scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: Juni 2021

Klara Fall

Als Nach-Richter, so denke ich hin und wieder, es muss doch auch ein Leben jenseits des Richtens geben. Also auf der kriminellen, die dunklen Seite der Macht. Ohne gleich ins Fadenkreuz unseres Rechtsstaates zu geraten. Also, seine Abartigkeiten legal ausleben, in einem Roman. Und wer bietet den Gaunern Paroli? In jedem Fall – ein klarer Fall für Klara Fall!

Nun, als eifriger Quarantänekonsument diverser TV-Krimis, macht es mir das Schreiben eines  Kriminalromans kinderleicht. Man benötigt dazu lediglich ein Konzept. Einen roten Faden. Die Handlungen sind eigentlich Nebensache. Es ist wie ein Gerippe, an das man nur die einzelnen Fleischbrocken hängen muss. Also beginne ich mit einem roten Leitfaden. Der Roman muss dann erstmal noch warten. Oder, ihr fühlt euch animiert, um mit eigenen Filetstückchen Klara Fall ein gruseliges Gaunerstück auf den Leib zu schreiben. Hier nun das Rüstzeug, welche Personen und Paradigmen absolut notwendig sind.

Klara Fall (Hauptkommissarin): Fürs Casting: Blonde Mitteleuropäerin, mittleren Alters, überzeugender, intelligenter, repsektheischender Blick, Mundwinkel leichte nachdenkliche Abwärtstendenz. Wegen zu vieler Überstunden in Scheidung lebend.

Ihr zur Seite ein zur Schnodderigkeit neigender, übermotivierter Oberkommissar, ohne besonders ausgepräge Karriereambition. Ausschweifender Single.

Im Innendienst ein introvertierter, schüchterner junger Nerd. Gerne auch ein in Deutschland aufgewachsenes Gastarbeiterkind der zweiten Generation.

Der Chef der SOKO ist unbedingt mit einem trotteligen Altgedienten zu besetzen. Laut „Peterprinzip“ hat er bereits seit seiner vorletzten Beförderung den Grad seiner Unfähigkeit erreicht. Sein Auftritt, der Besoldungsstufe entsprechend = ins Büro kommen, auf die Brisanz des Falles verweisen und dringend schnelle Ergebnisse fordern. Zügiger Abgang, um höhere Aufgaben zu erledigen.

Die Forensik ist immer mit schrillen, sterilen Typen zu besetzen. Sie müssen Fragen nach dem Todeszeitpunkt und der Ursache aus dem Effeff beantworten können. Und, ganz wichtig, auf verwertbare Ergebnisse, Spuren und DNA verweisen, wenn sie das Opfer erst auf dem „Tisch“ hatten. Brillenträger*in bevorzugt. Leichte anrüchige Sprüche sind vom Drehbuchautor*in unbedingt einzuarbeiten. Lieblingstatursache ist der Schlag mit einem stumpfen Gegenstand.

Neben einer Schar beliebiger Statisten*innen an Hästräger*innen ist eine Rolle von herausgehobener Notwendigkeit. Ein Polizist*in muss ohne Wenn und Aber das rot-weisse polizeiliche Absperrband hochheben, um den Ermittler*innen beugungsfreien Zutritt zum Tatort zu ermöglichen. Sie müssen der Aufforderung, die Neugierigen auf Abstand zu halten, mit Nachdruck nachkommen können.

Die Leiche, weiblich frivol bekleidet, um den Verdacht auf einen Sexualdelikt zu fokussieren. Oder männlich, aus irgendeinem fragwürdigem Milieu. Hier sind Ostblock, Balkan und Nordafrika geeignete, aus überaus einleuchtenden Herkunftsländern. Wasserleichen sollten aus Gründen der Glaubwürdigkeit Nichtschwimmer sein.

Zeugen können den Tatvorgang nie so genau schildern. Es ging alles so schnell. Aufmerksame, neugierige Rentner*innen nerven eigentlich immer die Ermittelnden. Ein hochgradig Verdächtiger ist hier und da unter den Schaulustigen zu platzieren. Er wird allerdings nie, ich wiederhole, NIE(!) auch der Täter sein. In vielen Fällen entzieht sich ein der Tat dringend Verdächtiger spontan durch hastiges Davonlaufen dem Zugriff der Staatsmacht. Wer auf der Flucht stolpert bleibt dem Zufall überlassen. Sowohl der / die Flüchtige als auch der / die Verfolgungaufnehmenden eignen sich aus nachvollziehbaren dramaturgischen Gründen. Sollte der Verfolgungsaufnehmende gewinnen, erhält er / sie nach Feierabend ein Bier spendiert. Bei Platz zwei erntet er / sie Hohn und Spott der gesamten SOKO:

Der Täter kann der Gärtner sein. Kann, muss nicht! Auch wird er erst gegen Ende der Sendezeit überführt. Überziehungen werden nicht geduldet, da die Werbeblogs stringent einzuhalten sind. Will heißen: Wir, die Konsumenten und GEZzahler*innen, überführen den / die Ertappten quasi indirekt mit.

Um den gruselnden Zuschauer*innen vollends zu verwirren, gilt es absichtlich verschiedene undurchsichtige Spuren zu legen. Erste Tatverdächtige sind grundsätzlich niemals der / die Täter*in! Sonst wäre der Film ja zu schnell enden, vor Ablauf der Sendezeit. Man kann darauf wetten, dass der oder die Täter*in ausschließlich kurz vor Sendeschluss überführt werden. Es sein denn, es handelt sich um einen Mehrteiler. Hier kann es allerdings auch durchaus vorkommen, dass mehrere Leichen benötigt werden.

Allgemeine Standards: 1. Die städtischen Ordnungsbehörden haben rechtzeitig dafür zu sorgen, dass die Ordnungshüter*innen grundsätzlich einen optimalen Parkplatz vorfinden. 2. Tatverdächtige sind nahezu ausschließlich Zuhause anzutreffen, um sich einer ersten Befragung zu unterziehen. Ob sie Urlaub haben oder Babypause oder Harz 4 erhalten oder von Schwarzarbeit leben oder von zwielichtigen Geschäften oder eine Pause im Schichtdienst abfeiern, ist für die Ermittlung nicht relevant. 3. Das Eintreten von Türen, bei Gefahr im Verzug, wird als Kollateralschaden akzeptiert. 4. Wird ein dringend der Tat Verdächtiger in ein Polizeiauto verfrachtet, hat das Streifenhörnchen die Hand aufs Haupt zulegen. Das Handauflegen kann in der Mediathek anschaulich studiert werden. Es gehört neben dem Füssewaschen für Päpste, Kardinäle und andere Kuttenträger zur kläralen Berufsausbildung und kann kritiklos adaptiert werden.

Fast hätte ich es vergessen! Die unvermeidliche Frage nach dem Alibi! Bzw. die Standardantwort auf die Routinefrage: „Wo waren sie zum Zeitpunkt der Tat?“ Und: „Gibt es dafür Zeugen?“ Zu 99% war der / die in den Fokus geratene allein Zuhause, ohne einen Entlastungszeugen*in!

Bei den Dreharbeiten zu ungünstigen Tageszeiten oder gar Wochenenden können keine Überstunden und geldwerte Vorteile geltend gemacht werden.

Um die Schurken dingfest zu machen, bedarf es gesicherter Beweise und Indizien. Sollte es am Geständnis mangeln. Geradezu unerlässlich sind dafür die Aufzeichnungen von Überwachungskameras, Auswertungen der Handydaten, das gezielte Durchstöbern der Mülleimer – auch in Laptops, Portraitfotos von Gewindigkeitsüberwachungssäulen, oder ganz profan Fingerabdrücke und DNA. Um den Übeltäter sozial verträglich erscheinen zu lassen, empfiehlt es sich, den brutalen Tathergang als unglücklichen Unfall, z.B. siebzehnmal ins offene Messer, laufen zu lassen. Schwere Kindheit sind ebenfalls gern strafmildernde Umstände.

Die letzte Szene gehört der zufriedenen Obrigkeit. Im Halbkreis stellen sich alle Akteure*innen wie zufällig ein und freuen sich über ihren Erfolg. Klara Fall hat den Fall einmal mehr souverän gelöst.

Monatsrückblick Mai 2021

Ich springe im Wonnemonat auf den Zug des BDAW auf! Der „Bundesdeutsche-abkürzungswahn“ ermöglicht es mir doch auch den MonatsRückBlick zukünftig nur noch mit MRB zu titulieren.

Für die gepeinigte CDU schlagen nicht nur die Bäume aus, auch die Kapriolen in der Organisation überschlagen sich seit Monaten. Ich schreibe nur H.G.Maaßen! Der Geächtete steht jetzt als Spitzenkandidat in Thüringen ganz oben auf der Liste. Er soll auf Teufel komm raus der AfD die schwarzbraune Haselnussbutter vom Brot nehmen. Mal abwarten, wer dann nach der Wahl der angeschmierte ist?

Fritz hat die „Rote Karte“ bekommen. Mit seiner Suche nach den Leichen im DFB-Keller ist er ganz sicher den Granden zu sehr in die Pfründe geraten – und ist deshalb ins Abseits laufen gelassen worden. Tja, überall da, wo große Mengen Geld zu verteilen sind, da blüht die kriminelle Energie und treibt seltsame Umtriebe. Und es Koch-t die eingespielte Mannschaft ihr eigenes trübes, undurchsichtiges Süppchen.

Wenn es an absurden Vorschlägen nicht mangelt, lässt Lodda sich ebenfalls nicht lumpen. Er, Lodda, schlägt vor, den gesamten DFB-Vorstand rauszuschmeissen. Dagegen spricht nun absolut nichts. Aber, kein Lodda ohne Aber! Die Fortsetzung seiner Ideenflanken heißt: K.H.Rummelfliege als Präsi. Das ist ja so geil, dass mir fast die Worte ausgehen. Er will allen Ernstes den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. An welchem Lattenschuss laboriert der denn noch?

Das Gleiche in grün! Der Schutzheilige der Kohlekraftwerke, St. Armin, hat jetzt in Sachen Ökobilanz ein Brikett zugelegt und sich auch ein grünes Mäntelchen übergeworfen. Er wandelt nun auf den Spuren seines Penn-danten aus Bavaria.

Und aus allen Parteizentralen klingt das alte Volkslied: „ Grün, grün, grün sind alle meine Pläne, grün, grün, grün ist alles was ich hab……“

Die Wonne im Mai lässt noch auf sich warten. Dazu passt doch perfekt dieses schottische Sprichwort: „Der Sommer ist doch der schönste Tag im Jahr!“

Alle Jahre wieder – wir huldigen den Eisheiligen Málaga, Baccio und Fürst Pückler!

12.05.: Man glaubt es kaum, aber heute vor 50 Jahren be-nachrichtete uns die erste Frau im TV. Wibke Bruns, die war doch auch die Geliebte vom Helmut Schmidt. Darüber hat sie allerdings keinen Muckser von sich gegeben.

Wie ihr wisst, bin ich ein eifriger Verfechter der Gendergleichbehandlung. Und da stolpere ich immer auf neue Ungereimtheiten, die es konsequent auszumerzen gilt. Begriffe wie „Heerscharen bzw. –schafften“. Herr Gott noch mal!

Vatertag. Keine vollen Väter. Nur leere Straßen. Selbst das Wetter ist gar nicht muttertagslike. Da müssen wir unbedingt aufholen.

Wie vermehren sich Beamte? Nicht, wie man meinen mag, auf biologischem Wege. Nein, sondern durch Wahlen! Seit Jahren wird eine Reduzierung der Landtage und des Bundestages gefordert. Und, was ist geschehen? Nix! Ganz im Gegenteil, sie vermehren sich wie die Ratten. Baden-Würstchenberg glänzt mit einer neuen, absoluten Höchstzahl von Staatsministern*innen! Diese wiederum brauchen natürlich jeder/e unzählige Staatsbeamte*innen. Die wiederum sorgen für weitere Bürokratie, damit ihnen ihre Daseinsberechtigung sicher ist. Und ihre Pensionen, Diäten und was es sonst noch alles für Vergünstigungen gibt. Und vergesst mir nicht die muntere Schar der Berater*innen. Denn eine Daseinsberechtigung ist absolut kein Garant für Kompetenz. Maximal für Proporz.

Annalena Baerbock hat`s verbockt. Kann ja passieren, dass Nebeneinkünfte vergessen werden anzumelden.. Kann, muss nicht. Der Generalsekretär der CSU Markus Blume hat sich gleich künstlich echauffiert vor lauter Empörung. Dabei fällt mir ein: Was ist eigentlich aus den Kriegsgewinnlern der CSU, den Maskenbetrügern, geworden, die sich auf widerwertige Art und Weise gesundgestoßen haben?!

Einfach nur genial ist der Entwurf eines Wahlplakates für die SPD, von Hannes Ringlstetter (Bayer!). Es zeigt unseren bescheuerten Verkehrtminister im Großformat – mit dem treffend passenden, simplen Untertext: „Deshalb SPD!“ Jetzt ist mir doch glatt ein grober Schnitzer unterlaufen! Hatte ich in dem Zusammenhang mit Scheuerlein von Format gesprochen? Ich möchte mich dafür in aller Formation entschuldigen!

Schämt euch! Ihr Fußball Funktionäre: W.Niersbach, T.Zwanziger, H.Schmidt und U.Linti! Ihr habt betrogen und euch die Taschen vollgestopft! Gelogen, bestochen und vertuscht! Warum eine Straftat in einem laufenden Prozess verjähren kann, das ist mir unerklärlich. Und erst recht, dass ihr jetzt noch Entschädigungen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro beansprucht, ist eine bodenlose Schande! Lasst euch doch noch kubanischen Puderzucker rektal verabreichen! Die Zwielichtgestalt Kaiser Franz war ja schon wegen Krankheit erst gar nicht angeklagt worden. Ein großes Glück, wer Geld und gute Hausärzte hat!

Solltet ihr auf die Idee kommen, eine Atombombe zu zünden, mein Rat: Lasst die Finger weg! Lt. StGB §307 werdet ihr für das: „Herbeiführen einer Explosion durch Kernenergie“ mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

Persönlich finde ich den ESC mindestens genauso überflüssig wie die Sendungen mit St.Mross oder J.B.Kerner oder C.Nebel oder F.Silbergrausen. Der deutsche Hampelmann hat es immerhin bis auf den vorletzten Platz geschafft. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

„What happens, when the ship goes under!“ Ganz herzlichen Glückwunsch der “Titanic” zur 500sten Ausgabe.