scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: Mai 2017

Leitkultur

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Thomas de Misere und vor allem die Amigos aus seiner Schwesterpartei sehen die BRD bereits als Burka-Republik-Deutschland. Ganz so weit ist es nun wirklich doch noch nicht! Oder? Dennoch muss ich offen gestehen: Auch ich liebe und pflege meine Vorurteile! Was soll daran denn so verwerflich sein? Ein Vorurteil ist doch eine Ansicht, die sich vor einem Urteil bildet. Ergo mit, bzw. nach einem Urteil jederzeit korrigiert werden kann. Oder eben bestätigt. In einem Vorurteil steckt aber noch wesentlich mehr. Zerpflückt man das Wort, so ergibt sich die Silbenfolge: Vor-Ur-Teil. Daraus kann man auch puzzeln: Ur-Vorteil. Demnach besteht seit Ur-Zeiten ein Vorteil. Ja, so flexibel ist unsere Sprache! Man muss sie nur in aller epischen Breite lesen und deuten können. Soweit, so gut.

Bevor sich unsere Damen und Herren Volksvertreterinnen und –Treter mit einer Leitkultur befassen, sollten sie erst einmal ihr eigenes Verhalten kritisch beäugen, und vorbildlich in einer Leitkultur manifestieren? Damit sie nicht zur Leidkultur wird! Eigentlich.

Schauen wir uns aber deren Verhalten, oder soll ich besser sagen Benehmen, einmal kritisch an, wie sie sich in Reden, Talkshows etc. gebärden. Welchen verbalen Müll sie absondern, nur um politisch Andersdenkende zu verunglimpfen, um ihren eigenen Allerwertesten patexmäßig auf dem Pöstchen zu sichern. Solange sie diesen aber auch ohne Konsequenzen, sprich Verlust an Wählerstimmen, absondern können, solange ist es müßig von einer vorgelebten Kultur zu sprechen. Abgesehen vom guten Stil sind es auch die geistigen Verdauungsrückstände die sie sich rausdrücken, ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt, der Sinnhaftigkeit, der Durchführbarkeit und der politischen Korrektheit generell. So wurde z.B. die allzeit beliebte, weil Stimmen generierenden, Steuersenkung für untere und mittlere Einkommen omnipräsent medial in Erwägung gezogen. Ein hübsches Geschenk für die stimmgewaltigste Zielgruppe. Und logischer Weise unmittelbar vor den Wahlen in NRW. Wie erbärmlich ist das eigentlich? Und wie erschreckend, dass das bei nahezu jeder Wahl dann doch wieder funktioniert! Aber: Offensichtlich erfolgreich. Bitte fragt jetzt nicht nach dem Warum. Schaut euch dazu lieber das P.S. an.

Trotz mildernder Umstände für die urbane Sprachgewalt der Bajuwaren bleibt immer noch der primitive Unflat der abgesondert wird. Allen voran die Speerspitze der CSU (Christlich Sozialer Unflat), mein ganz persönlicher Freund, Be.Scheuert. Aus unzuverlässigen Kreisen heißt es, er habe aus seinem Hause alle Spiegel verbannt, weil er es nicht wagt sich in die Augen zu schauen. Durchaus nachvollziehbar. Andererseits – wie gelt er sich dann das Haupthaar so perfekt aalglatt!?

Leider vegetieren noch weitere Granaten im Umfeld von Vollhorst, deren Qualifikation der Proporz ist. Wer kennt auf Anhieb die Ministerien eines gewissen Gerd Müller oder Christian Schmidt? Wen allerdings jeder sofort auf dem Schirm hat, ist Mauty Dobrindt! Der Stammtisch-Visionär für ABMassnahmen. Zu einer weiteren unnützen Beschäftigung für unsere lieben Beamten. Bläh! Parallel zur PKW-Maut hat er mal gerade die LKW-Maut gesenkt. Kann mir das jemand verständlich erklären?

Zugegeben: Bei der großen Schwesterpartei sieht es auch nicht gerade prickelnder aus. Wenn ich nur an Ankündigungs-Uschi von der Leine aus Niedersachsen denke. Die Oskar verdächtige Leyen-Schauspielerin mit blondem Permanent-Stahlhelm. Wie tief sind wir gesunken im Land der Dichter und Denker?

Nota bene: Hat schon einmal irgendjemand einen Gedanken daran verschwendet, wie Vollhorst, den Akt des Seitensprunges mit Obergrenze, vollzogen hat? Achtung: Kopfkino! Und, unser Pontifex hat ihm gnadenlose Absolution erteilt! Absolut geil! Was wohl die Kurie dazu sagt? Immerhin ist wenigstens ein „C“ im Vereinsnamen mit im Spiel! Zur Ablasse musste der bekannte Fremdgänger ein Dornrosenkränzchen sechs Mal umrunden, sowie einige „Vater unser, der du bist in München“ beten. Kniend selbstverständlich, voller Demut.

Jaja, so nah liegen Leit- und Leidkultur beieinander.

P.S.: Noch ein beeindruckender Nachtrag zur Leidkulutur.

Das Samstagabend Programm im TV der Top 5 Sender:

ARD – Frag doch mal den Frosch.

ZDF – Willkommen bei Carmen Nebel

RTL – Dieter Bohlen / Die Mega-Show

SAT1 – Harry Potter und der Stein des Weisen (5te Wiederholung)

PRO7 – Schlag den Star

Das ist dreiste, gezielte Verblödung des Volkes! Und wir zahlen noch GEZ dafür. Kommentarlos.

Abendgrauen

Zugegeben, ich berufe mich gerne auf die Wissenschaft. Ist sie doch sehr wahrscheinlich die einzige zuverlässige Komponente in dieser merkwürdigen Zeit. Wenn auch das Trumpel im Weißen Haus manchen wissenschaftlichen Erkenntnissen keinen Glauben schenkt. Und können sich so viele Millionen US-Bürger, die ihn gewählt haben, irren?! Schließlich ist die überwiegende Mehrheit  als Wirtschaftsflüchtlinge europastämmig. Also aus Ländern, denen man eine gewisse Kultur nachsagt. Haben sie doch anerkannte Koryphäen aus Kultur und Wissenschaft hervorgebracht.

Genug der Vorrede. Uneinigkeit jedenfalls herrscht unter allen Gelehrten, ob nun das Abendgrauen vor dem Morgengrauen war – oder umgekehrt. Hier lassen sich gewisse Parallelen zum Huhn und dem Ei nicht verleugnen. Wie dem auch sei. Auf jeden Fall überfiel mich das Abendgrauen neulich in einem Restaurant plötzlich und völlig unerwartet in Persona des Stefan Mross! Nahm er doch mit schmückendem Beiwerk und seinem Hofstaat am Nachbartisch Platz. Wie bitte? Ihr kennt Stefan Mross nicht? Den Sonntags-Vormittags Fernsehgärtner aus dem ZDF? Macht gar nichts! Zur Erklärung: Die Fernsehgemeinde unterteilt sich in vier Gruppen:

  1. Die jungen Seher. Diese schlafen zu den Übertragungszeiten noch tief und fest. Somit bleibt ihnen das Morgengrauen (in diesem Fall) erspart.
  2. Die mittlere Generation. Sie walken oder joggen zu dieser Tageszeit, nachdem sie sich bewusst glutenfrei ernährt haben.
  3. Die Nachkriegsgeneration. Hier steht Mutti, nach dem Kirchgang, am Herd, und bereitet das Sonntagsmahl vor. Sollte es an einem Zweitfernsehen in der Küche mangeln, entgeht auch ihr diese bedauernswerte Sendung.
  4. Die älteren Bürger haben die Muse sich dem Programm hingebungsvoll zu widmen. Ihnen wird das Sonntagsmenü per Kurier unmittelbar auf den Esstisch geliefert. Diese Klientel ist die treueste aller Treuen.

Bemerkenswerter Weise stammen etliche weitere Selbstdarsteller wie Stefan Mross ausnahmslos aus Alpenländern. An dieser Stelle sei nur auf die Barden Florian Silbereisen und Hansi Hinterseher verwiesen. Der eine oder andere mag dem einen oder anderen geläufig sein.

Apropos geläufig: Werfen wir gemeinsam einen Blick auf das schmückende Beiwerk. Einige Lenze jünger als St.M. (in diesem speziellen Fall sind die Initialen bitte nicht mit Sankt Martin zu verwechseln! Oder sollte ich besser S.M. verwenden? Obwohl diese aber auch falsch interpretiert werden könnten.), mehr oder weniger gehüllt in ein Kleidchenchen, dessen Materialkosten gen Null tendieren. Das Kleidchenchen war schlicht und rot, das schmückende Beiwerk schlicht und blond. Den oberen Saum schmückte ein weißer gehäkelter Bord, wie sie uns aus hölzernen Sennhütten bekannt sind, wo solche Schmuckstücke die Küchenfenster zieren. In beiden Anwendungsfälle gestatten sie einen ungetrübten Blick auf prachtvolle Alpenpanoramen. Während die einen durch Verschiebungen der tektonischen Platten vor Jahrmillionen entstanden sind, erhoben sich die anderen unter fachmännischer Hilfe modernster Chemie. Die beiden unteren Enden des schmückenden Beiwerks waren in Plateausandalen festgezurrt, die das schmückende Beiwerk auf ein körperlich höheres Niveau hievten. Körperlich wohlgemerkt! Bei dem Anblick überfielen mich Panikattacken, da ich extrem unter Höhenangst leide. Mit unsicheren, ungelenken Schritten bewegte sich das schmückende Beiwerk gelegentlich zwischen Tisch und „Stuhl“.

Im Hofstaat befanden sich außerdem zwei erwähnenswerte Personen. Unter anderem offensichtlich eine Kameraassistentin, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen, wenn sie ab und an unbeabsichtigt durchs Bild huschen. Unschwer auszumachen an der für Kameraassistentinnen unvermeidlichen Kleidungsstücken aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen, fair hergestellt und umweltfreundlich transportiert. Sie erinnern an Ökos, deren Pullover aus diversen ausgeleierten Socken bei einem Tütchen gestrickt wurden, und Jahre später aus den unverfilzten Resten erneut zu solchen reanimiert wurden. An den Füssen die altgedienten, klassischen Jesussandalen.

Zur Rechten von St.M. lungerte ein ganz in weiß gekleidetes Individuum. Von seinem Hemd waren die obersten vier Knöpfe geöffnet, zum Vorschein kam eine grobgliederige Kette an der ein schweres Kreuz hing. Ob die gebeugte Haltung der Schwere des Materials geschuldet war bleibt unerforscht. Das Pendant zur Kette zierte das rechte Handgelenk, während eine Uhr im Format einer Kirchturmuhr für den statischen Ausgleich am linken Gelenk sorgte. Offensichtlich der Manager.

Die restlichen Personen entsprachen durchaus ganz normalen Durchschnittsbürgern.

Ach ja: Über St.M. selbst gibt es nun wirklich nichts Aufregendes zu berichten. Abendgrauen eben.

Erlitten und beobachtet an einem eigentlich herrlich warmen Frühlingsabend, dem 28. Mai 2017.

 

 

 

 

Geschenkte Zeit

Um Unwissende aber Interessierte auf einen einheitlichen Wissensstand zu manövrieren, hier eine kurze Einführung in die Lage. Geburtstagsgeschenke stellen die meisten vor eine kreative Herausforderung. Insbesondere, wenn es sich um runde handelt. Da ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn der Zubeschenkende mit seinen Wünschen schon mal eine passende Richtung vorgibt. So geschehen auch bei Lothars 70er. Sein Herzenswunsch war Zeit. Wir, das heißt Roswitha, Hubert, Elisabeth und ich, der Chronist, beugten uns diesem Wunsch gerne. Selbstverständlich war Hiltrud untrennbar mit von der Party. Wir entschieden uns für die Variante „Laufen & Saufen“ und wählten eigens dafür ein Datum, das uns meteorologisch einen herrlichen Tag bescheren sollte – den 06. Mai 2017.

Sowohl der Weg, als auch das Ziel war und blieb überraschend. Geplanter Start war um 11:00 Uhr mit dem Aufsammeln des Jubilares nebst Gattin, sowie ca. 30 Minuten später das Eintreffen in Nonnenweier. Trotz Staus auf der A5, pünktlich wie die Maurer, trafen die Fischers und Maiers im Wörtelweg ein. Nach herzlicher Begrüßung und dem Erkunden des allgemeinen Befindens, brachte ein Gläschen Sekt die erwartungsvolle Runde recht schnell auf die brisanten Themen der aktuellen Politik, und die anstehenden Wahlen bei unseren Nachbarn und bei die Döspaddels im hohen Norden. Die Zeit konnte uns nicht davon laufen, wir hatten sie fest im Griff.

Ohne Hektik wurde die Sitzordnung im Camper besprochen, der uns sechs gemeinsam an den Kaiserstuhl bringen sollte. Ein Camper ist nun mal kein Bus und die freien Plätze waren im Nu an Fahrer, Geburtstagskind und die Damen vergeben. Der Chronist saß die paar Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes auf einer A-Backe ab, und Roswitha (offensichtlich mit solchen Situationen vertraut), auf dem Boden kauernd zwischen ökonomisch einwandfreiem, Solarzellen gespeistem Herd und dem Kombiraum Dusche/Toilette. Vereinzelte kleine Spritzer an der Windschutzscheibe wurden einfach ignoriert.

Programmpunkt Nr.2 war die Eismanufaktur in Königschaffhausen. Wir waren die einzigen Gäste, ließen uns allerdings den Genuss nicht vermiesen. Etwas später, als die Eiseskälte sich bereits im Körper breit macht, wagte sich eine fremde Dame in die Eisbar. Sie begnügte sich jedoch mit einem Bollen – angeblich wegen Geldmangels. Wir überredeten sie sich dann doch für die Sorte Orange/Joghurt zu entscheiden. Sie bedankte sich für diese Empfehlung. Auf dem Rückweg zum Camper, vorbei an der Fischergasse, störten wir ein Spatzenpärchen, das aufgeschreckt seine Paarungsaktivitäten auf dem Fensterbrett abbrach und zeternd davon flog.

Programmpunkt Nr.3 war der Abmarsch vom Parkplatz in Burkheim. Altersgerecht spazierten wir einen seichten Anstieg hinauf auf eine Terrasse zwischen den Reben. Der Rundweg war mit einer gelben Raute gekennzeichnet. Aber das nur nebenbei. Wie im Frühling nicht anders zu erwarten, erwachte die Vegetation zum Leben. Der Weg war gesäumt mit allerlei Kräutern und Unkräutern. Augenblicklich begann man mit der Bestimmung derselben und Ratschlägen für welche Wehwehchen sie nützlich seien, bzw. welche Aromen in Salaten oder Kräuterbuttern besonders schmackhaft. Der Outdoor-Naturkunde-Unterricht setzte sich mit der angestrengten Identifikation des Vogelgezwitschers fort. Dabei wurde des gesamte Arten-ABC bemüht: Von A, wie Amsel oder Ammer bis Z, wie Zaunkönig oder Zeisig. Zur Sprache kamen Namen, die ich mein Leben lang noch nicht gehört hatte und bei den Gesängen reichte meine Kenntnis gerade einmal für Taube, Kuckuck und Käuzchen. Aber meine Stunde sollte noch kommen.

Die Gesprächsthemen gingen nicht aus, und mit stets wechselnden Laufpartnern war allerlei Kurzweil angesagt – schließlich waren irgendwann alle Kräuter und Laute identifiziert. Immer wieder gerne genommene Themen der BestAger sind gesundheitlicher Art und, mit welchen Plänen man gedenkt in den nächsten Wochen und Monaten dem Lieben Gott die Zeit zu stehlen. So marschierten wir durch Gottes freie Natur, bis die Wetterfrösche Recht behalten sollten und der vorhergesagte Mairegen an Intensität zunahm. Regencapes und –Schirme wurden aus den Rucksäcken gezaubert und die Wegstrecke besonders aufmerksam studiert, um ja nicht auf einer glitschigen Baumwurzel auszurutschen und womöglich einen Oberschenkelhalsbruch zu riskieren. Irgendwie sehen Wanderer mit Schirmen blöd aus! Aber noch blöder tropfnasse Radfahrer ohne Schirme.

Die Wanderung endete dort, wo sie begonnen hatte: In Burkheim. Bei der Suche nach etwas Schutz und Wärme landeten wir im Art Café. Wir frotzelten noch über den Namen, und ob der Kaffee wohl eher eine Art von Kaffee sei. Leider war der Name Programm. Auch die ersehnte Wärmestube war komplett besetzt und wir mussten, zwar bedacht aber mehr oder weniger im Freien, Platz nehmen. Notdurftmässig jedoch 1A-Lage, unmittelbar am Eingang zur Unisex-Toilette. Kälte und Kaffee sind immer Garant für überproportionalen Harndrang, und so durften wir uns über ausreichend Abwechslung erfreuen. In einer kleinen Stauphase gesellte sich ein hübsches junges Mädchen zu unserer Gruppe. Sie konnte ihre Herkunft aus einem zentralafrikanischen Land nicht verbergen, und ihr Teint erinnerte mich irgendwie an die Sorte „Zartbitter“ aus der Eismanufaktur in Königschaffhausen. Die Unaufmerksamkeit des hübschen jungen Mädchens nutzte ein anderes Mädel schamlos aus, und schlüpfte aufs WC obwohl sie noch nicht an der Reihe war. Wir machten sie auf ihr Vergehen sofort nach Verlassen des Örtchens aufmerksam. Es war allerdings für ein Rückgängigmachen zu spät und sie bedauerte die Tat zutiefst.

Nach schlechtem, teils kaltem Kaffee aber ordentlichem Kuchen stromerten wir durch die romantischen Gassen von Burkheim zurück zum Camper. Der Mairegen nahm sich eine schöpferische Pause, sodass wir trockenes, sauberes Schuhwerk anlegen konnten und mit einem Blick in den Rückspiegel auch einen ordnenden Strich durch das verbliebene Haupthaar machen.

Nachdem wir die bekannte Sitzordnung wieder eingenommen hatten, ging die Fahrt in Richtung Abendmahl. Auf der Fahrt aus Burkheim heraus eskortierte uns ein Stück des Weges eine Rotte blutjunger Mädels im heiratsfähigen Alter. Offensichtlich die letzte Gelegenheit für eine aus ihrer Mitte, das Singleleben zünftig abzuschließen. Trotz des Mairegens schauten sie ein wenig niedergeschlagen ins Wetter.

Programmpunkt Nr.4, dem abschließenden Höhepunkt des Tages – ein Abendessen in der Kellerwirtschaft in Oberbergen. Allen Unkenrufen zum Trotz befindet sich die Kellerwirtschaft nicht unten, sondern oben. Unten, in der Vinothek, verköstigte sich eine Busladung Hobby-Sommeliers aus dem kulinarischen Niemandsland. Mit fachkundiger Mine begutachtete man Farbe und Struktur des Weines, erschnüffelte die Duftnoten des Bouquets und diskutierte über die Nachhaltigkeit des Abgangs am Gaumen. Wir überließen die Laienweinkenner ihrem Schicksal und stiegen erwartungsvoll empor in die Kellerwirtschaft. Dem Anlass entsprechend hatten wir einen Tisch mit Ausblick reserviert. Dieser jedoch unterschied sich lediglich nur in Nuancen von dem Sichtbeton-Mauerwerk. Wir konzentrierten uns deshalb mehr auf Gerichte und Weine. Nun war meine Stunde gekommen! Die Wahl der begleitenden Weine wurde vertrauensvoll in meine Hände gelegt. Ohne großes Eigenlob – die Wahl des Weißen und Roten konnte nicht besser sein. Zum Start jedoch ließen wir Männer uns nicht irritieren und orderten im Weingut Keller erst einmal ein Sturzbier.

Das Essen war ausgezeichnet, und es kam nur noch einmal wenig Unruhe unter der Weiblichkeit auf, als eine Schar junger Männer die Lokalität betrat, denen man durchweg eine gewisse Attraktivität nicht absprechen konnte. Ausgleichende Gerechtigkeit! Man wandte sich schon bald wieder den Ehemännern zu, man wusste schließlich zu schätzen, was man an ihnen hatte. Nachdem die Teller geschleckt, und die Flaschen geleert waren entschloss man sich für die Heimfahrt und einen Scheidebecher im Wörtelweg. Lothar empfand, dass der Salat ziemlich fettig gewesen sein soll. Mit einem Klaren konnte kurzfristig für Erleichterung gesorgt werden.

Zunächst schien es so, als ob der Jubilar der Runde zum jähen Aufbruch animieren würde. Eine schöpferisch geistige Schwächephase wurde rasant überwunden. Beim Stichwort „Mutti“ erwachten die Lebensgeister zusehends und so konnte die Zeitreise mit komplettem Teilnehmerkreis zu einem glücklichen Ende geführt werden.

Auf eine baldige Wiederholung!

 

 

Künstliche Intelligenz

Jeder halbwegs intelligente Zeitgenosse weiß, dass Intelligenz nicht unbedingt Wissen bedeutet. Klar, intelligente Menschen verfügen in der Regel über ein beachtliches Wissen – dagegen sind Menschen mit Wissen allerdings nicht automatisch auch intelligent! Als ich dieser Tage den Namen Gerd Müller in den Nachrichten hörte, rief ich augenblicklich mein Wissen über den legendären Torjäger, unseren deutschen Fußball-Weltmeister ab, den Bomber der Nation. Dass wir aktuell aber noch über einen prominenten Namensvetter verfügen, das war mir bisher verborgen geblieben. Es gibt selbstverständlich noch diverse Gerd Müllers, aber nur einen Bundesentwicklungsminister! Es ist durchaus seiner Intelligenz zuzuschreiben, dass er seine Präsenz bisher geschickt zu verbergen wusste. Erst dieser Tage, kurz vor den in Bälde anstehenden Wahlen, tauchte er aus den unergründlichen Tiefen bayrischer Politikergefielde auf, und beglückte uns sogleich mit seinem Wissen, das er sich bestimmt bereits in den Sechzigern erworben hatte: Man solle die Dritte Welt zu mehr Eigenverantwortung und – Initiative ermutigen und Hilfestellung leisten, dass man sich zukünftig selber ernähren können soll. Welch außergewöhnliche Erkenntnis am Ende der Legislaturperiode. Da liegt der Verdacht doch nahe, dass das Schießen von Toren im Land der blau-weißen Rauten eine große Tradition vorzuweisen hat. Unabhängig ob Siegtore oder Selbsttore.

Dieser famose Vorschlag brachte mich, an diesem regnerischen Maitag, auf eben diesen Gedanken. Logisch, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz absolut nichts mit dem Aufgabengebiet unseres Entwicklungshilfeministers zu tun hat! Obwohl eine gewisse Entwicklung hier offensichtlich auch auf fruchtbaren Boden gefallen wäre! Mein Votum geht ergo ganz eindeutig zu Gunsten der zügigen Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz! Wer ahnt warum?

Zugegeben, nicht allein ausschlaggebend sind die Possen unserer gewählten Volksvertreter. Leider erlebe ich nahezu täglich Tatsachen und alternative Fakten, die mich an einer Weiterentwicklung der natürlichen Intelligenz jedoch arg zweifeln lassen. Parallel dazu nimmt auch noch das Wissen unserer lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger zusehends ab. Die Aussichten weisen eine bemerkenswerte Parallelität zur aktuellen Großwetterlage auf: Wechselhaft, mit einzelnen heftigen Niederschlägen. Folgt dann womöglich Lodda Matthäus auf Gerd Müller als Wasweißich- bzw. Wasweißichnicht-Minister!? Ich darf gar nicht darüber nachdenken! Gott sei Dank haben wir noch unsere Medien, die uns notwendiges Wissen vermitteln und zu intelligentem Tun und Handeln anregen. Scherz!

Schade, dass Mairegen nicht nur schön macht. Am 04.05.2017 nicht, und auch nicht an vielen anderen Tagen.