurde.

Erleichtert nahmen wir wieder Fahrt auf und bereits ein paar Orte weiter trafen wir in Hooksiel die Atmosphäre an, die man von Postkarten und Prospekten kennen gelernt hat. Schorschi zog es wie von Geisterhand auf eine Holzbank unmittelbar am Hafen, um ein Nickerchen zu halten. Er würdigte die Schiffe an der Mole keines Blickes. Der Kopf ruhte auf seiner Packtasche, die Beine übereinander geschlagen. Zum Entsetzen meines Kulturverständnisses erblickte ich, dass seine blässlichen Beine in ein Paar weißer Socken übergingen. Schlimmer noch, die Socken waren gekennzeichnet mit „L“ und „R“, damit der richtige Socken auch den passenden Fuß erwischte. Vorausgesetzt, die Interpretation ist gelungen. Die weißen, gekennzeichneten Socken wiederum steckten in grauen Plastiksandalen. Ich verwende bewusst den Begriff „grau“. Nicht „gräulich“! Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Außerdem lehne ich jede Verantwortung strikt ab.

Ungeachtet dieses modischen Fauxpas gelangten wir zu unserem Tagesziel Wilhelmshaven. Eine Stadt, die wohl vor den Attacken der alliierten Streitkräften keine Gnade fand – aber ohne jedes Gespür für architektonische Gestaltung in Windeseile wieder erbaut wurde. Eine misslungene Mixtur aus Gelsenkirchener Barock und ostdeutscher Platte. Auf der Suche nach dem Hafen und der Anlegestelle der Fähre hätten wir Falks Hilfe dringend nötig gehabt. So landeten wir unversehens am Schlagbaum der Hochsicherheitszone des Marinehafens. Die geographischen Kenntnisse des Wachhabenden mögen wohl auf See beeindruckend sein, an Land lies er jede Teilnahme am Unterrichtsfach „Heimatkunde“ vermissen. Wir waren auf uns alleine gestellt. In den Tiefen der Häuserschluchten konnten wir uns nur an dem Gezeter der Lachmöwen orientieren und kurvten schließlich über die Kaiser Wilhelm Brücke dem ersehnten Ziel entgegen.

Es ist Schorschis Spontaneität zu verdanken, dass wir, unmittelbar an der Promenade, im Strandhotel „Delfin“ zwei Zimmer zur Seeseite bekamen. Man beachte: mit Fernglas, um bei Ebbe dem Meer in die Weiten des Ozeans zu folgen. Optisch wohlgemerkt. Die hereinbrechende Nacht machte uns jedoch einen Strich durch dieses Naturschauspiel.

Das Jever hatten wir uns jetzt radlich verdient.

Was auf der Promenade flanierte entsprach allerdings weniger unseren Vorstellungen. Eher schien es, dass die Gäste aus Horumersiel uns zu Leid ihren Aufenthaltsort gewechselt hätten. Unbeeindruckt ihrer Körperfülle verschlangen sie auch hier die größten Portionen Eis und Kuchen und die fettigsten Mahle, die sich auf den Speisekarten identifizieren ließen. Apropos Eis. Hier endete jede Freundschaft. Schorschi ging erstmals eigene Wege. Zur nächsten Eisbude. Es war ihm gegönnt.

Die Streifen, die der Fährkartenverkäufer auf seiner Uniform trug, wiesen ihn nicht als Brigadegeneral aus. Operettenliebhaber und Interessierte fremder, ferner Länder, vorzugsweise Drittländer auf schwarzen Kontinenten, sind derartige Uniformen sicher geläufig. Seine norddeutsche unterkühlte Art wies ihn eindeutig als frustrierten Fährkartenverkäufer aus, der tagein, tagaus Touristen die selben Fragen zu beantworten hatte: Wann geht die einzige Fähre nach Eckwarderhörne? Und von wo? Es kam nie eine Gegenfrage über seine Lippen. Etwa wie viele Karten man bräuchte, bzw. ob mit oder ohne Fahrrad? Oder gar woher, wohin? Er betrachtete dies konsequent als Bringschuld. Wir ließen ihn einsam in seinem Fährkartenverkäuferhäuschen mit freundlichen Grüßen zurück.

Tageszusammenfassung:

Morgens schattig, mittags sonnig und warm, abends lau.

Fahrstrecke 71,5 km / effektive Fahrzeit 4 Std. 32 Min.

Durchschnittsgeschwindigkeit immerhin 14,7 km/Std.

 

Rück-Fahrt

Freitag, 17. Juli 2015

Eine kühle Meeresbriese und die heranschwappende Flut empfing uns zum Frühstücksbüffet. Schorschi orakelte schon wieder bei den Wetterdiensten umeinander. Heute ging es zurück zu unseren bildungsneutralen Hotel- und Koiteichbesitzern nach Westerstede. Welch Defile erwartete uns? Zunächst hatten wir allerdings noch ein Rendezvous mit unserem Fährkartenverkäufer-Brigadegeneral in Operettenuniform. Die einzige Fähre des Tages lief pünktlich um 09:00 Uhr aus, und wir wussten nicht, welch bürokratische Aufgaben uns zum Erwerb der Tickets zwangen. Also waren wir bei Zeiten am Ablegesteg. Die Tickets erhielten wir zügiger als befürchtet. Der Brigadegeneral riss sie von einer großen Rolle, wie früher die Biergutscheine beim alljährlichen Betriebsfest. Vergebens warteten wir auf eine Frage nach dem woher, wohin geschweige denn auf ein paar aufmunternde Worte. Sicher wusste der Litzenträger was auf uns in den nächsten Stunden, im wahrsten Sinne des Wortes, zukommen würde. Für ihn sprach, dass er wirklich alle Fährschiffgäste konsequent gleich behandelte.

Die Fregatte lag bereits vor Anker. Es sollten noch andere fleischgewordene Fregatten auftauchen, die sich ebenfalls mit nach Eckenwarderhörne einschiffen wollten. Der Fährkartenverkäufer wusste nicht wo ihm der Kopf steht und war am Ende seiner Kräfte, als die Fregatte mit den Fregatten und Fregattinnen in See stach. Die Wellen schlugen an die Bordwand, die Gischt benetzte die Gesichter mit salziger Feuchte, der Wind frischte auf und veranlasste die Wolken ihre nasse Fracht über uns zu ergießen. Gischt und Regen summierten sich zu einem Feuchtigkeitsgehalt, der uns in den Rumpf der Fregatte trieb. Doch kaum waren die Anker gelichtet, erspähten wir auch schon wieder Land. Das also war Eckenwarderhörne? Man hätte es leicht übersehen können, wenn es nicht ausdrücklich auf unseren Passagen dokumentiert gewesen wäre.

Der Anlegesteg präsentierte sich in einem erbärmlichen Zustand. Bootsjunge und Maat wiesen uns nachdrücklich auf die latente Rutschgefahr hin. Die altersschwache Betonrampe war durch die Tieden mit Schlick und Algen übersät und wir wären beim Erklimmen für die Bruchteile von Minuten dankbar um eine ordentliche Winterbereifung gewesen.

So, wie der Regen uns überrascht hatte, so überraschend zog er sich wieder zurück aufs Meer. Er wollte uns wohl mit einem flüchtigen Auftritt der möglichen Urgewalten der Natur beeindrucken. In dem Maße wie sich der Regen zurückzog, böte der Wind auf. An 364 Tagen blies er aus nördlicher oder westlicher oder nord-westlicher Richtung. Am 17. Juli 2015 machte er seine legendäre Ausnahme und jagte mit überhöhter Geschwindigkeit exakt gegen unsere Fahrtrichtung. Der Blanke Hans konnte nicht unerbittlicher sein.

Schorschi leidet seit Jahren unter einer latenten Gegenwind-Intoleranz, und hieß mich in vorderster Front dem Sturm die Stirn zu bieten, um ihn im kräftesparenden Windschatten mitzuziehen. Letzte Reserven wurden mobilisiert. 65 km lagen vor uns, die Meute, die uns applaudierend erwartete, durfte nicht enttäuscht werden. Und so traten wir beherzt in die Pedale, die unter der Last der schweren Tritte ächzten.

Mit Falk war es so lala, er konnte uns keine großen Fallen stellen. Rechts das Meer, links der Deich, von vorne der unbändige Sturm, in weiter Ferne der schützende Hort. Ach ja, der Tacho war, wie bereits auf irgendeiner Seite prophezeit, ein Totalausfall. Er litt unter akutem Energiemangel. Was uns jedoch keineswegs daran hinderte einen zusätzlichen Umweg von ca. acht lächerlichen Kilometern in Kauf zu nehmen. Wer oder was war schuld? Eigentlich der erfahrene Front- und Fahrensmann. Aber, der Windschattenspendende fuhr, den Kopf KW-Wert günstigst gesenkt, achtlos am eigens aufgestellten Hinweisschild vorbei, bis der Tross in einer unbefahrbaren Baustelle jäh zum Halt und zur Umkehr gezwungen wurde.

Lebhaft in Erinnerung kam uns die nette, junge Damenriege in den Sinn, nach deren Begleitung mit Rad und Tat wir jeden Tag Ausschau hielten. Wie gesagt es kam anders. Ganz anders!

Beim korrekten Überholen eines langsameren Radrennfahrers, der nicht nur mit seinem Rad gegen den Sturm ankämpfte, sondern auch mit seiner Stimme, bat er uns sehnlichst ihm ebenfalls die Fahrt in unserem Windschatten zu gestatten. Männer von Welt, wie wir, erfüllten ihm großzügig, ohne eine Geste der Arroganz, die Bitte. Wir hatten uns allerdings keine jungen, windschattensuchenden Damenradlerinnen eingefangen, sondern ein ganz seltenes Exemplar. Quasi das krasse Gegenteil unserer Idealvorstellung. Stolze 84 Jahre, aus Kassel, am Vortage 175 Km aus Hamburg angereist, vor dem Zusammenschluss mit uns Umjubelten schon über 40 Km hinter sich, vor sich das Treffen mit seiner Freundin (Alter unbekannt). Mit ihr und ihrem E-Bike wollte er zu einer gemeinsamen Radtour aufbrechen. Auch er kannte das glorreiche Gefühl umjubelt zu sein. Als mehrfacher deutscher Meister im Radrennen in verschiedenen Altersklassen, und als Sieger des Rennsteig-Ultramarathons mit 78 Km, hatte er uns ohne Zweifel ein paar Jahre voraus.

Am schwimmenden Moor trennten sich unsere Wege. Trotz üppigem Windschatten stand eine Pause zum Kraftschöpfen an, die wir nicht mit ihm teilen wollten. Schorschi zog nicht nur der Windschatten sondern eher die Eisbude in Varel unwiderstehlich an. Diese, man mag sich erinnern, gleich am ersten Tag vor seinen Augen schloss, ohne von ihm heimgesucht worden zu sein. Je näher wir diesem Zwischenziel kamen, ignorierte Schorschi seine Gegenwind-Intoleranz, schoss an mir vorbei und übernahm die Führung des Pelotons. Letzte Kräfte wurden mobilisiert.

Zusätzlich zum Sturm gesellten sich auch noch Hitze und Schwüle. Nach Erreichen der Oase, wurde das Eis sowohl im Wind-, als auch im Sonnenschatten eingenommen. Der anerkannte Spezialist in allen Milchspeise- und Fruchteisfragen verzehrte mit gewohnter, beneidenswerter Zungentechnik den größtmöglichen aller Eisbecher in rekordverdächtiger Zeit. Noch ehe der Chronist seine bescheidenere Portion auch nur ansatzweise genossen hatte, gab sich der Begnadete noch ein paar alternativen Sorten hin. Sein Urteil fiel, bei der ganzen Bandbreite der Testreihe, bescheiden aus. Die Empfehlung für qualitativere Basiszutaten verfehlte wohl ihre ernstgemeinte Wirkung. Oder ging im Getöse des Sturms ungeachtet unter. Wie dem auch sei.

Bis auf wenige Grade über Null heruntergekühlt, bestiegen wir letztmalig unsere Velos. Noch lagen über 30 Km vor uns. Wind, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wollten nicht nachlassen ihre erbärmlichen Klauen nach uns zu strecken. Erfreulich, dass Falk wieder mit von der Partie zu sein schien. Ein Trugschluss, wie sich alsbald herausstellen sollte.

Die Reise führte uns durch eine Gegend, in der höchstwahrscheinlich eine Atombombe explodiert war, so menschenleer waren Felder, Wälder und Orte. Orte? Noch nicht einmal ein stilles Örtchen im Umkreis von 30 Km. Geschweige denn Cafés, Frau Bruns, Rentner mit E-Bikes oder neuen Zähnen, oder gar Eisbuden!

Allgegenwärtige Richtungsschilder wiesen unmissverständlich in die entgegengesetzte Richtung, in die uns Falk zu schicken versuchte. Gegen besseres Wissen und dem Gebot des überlieferten Sprichworts „der Klügere gibt nach“, folgten wir Falks Rat. Ein folgenschwerer Irrtum. Über mit Klinkersteinen gepflasterte Straßen, die die Ureinwohner regelmäßig und regelgerecht zum Bosseln einluden, ging es schnurstracks in einen Feldweg, der von Schotter in Treibsand überging, über ungespurte Grasflächen schließlich in einem Waldstück mündete. Alle noch so quälenden Strapazen sollten sich alsbald als lächerlich erweisen, als wir der Schlammmassen ansichtig wurden. Nur 300 Meter frohlockte Schorschi, der kaum noch Falk im Auge behalten konnte. Es ging an die Grenzen unserer Fahrkünste, Kräfte und Nerven, die Boliden geschickt durch Dick und eher Dünn zu manövrieren. Aus 300 Metern wurden gefühlte drei km, bis wir ausgelaugt eine Kopfsteinpflasterpiste erreichten. Die Schlammschlacht war gewonnen, der Krieg noch nicht. Gott sei es getrommelt und gepfiffen, Westerstede war nur noch wenige Kilometer entfernt. Wir konnten uns mental auf den rauschenden Empfang vorbereiten und auf ein kühles Blondes.

Die Vorbereitungen hatten sich gelohnt. Wir waren überwältigt von den Aufbauten des städtischen Bauhofes. Im Ortszentrum, auf dem Marktplatz, standen Tribünen, um den euphorisierten Damenmassen Herr zu werden. Das gemischte Hauptschülerorchester eröffnete die Huldigungszeremonien. Die Trommlergruppe der Realschule (männliche Jugend) riss alle Anwesenden zum stakkatoartig Mitklatschen hin. Der Chor der Freiwilligen Feuerwehr sang „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ und die ersten Sensibelchen wischten sich verschämt eine Träne aus den Augen. Wer mag es ihnen verdenken? Zum krönenden Abschluss schmetterte der Kirchenchor ein „Halleluja“ und „Großer Gott wir loben dich“. Bewegende Szenen spielten sich auf und hinter der Tribüne ab, als wir zu den Klängen von Emerson, Lake und Palmer „Fanfare for the common man“ durch das Spalier der Fans zu den bildungsneutralen Hotel- und Koiteichbesitzern radelten. In aller Stille, aber mit Respekt und Anerkennung ließ man uns hier die Ruhe finden, die wir nach all den Entbehrungen für einen Moment bitter nötig hatten.

Unerkannt und unbehelligt genossen wir ein letztes Mal die Köstlichkeiten des Nordens. Dazu ein Gläschen vollmundiger italienischer Rotwein, danach ein klarer Obstbrand aus Baden-Würstchenberg rundeten den Tag, die Woche, die Tour erfolgreich ab. Schön wars! Echt!

Finaler Tagesbericht:

Vom Regen in die Traufe, vom Wind in den Sturm, aus der Kälte in die Gluthitze mit über 30*C, von glühendem Asphalt in mörderischen Schlamm.

Quälende Kilometer ca. 65 / gestresste Fahrzeit nicht nachvollziehbar

Durchschnittsgeschwindigkeit sage und schreibe 10,4 km/Std.

 

Heim-Fahrt

Samstag, 18. Juli 2015

Aus den Vorderreifen war die Luft raus, die Überbleibsel der Schlammschlacht hatte ein Kalfaktor an der Tankstelle bereits gestern mit Hochdruck entfernt. Die Räder waren verstaut und im Packen der Packtaschen machte uns inzwischen keiner mehr was vor. Routiniert fanden Schmutz- und Sauberwäsche, fein säuberlich getrennt, ihren Platz. Schorschi hatte am Vorabend noch an einer privaten Fete teilgenommen. Der bildungsneutrale Hotel- und Koiteichbesitzer hatte sich entgegen aller inneren Überzeugung hinreißen lassen, ein Pils zu spendieren. Kein Jever! Ein Radeberger. Er wollte einen Kontrapunkt zu den regionalen Angeboten setzen. Und da mich Schorschi an diesem unverhofften Freibier egoistisch nicht teilhaben lassen wollte, bin ich unbedacht ins Bett, und habe dafür nüchtern die Ereignisse vor meinem geistigen Auge Revue passieren lassen. Andererseits, ob sich der bildungsneutrale Hotel- und Koiteichbesitzer zu zwei Radebergern hätte hinreißen lassen, alle schlechten Vorsätze über Bord werfend, sein dahingestellt.

Nach etlichen guten Wünschen und guten Räten, verließen wir zügig aber innerhalb der Verkehrsregeln Westerstede, Heim ins gelobte Land. Unsere Lieben warteten ja sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer erfolgreichen Heros. Der Daimler sog die 650 Km in sich auf, als ob auch ihm sein trautes Heim fehlen würde. Einmal tanken, ein Eis für Schorschi natürlich, und sicherheitshalber ein Kontrollanruf bei der ach so Lieben zur Avisierung der Helden. Die Gute war mal wieder Kleidchen kaufen, und so wären wir um ein Haar vor verschlossenen Türen gestrandet. Doch welch ein Empfang. Blumen, das Gelbe Trikot, überdimensionale Plakate und das Lächeln der Frauen versüßte uns die Heimkehr und war Entschädigung für alle Strapazen und Entbehrungen. Erste Anekdoten und Zoten wurden zum Besten gegeben, Räder und Gepäck umgeladen bzw. versorgt – das Abenteuer hatte ein glückliches Ende genommen. Die Helden sind unbescholten zurück im Schoß der Familie.

Ein Tag später. Schorschi will am Morgen (Sonntag Morgen) sein Velo mit dem Vorderrad vervollständigen. Gestern fand er nicht mehr die Kraft dazu. Montieren, aufpumpen und fertig. Ab in das Arsenal, bereit für neue Touren. Die Fahrt vom Serviceplatz zum Arsenal wird zur Schicksalsfahrt. Der Vorderreifen platzt wenige Meter vor dem Rennstallstall. So spielt das Leben.

 

Resümee

Der Anlauf war lang. Die Tour gelungen. Neue Planungen sehr wahrscheinlich. Schön!

 

 

 

 

 

 

 

Nordsee Radtour Teil 1

Zwei Höllenhunde auf dem Weg nach und von Westerstede.

 

Vor-Fahrt

Stählern sind Rösser, Muskeln und Nerven. Bereit für das Abenteuer „Durch die grüne Hölle des Nordens.“ Alles ist dem Zufall überlassen. Ehern steht nur der bloße Wille, den unwiderstehlichen Launen der Natur zu trotzen. Der Wildnis der rauhen Küste, mit ihren tosenden Stürmen, den unaufhaltsamen Gezeiten und entgegen den überraschend heranbrausenden Horden mobiler Rentner, die sich durch Rückenwind und Elektroenergie fremdbeschleunigt rücksichtslos und vorfahrtslos trauen, diesem Wagnis die kahle Stirn zu bieten.

Da sind wir ganz andere Kerle! Schorschi, der sagenumwobene Fahrensmann, ich, sein Betreuer, und Falk, der Navigator. Falk, der sich nie irrt. Ganz im Gegensatz zu seinem Pendant, dem Sagenumwaberten. Gut, dass der Betreuer mit starker, erfahrener Hand und klarem Kopf die absolut unnötigsten Irrwege zu vermeiden weiß. Leider nicht generell zu verhindern. Was nutzt es, wenn alle Elegance den Pedaleur letztlich ins unwegsame Niemansland navigiert und das große Jammern und Klagen die Flut zurück ins Meer treibt. Ohne jeglichen Ereignissen vor den ersten kraftvollen Tritten in die Pedale, dem ersten beherzten Rochieren der 27 Gänge vorgreifen zu wollen, werfen wir noch einen prüfenden Blick über Sicherheit und Vollständigkeit von Material und Ausstattung. Sie muss uns im Ernstfall hilfreich bei dieser Expedition ins Ungewisse Gesundheit und Unversehrtheit von Laib und Seele erhalten.

Nach monatelanger, peinlich genauer Planung und detaillierter, bis zur letzten Speiche, Vorbereitung, konnten wir uns schließlich auf die erste, dann auf die zweite Juliwoche einigen. Mehrfach wurden sowohl digitale Terminizer, als auch konventionelle Sparkassenkalender im Querformat konsultiert, um in ihnen eine deckungsgleiche freie Lücke zu identifizieren. Wie sich später herauskristallisieren wird, sollte sich dies als die größte Herausforderung der stressgeplagten Privatiers erweisen.

Während der Eine seinen adonisgleichen Körper weiter in anbetungswürdiger Form hielt, zupfte der Andere nervtötend an unterproportionierten Saiteninstrumenten herum, und schlang unzählige Kugeln aus Milch- und Fruchteis in sich hinein. Falk hingegen datete up. Erfahrungsgemäß wird der Chronist noch während der Tour auf diese Problematik mehrfach eingehen. Müssen.

Der Unzuverlässigkeit, Umständlichkeit und Unzulänglichkeit der Deutschen Bundesbahn ist es anzukreiden, dass uns die Reise ins Unbekannte nicht ins Sauerland, an die Quelle der Ruhr, führte, sondern in die grüne Hölle des Nordens. Die zu erwartenden Höhenmeter scheinen durchaus überwindbar – auch für Schorschi. Außerdem können wir das gesamte Terrain jederzeit einsehen, bis zur Erdkrümmung. Quasi beim Frühstück bereits den Biergarten zum Dämmerschoppen ausmachen. Die Bestellung werden wir jedoch bis zur letzten Sekunde herauszögern, um bei der Trinktemperatur nicht den ersehnten Erfrischungsgrad leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Möge der Gott der Radler ein Einsehen haben, und getrennte Schlafstätten für uns bereithalten. Schorschi sei es vergönnt mit Falk ein Zimmer zu teilen. Ihm fällt ja auch die Aufgabe zu, sich und Falk mit der jeweils nächsten Etappe vertraut zu machen. Dazu ist eine gewisse körperliche Nähe sicher nicht hinderlich.

Sollte sich unseren Fahrkünsten und unserer Zielsicherheit, nicht ganz unerwartet, eine Gruppe junger, hübscher Damenfahrradabenteurerinnen anvertrauen, werden wir selbstverständlich ritterlich unsere Windschatten anbieten. Für weiterreichende synchrone Verkehrsveranstaltungen möchte ich an dieser Stelle keine verlässlichen Prognose abgeben. Dass das Schicksal eine unerwartete Alternative für uns bereithalten würde, wird noch im weiteren Verlauf des Berichtes Erwähnung finden.

 

Ab-Fahrt

Das Blaulicht der Rettungswagen taucht die blassen Gesichter der Fans im Morgengrauen in bizarre Farbnuancen. Von Schrei- und Weinkrämpfen ekstatisch vibrierende Körper in den ersten drei Reihen der jubelnden Zuschauerinnenmassen bilden das Spalier zum Ortsausgang in Eckartsweier. Die Martinshörner versuchen verzweifelt sich gegen die tosende, kreischende Menge durchzusetzen, um die komatösen Damen zurück in die Wirklichkeit zu holen. Alle stellen sich nur die eine Frage: Werden wir die Unerschrockenen je wiedersehen? Papiertaschentücher* und Deutschlandfahnen waren nach offiziellem Bekanntwerden des Wagnisses in Bruchteilen von Stunden in der gesamten Region und den umliegenden Gauen, bis auf ein paar unansehnliche, zerfledderte Exemplare, ausverkauft.

*besonders die der Marke „Tempo“, um damit der rasanten Geschwindigkeit der Akteure so hautnah wie irgend möglich verbunden zu sein.

Öffentlich rechtliche, sowie unöffentlich unrechtliche Funk- und Fernsehsender haben ihre Programme unterbrochen, oder mindestens eine aktuelle Unterzeile über den Bildschirm getickert, um live dabeisein zu können. Synchronsprecher sorgten für zeitnahe Live-Übertragungen in unzählige Länder auf fünf Kontinenten. In Frankreich verharrte die Tour de France vor Ehrfurcht. Synchronsprecherinnen wurden vorausschauend erst gar nicht nominiert, da ihnen serienweise die Stimmen versagen würden, was jede Direktübertragung zum Scheitern verurteilen würde, ehe ein einziges Kettenglied sich in den Zahnkranz krallt. Überschäumende Emotionen wären am Äther fehl am Platz.

Nachdem mittlerweile mehr Druckerschwärze auf dem Papier ist, als Gummiabrieb auf dem ostfriesischen Asphalt, geht es jetzt besser los.

 

Cool-Tour

Trotz der äußerst eleganten Haltung auf dem Velo, Schorschis Aerodynamik ist noch zu optimieren. Die Knie sollten in leichter X-Stellung nach innen zur Querstange weisen. Diese ist in der Regel parallel zur Fahrbahn angeordnet. Sie unterscheidet, auf den ersten flüchtigen Blick, das Herrenrad von einem Damenrad. Die Stange kann jedoch auch alternativ steigend oder fallend für Stabilität sorgen, was eine Differenzierung schwieriger, aber nicht unmöglich macht.

Aerodynamisch möchte ich von der Stange zurück zu den Knien kommen. Durch die keilförmige Stellung nach innen wird der Fahrtwind außen an den Schenkeln herum geleitet. Physikalisch ergibt sich daraus eine Verwirbelung des Luftstromes im Bereich der Kniekehlen, was sowohl einen zusätzlichen Schub bewirkt, als auch eine leichte Kühlung derselben. Der verbleibende Teil des Luftstromes gleitet entlang des Oberschenkels in Richtung Hosensaum, zieht um das Gesäß herum bis zur Spaltung des Sitzorgans. Da kalte Luft bekanntlich nach unten fällt, bahnt sie sich dort den einzig möglichen Weg hinab zur Oberfläche des Sattels, um dem Pedaleur selbst in dieser unzugänglichen Region eine angenehme klimatische Wohltat zu bescheren. Unter Umständen, je nach Konfiguration des Sattels, profitieren noch weitere, naheliegende erogene Zonen des männlichen Körpers von der Umschmeichelung des erfrischenden Fahrtwindes. Daran muss Schorschi allerdings noch feilen, um den vollen Genuss der selbsterfahrenen Klimatisierung auskosten zu können. Wir arbeiten daran.

Im Nachhinein wird es sich als professionell erweisen, vorfrankierte DIN A 4 Umschläge mitgeführt zu haben, um die beanspruchte Herrenunterbekleidung zurück zu senden. Gewichts- und Geruchsentlastung werden die logische Konsequenz sein.

Plötzlich und dennoch unerwartet suchte uns die erste Panne bereits auf dem Weg zum Auto in Eckartsweier heim. Der Halter des Trägers an Schorschis linker Packtasche versagte seinen Dienst. Die vordere untere Ecke sackte, von der Erdanziehung beschleunigt, auf den Boden. Mit zittrigen Händen und dem passenden Kreuzlochschlüssel konnte der Schaden kurzfristig behoben werden. Es konnte also tatsächlich losgehen.

 

Trans-Fair

Nach knapp mehr als zwei Stunden erreichten wir die Nordsee. Allen Navigationen zum Trotz, deren digitale Damen gut sechs Stunden in Aussicht gestellt hatten. Bezeichnenderweise lag die Nordsee inmitten des Siegerlandes! Man war ganz offensichtlich auf unser Erscheinen bestens vorbereitet. Ein erstes Fotoshooting manöverierte uns in eine recht unübersichtliche Situation. Die junge Dame, die uns Minuten zuvor noch den Kaffee Crema offerierte, zeigte ihr wahres Gesicht. Als resolute Verfechterin der Wirtschafts-Spionageabwehr verbot sie uns jede Ablichtung der fischreichen Gefielde. Mit wogender Springflutoberweite herrschte sie uns an, alle diesbezüglichen digitalen Zelluloids zu löschen. Wir versicherten unwahrheitsgemäss.

Der anschließende Besuch des Abortes, unterhalb der Nordsee, bescherte uns überraschend neue Ein- und Ausblicke. Wir lichteten sie schamlos ab, ohne von der vollbusigen Hüterin der Krabben und Matjesbrötchen daran gehindert zu werden. Ohne weitere nennenswerte Peinlichkeiten ging es weiter gen Norden, Westerstede entgegen.

Nach dem vollzogenen Fahrerwechsel ließ es sich nicht vermeiden, dass Schorschi zur Mundharmonika griff, und ihr erste zarte Töne entlockte. Nach einigen, schwer zu ertragenden, nicht enden wollenden Minuten war es durchaus möglich, eine Art Melodie herauszuhören. Es reichte jedoch nur bis zum „Schneewalzer“, was unserer Situation in keinster Weise angemessen war. Selbsterkenntnis erlöste Falk und mich.

Schorschi war digitalmässig voll equipt. Tablett, Handy, Kamera, Tacho, Auto- und Velo-Navi names Falk. Wer wen im Griff hatte, stellte sich schon nach den ersten wirklichen Bewährungsproben heraus. Aus der immensen Zahl der Wettervorhersagen wählte er gezielt diejenige, die zwar tollsten Sonnenschein versprach, aber letztlich zu ergiebigen Niederschlägen neigte. Die Kamera stellte den Lichtbildner vor schwierige Aufgaben. Der Tacho versagte am letzten Tag komplett seinen Dienst und Falk führte uns schon fast peinigend in unerforschte Gefielde. Darauf komme ich im Laufe der Berichterstellung noch detailliert zurück.

Um so überraschender für alle war der Gewinn der Silbermedaille beim Rumtapsen im Einzugsgebiet Ammerland. In der Kategorie „Einfingertapsen“ Altersklasse Ü 60 konnte ihm nur die Tippgemeinschaft Lotto / Toto / Trallala den verdienten Sieg streitig machen. Bei dreimaligem Gewinn eines der drei vorderen Platzierungen wäre Schorschi berechtigt gewesen an den Ausscheidungswettkämpfen zur Norddeutschen Meisterschaft teilzunehmen, und damit die einmalige Chance auf die Landesehrenurkunde auf Bütten mit Prägung und Goldschnitt. In der Spezialkategorie „Koordination Treten, Lenken und Rumtapsen“ konnte Schorschi mit beachtlichem Vorsprung die Wertung für sich entscheiden, verfehlte allerdings den seit 13 Monaten bestehenden Ammerländer Rekord. Wenn auch nur knapp.

Wir erreichten das Hotel auf Anhieb im Direktflug und lernten noch auf dem Parkplatz drei Viertel der Familie Bohlje kennen. Inklusive Max, dem Hotelhofhund, der dem gleichen Figaro wie Schorschi zu vertrauen schien. Eltern, plus zwei minderintelligente Söhne mit Gardemaß. Und eben Max. Ach ja, Oma lebte nebenan, nebst Garage, wo wir nach geschätzten 300 m unsere Rennmaschinen vor der Öffentlichkeit und den neidischen Blicken verbergen konnten.

Nicht unerwähnt sollen die drei Mädels aus Münster bleiben, die den Kühler ihres Golfs als Taubengrill zweckentfremdet hatten. Der materielle Schaden am Golf war übersichtlich. Die Taube war leider nicht zum Verzehr geeignet.

Als Schorschi und der Chronist sich hemmungslos einem Fischbuffet hingaben, mussten wir mit ansehen, wie die gegenüberliegende Eisbude den Feierabend einleitete. Die Schweißperlen auf Schorschis Stirn wuchsen im Durchmesser beachtlich an.

Der Wetterrückblick: 17 – 21*C / leichter Nielselregen / mäßiger Wind

 

Jung-Fern-Fahrt

Montag 13. Juli 2015

Bevor sich am Montag das Peloton um 08:45 Uhr in Bewegung setzte, wurden wir zur Dopingprobe gebeten. Gott sei Dank gab es Behältnisse mit reichlich Fassungsvermögen, um dem Labor ausreichend Material für alle notwendigen Tests zur Verfügung stellen zu können. Das Resultat: äußerst positiv. Beruhigt konnte das Abenteuer Fahrt aufnehmen.

In Portsloge wurde die Tete de la Tour offensichtlich später erwartet. Wir hatten bereits in der Eisbude Platz genommen, als die sichtlich aufgeregten Damen des Ortes noch immer nach uns Ausschau hielten. Sie trugen Plakate auf denen zu lesen war: „Lieber Sex im Sattel, als ein Achter im Rad“. Oder, „Schorschi ich will kein Kind von dir.“ Oder, „Armin für Deutschland“. Falk wurde weniger mit Huldigungen bedacht. Lastete man ihm die 45 minütigen Irrfahrt in und um Westerstede schon nach der ersten Entgleisung an?

Etliche Kilometer weiter, im Hochmoor, wo die Stecher, auch genannt Torfköppe, die feuchten Relikte aus weit zurückliegenden Zeiten, stachen, verrichtete Schorschi unbekümmert seine Notdurft. Sie wurde augenblicklich von den Formationen der Erdgeschichte aufgesogen.

Nächster Stopp: Bad Zwischenahn. Es begann zu regnen. Die Frage, wer seine Packtaschen sperrangelweit offen im Regen stehen ließ, brauche ich ja wohl nicht zu stellen! Doch damit nicht genug. Seine digitale Kamera kündigte ihm den Gehorsam auf. Der Monitor blieb finster schwarz. Selbst sein preisgekröntes Rumtapsen auf allen möglichen und unmöglichen Tasten blieb ohne nennenswerte Resultate. Nach ca. 26 Minuten und 43 Sekunden entdeckte Schorschi einen Bedienungsknopf mit der Aufschrift: Display. Wie auf ein Wunder gab das schwarze Loch des Bildschirms seine Geheimnisse preis.

Das Tief machte seinem Namen alle Ehre. Der Rest der Jung-Fern-Fahrt fand im Feuchten statt – auch, wenn wir den Versuch nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten, dem Regengott in der überdachten Bushaltestelle eine Chance zu geben. Vergebens. Auch die digitale Wahl eines freundlicheren Wetterdienstes führte nicht zu dem gewünschten Hoch. Wir umzingelten den Zwischenahner See und schlugen durchnässt aber glücklich den Weg zu unseren minderbegabten* Hotelbesitzersöhnen ein.

*an dieser Stelle sei erwähnt, dass die erarbeiteten Zeugnisse und Abschlüsse selbstkritisch als nicht besonders herausragend eingestuft wurden. Zu den ehemaligen Kameraden allerdings als erheblich einträglicher.

Der Gesamtlagebericht:

Temperatur bis 20*C / leichte Briese / Dauerregen ab 14:00 Uhr

Etappe 64,1 km / effektive Fahrzeit 3 Std. 59 Min.

Durchschnittliche Geschwindigkeit 16,03 km/Std.

 

Ruhe-Tag

Dienstag 14.Juli 2015

Was die Tour de France kann, können wir schon lange. Den strömenden Regen ignorierend, entschieden wir uns für eine Reise entlang des 8. Breitengrades. Doch auch hier erwarteten uns tropische Regenwälder und arktisches Ödland. Der Reiseleiterin zu Folge dauert ein normaler Turn um den Globus 2.30 Std. Bei besonders Interessierten sogar bis zu 4 Std. Schorschi schaffte es in sage und schreibe 1.45 Std. Ein Rekord für die Ewigkeit!

Nachdem wir alle Klimazonen gemeistert hatten kam die Stunde des Ice-Mans. Bremerhaven bot in dieser Richtung nicht wirklich Geniessenswertes. Aber wir opferten uns dennoch. Zunächst stürmten wir zu Fuß in Richtung Fischereihafen, wo wir uns schmackhaftere Labung erhofften. Wer jedoch den harten Sattel der Rennmaschinen gewohnt ist, der setzt seine Prioritäten bei der Fortbewegung nicht auf seine Gehwerkzeuge. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Weg zum Auto, der entscheidend kürzer war, den Vorzug erhielt. Am Fischereihafen angekommen lobten wir uns für diesen weisen Entschluss.

Da der geliehene Fleece der Gattin seiner Figur nicht wirklich schmeichelte, enterten wir Hein Mücks Shop, der als Spezialist für die Größen XXL bis 14XL die Auswahl für den Vergötterten auf wenige Exemplare beschränkt. Als erfolgreicher Imageberater gab ich schließlich den entscheidenden Impuls für die Investition. Schwarzbrot, Matjes und ein Glas Wein linderten alsbald die Strapazen der Shoppingtour.

Der Heimweg verlief in tiefsinnigen Gesprächen. Die Zeit flog dahin. Inzwischen war der Anblick der zahllosen Baumschulen zur Routine geworden. Der Beruf des Baumschullehrers schien neben Eiskugelformern, sowie Hotel- und Koiteichbesitzern eine häufig und gern gewählte Erwerbsquelle zu sein. Jedoch hielten sich die Stufen des Erfolgs in übersichtlichen Grenzen. Baumschuldirektoren, Ober-Eiskugelformer sowie graduierte Hotel- und Koiteichbesitzer waren rar.

Zurück bei unseren Döspaddeln tauschten wir an der Hotelbar noch ein paar Freundlichkeiten aus, und Befragten die Wetterfrösche nach den Prognosen des kommenden Tages. Wir waren schließlich nicht zum Vergnügen hier!

„Haben sie euch Zuhause eigentlich rausgeworfen?“ Die Frage des jüngeren und kleineren (!) Döspaddels kam plötzlich und dennoch unerwartet. Ausgerechnet wir, die Ausbünde an Herzlichkeit und Einfühlsamkeit hatten offensichtlich den Hotel- und Koiteichbesitzer bis an die Grenze der psychischen Belastbarkeit katapultiert. Wir verweigerten jegliche weitere Aussagen und führten das Gerede mit allerlei Banalitäten fort.

Für das Abendmahl lockte uns die Frittenbude, die nur ein paar Gedankensprünge entfernt lag, mit klassischer Currywurst. Sie harmonierte perfekt mit dem Matjesbrötchen vom Fischereihafen. Noch Stunden später durften wir die kulinarischen Geschmacksnoten vollmundig genießen. Norddeutsche und Schalker Klassiker bilden eine virtuose, Völker verbindende Gourmet-Allianz Haxen z.B. verschmäht der Norddeutsche ebenso, wie Herrn Seedoofer, obwohl doch der Name ansich eine gewisse Affinität zur heimischen Küsten-Landschaft birgt. Aufgrund der ersichtlichen Erdkrümmung ist den Eingeborenen eine gewisse Weitsicht bereits in die Wiege gelegt worden. Hingegen bringt in bayerischen Bierzelten der Genuss von größeren Mengen Weißbier nicht automatisch einen messbaren Zuwachs an Weisheit, wie Horst es jüngst in vielen seiner Verkündungen beeindruckend unter Beweis gestellt hat. Um die Maut sieht es mau aus, und da das Betreuungsgeld für Kinder jämmerlich gescheitert ist, sollte es sinnvoll für die Betreuung bayrischer Politkasper verwendet werden. Oder ist die Idee zu abgefahren?

Auf dem Fußweg zur Frittenbude standen wir unvermittelt vor einem Automaten, der diverse Regenschütze für den Genitalbereich offerierte. Obwohl man farbige Überzieher unter den Hosen selten zu Gesicht bekommt, kann Man(n) sie in verschiedenen Farben wählen. Quasi passend zu den baumwollenen Doppelripps mit seitlichem Eingriff. Warum es sie auch in aromatischen Geschmacksnoten gibt, ist mir ebenso verborgen geblieben, wie die Regenschütze selbst vor den Augen der Öffentlichkeit. Die Aromen bewegten sich lediglich im Bereich von beerigen Früchten? Ich habe mich für Erdbeer und die Farbe Schwarz entschieden. Erdbeer, weil ich die anderen Früchtchen noch weniger mag, und Schwarz, weil sie perfekt zu meinen Doppelripps passt. Eine Nachfrage bei der Currywurstfachverkäuferin, bezüglich Farben und Geschmäcker wurde ohne klare Aussage, nur mit Kopfschütteln erwidert. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie allerdings Genaueres, wollte es aber offensichtlich ausschließlich im intimen Umfeld verraten. So blieb uns Ahnungslosen der unbefriedigte Heimweg mit der Gewissheit, für alle Eventualitäten präpariert zu sein.

Durch die grüne Hölle des Nordens

Eine gestraffte Dokumentation in Wort und Bild.

Schorschi beim offiziellen Akt.

Motivsucher im Hoch- und Querformat.

Beweismittel: Schorschis Kotflügel wurde lädiert.

Betreuter Akt: Barbara geht Armin hilfreich zur Hand.

Ein letzter Blick zurück. Mit Wehmut und der BW-Fahne.

NRW begrüßt die Akteure mit Ehrerbietung.

Obwohl Schorschi hervorragend beim Fahren pinkeln kann, opferte er noch ein letztes Mal dem Herrn der Urinale.

Nach Verrichtung der Notdurft wirkte bei Schorschi die Erleichterung unmittelbar am Örtchen.

Wir hatten das Erreichen der Nordsee nicht so bald erwartet. Armin Sekunden vor der Verhaftung als Muschelspion.

Im Siegerland reduziert sich die Verehrung der Helden nicht nur auf den rein sportlichen Bereich, man weiß auch das menschliche zu würdigen!

Im Verborgenen werden dringende Geschäfte erledigt.

Erste größere Hindernisse. Plötzlich und dennoch unerwartet.

Nicht überall wo Nordsee draufsteht, ist Nordsee drin!

Ständige Begleiter: Unsere zahlreichen Trophäen.

Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die drei Damen vom Grill. Tagesgericht: Täubchen.

Eine Sache der Ehre, wir kümmern uns persönlich um die Technik. Den perfekten Luftdruck spüren ausschließlich routinierte Athleten.

Den Sitten und Bräuchen der Muschelschubser muss man sich anpassen, notfalls mit züchtiger Varianten.

Überraschend für Schorschi: Die Erdanziehungskraft.

Aal und Krabben – was will der Gaumen Meer?

Immer schön den Durchblick be-halten.

Land unter. Kein Wasser mehr unterm Kiel.

Ein absolutes „no go“! Geschlossene Eisbuden!

Startaufstellung – die Luft vibriert.

Freiwilliger Dopingtest! Rein wie Blut und Wein.

Der Weg ist das Ziel. Erster ungeplanter Stoppppppp.

Es geht doch: Salut und nüchtern Strammstehen.

„So sehn Sieger aus, trallallallala, so sehn Sieger aus………..“

„…….trink, trink, Brüderlein trink……….“.

Radlerfreundschaften – für die Ewigkeit.

Das Moor hat seine Schuldigkeit getan. Das Moor kann stehn.

Im Norden: Nie gegen den Wind pinkeln!

Die Damen warten seit Stunden aufgeregt auf unser Eintreffen. In jedem Dorf das gleiche Prozedere: Autogramme, Selfies, Heirats- und Kinderwünsche, Handy-Nr., Rezepte, Rad und Tat, etc.

Gut, das Eis hätte besser schmecken können.

Frisch vom Kutter auf die Butter. Eins, zwei, drei mit Spiegelei. Und schwarzes Brot ist auch dabei.

Prost, Mahlzeit!

Es gibt kein schlechtes Wetter. Sagt man.

Für erholsame Ferien am Bad Zwischenahnersee bleibt keine Zeit.

Bus und Kuss, dein Julius.

Bäume im dritten Semester. Versetzung nicht gefährdet.

Das Hemd ist der Heizung näher als die Hose.

Verantwortlich für den ständigen Gegenwind

Armin schleppt sich kraftlos zum Abendessen.

Die, die nicht aus dem Rahmen fallen.

Regentag = Ruhetag. Der Natur tut es gut!

Bremerhaven von seiner schönsten Seite.

Das Tor zur Unterwelt am 8. Breitengrad.

Weltweite Klimakatastrophen in 105 Minuten.

Armin sind die Sterne schnuppe.

Fischköppe unter sich.

Hallig Hoge: Vom Regen in die Traufe.

Marinierte Heringskutter und strahlend weisse Atomuboote..

Bremerhaven von der zweitschönsten Seite.

Weihnachtsgier-Landen in der Aufwärmzone.

Warum ausgerechnet Samoa?

Keine Nummer unter diesem Anschluss.

Mit dem THW zur Anprobe.

Wer erkennt den Heringsschwanz?

Der Umweg über die sündigste Meile hat sich gelohnt. Endlich einmal Mädels und Damen, die nichts von uns wollten!

VIP-Longes entlang unserer Route.

Wer schläft sündigt nicht!

Der junge Mann und das Meer.

Warten auf Erdbeer, Vanille, Schoko …

Nordfriesische Leuchtreklame.

Verhüte sich wer kann!

Zwei Klassiker: Currywurst und Armin.

Georg verlässt unter Abspielen schmutziger Lieder die Herberge. Und es sinkt für sie, das Niwo…

Der schiefe Turm von Westersteder.

Mit aller Macht ganz schön aufs Gemächt.

Alle Verkehrsmittel waren den Fans recht, um uns begleiten zu dürfen.

Warten auf Frau Bruns.

Parallelen treffen sich im Unendlichen.

Wo bleibt denn Schorschi?

Jaja, Mädels mit prächtiger Oberweite.

So klein ist die Welt. Wegweisend: Schorschi!

Fürst Pückler und der Deichgraf: Jedem das Seine.

Wenigstens keine roten Socken!

Das Art-Deko-Hotel beeindruckte mit stilvollen Design-Accessoires.

Jever: Ausser Butt und Bier war nix Besonderes hier.

Schorschi beim Looping. Und seine Fans.

Nix wie weg!

Kein Meter ohne jubelnde Zuschauermassen.

Wo ist das Meer (Teil 1)?

Ureinwohner in der Mittagspause. Veganer im Wollpullover.

Wo ist das Meer (Teil 2)?

Wo ist das Meer (Teil 3)? Muscheln schupsen für unsere Perlen.

„Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben, wir wollen……“

Unbedingt Uschi fragen: Warum heisst eigentlich die Flotte = Flotte? Wo sie doch ganz langsam vor sich hinrostet!

Armin und der Jade-Busen.

Uschi fragen: Wo ist das Meer (4)?

Die legendäre Jade-Busen-Blues-Band brachte Füsse und Busen zum Swingen.

Der junge Mann und das Meer (2).

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Links Armin, rechts Schorschi sowie begeisterte Fans.

Noch zeigt sich der Jade-Busen von seiner zarten Seite. Die stürmische sollten wir noch kennen lernen. Leider!

Noch lachen die Vergötterten. Noch!

Die Ruhe vor dem Sturm. Hier ist gutes Rad teuer.

Wieder auf Mutterboden.

Der wahre Meister aller Klassen: Mit 84 auf grosser Tour. Respekt!

Suche zwischen Hemd und Hose.

Der Wind hat seine Schuldigkeit getan. Der Wind bleibt stehn. Auch wir gönnen uns eine Atempause.

Die Kapazität der Waffeln erwies sich als nicht ausreichend……die Qualität des Eises leider auch nicht. Schorschi kann seine Verzweiflung nicht verbergen.

Evtl. schmeckt Nr.2 besser!?

Dem Lecker-Schlecker kommt sonst nix in die Tüte! Er kann sich ja nicht um alles kümmern.

Wer ernsthaft glaubt, der “Blanke Hans“ hätte unsere letzten Kraftreserven verbraucht, der irrt gewaltig. In welche Schlammschlacht uns Falk führen würde, dagegen waren die zurückliegenden Wüstenetappen, Kopfsteinpflaster-Tortouren oder Busenwunder-Ablenkungenreine Entspannung.

Die Huldigungen in Westerstedewollten nicht anfangen aufzuhören. Die leeren Ränge füllten sich im Nu, als sich unsere glückliche Rückkehr herumgesprochen hatte.

Vom Logenplatz aus konnten wir dem Blasen und Trommeln und den Flötentönen und entspannt zuhören. Es war geschafft. Und wir auch

Das Trikot gelb, der Bürzel rot, die Lieben erleichtert –  die beiden Akteure waren am Ziel. Wo wird sie die Abenteuerlust 2016 hinführen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prä-ampel

Herausforderungen dieser Tragweite erfordern eine äußerst detaillierte Planung, die ohne tatkräftige Unterstützung Vieler und den selbstlosen Rückhalt in der Familie undenkbar wäre. So ist es nur recht, wenn dieser Dokumentation vorangestellt alle betroffenen Personen angemessen würdigt.

An allererster Stelle möchte ich unseren Frauen von ganzem Herzen danken. Sie haben uns vom Urknall des Gedankens bis zur Realisation mit viel Fantasie geist- und wortreich zur Seite gestanden. In diesen Wochen und Monaten mussten auch unsere Reproduktionen zurückstecken, und konnten seltener unter das wärmende Gefieder ihrer Mütter schlüpfen. Ihr Verständnis findet ebenfalls unseren Respekt.

Danken möchten wir natürlich unseren Eltern, die bereits Ostern 1955 den Grundstein legten, indem sie uns mit viel Geduld beibrachten, wie das Gleichgewicht auf zwei Rädern, ohne den Verlust der Vorderzähne, zu erlernen ist.

Finalen Anteil an der schadlosen Bewältigung des Abenteuers haben wir unserem Trainerteam zu verdanken. Den Fitness-, Physio- und Mentaltrainern ebenso, wie den Technikern und Diätassistentinnen. Ohne körperliche und mentale Stärke wäre eine derartige Aufgabe zum Scheitern verurteilt.

Ferner möchten wir den Helfern im Back Up sinnbildlich die Hände schütteln. Als da wären: Den tapferen Polizeikräften, dem DRK und THW, der freiwilligen und unfreiwilligen Feuerwehr, der Bernhardiner-Staffel aus dem Engadin, den Gelben Engeln der ADAC-Helikopter, sowie der Crew des Hochsee-Rettungsschiffes Elbe 1.

Das Rahmenprogramm wurde choreographiert von unseren bundesweiten ehrenamtlichen Fan-Clubs, der GoGoGirlGruppe des Bremerhavener Milieus und den reizenden Cheerleaders des Flachlandradsportvereins Rund um Westerstede.

Last but not least gebührt unser Dank unseren Sponsoren. In besonderer Weise hat sich mit ihrem Beitrag die Bundesrentenanstalt hervorgetan. Unser Dank geht auch in die Bundeshauptstadt nach Berlin.

Christophorus hat ganz sicher einen entscheidenden Beitrag geleistet, der uns vor Plattfüßen, Felgenbrüchen und chronischem Klingelknopfversagen behütete.

Was wäre diese Dokumentation ohne seine Akteure? Georg, dem Vollkommenen, Kronen, der visuelle Chronist. Immer und überall hatte er ein Auge für die wesentlichen Motive, für die verborgenen Schönheiten am Rande der Strecke. Und Armin, der Begnadete, der für den verbalen Part verantwortlich zeichnet. Mit  treffenden Worten für jede Mögliche und unmögliche Situation.

Post Skriptum: Wir widmen diese Dokumentation allen Anhängerkupplungen, die unentdeckt ein teilnahmsloses Dasein fristen, und keine tragende Rolle erfüllen können.

Le Tour de France

Le Tour de France: 12.05.2015

Geplante Abfahrt wie immer – 09:30 Uhr Start mit dem Auto. Die Vorfreude währte nicht lange: Vollsperrung der A5 zwischen Appenweier und Achern – der Stau allerdings machte sich bereits kurz nach Offenburg breit. Er bremste auch die Euphorie. Prompt hatte ich auch schon Schorschi am Ohr. Aufgeregt wie immer. Meine voraussichtliche Ankunftszeit sorgt nicht zwingend für Entspannung. Da ich mich jedoch auch im Auto auf eine überdurchschnittliche fahrerische Qualität verlassen kann, erreichte ich Schorschi rascher, als vom Navi prophezeit. Man kann sich eben auf nichts mehr verlassen. Außer natürlich auf mich selbst. Von Schorschi sah ich zunächst nur den Po aus der Garage ragen. Der Kopf war tief in einem Regal verschwunden, unterhalb der Polinie. Was er suchte bleibt nach wie vor im Verborgenen. Für diesen Bericht aber auch in keinster Weise relevant.

Nach der Besichtigung und Bewunderung seiner neuen Errungenschaft stürmten wir elanvoll los. Der Tag versprach schwül und heiß zu werden. Mit einer gehörigen Portion Rückenwind ging es flugs an die Eroberung des sogenannten befreundeten Nachbarstaates.

Kaum hatten wir Vater Rhein zur Hälfte überquert, änderte sich schlagartig alles. Aus dem Fahrrad wurde Velo, wohl, weil es sich aus den Wortfetzen Ve-Ventile sowie Lo- von Losfahren zusammensetzt. Wer mag sich in die Gedanken dieser Gallier versetzen? Außerdem wird aus Weckle = Baguette, aus Ortenaux = Bordeaux, und aus Schorschi = Djorsch, respektive Charlie. Die Betonung liegt auf dem „I“. Aber ich komme vom Thema ab.

Die erste Baustelle zwang uns bereits zu ersten undurchsichtigen Zickzackkursen. Mitten durchs Gebiet der Damen, die nicht nur fehlerfrei französisch zu sprechen vermögen. Mich quälte der Gedanke, warum man ausgerechnet von horizontalem Gewerbe spricht, da sie doch zunächst ihre Dienste vertikal, also aufrecht stehend offerieren. Wie dem auch sei, mit ein paar freundlichen Worten und der Vertröstung auf das nahende Wochenende radelten wir unvollrichtet weiter in Richtung La Wanzenau.

Teilweise machte sich größte Bewunderung über die gnadenlose Ortskenntnis von Schorschi in mir breit, wie warmer Glühwein an einem frostigen Winterabend. Da sich die Temperaturen allerdings anschickten die 30°C Marke locker zu nehmen, kam die Abkühlung schneller, als ersehnt. Erste ratlose Blicke schweiften über Flora und Fauna der Hoheitsgebiete unserer Erbfeinde. Meine vorsichtige Frage nach seinem Falk wurde mit dem Hinweis auf die fehlende europäische Software nur abweichend beantwortet. Was das Vertrauen in das geographische Wissen des Planers leicht erschütterte. Sicher wollte er mich mit dem Hinweis auf das natürlich mitgeführte analoge Kartenmaterial in Sicherheit wiegen. Zweifel blieben. Mit Recht, Schuld waren keinesfalls die fehlenden europäischen Seiten, sondern ausschließlich die bekannte Vergesslichkeit Schorschis. Da mir jedoch klar war, dass auf der einen Seite nur Vater Rhein unserer Tour eine natürliche Begrenzung bilden konnte, und auf der gegenüberliegenden Seite die Vogesen, nach vorn Paris und entgegengesetzt Basel, kehrte ein wenig Sicherheit zurück bei der Wahl der möglichen Varianten der Route.

Die Blütenpracht in den Auwäldern spendeten zwar allerlei Schatten, ermunterten jedoch die Nasenschleimhäute zu Juckreizen und Ausflüssen. Landauf, landab werden ganze Bevölkerungsschichten von allergischen Reaktionen geplagt. Unabhängig von Geschlecht und gesellschaftlichem Stand. Es gibt hier doch eine Gerechtigkeit, auch wenn Besagte ihre Nasen darüber rümpfen. Müssen. Mit abnehmender Distanz zum Stadtzentrum sorgte der Wechsel von Pollen zu Bollen für weitere allergische Erektionen. Eine erneute Geisel unserer, von kurzen, aber heftigen Irrfahrten, geschundenen Körper. Wir lechzten nach geistiger und körperlicher Reanimation. Die Wahl der vielversprechendsten Herberge viel auf einen schattigen Innenhof, in denen einer gewissen Beinfreiheit zum Entree zu gehören schien. Was, neben der kühlen Azoischere den nachhaltigen Erfolg unserer ersehnten Reanimation garantierte.

Nur ungern brachen wir wieder auf. Die Zeit lief uns davon – ich hatte Gattin, geliebter, versprochen, beim Packen der Koffer bei Zeiten zur Hand zu gehen. Die Gedanken hingen noch lange an dem schattig lauschigen Plätzchen der Kurzweil, als wir uns den Weg kurzatmig durch die heißen, schwülen Häuserschluchten bahnten. Ohne unser Ziel aus den Augen zu verlieren kämpften wir uns wieder auf deutschen Mutterboden zurück. Die Sonne stand im Zenit, der aufbrausende Wind brachte weder die ersehnte Kühlung noch sorgte er für den erhofften Schub. Ganz im Gegenteil – der Wind blies uns föhnig kräftig ins Gesicht! Wie gesagt, es war alles andere als ein kühlender kalter Wind von vorn! Warum wir auf all unseren Touren ausgerechnet auf dem Rückweg generell gegen den Wind von vorn abstrampeln müssen bleibt ein Geheimnis der Natur und Meteorologen. Ob Kachelmann hier zu nachvollziehbarer Aufklärung hätte beitragen können, weiß nur er selbst – höchstens noch die gnadenlose Alice Schwätzer, die hinter jedem männlich benannten Tief einen potentiellen Macho vermutet. Mögen uns die wirren Verschwörungstheorien der Steuerhinterzieherin verschonen, und der Patron der Radler beim nächsten Mal gesonnen sein. Man dürfte uns dann ruhig Veloioten nennen. Oder so ähnlich. Bon soir!

 

Thor-Tour / ProLog

Thor-Tour / Pro Log 21. April 2015

Die Kontertour erfolgte bereits eine Woche drauf. Schorschi stand in der Pflicht alles für die Fahrt ins Gallierland zu planen. Abfahrt Eckartsweier, gleiche Zeit, eben nur ohne einen unerwarteten Werstattaufenthalt. Ich war auf alle denkbaren und undenkbaren Ereignisse mental vorbereitet. Schorschi hüpfte bereits auf der Straße vor dem Haus aufgeregt herum. „Wir müssen uns beeilen, der Zug fährt um 11:00 Uhr ab. In Appenweier. Wir fahren nicht ins Gallierland!“ Auch gut, dachte ich.

Schorschi fröstelte noch ein wenig. Jacke an, und kräftig in die Pedale getreten, der Zug ins Renchtal wartete nicht auf uns. Natürlich hatten wir Gegenwind. Aber erfahren, wie wir bei unserer zweiten Tour nun schon mal waren, schafften wir es locker! Eine ganze Viertelstunden vor Abfahrt. Das war auch dringend erforderlich, denn Schorschi übernahm das Kommando am Fahrkartenautomaten. Gruppentiket mit Fahrrad oder Rentnerermässigung, alles Felder, die die Bahn nicht vorgesehen hatte. Ebenfalls die mögliche Variante, das Schorschi als Behinderter und ich als Betreuungsperson kostenlos mitreisen dürfte. Hinter uns wurde die Schlange länger und ungeduldiger. Nach ein paar gut gemeinten Ratschlägen nervös werdender Passagiere, ließ sich unser Teamleader überzeugen, die beiden Tickets einzeln zu erwerben. Geld war nicht zu sparen, aber Zeit, was in diesem Fall die sicherste Lösung zu sein schien. Nach wenigen Sekunden waren wir stolze Besitzer der Billetts nach Oppenau, und entspannten dadurch zusehens die ernste Lage unter den kartenlosen, potentiellen Mitreisenden.

Ein zwei waggongiger Triebwagen, ohne Speisewagen, fuhr überraschend pünktlich ein. Die Räder waren behänd verstaut. Ein platzsuchender Blick in das Innere des Triebwagenabteils ließ uns realisieren: Wir waren nicht allein. Lauter Rentner mit offensichtlich ähnlichen Zielen. Stockenten, Stockerpel, und auch zwei Radler. Angeber, ausgestattet mit rot / schwarzen Satteltaschen von Ortlieb. Aber Ih-Bike! Da waren wir doch sofort als die wahren Helden der schieren Muskelkraft auszumachen. Entsprechende Körpersprache dokumentierte unsere sportliche Überlegenheit eindrucksvoll.

Lässig ließen wir uns auf den nächsten freien Plätzen nieder. Die Räder, wie von bewunderungswürdigen Profis erwartet, sicher im Vorraum verstaut. Sicher? Ja, bis zum ersten Halt. Der Triebwagenkutscher fuhr aber auch wie ein Arsch! Unsere Überlegenheit bekam erste kleine Kratzer. Wir überspielten sie lässig, selbstbewusst.

Zu unserer Überraschung hielt der Triebwagenkutscher nahezu an jeder Milchkanne. Und nahezu an jeder Milchkanne, wankten unsere, mit reiner Muskelkraft betriebenen Räder, aufs neue. Wir blieben dann zu ihrer Absicherung in ihrer Nähe. Was auch Sinn machte, nicht nur zur Beruhigung der restlichen Fahrgäste. Nach unzähligen Milchkannen erreichten wir Oppenau. Die Angeber fuhren noch ein paar Stationen weiter. Typisch. Aber Ih-Bike! Lächerlich!

Ganz im Ernst, die Tour war wesentlich einfacher zu planen, als meine. Es ging einfach nur das enge Tal runter. Wobei ich mir recht bald die Frage stellte, wieviel Bergauf Passagen gibt es eigentlich auf einer Bergabstrecke? Ich machte mir ernsthaft Sorgen um die Kondition des Freundes, der allerdings in den hurtigen Abfahrten rasch wieder zu Atem kam. Es ist eben doch ein Unterschied zwischen nur elegantem Fahrstil und besonders ästhetischer und gleichzeitig routinierter Steuerhoheit und perfekter Beherrschung der Pedale.

Nach gut einer Stunde hatten wir alle Milchkannen in entgegengesetzter Richtung wieder hinter uns gelassen, und fuhren unter dem tosenden Beifall der Einheimischen und etlicher von Nah und Fern angereister Schaulustiger und Touristen in Oberkirch ein. Die Eisdiele mit Sonnenplätzen lud uns zum Verweilen ein. Die Bedienung, offensichtlich keine Eingeborene, maßregelte mich, da ich unvorsichtiger Weise meine 3 Kugeln Eis, Málaga, Joghurt-Kirsch und Nuss, in der Tüte bestellen wollte. „Tüte nur to go!“ Draußen nur Kännchen! Es war ein wunderschöner Tag, blauer Himmel, die vielen Deppen, die in den Besprechungszimmern sitzen und um Konditionen feilschen, und wir gesund und glücklich in Oberkirch in der Eisbude. Eine Diskussion über den unübertroffenen Vorteil von Eis in Tüten kam mir nicht in die Tüte. Ich ignorierte diese schwachmatige Regel, von der, da war ich überzeugte, der Herr der kühlen Köstlichkeiten, womöglich keinen blassen Schimmer hatte. Sei’s drum.

Wir nahmen rasant wieder Fahrt auf, allerdings nur bis zur nächsten Steige, deren noch etliche folgen sollten. Das Profil der Route war unserer Qualifikation durchaus würdig. Schorschi musste sich fortan und wiederholt auf seinen Falk verlassen. Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, das es an Ortskenntnis hier und da ein wenig mangelte. Dennoch erreichten wir unser nächstes Etappenziel.

Mit sorgenvoller Miene und leerem Magen bogen wir in den Hinterhof zum Bauhöfer in Ulm ein. Jeder Blinde, mit mehr als ein, zwei schwarzen Punkten auf gelber Armbinde konnte erkennen, wie sich leibhaftige Verwunderung in die Gesichtszüge von überdurchschnittlich intelligenten Mitteleuropäern meißeln kann. An einem ganz ordinären Dienstag tummelten sich rudelartig Veloisten aus allen Herren Ländern vor Starkbierhumpen im traditionellen Biergarten. Dass wir dennoch auf Abhieb einen halbschattigen Platz fanden, war meiner Übersicht und Reaktionsschnelligkeit zu verdanken. Wenn man nach der Bedienung auf die Karte hätte schließen müssen, wären die Knödel besonders empfehlenswert gewesen. Schorschi lobte den Erdäpfelsalat, für den wir uns dann auch spontan entschlossen, und diesen im Dialog mit einem Pärle Wienerle. Die Enttäuschung war groß, der ausgelobte Erdäpfelsalat ließ jede Würze vermissen. Aber auch jede. Die Wienerle schmeckten ordentlich und mit neidischen Blicken auf die Knödel verfeinerten wir mit ordentlich Salz, Pfeffer und Senf den Unwürzigen – ohne jedoch schmeckenswerte Hochgenüsse erzielt zu haben.

Zum Entsetzen der unschuldigen Überbringerin des Unwürzigen, bestellten wir noch drei Grillvögelchen aus der Volliere. Aber nur von den gelben Sittichen. Der Scherz wurde alsbald entlarvt und wir zahlten unter Kopfschütteln der Trinkgelderwartenden. Trotz allem. Die Sondermengen Salz, Pfeffer und Senf blieben unberechnet.

Wohl genährt wurden die verbleibenden zwanzig Kilometer unter die Pneus genommen. Nach einigem Hin und Her, mehreren konzentrierten Blicken auf den Falk, und einer Ehrenrunde um ein frühsommerlich zart erblühtes Erdbeerfeld beendeten wir wohlbehalten den Pro Log. Unter dem Strich viel der Vergleich zur ThorTour bemerkenswert ausgeglichen aus. Knapp unter 60 Kilometer, Stundenmittel knapp über 18, keine besonderen Vorkommnisse. Teil 3 kann kommen. Wenn jemand bereit ist, dann wir!

 

 

 

 

 

Thor-Tour

Thor-Tour 1 / 15. April 2015

Als das Telefon um 09:30 Uhr seine nervige Melodie abspielte, schoss mir spontan durch den Kopf: Aha, pünktlich!

Die Großwetterlage war nur geil, wolkenlos bis 27* C am Oberrhein waren avisiert. Perfekt, um die ersten Kilometer in Angriff zu nehmen. Mit Schorschi hatte ich zwei Tage zuvor besprochen, dass er sich meldet, wenn er Zuhause startet. Doch es kam ganz anders. Er war bereits unterwegs, allerdings zu einem ungeplanten Zwischenziel.

Schon seit Monaten drohen wir uns gegenseitig diese ThorTour an. Der Ruhrradwanderweg war auserkoren – die positive Entscheidung dafür ist heute nicht mehr rationell und logisch nachvollziehbar. Spielt auch für den eigentlichen Verlauf des Tages lediglich eine untergeordnete Rolle. Fakt ist, wir wollten eine gemeinsame Pre Tour auf uns nehmen, um in Sachen Tempolimits, aktuelle Gesprächsthemen, unvermeidliche Eisdielenstopps, Harmonisierung der Gänge, Reifendrücke, Klingeltöne und der Luxzahl der Vorder- und Rückleuchten abzustimmen. By the way sollten parallel die offenen Fragen geklärt werden, wann startet die Tour, wie kommen wir zum Start, wie zum Ziel und wie wieder wohlbehalten in den Schoß der Lieben zurück. Leider unverzichtbare Nebensächlichkeiten, wie Übernachtungen schlechthin, Beginn der Nachtruhe und tolerierbare Ausnahmen, christliche Zeiten fürs Morgengebet, realistische, überschaubare Tagespensen, Pausenzyklen, die halbwegs im Verhältnis zur erforderlichen Fahrradfahrzeit stehen, Anzahl der Eiskugeln in den jeweiligen Etappen, Gepäcktransportservice kontra Satteltaschen, Promillegrenzen, generell und unter besonderer Berücksichtigung edler ungarischer Tropfen, die Verwendung der von der Deutschen Doping Agentur zugelassenen Gesässsalbenmarken, das Für und Wider von Klappreisezahnbürsten, die Einnahme von Bergsteigermüsli auch in der Ebene, der ordentliche Umgang mit den fanatischen Bewunderen, ins besondere der begeisterten weiblichen, während der rasanten Fahrt, in den Rastpausen, beziehungsweise in den Quatieren etc. konnten noch nicht hinreichend, zur Zufriedenheit beider Parteien geklärt werden.

Um exakt 09:31 Uhr waren zunächst alle guten und sinnvollen Vorhaben es Tages bereits Makulatur. „Ich muss erst in die Werkstatt, es wird später. Ich berichte dann exklusiv und detailliert.“

Wirklich unerwartet kam diese Botschaft nun wirklich nicht. Die jahrzehntelange Erfahrung der Zweisamkeit lehrte mich geduldig diesen Katastrophen zu stellen. Ich verzichte hier und heute näher auf all die prägenden Erlebnisse einzugehen, noch nicht einmal auf einige Highlights.

So erwartet wie die Verschiebung der Startzeit kam, so unerwartet rauschte Schorschi unter hektischem Gehuppe auf den Hof. Gerade einmal 30 Minuten später stand das leibhaftige Chaos zur Abfahrt bereit. Ich müsste Lügen, wenn die folgenden Stunden nicht recht ereignislos verliefen. Kaffeepausen, zahlreiche Eisdielenbesuche und eine insgesamt pannenlose Tour ließen uns den strahlenden Tag harmonisch genießen. Bis auf, ja bis auf die Mächte der Natur. Auf den letzten Kilometern, das traute Heim bereits vor Augen, frischte der böige Wind zur Orkanstärke auf. Die ersten Dachziegel lösten dich von den Dächern, leichte und löse Gegenstände flogen umher, Mensch und Tier hat sich in die sicheren Behausungen zurückgezogen. Aber für diese Naturgewalten war Schorschi nun wirklich nicht verantwortlich zu machen. Letztendlich erreichten wir, auch, wenn wir die letzten Kräfte mobilisieren mussten das schützende Zuhause. Weib und Kind waren die Erleichterung über die glückliche schadlose Heimkehr der Probanten deutlich anzusehen. Seinen eleganten Fahrstil konnte Schorschi natürlich nicht über die gesamte Distanz beibehalten, der Stolz der allgegenwärtigen Gefahr und des aufbrausenden Sturms getrotzt zu haben ließ uns dieses Manko schnell in Vergessenheit geraten. Als Nachtrag sei erwähnt, dass Schorschi allerdings das Windschattenfahren schamlos ausnutze, und als billige Entschuldigung meine geographisch herausragende Ortskenntnis vorschob. Aber ich werde Gelegenheit bekommen mich zu revanchieren. Beim nächsten Hoch in der Wanzenau zum Beispiel.

 

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