scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

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Typologie der Radfahrer.

Wie jeder von euch wohl weiß, ich fröne in meiner knappen Rentnerfreizeit gerne der Radlerei. Da bleibt es nicht aus, dass man hier und da den Blick zur Seite wagt, um Artgenossen zu studieren. Im Laufe der Jahre konnte ich die folgende Gruppierung wissenschaftlich klassifizieren. Ich habe sie, ihren Geschwindigkeiten angemessen, speziell für euch beschrieben.

Die Km-Fresser. Man erkennt sie an diversen auffälligen Merkmalen. Sie meiden Radwege gesetzeswidrig aber konsequent. Um von den anderen lästigen motorisierten Verkehrsteilnehmern als Hindernis erkannt zu werden, ähneln sie den Litfasssäulen in Fußgängerzonen, ohne diese jemals zu Gesicht zu bekommen. Mit dem Kopf nach unten spulen sie, besonders an Sonn- und Feiertagen, Kilometer um Kilometer ab. Beleuchtung und Klingeln sind ein absolutes Nogo. Gewichtsersparnis! Alles was zählt ist: Gewichtseinsparung und Kilometerschrubben! Erlaubt wäre noch ein windschnittiger Flachbild-Großbildschirm auf dem gekrümmten Rücken, um dem staunenden Fußvolk die aktuelle Geschwindigkeit und Kilometerleistung live vom Tachometer stolz zu präsentieren.

Die Helmkamera-den, die Mountainbiker. Im Gegensatz zu den horizontalen Strecken der Rennradradler, verfolgen sie ein vertikales Tagesziel: Höhenmeter. Auf Teufel komm raus: Höhenmeter! Ihre Helmkameras erfüllen dabei gleich vier unverzichtbare Aufgaben. 1. Sie dokumentieren jeden Stock und Stein über den sie bergab stolpern. 2. Sie erfassen jeden unbescholtenen, aber aufgebrachten Bürger, der auf althergebrachte Weise im Wald im Wege steht. 3. Und last but not least, er kann in aller Ruhe, sogar in Zeitlupe oder Zeitraffer,  in der Kieferorthopädie jede Sekunde seiner Flugphase studieren. 4. Können in den digitalen Wegenetzwerken andere Wagemutige anteilnehmen. Manche könnten sogar Vernunft.

Die rüstigen Rentner. Sie treten gerne in Rudeln auf,  bedienen sich der edelsten Karossen und zwängen sich in edelste, teuerste, körperbetonteste, atmungsaktivsten Outfits, die eigentlich absolut keinen Mikromillimeter Raum zum Atmen geben. Sie ähneln dabei groben, fetten Kalbsleberwürsten im Naturdarm. Beim Luftschnappen erweisen sich die Designerklamotten als durchaus strapazierfähig und reißfest. Aerodynamik, im Zusammenspiel mit der Hangabtriebskraft führen bergab zu einem ungeahnten Geschwindigkeitsrausch, der nur Dank äußerst robuster Scheibenbremsen zu bremsen ist. Beim Ausziehen des Sportdresses muss in der Regel das “Technische Hilfswerk“ mit der Rettungsschere handanlegen.

Ihre Tagesziele orientieren sich übergewichtig eher an bequem erreichbaren Biergärten, wo sie stolz ihre Carbonrosse zur Schau stellen können. Diametral zum

eigenen Körper ist auch hier das Gewicht kaufentscheidend, denn das Rad muss die körperlichen Defizite ausgleichen. Was allerdings nur in Ausnahmefällen gelingt. Die Sicherheitsschlösser der  Carbonvelos wiegen häufig ein Vielfaches des Vehikels selbst. Denn sicher ist sicher.

Die Radwanderer. Immer beliebter werden längere und lange Radtouren. Paare und kleinere Grüppchen scheuen keine Einöde, um sich zu verwirklichen. Enthusiasten transportieren ihr Hab und Gut höchstpersönlich durch Dick und Dünn, sicher, vor Wind und Wetter geschützt, in speziellen, wasserdichten Packtaschen.  Anstelle Leporellos gefalzten Kartenwerken in Cellophan verschweißt am Lenkrad, navigiert man heute mit Garmin oder Falk. Dennoch stehen diese Gruppen hilfesuchend an jeder entscheidenden  Wegegabelung, um sich neu zu orientieren. Wir müssen nach Norden! Aber wo ist Norden? Leichte Zweifel ob das Navi auch den optimalen Weg errechnet hat, fahren immer mit. Hier entwickelten Autofahrer schon eine weitaus größere Zuversicht. Auch kommt man gerne ins Gespräch mit Gleichgesinnten und tauscht Informationen über das Woher und Wohin bereitwillig und blumig aus.

Die Wochenendfamilienausflügler. Aus-Flug ist das exakt passende Vokabular, denn die Erziehungsberechtigten fliegen Helikoptern gleich um ihre Reproduktionen, die im Vollrausch der Freiheitsgefühle die komplette Breite der Radwege ausnutzen. Nahende Radler wechseln hektisch von der linken auf die rechte Fahrspur und wieder zurück, bis sich die Korona dauerhaft für eine gemeinsame Richtungsstrategie und Halteposition geeinigt hat. Lehrer nutzen diese Zwangspause gerne zur Unterrichtung der Behüteten, wie sie sich ggf. in Jahren sicher durch den Radverkehr bewegen können. Besondere Aufmerksamkeit ist geboten, wenn, meist an den Rädern der weiblichen Ausflügler, ein Anhänger befindet. Es ist nicht generell Usus, dass sich der Nachwuchs darin wohl behütet fühlt. Häufig flattert ein Satz buschiger Ohren des heute leider unvermeidlichen Kindersatzes im Fahrtwind. Kleinere Vierbeiner hingegen werden bevorzugt in speziellen Körbchen am Lenker oder auf dem Gepäckträger erbarmungslos mitgeschleppt.

Die Damenradlerinnen. Nahezu ausschließlich mit Rädern, a la Hollandrädern, in knallbunter Lackierung mit tiefem Einstieg, integriertem Einkaufskorb, stationärer Handyhalterung und klassischer Dreigang Nabenschaltung nebst quietschenden Felgenbremse.

Die Ökoliegendradler. Nicht etwa aus Bequemlichkeit bevorzugen Ökos gerne Liegeräder. Man unterstreicht damit offensichtlich das Anderssein.  In Extremfällen erhascht man sogar einen besonderen Spezi mit einer komplett geschlossenen, Ganzkörper-Kunststoffhaube. Ob eine Sitz- oder Zentralheizung eingebaut ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Im Allgemeinen ist deren Position bzw. Fahrtrichtung bzw. generell ihre Teilnahme im Verkehr nur durch ihre Wimpel zu erahnen, die munter wippend in Augenhöhe der Normalos flattert.

Das neue DFB-Quartett ist da.

Anstoß in Frankfurt, dem Hort vom Sport! Reinhard Schwindel, äh Grindel, der DFB-Boss tritt zurück. Er hat sich in bestechender Form befunden. Gut daran ist, dass jetzt das lang erwartete Quartett vollständig ist: DFB = Deutsche Fußball Betrüger! Die Spielanleitung ist so simpel wie die Abseitsregel. Bei der Variante „Grand Over“ wird mit nach oben offenen Händen gespielt. Will heißen, es wird so lange gemauschelt, bis einer das maximale Strafmaß ergaunert hat. Der Spieler erhält die Höchststrafe und hat verloren.

Beispiel: Für einen Grindel muss man zwei Beckenbauer opfern. Tauscht man einen Rummenigge, sind zwei Grindel fällig. Und schließlich muss man für einen Hoeneß gar acht Beckenbauer bei-steuern!

Gerne wird auch mit der Luxusausgabe des internationalen Quartetts gespielt: FIFA.

Fußball Internationale Funktionärs Abzocker. Eine klassische Rangfolge lässt sich hier nicht ableiten, da alle vier eine bestechende Extraklasse bewiesen haben: Josef Blatter, Jack Warner, Michel Platini und neue aufgenommen Gianni Infantino.

Wer es lieber mit sportlichen Outlaws spielt, dem empfehle ich das Quintett mit Ronaldo, Messi, Ribery, Marcello, und Modric. Viele weitere hätten es ebenfalls „verdient“ genannt zu werden, jedoch liegt ihr Einkommen unter 250.000,-€ / Tag, und scheitern deshalb an der Hürde „Geringfügigkeit“.

Die Spielkarten sind natürlich gedruckt auf westenblütenweissem, handgeschröpftem Büttenpapier mit den original Konterfeis der Delinquenten aus den Akten von Europol, Ressort Organisierte Kriminalität, sowie verziert mit Blattgold-Prägungen und meineidsicheren Hologrammen. Die Einnahmen werden automatisch auf ein anonymes Nummernkonto in eine Steueroase transferiert.

Finanziert wird der ganze Schwindel von den Dauerkarten-Opfern der Südkurve, den Sponsoren, die sowohl die Logen in den Stadien, als auch Spieler und Funktionäre  erwerben und, nicht zu vergessen – das Bezahlfernsehen der unöffentlichen, unrechtlichen Piratsender, sowie den Oligarchen und Wüstenfüchsen, die ihren Scheichtum, sozial verträglich, den braven Steuerzahlern aufgebürdet haben. Na bitte. Geht doch!

Sport ist Mord

Wer kennt ihn nicht, den Wahlspruch des Briten Winston Churchills. Schließlich trug er ja sein Lebensmotto plakativ bereits im Namen: …chill-en!  Seinem Namen nach war Winston ein ausgewiesener Kirchenschläfer. Aber das nur am Rande. Turnvater Jahn hingegen attestierte jedem gesunden Körper auch einen gesunden Geist. Von jedem Etwas begegne ich in der Muckibude meines Vertrauens. Arge Zweifel an den hehren Absichten hege ich allerdings in so manch` anderer Muckibude, in der sich kerngesunde Körper vehement gegen einen gesunden Geist stemmen. In dem von mir heimgesuchten Rehazentrum nebst moderner Gerätewelt foltert sich der ein oder andere keuchlings, aber täglich konsequent und überaus adrealinlastig. Andere beschränken sich hingebungsvoll, unregelmäßig auf das promillearme Geistige. Den Unterschied der Muckibuden erkennt man insbesondere an der Nahrungsaufnahme. Während in der einen Ergänzungs- und Eiweissprodukte, sowie Energiedrinks und gar halluzinogenes Gebäck an der Theke konsumiert wird, herrscht in meinem Fall die Einnahme von ständig wechselndem Kekssortiment, Brezeln und anderen Gewichtsergänzungsmitteln vor. Respektive dienen sie der Prophylaxe einer möglichen Unterzuckerung oder Dehydrierung. Dass man an den Keksen, ohne besondere Vorkenntnisse als Bäcker oder Konditor, die Jahreszeiten erkennen kann, ist reine Frage des Geschmacks. Einhergehend mit der Diversifizierung der dargebotenen Plätzchen unterscheidet sich auch die muntere Schar der aktiven Nascher. An dieser Stelle möchte ich ein paar der prächtigsten Exemplare näher vorstellen. Nein, selbstverständlich sind nicht die Kekse gemeint!

Um die Persönlichkeitsrechte der Athleten zu wahren, verwende ich frei erfundene Pseudonyme. Dämlichkeiten mit anwesenden Probanden sind weder zufällig noch ungewollt.

Starten möchte ich mit einer Katalogisierung einzelner Gruppen. Da sind die Aktivistinnen, die sich kommod auf den Geräten einrichten, um unüberhörbar den neusten Tratsch und Klatsch aus der Gemein-de ausschwallen. Gerne auch über die Distanz mehrerer Geräte und Köpfe hinweg. Die Disziplin an den Geräten selbst verkommt zur reinen Nebensache. Atemlosigkeit wäre ein absolutes no go.

Einige Kraftsportler arbeiten aktiv an dem Bachelor in Körperkult. Gut, weniger der gebildete* Körper steht dabei im Focus, getreu dem olympischen Geist „Nicht gewinnen, dabeisein ist alles“, trainieren sie nicht nur täglich ihre Muskulatur, sondern darüber hinaus auch in den Sporthallen der Gemeinden die Beherrschung der Glieder bei Pilatus, Yoga und auf dem Trampolin.

*Um jedweden Missverständnissen vorzubeugen: Hier ist ausschließlich der Körper gemeint!

Die Komplizen einer weiteren, alteingesessenen Spezies sind intensiv mit dem Studium der Sujets von Verbraucherinformationen beschäftigt. Noch bevor sie ihr hartes, tägliches Training auf sich nehmen, haben sie bereits die Odyssee von Aldi zu Netto und von Lidl bis Real hinter sich und sind stolze Besitzer günstigster Sonderangebote. Bei computerunterstützter Routenplanung zahlen sich die frühen Shoppingtouren durchaus aus.

Eher im femininen Umfeld sind die Frischluftintoleranzler (genderneutral) zu verorten. Ihr Trainingsspektrum konzentriert sich gezielt auf die Gesprächsmuskulatur. Obwohl für die Gesäßmuskulatur durchaus auch eine Straffung ratsam erscheint. (Es wäre auch die folgende Wortkombination sinnreich gewesen: Backenmuskulatur und Backenmuskulatur). Man findet diese omnipräsente Klientel am Hot Spot Kaffeetheke. In dieser Rotte fällt auch der am häufigsten strapazierte Satz: „Willst du auf dieses Gerät?“  Im Hintergrund schwingt die Hoffnung mit, auf geschickte konziliante Art die Übungen an diesem Gerät auf einen unbestimmten späteren Zeitpunkt zu verschieben. Oder gar in Gänze zu vermeiden.

Besonders zum Jahresbeginn starten die Heros mit ihren vorsätzlichen Abnehm-Programmen. An dieser Stelle möchte ich ohne Absatz oder Interpunktion von den Gruppen auf Einzelschiksale  überleiten. Zunächst auf Bruder Tuck, der Robin Hoods treuem Gefährten Bruder Tuck auf´s I-Tüpfelchen gleicht. Allerdings eher atheistische Tendenzen aufweist, dafür aber äußerst leichtgläubig ist. Selbst die Tonsur auf dem Hinterkopf hätte beim Original nicht plazierter rasiert werden können. Zurück zum Thema Abnehmen. Hier ist unser Bruder Tuck einsame Spitze! Kaum eine Diät, kaum eine Kasteiung, mit der er seinem Gewicht nicht schon zu Leibe gerückt wäre. Selbst den bedingungslosen Einsatz auf dem Cross Walker scheut er nicht. Mit atemberaubender aber limitierter Frequenz zwischen Slow Motion und Cool Down spult er sein Pensum minutenlang herunter. Sollte das Folterinstrument belegt sein, nimmt er es ohne Umschweife zum willkommenen Anlass, sich einem weiteren Espresso zu widmen. Die Pein, mit der sein maroder Körper geplagt ist, hat tiefe Sorgenfalten in sein Antlitz gefräst. Mit nicht zu übertreffender Leidensmine quält er sich seit Jahren in die Praxis. Möge ihm nachhaltige Besserung gegönnt sein.

In das Sortiment der Körperreichen fällt auch die Blaumiese. Er trägt seinen Spitznamen zu Recht, denn er trägt ausschließlich ein komplett blau-schwarzes Outfit mit den drei Streifen. Das in dem Begriff Outfit „fit“ vorkommt bitte ich zu entschuldigen. Ebenso sollte nicht der Verdacht aufkommen, dass Längsstreifen schlank machen würden. Also wenigstens optisch. Er hat trotz regelmäßigem Einsatz kaum an Masse verloren. Sicher ist sein Plan zunächst Masse auf zu bauen, um sie später in Muskulatur umzuwandeln. Zu seinem Dress sei ergänzend bemerkt, dass ich ihn bisher ausschließlich in diesem Blau-Schwarz gesehen habe. Entweder er besitzt diverse wallende Shirts, knieumspielte Hosen etc. identischen Designs, welches er preiswert mit Mengenrabatt erworben hat, oder…, auch diese Variante ist

denkbar. Da ich an ihm allerdings noch nie, ich wiederhole, noch nie, auch nur den Hauch eines Ansatzes einer Schweißperle beobachten konnte, ja sogar noch nicht einmal einen Tropfen Kondenswasser erahnte, ist ein Dauereinsatz ohne Versagen des Deodorants unwahrscheinlich. Manchmal, wenn es ganz ungünstig läuft, und er ein potentielles, regionalpolitisches Gesprächsopfer in Zwangsgewahrsam genommen hat, schafft er gerade die Disziplin Garderobe, Kaffeetheke, Garderobe, bevor es ihn zum nächsten Auswärtstermin drängt.

Die Kaffeetheke ist auch zentraler Treff der Sonderangebotler, deren Neigungen weitestgehend deckungsgleich mit den bekennenden Volks(verdummungs)musik- Konsumenten sind. Sie entwickeln nahezu vorpubertäre Schwärmereien für singende Geschwisterpaare, füllige Volklore Gesangsgruppen mit überwiegend (welch treffender Begriff!) und andere Troubadoure mit alpenländischem Dialekt. Sie bevorzugen natürlich auch eine äußerst ausgewogene Ernährung, die wahlweise in Bäckereishops, Cafeterias von Möbelhäusern oder Großfloristen sowie in den geräumigen Vorkassenzonen von  Verbrauchermärkten eingenommen werden. Dass das Preis-Leistungsverhältnis auch stimmen muss, versteht sich von selbst. Gerne bestimmen auch die Coupons aus den Zeitungsbeilagen der besagten Möbelhäuser etc. den ausgewogenen wöchentlichen Menüplan.

Nicht unerwähnt bleiben darf selbstverständlich die Krankenkassen-Fraktion der Rekonvaleszenten. Rücken, Hüften, Knie, Schultern und weiteres Ungemach sehnen sich nach heilenden Händen, die sie in den Separees der Praxis entbeinen.

Last, but not geleast finden sich regelmäßig ein paar Unverbesserliche ein, die einfach nur ihren Körper in Form halten wollen. Quasi freiwillig kommen, um nicht hingehen zu müssen.

Zu guter Letzt schließe ich mit einem Zitat von Karl Valentin: „Gar nicht krank ist aber auch nicht gesund!“

Do-Ping-Pong

Ihr habt gedopt! Haben wir nicht! Habt ihr doch! Haben wir nicht! Doch! Nein! Doch!

Schaut genau hin, wie der olympische Gedanke und der Sport allgemein bestochen scharf den Bach runter geht. Auf der steht Bande „Fair Play“ und in der VIP-Loge sitzt die ganze Bande. Ein Land, in dem bereits bei der Eishockey WM U-18 fast die gesamte Mannschaft des Dopings überführt wurde, kann man dem ernsthaft glauben?! Nach der erneuten Bankrott-Erklärung der Funktiomilionäre müssen wir reagieren. Nur wir, die sportlich Interessierten, können es nachhaltig beeinflussen! Mit der Kraft des Konsums: Per Ausschaltquote!

Wenn keiner mehr zuschaut und die Verbrecher bejubelt, und die Funktiomilionäre nicht mehr in der VIP-Loge sondern in der Zelle sitzen, erst dann besteht eine Chance auf faire Wettkämpfe. Unser Slogan soll sein:“ Anna Bolika, ich will ein Retorten-Kind von dir!“

IOC, UEFA, FIFA, ADAC, AfD, RTL, UVA, alle gehören sie enteignet und in den Knast gesteckt. Lebenslang, mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Besser noch nach Sibirien in ein Arbeitslager, wo sie ihre Schuld abarbeiten können. Und in besonders schweren Fällen müssen sie 24 Stunden Helene Fischer hören oder Peter Maffay oder so. Und im Fernsehen läuft ausschließlich Carmen Nebel und Johannes B. Kerner. Höchststrafe eben. Und zum Lesen gibt es nur die Emma, die Apothekenrundschau und Frau im Spiegel. Schlimmer  noch, die Bunte. Und Designer-Klamotten tragen von KIK und Co, bis der Hautausschlag blüht. An Werktagen, von Mo.-Fr., gibt es Tofu-Hirsebratlinge und Löwenzahn-Blaubeer-Smoothie und an Sonn- und Feiertagen Löwezahn-Blaubeer-Smoothie und Tofu-Hirsebratlinge. Für Abwechslung ist gesorgt. Und nahrhaft! Wie die Dopingpillen schmecken weiß ich nicht. Da sollten wir einen Russen fragen!

Fussballeer

Die armen Jungs! Stellt euch vor, die Kicker mussten in den letzten paar Wochen zwei Mal in der Woche spielen. Zwei Mal in der Woche 90 ewig lange Minuten. Körperliche und geistige Leere breitete sich dabei epidemieartig aus. Wo sie doch täglich ihr Haarstyling und ihre Schäfchen in Form bringen müssen, und spielen natürlich, da bleibt kaum Zeit die eigene Fitness zu trainieren. Dass bei so manchem die geistige Fitness rasch an ihre Grenzen stößt, erfahren wir vielen Interviews live. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten im „englische Woche-Rhythmus“.

Die stressigen Tourneen der Vereine, zum Beispiel nach Asien, um den Markt dort im Auswärtsspiel zu gewinnen und um die Kassen der Vereine zu füllen, schiebt man geschickt in die offiziellen Ligapausen. Zeit ist eben Geld. Wieder keine Zeit zum Trainieren. Bei genauer Betrachtung, wollen sie doch nur ihre Merchandising-Artikel verkaufen. Unter anderem Trikots für viel Geld an die Fans, die sie für ein paar läppische Kröten unter unerträglichen Arbeitsbedingungen hergestellt haben. Neuzeitliche Brot + Spiele. Stadionwurst + Lattenschuss.

Absurde Gehälter stellen die Jünglinge vor ganz neue Herausforderungen. Absurde Gehälter – die Unerwachsene zu Proleten mutieren lassen. Absurde Gehälter und Ablösesummen, die jeglichen Bezug zur Realität vermissen lassen. Gerade wurde veröffentlicht, dass die Zahl der Obdachlosen in Deutschland um 40% gestiegen ist. Ein bekannter Nationalspieler hat über 650 Paar Schuhe. In einem eigenen Raum.

Und dann das pseudosoziale Blendwerk. Die armen Bubis, die zweimal in der Woche spielen müssen, spenden überaus öffentlickeitswirksam ein paar Tausend Euro in soziale Projekte. Und hinten herum schieben sie ihre  Millionen an der Steuer vorbei in dubiose Briefkästen. Und auf der Südtribüne werden die Buben wie unsterbliche Helden verehrt. Bravo!

Da präsentiert ein Vergewaltiger seine Unterhosen-Kollektionen und wird mehrfach zum Weltfußballer gewählt. Vorbildlich! Ach ja, das mit den Unterhosen, entweder ist es nur ein überaus peinliches Versehen, dass auf die geistige Limitiertheit hinweist oder ein geni(t)aler Marketing-Schwachzug. Ein echter Schuss in die Hose!

Um die irrwitzigen Gehälter der ach so überforderten Akteure bezahlen zu können, müssen die armen Jungs gelegentlich zwei Mal die Woche spielen. Zwei Mal! Dafür können sie nach dem Spiel aber ca. sechs Mal die Schuhe wechseln. Oder zwei Mal jeden Tag. Ein ganzes Jahr. Außer den Kickschuhen selbstverständlich. Hoffentlich bekommt er vom vielen Bücken kein Rücken!

Wie sagte Giovanni Trapattoni doch so treffend: “Flasche leer!“ Ich habe fertig!

Block „B“

Die Anreise zum Treffpunkt verlief ohne Zwischenfälle oder Staus. Doch beim Anblick des Buses schwante mir Ungemach: Busunternehmer Schnurr hatte sein vor Jahren ausgemustertes Modell an den Start gebracht. Längst gelöschte Paradigmen erwachten und lösten ein spektakuläres Kopfkino aus. Zu Zeiten harter körperlicher und geistiger Arbeit, charterte mein Ex-Arbeitgeber gerne dieses Ungetüm, um seine tragenden Säulen zu einem teambildenden Wochenende zu chauffieren. Im technischen Museum haben sie die kostenlose Ausstellung des prähistorischen Busses abgelehnt, weil Objekte aus der Jungsteinzeit  nicht ins Portfolio passen. Ob zum Beispiel die Gardinen noch zu wärmenden Strickstrümpfen reanimiert werden können wird die Zukunft zeigen.

Wider aller Befürchtungen brachte uns der Herr über das Doppelschaltgetriebe sicher durch alle Verkehrshindernisse in sensationeller Zeit ans Ziel. Auf dem Busparkplatz angekommen, drängelten die Sportbegeisterten flugs aus dem Gefährt, um sich mit einem atemberaubenden Nikotinschub für die nächste Trockenperiode in der Arena zu dopen. Dort selbst warteten die obligatorische Stadionwurst und ein halb abgestandenes Bier im Plastikbecher auf die zusammengewürfelte Reisegruppe. Das Entgelt für Ticket und Busgenuss wurde bereits im Bus eingezogen. Die fälschungssicheren Tickets, Dank kreativer Hologramme, verhießen uns Block „B“, Reihe 6 und die Plätze11 und 12. Auf dem Weg zum reservierten Sitzplatz mussten wir mehrere Personenkontrollen über uns ergehen lassen. Leider streng aufgeteilt nach Männlein und Weiblein. Mit einem beruhigenden, sicheren Gefühl betraten wir die Sportstätte, wo bereits gedämpfte Aufgeregtheit herrschte.

Die verbliebene Wartezeit bis zum Anpfiff vertrieben wir uns mit fachkundigen Gesprächen und einer Kategorisierung der unterschiedlichsten Fantypen aus Nah und Fern. Die Meisten waren äußerlich kaum zu unterscheiden – lediglich die Farbe der Trikots respektive Schals gab uns Aufklärung über deren Herkunft. Aus der Arena klangen schon lange vor dem Anpfiff dumpfe Trommelrhythmen. Man groovte sich ein für die bedingungslose Unterstützung der geliebten Mannschaft. Schon vor dem ersten taktischen Angriff machte sich unser Tinnitus bemerkbar. Es sollte allerdings erst die Piano-Version sein, die uns für den Rest der Spielzeit erwartete! Block „B“ ist in den meisten Stadien und Arenen der Block, der den heimischen Fans vorbehalten ist. Das Schwenken von Fahnen, und Abrollen von überdimensionalen Bettlaken, bedruckt in den Farben des Vereins, mit Schmähtexten oder heroischen Versen, brach über uns herein. Eine Steigerung der Phonzahl schien geradezu unmöglich – wir sollten eines Besseren belehrt werden. Die Vorstellung der einzelnen Helden artete zur wahren Hysterie aus, und beim Absingen des Badner Liedes glaubte ich vereinzelt ein paar Tränchen bei den augenscheinlich beinharten Trommlern, Fahnenschwenkern und Betttuchabrollern zu erspähen.

Anpfiff! Wieder brandete ohrenbetäubender Lärm auf, der keinen Ausweg aus der geschlossenen Halle fand und deshalb von Tribüne zu Tribüne echote. Kaum hatte der Gegner das Objekt der Begierde, herrscht Totenstille im Oval. Vereinzelt jubelten ein paar weitgereiste Muschelschubser, was wie Balsam in unseren Ohren wirkte. Jedes erzielte Tor ließ den Sportdom erneut in seinen Grundfesten erschüttern. Zeitstrafen der Gegner wurden von Häme begleitet, und in den Auszeiten wurden flugs die überdimensionalen Betttücher wieder über alle Köpfe von Block „B“ gezogen. Was sollte man auch sonst machen? Es gab nichts zu bejubeln oder zu beschweigen. Der Trainer rief seine Sieben zur Disziplin und ordnete nächste, erfolgversprechendere Spielzüge an. Stakkatomäßig begannen die Trommler wieder die Phonzahl auf den erforderlichen Pegel zu bringen. So ging das Spielchen hin und her, bis es letztendlich 30 : 28 stand, und die Schiedsrichter mit einem besonders langen Pfiff das Gipfeltreffen beendete. Die Helden hopsten im Kreis, lagen sich in den Armen und die Trommler und Fahnenschwenker holten noch einmal alles aus sich heraus. Zu meiner großen Überraschung wurde das überdimensionale Betttuch nicht mehr über die erregten Köpfe gerollt.

Bevor ich über die Heimreise in unserem historischen Gefährt berichte, möchte ich noch auf eine äußerst angenehme Sitte am Rande des Spielfeldes zu sprechen kommen: Über die WM! Genauer gesagt über die Wisch-Mädels. Ausgestattet mit Wischmop und einer reklamationsfreien Figur lauerte je eine in den vier Ecken, bis ihnen die Schiris das Zeichen zum raschen Aufwischen der achtlos fallengelassenen Schweißtropfen zwischen Wurfkreis und Neunmeter-Linie gaben. Geschickt (in doppeltem Sinne!) kamen sie ihrer Aufgabe nach, was so manche erfahrene Hausfrau vor Neid erblassen ließ, denn ihnen ist eher selten eine derartige Anteilnahme und rauschender Applaus gewiss.

Die Raucher waren wieder die Ersten im Freien. Im Bus entschied man(n) sich den Bierbestand bis zum totalen Aus zu reduzieren. Aus diesem Grund gelang es auch den Geräuschpegel auf der Heimreise annähernd auf dem Niveau wie im Stadion zu halten. Leider flachte im Gegenzug aber auch das Niveau der Gespräche umgekehrt proportional ab. Sei´s drum. Der Sieg war unser.

 

 

Titschen

Wer kennt noch dieses Spiel aus Jugendtagen? Titschen, die halbwegs legale Möglichkeit sein Taschengeld aufzumöbeln oder den traurigen Rest gänzlich zu verzocken! Eine Kombination aus Fingerfertigkeit und gutem Auge. Halbwegs legal deshalb, weil Titschen mit Geld und um Geld gespielt wurde. Und, weil die Gewinne an den Finanzbehörden vorbei direkt in der nächsten Eis- bzw. Pommes-Bude investiert wurden. Verluste konnten bei der Taschengeld-Auskommenssteuer leider nicht geltend gemacht werden.

Die Regeln waren denkbar einfach. Zum Spiel selbst benötigte man außer Barem in Form von Münzen (Zehnpfennig-Stücke) ein Spielfeld. Die Größe spielte eine untergeordnete Rolle, Hauptsache es wies eine gerade Kante auf. Als Untergrund empfahlen sich besonders Fliesenböden aller Art. Am besten repräsentative Hausflure oder öffentliche Flure und Räume in Schulen oder Hallen oder Hallenbädern. Selbstverständlich konnte das Spiel auch im Freien durchgeführt werden. Über die Nachteile werde ich später noch ein paar Worte verlieren.

Man stelle sich vor: Ein x-beliebiges Treppenhaus, gekachelt. Die erste Stufe war die ultimativ geeignete Anschlaglinie. Ein exakter Abstand wurde einvernehmlich definiert. In der Regel eine von der Anschlaglinie drei bis vier Schritte entfernte Kachelfuge. Mindestens zwei Teilnehmer waren erforderlich. Nach oben bot der übliche Freundeskreis automatisch das Limit. Die erste Reihenfolge der Spieler wurde ausgelost. Die folgenden Spielrunden fanden in umgekehrter Reihenfolge statt. Der Sieger der Vorrunde hatte das letzte Startrecht. Man positionierte sich an der vereinbarten Fuge und schnippte den Zehner in Richtung Treppenstufe. Der Naheliegendste hatte gewonnen. Den ersten Teil des Titschens! Jetzt war die Geschicklichkeit gefragt! Der Zwischensieger sammelte alle Münzen ein, und musste sie zu einem Türmchen stapeln. Diesen lancierte er auf die Fläche des Ellenbogens auf der Unterseite des Unterarms. Dieser war waagerecht nach oben, etwa auf Schulterhöhe, angewinkelt. Die geöffnete Handfläche zeigte ebenfalls nach oben. Nun galt es seine Geschicklichkeit zu beweisen! Man musste den Ellenbogen rasant nach unten reißen. Für den Bruchteil einer Sekunde schwebte der Münzstapel schwerelos im Raum. Es galt jetzt, mit der zuvor in Stellung gebrachten offenen Handfläche, soviel Münzen wie möglich aus der Schwebe zu schnappen. Bevor der Rest – oder im ungeschicktesten Fall alle – scheppernd im Treppenhaus herumkullerten, da die Schwebephase lediglich von kurzer Dauer war. Jetzt hielt man seinen Gewinn zwar in der Hand, durfte ihn allerdings immer noch nicht für sich auf der Habenseite verbuchen. Eine zweite Geschicklichkeitsprüfung stand noch zwischen totalem Ruin und einer Lore Pommes rot/weiß. Erneut fand ein Stapel der verbliebenen Münzen einen stabilen Standort. Diesmal auf den flach ausgestreckten Rücken der Finger. Die optimale Position war unmittelbar mittig auf dem Fingernagel des Effenbergschen Stinkefingers. Es gab nun differierende Techniken, die sich die Teilnehmer in Monaten antrainiert hatten, und für sich als besonders gewinnbringend herauskristallisiert hatten. Sie waren allerdings durch keinerlei Statistiken bestätigt, bzw. durch Videoanalysen, die im Zeitraffer oder in Zeitlupe erkenntnisreich ausgewertet werden konnten. So konnte man zum Beispiel die vorderen zwei Glieder der Finger einfach abklappen, um mit Überschallgeschwindigkeit nach dem Stapel zu schnappen, der der Schwerkraft gehorchend auf dem Fliesenboden mit ohrenbetäubendem Geschepper aufzuschlagen trachtete. Oder ihn geschmeidig einige Millimeter in die Höhe zu schleudern und die Hand blitzartig mit der Handfläche nach oben wendend, um, wie dereinst bei Sterntaler, den Geldregen aufzufangen. Ohne Zuhilfenahme des Hemdchens natürlich! Auch eine rasante Wende in horizontaler Richtung wurde akzeptiert. Dies war allerdings die gefühlt erfolgloseste Variante. Der Gewinner nebst Gewinn war final ermittelt!

Mit den restlichen Münzen durfte sich der Zweitplatzierte auseinandersetzen, gegebenenfalls der Dritte usw., usf.. Der aufmerksame Leser wird nun erkennen, dass ein Spiel im Freien den herumwirbelnden Münzen ein freies Flugfeld in die Landschaft bot. So konnte es zu höchst überflüssiger Zeitverschwendung durch breit angelegte Suchaktionen kommen.

Waren die Abstände des Spielgerätes zur Zielstufe mehrerer Teamkollegen mit dem geschulten, bloßen Auge nicht stressfrei festzulegen, entschied ein Stechen die Reihenfolge der Aspiranten.

Titschen konnte solange gespielt werden, bis die Mehrzahl der Aktiven pleite war, oder sich die Mieter über den Radau im Treppenhaus massiv beschwerten, oder die Horde der Heranwachsenden zum Abendessen gerufen wurden. Per Sozialmedia war es damals noch nicht möglich. Der Mutter Stimme rief nur einmal, aber bestimmt. In der Regel blieb dann wenig Zeit seine Gewinne zu verifizieren – abends, heimlich bei Taschenlampenlicht, unter der Bettdecke. Die Pommes rot/weiß oder der Eisbecher mussten warten. Was blieb war die Vorfreude!

Heute sieht man keine Kids mehr titschen. Sei es aus Mangel an Zehnpfennig Münzen, aus Zeitmangel durch Lesen höchst überflüssiger digitaler Mitteilungen, oder durch Überfluss an Taschengeld, oder durch zielloses Herumirren in virtuell kryptischen Tunneln. Oder so.

 

 

 

Abseits

Abseits aller gut bürgerlichen Gemeinschaften gedeihen real existierende Lebensformen der besonderen Art: Profifußballer. Sie leben in teamorientierten Gruppen Gleichgesinnter, mit erstaunlich identischen Verhaltensmustern. So entwickelt sich der Hubraum ihrer Autos in der Regel diametral zum IQ. Was durchaus zur Bewältigung ihrer geistigen Anforderungen angemessen erscheint. Bis auf die Abseitsregel sehen sie sich selten mit anspruchsvolleren Aufgaben konfrontiert. Zur Sicherheit werden sie von gründlich ausgebildeten Referees auf die Missachtung der Abseitsregel hingewiesen. Fähnchenwinken in Schulterhöhe und der fangebrülldurchdringende Pfiff des Oberreferees sorgen jeweils für klare Verhältnisse. Trotzdem lassen die so Gemaßregelten es sich nehmen die Geschulten auf einen wo möglichen Irrtum gestenreich hinzuweisen.

Neben Kondition und überdurchschnittlichem Geschick mit den Füssen stellen sie gutgemeinte Fragen von Sportreportern hin und wieder vor schier unlösbare Situationen. Um sich aus diesen Sackgassen einigermaßen geschickt zu befreien, werden sie von den cleveren Vereins- und Verbandsmuffties in kamera- und mikrofongerechtem Verhalten geschult. Rhetorisch brillieren sie fortan mit einer Handvoll mühsam erlernter Standardsätze. Diese gilt es nur noch in zu den Fragen analogen Reihenfolgen von sich zu geben. Was mittlerweile ordentlich gelingt. Im Prinzip könnten sich die Reporter alle Fragen auch gleich selber beantworten, denn es sind ohnehin grundsätzlich die identischen.

Dem Fachgebiet entsprechend, gibt es außer der Abseitsregel weitere Fachbegriffe, die von den ersten Jungendmannschaften an Gültigkeit ihre haben. Es gibt den Sechser, manchmal auch zwei. Der kann z.B. aber auch die Rückennummer 10 tragen. Nur der eine Sechser natürlich! Jeder Spielermuss zur Unterscheidung eine eigene Rückennummer haben. Ausputzer produzieren gelegentlich Elfer, ihre Gegenspieler gerne Schwalben. Benannt nach Ian Robben, der den Begriff des fliegenden Holländers häufig zu wörtlich nimmt, und schwalbengleich durch den Sechzehner fliegt. Wenn es im Fußball eine B-Note gäbe, wäre ihm ein Platz unter den Besten der Besten sicher! Anmerkend sei gesagt, dass der Begriff des Vollpfostens kein offizieller Sprachgebrauch ist. Bei Unkundigen führt auch der Begriff „Letzter Mann“ nicht selten zu verwirrenden Interpretationen. Z.B.: Heißt dies nun, dass danach nur noch Frauen spielen dürfen?

Absolut identisch gestaltet sich auch die Wahl der Lebensabschnittsgefährten. Hier rangieren die Model unschlagbar auf der Polposition. Bis sie als Staffage der Kicker ihr Leben ausrichten müssen, durften sie die Roben der Haute Couture kostenlos tragen. Einmal gefreit tragen sie die gleichen Hüllen – nur dürfen sie dafür jetzt bezahlen. Ein Seitenblick auf eine nicht minder überbezahlte Sportart sei gestattet: Bei den Tennisspielerinnen möchte der überwiegende Teil nach dem aktiven Sport als Designerin verwirklichen. In Ausnahmen allerdings auch als Schauspielerinnen -oder gar beides. Aber das wirklich nur ganz nebenbei.

Zurück zu den uniformen Verhaltensmustern. Mit der Vollendung des dreißigsten Lebensjahres breitet sich ein innerer, biologisch nicht aufhaltbarer Wunsch drastisch aus: Man muss eine Biographie schreiben – lassen. Schließlich müssen die Verdienste (nicht die monetären!) der Nachwelt erhalten bleiben. Gut, der Horizont beschränkt sich bei den meisten höchstens auf die Strafräume der Republik. Bei Verteidigern bzw. Stürmern selbstverständlich jeweils aus unterschiedlichen Beweggründen. Logisch! Trotzdem gelingt es immer wieder jungfräuliches weißes Papier mit Nichtigkeiten zu füllen. Es soll sogar Menschen geben, die diese Pamphlete erwerben. Ob sie auch gelesen werden bleibt uns ein Buch mit sieben Siegeln.

Aus Abseits verdächtiger Position am 25.März 2017

Einwurf

Beim Einwurf gibt es weder Abseits noch ein Pardon. Seit geraumer Zeit finden deshalb auch die Einwürfe generell nie dort statt, wo der Ball die Seitenauslinie überflogen, bzw. überrollt hat. Unqualifizierte Einwürfe von der Trainerbank dagegen tadelt zunächst der Vierte, und bei akuter Uneinsichtigkeit führt der Weg gerne auf einem Tribünenplatz, um von höherem Niveau aus das Geschehen zu begutachten. Statistisch gesehen findet dieser Akt der Verbannung stets bei Trainern der zurückliegenden Mannschaft statt. Offensichtlich herrscht beim Stab ohne Aussicht auf drei Punkte ein wesentlich höheres Gefährdungspotential vor.

Unabhängig von Spielklasse und Liga, vom Alter, Charakter oder IQ, von Grosshessenlohe bis München, von Lokomotive Petersburg bis Sandale Telaviv sind weitere erstaunliche Gesetzmäßigkeiten zu registrieren. Sie bedürfen eines weiteren verbalen Einwurfes.

Vorweg möchte ich an dieser Stelle die erste Einschränkung loswerden. Bestimmte Verhaltensmuster sind zwar nicht zwingend vom Alter abhängig, jedoch in unmittelbarem Einklang mit dem Bildungsstand. Akteure, die nicht auf eine schwere Kindheit verweisen können, bestehen darauf, dass häufiges Kopfballspiel keinen Einfluss auf die Persönlichkeits-Struktur hat. Mancher mag daran zweifeln.

Großmanns Gehabe mit extremem Hang zur Selbstdarstellung, der Verlust der eigenen Wahrnehmung über die wahre Persönlichkeit beherrscht die Szene. Einer der in dieser Hinsicht beispielhaften Exemplare, Th. M. aus M., vor ihm ist kein Mikro sicher. Der Drang mit seinen Belanglosigkeiten das Publikum anzuöden ist exorbitant.  Es täte allen gut, wenn er einfach mal seine Nerv tötenden Ergüsse nicht ständig in aller Öffentlichkeit breit treten würde. Gerade ihm stände es gut zu Gesicht. Und besonders in englischen Wochen wäre es angebracht. J.B. aus M. z.B. sammelt Schuhe. Über Fünfhundert füllen zwei Zimmer. Ob die Kickschuhe inklusive sind ist nicht überliefert. Oder M.R.aus D., der meint seinen Ferrari lizenzfrei chauffieren zu dürfen. Wieder andere tragen Frisuren wie Hähne in der Balz, rasieren sich fragwürdige Muster ins Haupthaar oder kolorieren sie in unnatürlichen Tönen. Manche vollführen Solo-Tanzformationen andere in Gruppen.

So, wie die Silberrücken ihr Alpha-Männchen-Gehabe zur Schau stellen, so gebärden sich auch einige Torschützen. Nach erfolgreicher Vollendung reißen sie sich das Fell vom Leib, wedeln damit in der Gegend herum und rennen Haken schlagend von ihren Mannschaftskameraden davon. Zunächst Richtung Eckfahne, dann entlang der Einwurf Linie zur Ersatzbank. Irgendwo zwischen Pfosten, Fahne und Reservebank wird er von der Horde seiner Verfolger gestellt. Bzw. gelegt und erdrückt. Der Schiri belohnt es regelkonform mit dem Zücken eines gelben Kartons.

Als Gegenpart zum Einwurf steht der Auswurf. Ein lamatöses Verhalten, dass wir nahezu ausschließlich beim Fußball feststellen. Müssen! Leider beschränkt sich das Absondern von Schleimen nicht nur aufs Verbale und nicht nur auf bildungsneutrale Spieler. Unabhängig von Volumen, Farbe und Konsistenz bleiben die Auswürfe auch von Ansichts-Karten unbedacht. Hygienische und ästhetische Gründe spielen ebenfalls keine Rolle. Bleibt die Frage nach dem „Warum“.

Nicht repräsentativen Beobachtungen zu Folge handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Um im Torrausch bzw. Siegestaumel verletzungsfrei Diven zu können, wird mit Eigengleitmitteln in den bevorzugten Diving-Zonen für ausgedehnte bäuchlings Rutschphasen gesorgt. Dann machen auch die Beregnungsanlagen Sinn, die vor jedem Spiel sowie in der Halbzeitpause die Grün-Anlage wieder neutralisiert. Auch der Begriff Grün-Anlage wird seiner Bedeutung gerecht. Und wenn sich die Aktiven über schlechte Platzverhältnisse echauffieren, dann deshalb, dass die Produktion von Gleitflüssigkeit nicht in ausreichender Menge produziert werden kann. Selbst die Unterstützung warmlaufender Ersatzspucker reicht nicht aus, um die Unebenheiten des Rasens zu egalisieren. Bleibt nur auf ein torloses Unentschieden zu hoffen.

20. März 2016

Fit, wie`n Turnschuh

In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist. Denkste! Offensichtlich irrte Turnvater Jahn, denn es gab in seiner Ära nachweislich noch keine Fitnessstudios. Wie passt das zusammen? Im Prinzip hat er ja Recht, der gute alte Körperertüchtiger. Doch es gibt Ausnahmen. Ihr werdet schon sehen! Nebenbei bemerkt – ich liebe diese Wörter mit drei s, t, e, l, r oder f, wie bei Fitnessstudio, Schifffahrt, Schritttempo, Eissschnellläufer, Geschirrreinigung, Teeei oder so. Sie sehen so aus, als ob der Schreiberling den Finger aus Versehen zu lange auf die Taste gedrückt, und auch nicht mehr Korrektur gelesen hätte. Aber das nur am Rande.

Für den regelmäßigen Besuch eines Fitnessstudios benötigt man keine besonders aufwändige Ausstattung. Ein paar Sportschuhe mit drei Streifen, Raubkatze, Haken oder Ösen, ein Hemd und ein Höschen – und schon kann es losgehen. Ok, ein Handtuch wäre sicher auch nützlich. Manche Akteure bringen sogar ihren Körpergeruch mit. Darauf kann der zivilisierte Mitteleuropäer allerdings getrost verzichten. Auch ist er nicht zwingend für einen gesunden Körper von Nöten oder liefert er gar den Beweis für geistige Leistungen.

Der neutrale Beobachter teilt die Fitnesstreibenden in drei Kategorien ein. In die, bei denen Fitness mit Kraftmeierei verwechselt wird. In die zweite Gruppe, die Leidenden, die, geplagt mit körperlichen Gebrechen, sich Abhilfe oder wenigstens Linderung versprechen. Hier nennt man die Fitness eher Reha. Und schließlich in die dritte Riege, die einen Aufstieg in die zweite Liga nicht als oberste Priorität sieht.

Während bei den Gruppen zwei und drei eine geistige Fitness nicht kategorisch auszuschließen ist, widerlegt die Einser Gruppe die Jahnschen Theorien. Allein die Tatsache, dass man sich anschickt mit diversen Mittelchen die Bizeps und andere Muskelpartien künstlich aufzupeppen zeigt, dass mindestens ein Part der Hirnwendungen in die falsche Richtung verläuft, und entsprechend unterrepräsentiert ist. Selbst die Sprache und ein arg limitiertes Vokabular zeugen davon, dass bei den Zielen ihres Trainings fragwürdige Ergebnisse und nicht gesundheitliche vorrangig sind. Und dass Doping grundsätzlich nicht auch zum Aufpeppen geistiger Leistungen geeignet ist, sie sogar eher reduziert, bestätigt meinen Verdacht. Außerhalb der Fitnessstudios identifiziert man die Probanden augenblicklich an ihrer Kleidung. Sie unterscheidet sich nur in Nuancen vom Trainings-Outfit. Was will man damit zum Ausdruck bringen? Seine körperliche und geistige Fitness? Die Proportionen der Oberarme bestätigen Teil eins. Die drei Streifen am Ärmel widerlegen Teil zwei. Aber lassen wir jedem Tierchen sein Pläsierchen, und wenden uns dem entgegengesetzten Ende der Gruppierung zu.

Bei näherem Betrachten erkennt der sensible, fachkundige Beobachter unterschiedliche Motivationen. Natürlich ist die Profilaxe erklärtes oberstes Ziel. Mag man gelegentlich auch daran zweifeln, wenn der Drang zur Kaffeetheke stärker ist, als seine Kräfte an den Geräten zu stählen. Verbunden mit dem Genuss von ein paar Keksen stehen eher soziale Komponenten im Fokus. Nicht selten müssen die ernsthaften Fitn-esser ihre prophylaktischen Aktivitäten mit dem unbändigen Mitteilungsbedürfnis der Keks-esser zwangsweise teilen. Solange sich Inhalt, Lautstärke und Intensität der Mitteilungen in einem rücksichtsvollen Rahmen bewegt, schaut man mit sportlicher Fairness darüber hinweg. Aber! Anstelle an den Trainingsgeräten aktiv zu hecheln, wird die komplette Nachbarschaft durchgehechelt. Hier gewinnt der Begriff Dorf-gemein-schaft eine neue, ganz peinliche Dimension. Erstaunlich, dass bei regelmäßiger Heimsuchung der Sportstätte die Themen schier nicht ausgehen. Als wohltuenden Ausgleich gibt es männliche Kontraparts, deren Aufenthaltszeit sich äußerst einsilbig gestaltet. Mir schießt da spontan ein netter Herr durch den Kopf, der in den vergangenen Jahren mit sage und schreibe drei (3) Buchstaben ausgekommen ist. „Ade“! Diese Verabschiedungsfloskel wiederholt er jedoch, stets von einem freundlichen Kopfnicken begleitet, für jeden einzelnen Anwesenden. Unbestätigten Meldungen zufolge soll sein Wortschatz auch über die Vokabel „ebenso“ verfügen. Es gibt vertrauenswürdige Zeitzeugen, bei denen er auf die guten Wünsche für ein schönes Wochenende überraschend mit „ebenso“ geantwortet haben soll. Ich würde ihm gerne ein paar zusätzliche Worte entlocken, oder gar ganze Sätze, wenn sich dadurch der Redeschwall der Nichtssagenden automatisch reduzieren würde. Leider beschränkt (man beachte bereits die zweite Doppelsinnigkeit zwei aufeinander folgenden Sätzen!) sich der Aktionsradius der Reds(D)amen nicht auf das unmittelbare Umfeld der Kaffeetheke. Nein, der bequeme Sitzplatz auf den Trainingsgeräten bietet eine entspannte Position so viele leere Worte wie möglich, in so kurze Zeit wie nötig zu stopfen. Dass Frauen Multitasking fähig sein sollen, muss ich deshalb ernsthaft in Zweifel ziehen, da weder körperliche noch geistige Bewegungen parallel zum Redeschwall erkennbar sind. Eine revolutionäre Produktinnovation für Fitnessgeräte wäre eine Software, die automatisch einen schrillen Signalton erschallen lässt, sollten die Übungen auf den Geräten nicht innerhalb einer zumutbaren Zeit abgeschlossen sein. Dieser Ton müsste allerdings die Phonzahl der Heuchlerinnen deutlich übertreffen! Eine echte Herausforderung für qualifizierte Entwickler. Und, nach der dritten akustischen Maßregelung sollten die Geräte dauerhaft für die Nutzung der Verwarnten gesperrt werden.

Es existiert von dieser Klientel leider noch eine Abart. Die Tuschler. Sie erschleichen sich das Vertrauen durch eindringliches Flüstern in unmittelbarer Nähe der Ohrmuscheln. Dabei ist es nicht auszuschließen, dass der Atem am Ohrläppchen kondensiert. Während sich die Inhalte der Informationen nur in Nuancen von denen der Lauthälse differenziert, finden hier noch zusätzliche vage Bewegungen statt. Regelmäßiges, vorsichtiges Umherspähen verdeutlicht die Wichtigkeit aber auch die absolute Verschwiegenheit. Ihre physiotherapeutischen Behandlungen beschränken sich in der Regel ausschließlich auf die Hals-, Schulterpartie. Bis jedoch alle Mitmenschen vertraulich besäuselt sind, sind die ärztlich verschriebenen Anwendungen bereits wieder vergeudet.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass es nur abnorme Pseudo-Fitnesser gibt. Gott sei Dank befasst sich der überwiegend größte Teil mit für Jedermann und Jederfrau konsumierbaren Themen. In verträglicher Stimmlage! Überstandene OPs / akute Schmerzzonen / heilende Therapien / globale Erderwärmung, basierend auf der aktuellen Großwetterlage / gerne auch kleine und große Katastrophen, incl. Politik / anstehende Gartenarbeiten / Schnäppchenjagd / Kochrezepte / Sport- und Kulturereignisse mit breitestem Interessen-Spektrum, sowie in intimeren Männerrunden auch Frauen und Autos, bieten eine ergiebige Palette an Gesprächsstoff. Da ich an dieser Stelle die Frauen nicht diskriminieren möchte sei offiziell erklärt, dass mir keine gesicherten Informationen vorliegen, ob in intimen Frauengruppen nicht auch das Thema Autos ein zentrales sei.

Nicht unerwähnt möchte ich die Jammerer und Stöhner lassen. Schwer atmend ringen sie schon beim Betreten der Praxis um Aufmerksamkeit. Sie schleppen sich mit letzter Kraft an die Kaffeetheke, wo ein Espresso erste Hilfe verspricht. Mit der Frage nach dem Befinden löst man das betretene Schweigen schlagartig. Nach einem tiefen Seufzer werden mit leidender schwerer Stimme alle Unpässlichkeiten in epischer Breite zelebriert. Verbunden mit der ganzen Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit des Seins an sich. Natürlich fehlt auch der Querverweis nicht, dass man im Moment nicht die Kraft aufbringt, um mit einem gezielten, konsequenten Training für eine Linderung bereit sei. Der Therapeut reißt die Anteilnehmenden in die raue Wirklichkeit zurück, und entführt den Delinquenten ins Separee, wo seinem Leidensweg allerdings auch kein schmerzfreies Ende bereitet werden kann.

Last but not least gibt es da noch die Gruppe der wirklich Bedauernswerten. Ob gerade glücklich dem OP-Tisch entronnen oder mit langwierigen Beeinträchtigungen geplagt, erfreuen sie sich der heilenden Hände, sind dankbar für gymnastische Ratschläge und sehnen sich nach baldiger Genesung. Den Einen oder die Andere können wir, nach der von Krankenkassen gesponserten Therapie, in der Runde der üblich Verdächtigen begrüßen. Sie sind ernsthaft daran interessiert sich vor weiteren operativen Eingriffen bzw. orthopädischen Übungen zu feien. Sie bestätigen, dass in einem gesunden Körper doch ein gesunder Geist wohnt. Wohnen kann.

November, der 13. 2016

 

 

 

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