Frohe Kunde im Lande: Die Narren haben ihre Schuldigkeit getan. Leider nicht alle. Wenn man die Tageszeitungen aufschlägt, sind die Seiten voller Verrückter. Es dominieren partiell natürlich die Hästräger, aber die Anzugträger gewinnen zusehends wieder die Oberhand. Sie sind im realen Leben leider nicht am Aschermittwoch zu begraben, oder als Hexen zu verbrennen. Der Wunsch bleibt Vater des Gedanken.

Paradox, dass sich sogar in der sogenannten fünften Jahreszeit die Narren über die Narren lustig machen, und die Narren über die hintergründigen Witze und Zoten der Narren lachen. Der Unterschied zwischen Narren und Narren ist folgender: Die wahren Narren müssen wir nur über einen definierten Zeitraum ertragen. Sie sind nach einem genauen, festen Zeitplan verrückt. Sie tragen Strumpfhosen und rote Schühchen (wie der Papst!), trinken unmäßig Alkohol, hopsen wie aufgezogene, trommelnde Spielzeughasen herum, quälen uns mit mehr oder weniger gelungenen Reimlingen, schneiden den Anzugträgern die Krawatten ab, plärren merkwürdige Schlachtrufe, ziehen mit Händen auf den Schultern der Vorderleute durch Gemeindehallen, und bewerfen sich mit bunten Papierschnipseln. Ist der Spuk vorüber werden Heringe gegessen und anschließend gefastet.

Die dauerhaften Narren erhöhen erst einmal ihre Diäten, kaufen sich neue Krawatten, ihre Büttenreden reimen sich nicht – man kann sich sogar keinen Reim darauf machen. Sie sind inhaltslos und man kann so gar nicht darüber lachen. Manchmal wünsche ich mir, dass sie lieber auch eine Polonaise durch Bundestag und Europarat veranstalten, dann wären sie wenigstens sinnvoll beschäftigt. Achtung: Kopfkino! Jetzt, so kurz vor den Wahlen werfen sie anstelle von Kamellen verbal virtuelle Steuergeschenke unters Volk. Irgendwie auch olle Kamellen. Aber diese Drops sind wieder schnell gelutscht. Wenn am Wahltag die Lokale schließen hat jeder gewonnen, und die Steuergeschenke waren eben nur Versprechen. Kann ja mal passieren. Kommt erst in vier Jahren wieder vor. Versprochen!

Spontan kommt mir ein Gedanke: Könnte man nicht die beiden Narrengruppen gegeneinander austauschen? Mal auf Probe! Wäre doch einen Versuch wert. Die einen könnten so viel Blödsinn reden wie sie wollen, und die anderen sind ja ohnehin schon in den Rathäusern. Man könnte anstelle der PKW-Maut eine Maut auf die Polonaisen erheben. Ein kräftiges Prost auf eine Promille-Steuer. Schlechte Reimlinge sollten mit Haft in einem Narrenkäfig geahndet werden. Das Dreigestirn wird für sondierende Gespräche in die USA, die Türkei, nach Ungarn und Polen entsandt, um den größten Narren den Orden „Wider den demokratischen Ernst“ zu verleihen. Alle Lobbyisten sollten an den Pforten des Bundestages Lollies statt Zuwendungen verteilen. Ach, wie schön könnte der politische Alltag doch sein! Buntes Treiben statt grauer Tristesse. Hästräger statt Hosenträger. Papierschlangen statt Papierstapel. Motivwagen statt Dienstwagen. Törö statt Trara.

Nun kommen wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Schade. War gerade so schön im Flow. Saure Herringszeit ist angesagt. Wenigstens verschwinden die Pappnasen aus der Presse. Jetzt bleiben uns nur noch die anderen Narren. Hm.

Obwohl, uns beglückt ja gelegentlich eine weitere Gattung von Maskenträgern. Die selbsternannten Prominenten. Auf dem roten Teppich zum Oskar ließen sie sich bestaunen wie die Affen im Zoo. Magersüchtige Damen, zum Teil in Naturdarm gepresst, wandeln auf dem Catwalk der Eitelkeiten. Ein wahres Botoxfestival. Ein Schaulaufen für Silikonprodukte vorn und hinten. Garantiert unbiologisch gehaltene, freilaufende Klamottenständer aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen. Hofnarren der Verblödungsindustrie. Hofiert von vernarrten Fans und Sponsoren.

Uns bleibt aber auch nichts erspart. Narri!

Aschermittwoch 2017