Wenn das jungfräuliche Jahr den nasskalten, feuchten Nebel von der Garderobe abschüttelt wie lästige Fliegen, wenn das blaue Band wieder flattert und der weiße Flieder wieder blüht, wenn die Knospen sprießen und die Pollen fliegen, wenn die Gefühle Frauen und Männer übermannen, wenn die Blusen luftiger werden und die Röcke kürzer, wenn die Sommerkleider gegen dicke Winterzwirne getauscht werden und die Fastenkuren zum Abnehmen animieren, wenn die Frühbeetler wie Heuschrecken über die Gartencenter herfallen, wenn die Putzlappen besonders gründlich geschwungen werden, wenn wir wieder eine Stunde früher aufstehen müssen und die Spargel für alternative Düfte bei der Notdurft sorgen, und wenn die Eisbuden endlich wieder öffnen, dann, ja dann beginnt die Jahreszeit der eiligen Organspender. Dann ist es am Wochenende aus mit der besinnlichen Ruhe in unserem beschaulichen Dörfchen, denn es lädt der nahe Motorrad-Shop zur offenen Tür ein. Der damit verbundene Lärm ebbt gen Abend jedoch wieder ab, da die Geschwindigkeits-Junkies die 30er Zonen bei Tageslicht als Teststrecke auserkoren haben.
So weit, so gut. An dieser Stelle möchte ich alle meine Tiergutmenschen und Krötenüberdiestrassehelfer eindringlich davor warnen weiterzulesen. Es sei denn, sie kündigen uns die Freundschaft auch nach dem Konsum des folgenden Berichtes nicht! Und sie verzichten ebenso auf nachhaltige Vorwürfe!
Das Frühlingserwachen hat auch seine Schattenseiten. Selbst in der Nacht. Denn wenn sich die Biker aus dem Lederkombi pellen beginnt das Konzert der Frösche. Und es ist rum mit der Nachtruhe. Ein böses Frühlingserwachen, da die Phonzahl in keinem Verhältnis zur Körpergröße steht und unser Teich unmittelbar unter dem Schlafzimmerfenster im fahlen Mondlicht glänzt. Keine Rede von „still ruht der See!“ Ganz ehrlich, die Tierchen sind aber auch selber schuld! Wir haben sie mehrmals gemaßregelt, dass sie ihr buhlen doch bitte etwas dezenter betreiben sollen. Sonst, ja sonst würden wir sie zu den Störchen bringen, oder zu Jacqueline. Ortsunkundigen sei erklärt: Jacqueline ist die Chefin des bekannten Restaurants Niemandsland. Das Niemandsland heißt Niemandsland, weil es im Niemandsland liegt. Genauer zwischen Altrhein und Rhein auf einer Insel und wo man die Schenkel der Artgenossen unserer Quäker in Sauce Provencale oder einfach in Kräuterbutter genießen kann. All unsere eigentlich gut gemeinten Warnungen wurden ignorant in das laue Frühlingslüftchen geschlagen.
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