scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: August 2017

Wahl-Versprechen

Wie Pilze aus dem Waldboden, so sprießen auch die beschirmten Stände der Parteien in den Fußgängerzonen. Es stehen Wahlen an! Die Granden, die man sonst nur aus der Presse kennt, wie sie schaufeln, Hände schütteln und gegen alle Pläne aller anderen Parteien wettern, verteilen an Samstagen Luftballons, Blümchen, Kugelschreiber in den Logofarben der Parteien , bunte Zettelchen, und versuchen den aufrechten Bürgern unvorbereitet ein Gespräch aufzuzwingen. Die Adlaten drängen sich in die vorderste Frontlinie, um ihre Listenplätze zu rechtfertigen. Sie verteilen nicht nur kleine Geschenke, sondern auch verbale Versprechen an das Wahlvolk, um um ihre Gunst zu buhlen. Da sie generell dafür sind, dass sie grundsätzlich dagegen sind, können sie auch spielend von eigenen Plänen ablenken. Selbstverständlich ist ihre Wahrheit die einzig wahre Ware. Doch für wen und was soll man sich entscheiden? Nach welchen Kriterien? Rückwirkend, nachdem was sie bisher geleistet haben? Oder was sie sich geleistet haben? Nachdem was sie versprochen haben? Oder ob sie sich versprochen haben? Oder ob sie womöglich gehalten haben, was sie versprochen haben? Oder was sie uns für die Zukunft versprechen? Was weiß denn ich?

Wen ich garantiert nicht wählen würde, steht schon heute zu 100% fest! Die Dame aus Niedersachsen: Elke Twesten! Kaum ist ihr Listenplatz dem Rotstift bei den Grünen zum Opfer gefallen, rochiert sie zu den Schwarzen. Als Ablösesumme erhält sie dort einen Listenplatz. Ich kann nur an den klaren Menschenverstand der Niedersachsen appellieren, dass sie hier ein eindeutiges Votum abgeben! Diese Dame fühlte sich nicht ihrem Gewissen verpflichtet, sondern ausschließlich ihrem Gesäß. Verabscheuungswürdige, erbärmliche Niedertracht in Niedersachsen!

Werfen wir noch einmal einen Blick auf den abenteuerlichen Unsinn, der von vielen Kandidaten von sich gegeben wird. Dahinter steckt ein System! Ja, richtig gelesen: Ein System! In unserer liebgewonnenen Kultur prinzipiell dagegen zu sein, hat die Politik eine beneidenswerte Strategie entwickelt. Sie schlägt listig genau das Gegenteil von dem vor, was sie eigentlich erreichen will. Genial! Oder? Das erklärt auch den zum Teil hanebüchenen Blödsinn, den sie täglich absondern. Offensichtlich sind unsere Damen und Herren Mandatsträger doch nicht ganz so weltfremd, wie sie es uns vorleben. Gut, auch hier müssen wir natürlich mit Ausnahmen leben. Wir können uns aber auch nicht um alles kümmern!

P.S.: Nur Mauty Dobrindt ist mit dieser Taktik jämmerlich gescheitert! Die Maut ist zur allgemeinen Überraschung einfach so durchgerutscht. Oder wollte sie womöglich Mutti unbedingt? Sie war ja ursprünglich vehement dagegen!

 

Kunst und Genuss.

„Kunst und Genuss“ im Lahrer Stadtpark ist ein Event im Stadtpark von Lahr mit Kunst und Genuss. Der Sinn liegt darin begründet, dass es eine Kunst ist, den Genuss auch als solchen zu empfinden. Und wir waren erstmals dabei!

Es lagen keine wirklichen Alternativen für den Samstagabend vor. Die Fernsehanstalten vergeudeten unsere Gebühren mit dem üblichen Schwachsinn, wie, inzwischen täglichem Fußball, Wiederholungen von Krimis, mit denselben Toten und Mördern und irrtümlich Verdächtigen und Hauptkommissarinnen und Hauptkommissaren, und schrägen Hauptkommissar-Anwärtern, und stets freien Parkplätzen vor den Tatorten, und selbstverständlich den Ausgeburten einschläfernder Quizshows. Die Formate beeindrucken durch ihre niveaulose, kreatiefe Vielseitigkeit, wie: Hyperaktive Kinder gegen Helikoptereltern, Promille-Promis gegen nüchterne Beamte, Spätaussiedler gegen Frühaufsteher, Politiker gegen unbescholtene Bürger, Google gegen Konrad Duden, Veganer gegen Hamburger, Herrenknecht gegen Windräder, usw.. Moderiert werden alle Shows grundsätzlich durch seine Selbstherrlichkeit Johannes B-Punkt Kerner, und im Rahmenprogramm die unvermeidliche, atemlose Helene Fischer, der nuschelnde Gnom Peter Maffay, und all die anderen abgehalfterten, reanimierten Veteranen aus der Schlagergruft. Also dann doch lieber „Kunst und Genuss“!

Ich darf es vorwegnehmen: Uns ist das Kunststück nicht gelungen, den Genuss zu genießen. Aber der Reihe nach. Die Anfahrt verlief ohne große Hindernisse auch nicht vor und in den Kreisverkehren. Trotz frühzeitigem Aufbruch waren die Parkplätze bereits belegt. Ohne schlechtes Gewissen habe ich eine weitere Parkreihe eröffnet, auf die die örtlichen Verkehrsplaner noch nicht gekommen sind. Zugegeben, ein wenig Risiko war dabei. Aber eine knöllchenfreie Windschutzscheibe rehabilitierte meine Entscheidung nachträglich. Die Kassenhäuschen-Insassin wollte partout auf unsere Rentner-Ausweise keinen Nachlass gewähren, und auch einen Gruppentarif für zwei Teilnehmer wurde achselzuckend nicht akzeptiert. Das abendliche Lüftchen wehte lau, das Ambiente im Lahrer Stadtpark war berauschend, ein lauschiges Fest harrte unser.

Auf staubigen Pfaden, unter uralten Bäumen, vorbei an Weckgläsern mit Teelichtern von Ikea, die ursprünglich Glasuff beherbergen sollten, führte uns der Hunger auf den Eventplatz. Noch warteten hier und da Sitzgelegenheiten auf Zweisitzer und so beschlossen wir uns hemmungslos dem Genuss hinzugeben. Die Entscheidung fiel uns schwer, aus dem armhaltigen Angebot unseren Wunschgenuß zu ermitteln. Zwischen Spanferkel mit Bratkartoffeln und asiatischer Nudelpfanne mit Hähnchenbrust pendelten die Gelüste. Der Hunger siegte über den Geschmack und auch Plastikteller und Plastikbesteck ließen keinen spontanen Genuss aufkommen.

Voller Vorfreude steuerten wir auf den einzigen Weinstand zu, deren Winzer uns so fremd war, wie ägyptische Hieroglyphen auf Grabtafeln in Pharao-Pyramiden. Da sich das Gros der Kunst- und Genußsuchenden dem Mahl hingaben, war die Reihe schnell an mir. Umgehend führte das Kopfkino in meinem Kopf Regie, und spielte mir Szenen vor Augen, wie es wohl ablaufen würde, wenn mehr als zwei Trinkfeste gleichzeitig ihr Ansinnen äußern würden. Das Kopfkino war eine schamlose Untertreibung der Realität! Wer mit viel Glück, starken Nerven und einer ordentlichen Portion Stehvermögen ein Viertele ergattert hatte, dem sei zu raten gewesen sich umgehend erneut einzureihen, bevor ihm der Durst und nicht die Promille Fatamorganen vorgaukelte. Der Spuk erreichte in Bälde weitere, himmelschreiende Dimensionen. Die Gläser waren ausgegangen. Was allerdings nicht so schlimm war, denn es gab ohnehin keinen Wein und keine Cocktails mehr. Die Polizeibehörde der Ortenau löste augenblicklich ihre Kontrollen auf, da mit zu beschlagnahmten Führerscheinen an diesem Abend nicht zu rechnen war. Müßig zu erwähnen, dass der Wein, so noch vorhanden, sowohl untrinkbar als auch hoffnungslos überteuert war. Insofern hatte der Mangel auch sein Gutes! Zusammen mit dem Glaspfand zog es mir nahezu den finanziellen Boden unter den Füßen weg.

Gesäumt wurden die Plätzchen und Wege von Ausstellern von allerlei nutzlosem Zeugs, wie man es nur von Jahr- bzw. Wochenmärkten in Regionen mit überwiegend ländlicher Struktur antrifft. Glasperlen und geschliffene Steine, wie man sie in der Jungsteinzeit zum Tauschen verwendete, hübsche gedrechselte Holz-Rumstehchen, gebatikte, luftig leichte Tücher, Lakritze in Stangen- oder Schneckenform – die Kunst hat sich hauptsächlich in künstlichem Schnickschnack präsentiert. Ich muss gestehen, dass wir uns eher weniger intensiv mit den gutgemeinten Auslagen beschäftigt haben.

Ein Schwätzchen hier, ein Hallöchen da, viele durstige Seelen suchten alsbald ergiebigere Trinkstätten auf, die auf mehrere Gäste eingerichtet waren. Und so plätscherte der Abend dahin und wir sehnten uns nach einem gemütlichen Abend mit einem Gläschen Rotwein, einer langweiligen Quizshow und der einschläfernden Berieselung durch Johannes B-Punkt Kerner.

Ach ja, die Live-Musikdarbietungen im Lahrer Stadtpark waren echt um Klassen besser als Fischer, Maffay und Co.

 

Geistiger Entzug

Erst das Getier auf dem Dach, und jetzt auch noch das: Was tun, wenn morgens keine Tageszeitung im Briefkasten ist? Kann sich irgendjemand auch nur ansatzweise vorstellen, wie hilflos wir Rentner sind, wenn wir beim oder nach dem Frühstück mit leeren Händen dasitzen? Rumrentnern ohne Zeitung ist zwar möglich, aber sinnlos! Mit akuten, unerträglichen  Entzugserscheinungen! Wohin mit den Händen? Wie damals beim Rauchen aufhören! Der Zeigefinger tippt nervös auf dem Drücker des Kugelschreibers. Jederzeit startklar, um das Kreuzworträtsel zu lösen. Oder man schnäppert mit dem Clip des Kulis, was dem Partner allerdings gehörig auf die Nerven gehen kann. Das ganze Rentnerdasein ist ohne Sinn. Kein Kreuzworträtsel. Kein Sudoku. Keine Sportnachrichten. Keine Neuigkeiten aus den Königshäusern. Keine schaufelnden Politkasper aus der Region  für irgendeinen Neubau. Es ist Wahljahr und da schaufelt man doch besonders gern. Keine Gruppenfotos von Vereinsvorständen und Mitgliedern, die für viele Jahre treue Zugehörigkeit geehrt werden. Die Jahrgänge der Verblichenen rücken auch immer näher. Wenigstens davon bleibt man an diesem Morgen verschont! Keine Beilagen von Aldi, Dehner, Rewe und so. Wie soll man da einen vernünftigen Einkaufszettel zustande bringen? Sollen wir womöglich plan- und ziellos durch den Supermarkt irren? Apropos irren: Von dem Irren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es zur dieser Stunde auch noch nichts Neues. Er schläft wohl jetzt den Schlaf des Gerechten. Der andere gerechte Irre vom Bosporus hat wieder hunderte Beamte verhaftet. Ist das nun eine gute oder schlechte Nachricht? Wer verwaltet dieses Land denn jetzt eigentlich? Wenn die geistige Elite im Knast schmort. Wer lehrt den Schüler Recht und Freiheit? Und Anstand?

Wir sitzen weiter vor einem leeren Tisch, die Kaffeetassen sind auch leer. Gedankenverloren sinnen wir über das sinnlose Rentnerdasein nach, die bekloppten in der Welt und orakeln über den Ausgang des Dieselgipfels. Dabei steht der eigentlich doch fest. Alibiszenarien. Es ist Wahljahr! Es muss dringend eine Entscheidung her! Wir greifen zum Telefon. Halt erst noch die Rufnummer der Zeitung suchen. Hoffentlich liegt die Ausgabe von gestern nicht schon im Müll- Container. Es gibt ja bekanntlich nichts Älteres als die Zeitung von gestern. Aber bei der Rufnummer wollen wir heute mal eine Ausnahme gelten lassen! Oder?

Tüt Tüt Tüt Tüt. Besetzt. Fünf Minuten später: Tüt Tüt Tüt Tüt. Immer noch besetzt. Ca. fünf Mal weitere fünf Minuten später: Tüütüt Tüütüt Tüütüt: Eine freie Leitung. „Badische Zeitung, guten Morgen! Sie sprechen mit Frau Soundso.“ Ach, dass tut mir leid. Ich verbinde sie mit unserer Service-Abteilung.“

Tüütüt Tüütüt Tüütüt. Auf eine weitere freie Leitung waren wir so zügig gar nicht vorbereitet und stotterten Name und Anschrift in die Sprechmuschel. Wir sprechen übrigens mit Frau Soundso 2.0. „Der Austräger hat sich krank gemeldet. Sie sind leider nicht die Einzigen mit leeren Händen.“ Das große und kleine Weltgeschehen musste heute eben ohne uns auskommen! „Bis elf Uhr ist die Zeitung bei ihnen! Vielen Dank für ihr Verständnis!“

Kann sich jemand in die hoffnungslose Lage eines ungeduldigen Rentners versetzen, der auf seine Zeitung wartet? Wie ewig lange die Zeit dahin schleicht. Und was anstellen mit der trostlos langweiligen Zeit? Erst einmal die Küche aufräumen, Zähne putzen, die Blätter auf der 160er Rolle zählen*, usw.

Wir haben uns in der missligen Notlage entschlossen, völlig losgelöst von knackigen Sonderangeboten, uns heute mit einem besonderen Essen zu belohnen. Wir haben Kochbücher und gehortete Rezepte studiert, und ohne jede Fremdeinwirkung einen Einkaufszettel verfasst. Inzwischen klapperte ein Bote am Briefkasten. Die BZ war da! Die Einkaufspläne mussten warten. Ach du Schande: Der FCB hat schon wieder verloren. Es ist doch noch ein schöner Tag geworden.

*Nur für Konsumenten meines Artikels „Die zarteste Versuchung“ verständlich!

Großwildjagd

Bitte keine Heldenverehrung! Wenn überhaupt, dann ein wenig stille Bewunderung, anerkennende Blicke und gebührenden Respekt. Dann soll´s aber auch gut sein. Zuviel Eigenlob wird gerne auch als Überheblichkeit oder Eitelkeit interpretiert, und das ist bei Leibe nicht der Fall.

Nachdem das Gejammer der Winzer und Bauern nach dem Frühjahrsfrost verebbt ist, und die Ernten voraussichtlich, allen Unkenrufen zum Trotz, doch in der Qualität akzeptabel sein werden, verwöhnt uns der Sommer mit sommerlichen Temperaturen und den dazugehörigen Gewittern. Örtlich begrenzte Hagelschauer lässt die Agrarier aber bereits wieder in ihren Grundfesten erschüttern, und auch die Lieferzeiten von Daimler sind viel zu lang.

Gut, das hat nun wirklich gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, musste allerdings einmal zu Papier gebracht werden! Und die lauen Sommernächte bilden den geschmeidigen Übergang zum Kern des Ereignisses. Es war eine solche laue Sommernacht. Das Morgengrauen kündigte sich bereits an, als mich fremdartige Geräusche jäh aus lieblichen Träumen rissen. Zunächst nur unklar. Wie aus einer größeren Entfernung. Sobald sich aber Gehör und Verstand auf einem Level bewegten, gestaltete sich die Wahrnehmung deutlich konkreter: Die fremdartigen Geräusche waren erschreckend hautnah. Offensichtlich in unmittelbarem Kontakt mit unserem Haus. Da mein absolutes Hörvermögen, welches einseitig ein wenig gelitten hat, und ein wager Ansatz von Tinnitus manch stille Weise zu übertönen wagt, erhob ich mein Haupt leicht, um mit beiden Ohren eine dreidimensionale Ortung der Quelle zu ermöglichen. Alsbald wurde diese Quelle lokalisiert – auf dem Dach unseres Hauses. Ohne jeden Zweifel war dort unter einer Herde Elefanten in eine Stampede ausgebrochen. Eine andere Interpretation ließ die frühe Morgenstunde nicht zu!

Mit dem eigentlich unnötigen Absatz möchte ich ein wenig mehr Dramaturgie in die Schilderung bringen. Ähnlich einer künstlerischen Pause bei einem ergreifenden Vortrag über die Wärmedämmung von 599mm X 199mm X 150mm Ytong-Steinen.

Es war der zunehmenden Wachheit geschuldet, dass der Verstand dem Gehör folgte, und an logischem Denken gewann. Eine Elefanten-Stampede auf dem Dach unseres Einfamilienhauses mit Einliegerwohnung war schlichtweg nur schwer vorstellbar, und weder mündlich noch schriftlich zu vermitteln. Augenblicklich schossen mir die täglichen Polizeiberichte durch den Kopf, dass osteuropäische Diebesbanden ihr Unwesen gerne in grenznahen Regionen ausüben. Aber auf dem Dach? Die Ratio gewann auch hier die Oberhand. Blieb eine weitere Variante: Santa Claus versucht durch den Kamin Geschenke unter dem Strauß Sonnenblumen zu platzieren. Da es bis zum Fest des Kaufrausches jedoch noch etliche Monate hin ist, schied auch diese Vermutung vernünftiger Weise aus. Schließlich entpuppte sich die Stampede der Elefanten als ein blutrünstiger, unter Naturschutz stehender, Marder. Normalerweise finden seine Streifzüge in den Motorräumen der Fahrzeuge von Laternenparkern statt. Allerlei elektrisches Kabelgedöns und Isolierungen sollen sehr schmackhaft sein, auch wenn sie weder ein Biosiegel aufweisen, noch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind. Sei`s drum.

Offensichtlich liebestoll gebärdete sich der nächtliche Störenfried von Dachrinne zum First und zurück. Die Holzdecke erwies sich dabei eindrucksvoll als hervorragender Resonanzboden! Das Spielchen wollte nicht anfangen aufzuhören, und so fasste ich den mannhaften Entschluss dem Treiben ein Ende zu setzen. Todesmutig, bewaffnet mit einem Indoor-Besen, schlich ich mich elfenhaft in den ersten Stock, um direkt vor Ort den genauen Laufweg des Aufdringlings auszukundschaften. Seine Laufwege waren eindeutig abgestimmter als die der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Fußball-EM. Im Gegensatz zu ihnen beabsichtigte der Marder die erste KO-Runde zu überstehen, und meine ersten zaghaften Klopfgeräusche zu ignorieren. Ich entschied mich für eine härtere Gangart! Mittlerweile wusste ich fehlerlos die Routen auf dem Dach zu lokalisieren, und traktierte das Monster mit gezielten kräftigen Schlägen gegen die Holzdecke. Der Resonanzboden erwies sich ab sofort als mein engster Verbündeter. Nach wenigen Minuten ertrug offensichtlich das Getier die akustische Folter nicht länger und stürmte unter bestialischem Fauchen über die Dachrinne zurück in die Wildnis. Der Sieg war meiner!

Neben dem Morgengrauen leuchtete inzwischen in allen umliegenden Nachbarhäusern in allen Räumen die hellst mögliche Licht-Stufe, die man mit dem Dimmer regulieren konnte. Schemenhaft huschten leichtbekleidete Gestalten von Zimmer zu Zimmer, um schlaftrunken und verzweifelt nach dem nächtlichen Radau zu fahnden. Ergebnislos, denn ich hatte mich bereits wieder in die ehelichen Gemächer zurückgezogen.

Am Frühstückstisch schmückte ich dann die Schreckensnacht ein wenig blumig aus, um mich in den bewundernden Blicken der Gattin zu sonnen. Der Tag konnte nicht besser beginnen. Ein Held war über Nacht geboren. Immerhin wurde aus dem Elefanten keine Mücke, sondern wenigstens ein Marder. Ist doch auch was. Oder?