So früh waren wir noch nie am Start. Gerade Mal Ende März. Aber die Sonne, und die damit verbundenen Temperaturen locken ins Freie! Es ist früh Frühling, meteorologisch und kalendarisch und biologisch noch dazu. Die Bollen fliegen bereits, obwohl der Wind noch böig seinen kühlen Hauch über Natur und DOB wehen lässt (DOB = Damen Ober Bekleidung).
Dieses Jahr beginnt alles anders. Erstens war ein passender Termin recht schnell gefunden, und zweitens fiel die Antwort auf die Frage nach dem bevorzugten Navi kategorisch negativ aus. Ich wollte dem Navigations-Legastheniker erst gar keine Chance auf vage Möglichkeit einer Irreführung geben.
Nota bene: Dem unkundigen Leser empfehle ich an dieser Stelle, zum besseren Verständnis der allgemeinen Orientierungsfrage die Reportagen der Touren des Vorjahres, bzw. des Vorvorjahres!
Wie nicht anders zu erwarten erschien der Sportkollege etliche Minuten vor der vereinbarten Zeit, was aber nicht zwingend auf ausgeprägten Tatendrang und überraschende Frühform schließen ließ. Es war schlicht und ergreifend der seit Jahrzehnten praktizierten Ungeduld geschuldet. Erfahrene Mitstreiter erahnen das damit verbundene Überraschungsmoment und kontern ihn rechtzeitig. Mit anderen Worten: Ich war startklar, als bereits um 09:39Uhr, anstelle der vereinbarten 10:00Uhr, die vertrauten Grußformeln auf der Terrasse erklangen. Trotz kurz zuvor umgestellter Sommerzeit!
Frohgemut traten wir in die Pedale – ohne Falk, G-Punkt und anderen neumodischen Hilfsmitteln. Zögerlich akzeptierte der Technikversessene auf meine soliden, in iks Touren erworbenen, Ortskenntnisse. Zunächst mit gelegentlichen Nachfragen, mit zunehmender Distanz schwand das Mistrauen, ohne die heimlich gehegte Begeisterung erkennen zu geben.
Die Routenwahl basierte auf unvermeidlichen Einschwüngen in diversen Eisbuden und Bäckereien mit vorzüglichem Plundergebäck. Um die forsche Fahrt nicht unnötig zu behindern wählte ich den ersten ernsthaften Stopp nach ein wenig mehr Kilometern. Nur ein kurzes Labsal ließ uns in einer Apfelpause genügend Freiraum unser Rentnerdasein hochleben zu lassen. Am Dorfbrunnen in Schuttern bestaunten wir einen Mitarbeiter des Bauhofes beim Aufbringen einer wasserfesten Substanz im Inneren des Brunnens. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass aus dem Kupferrohr kein Trinkwasser floss. Diese Warnung war jedoch überflüssig, da der Brunnen ohnehin ausgetrocknet schien. Zumindest für die Zeit der Malerarbeiten.
Die erste geplante größere Rast entwickelte sich in eine Zweistopp-Strategie innerhalb nicht wesentlich mehr als 200 Metern. Bei Plundergebäck, Rhabarberkuchen (ohne Sahne!) und einem Kaffee bandelten wir mit den Damen des Nachbartisches an, die beim Verzehr eines Salates kalorienbewusst auf ihre Figur achteten. Selbst die Bedienung (weiblich) erkannte uns augenblicklich als weitgereiste, sportliche Fahrensleute und zwang uns in einen unverbindlichen Wortwechsel. Sicher ein ordentliches Trinkgeld vor Augen.
Nach Verrichtung der Notdurft ging es flugs weiter in die ca.200Meter entfernte Eisbude. Während andere Sportskollegen vier Kugeln in Windeseile verschlangen, reduzierte ich mein Verlangen auf gerade einmal drei Köstlichkeiten. Und noch bevor ich mich dem Genuss der knusprigen Eiswaffel hemmungslos hingeben konnte, war auch schon der zweite Eisgang vollendet. Dafür meine Hochachtung!
Als nächste kulinarische Ziele schlug ich die bekannten Eisbude in Grafenhausen bzw. Rust vor. Allerdings wären hier weitere 15 – 20 Kilometer Strecke zu bewältigen gewesen. So fiel die Entscheidung über die anstehende Route einstimmig – also nur mit einer Stimme – für eine kürze Variante aus. Fürs Erste sollte es genug sein. Die Anzahl der konsumierten Eiskugeln erfüllte ja bereits die untere Normgrenze, sodass uns auch keine Repressalien drohten.
Die verbleibenden gut zehn Kilometer radelten wir gemütlich und einträchtig zurück zu Start und Ziel. Die Sonne hatte es gut gemeint, der Weg wurde, bis auf eine Handvoll Meterchen, und gänzlich ohne technische Krücken, fehlerfrei bewältigt. Neue Ziele wurden fixiert, Pläne geschmiedet, Termine wage festgezurrt. Die Radsaison war erfolgreich gestartet.
Ach ja: 47 Kilometer, 2 ¾ Stunden reine Fahrzeit. Pausenzeiten bleiben unberücksichtigt. Summa Samarium: Ein Apfel, zwei Rhabarberkuchen, ein Kirschplunder, ein Stück Blechkuchen, insgesamt neun Kugeln Eis, zwei Kaffee, due Espressi, zwei Liter Wasser (Medium).
Alles am Dienstag, den 28.März 2017
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