scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: September 2022

B(l)eisetzung

Was für ein angelsächsisches Trauerspiel, bis her Royal Highness heute, am 19.09.2022 um 18:00 Uhr (MEZ) automatisch in die letzte Ruhestätte abgetaucht ist. Mein Respekt gilt all den Trauergästen, die diesen Tag schadlos überstanden haben. Besonders denen mit schwacher Blase.

Der britische Automobilclub sendet weiterhin stündlich Suchmeldungen, weil diverse Briten schon seit Tagen vermisst werden. Die Menschenstaus beginnen sich langsam aufzulösen, nachrückende Korsoschaulustige haben den Überblick verloren: wer kondoliert noch und wer ist schon für das Korso des Leichentransportes vor Ort. Die privaten Medien haben bereits Verträge für Reportagen mit betroffenen Trauernden abgeschlossen, die einzelne, schwere Schicksale beim typisch traditionellen Queueing erlitten haben. Sie werden im Vorweihnachtsprogramm zur Prime Time gesendet. Oder in der Mediathek. By the way, wir sollten uns jetzt auch schon langsam auf die Jahresrückblicke einstellen. Jokannes Bpunkt Kerner ist bereits in Ha(l)bacht.

Sicher werdet ihr euch wundern, warum steht in der Headline ein (l) in Klammern? Die Frage ist berechtigt! Wer also den Übertragungen nicht Vollzeit beigewohnt hat und dadurch Wesentliches verpasst hat, dem sei geschrieben: Der Sarg ist mit Blei ausgeschlagen! Bereits vor 30(!) Jahren! Den Grund müsst ihr allerdings selber googeln. Vielleicht, damit Sie nicht wieder aufersteht. Oder ganz simpel, dass man den Sargträgern körperlich die Schwere des Ereignisses klarmachen möchte.

Sie hatte ja nun eigentlich nix zu sagen und schon gar nichts zu entscheiden. Aber, Sie war doch echt knitzig (Ostwestfälischer Spezialausdruck!). So trug Sie z.B. ein blau/weißes Kostümchen zum Brexit. Oder noch geiler: beim Staats-Besuch des Wahnsinnigen aus den USA, durfte er nicht mit Ihr in der Kutsche fahren. Gehört sonst gerne zum offiziellen Protokoll. Und dann die Broschen mit den geheimen Botschaften. Z.B. ein Geschenk von Obama, sowie die „Sapphire Jubilee“ aus Kanada. Oder die „Burmese Ruby Tiara“, deren 96 Rubine das Böse und Krankheiten fernhalten sollen! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! So klein wie Sie war, aber einen Arsch hatte Sie in der Hose (im übertragenen Sinne)!

Heute nun, am 19.09.2022 sind sie alle gekommen. Gekrönte und betuchte Häupter, waschechte Demokraten und Waschlappen. Nur der russische Sauron aus Mord-or und sein Furunkel vom Verdauungstrakt, der Ork aus Weißrussland sind unerwünscht.

Ihre Majestät wird auf einer Lafette transportiert und auf einem Katafalk positioniert. Katafalk ist das Gegenteil von Katapult. Nur eben in die entgegengesetzte Richtung.

Damit die Zuschauer in den Warteschleifen nicht vergreisen, wurden in den Kirchen leichte Rechenaufgaben eingeblendet. Beispiel: Psalm 42:1-7 = 35 (merke: Punktrechnung vor Strichrechnung!) Die Ergebnisse wurden keiner pädagogischen Prüfung unterzogen, da man politische Konflikte wegen mangelnder mathematischer Kenntnis verhindern wollte.

Nun ist es vollbracht. Die königlichen Insignien haben ihren Besitzer gewechselt und die ganze Entourage wird drei Kreuze schlagen, dass das imperiale Spektakel überstanden ist. „It`s all over now, baby blue!“

M-ein Nach-Ruf

Ihr müsst schon entschuldigen, dass mein Nach-Ruf erst jetzt erscheint. Aber, ich hatte echt keine Zeit! Ich war gefesselt vor dem Fernsehen, um stundenlang live auf den Transport der Verstorbenen und den andächtig folgenden Trauerumzug zu starren. Zu meiner Schande muss ich gestehen – ich war zwischendurch zweimal pinkeln. Zurück auf dem Sofa stellte ich dann mit Erstaunen fest: ich hatte nichts, aber auch gar nichts verpasst! Theoretisch hätte ich auch Einkaufen gehen können oder Joggen oder Rasenmähen.

Meine Hochachtung gilt den Moderatoren, die mit gedämpfter Stimme Historisches kundtaten, familiäre Zusammenhänge zerpflückten, Wohltaten zelebrierten und Missetaten geißelten. Reporter Vorort interviewten andächtig immer wieder Trauernde, vor wieviel Tagen sie bereits angereist waren und wie ihre weitere Lebensplanung aussieht. Jetzt, wo Lisbett tatsächlich nicht mehr ist. Ich muss gestehen, auch ich hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt einmal das Zeitliche segnet.

Nahezu alle Sender zelebrierten in epischer Länge die pausenlosen Wartezeiten zwischen nichts und gar nichts. Kaum war man in einen tranceähnlichen Dämmerzustand abgedriftet, erschienen neue Königshausexperten aus den Gruften und Kerkern der Adelssitze, um Unwissenswertes aus Schlössern und Burgen (Castles) zu berichten. Wovon leben diese Heerscharen von erlauchten Berichterstattern der Wohlgeborenen zukünftig? Und warum sprechen sie mit derart zurückhaltender Stimme, wie es sonst nur bei Liveübertragungen von Dressur-Reitveranstaltungen üblich ist, um die Pferde nicht zu erschrecken? Als ob die Fernsehen sehen würden! Nicht nur diese Frage ist bis Dato ungeklärt. Ebenso das Mysterium, ob für Notfälle, also Krankheiten, Unfälle oder Attentate, auch ausreichend blaues Blut für den Adel in Konserven gelagert wird. Und, fällt die Küchenschlacht, sowie Bares für Rares schon wieder aus? Oder, um wieviel Prozent schmälert sich das Bruttosozialprodukt, durch die körperliche und geistige Abwesenheit am Arbeitsplatz, bis das Senden der kilometerlangen Kondolenz-schlange abgeschritten ist?

Nun, es ist ja auch noch lange nicht das ersehnte Ende der Halbmastfahnenstange. Auf uns wartet noch die Beerdigung selbst. Millionen Neugierige können es kaum erwarten: was trägt Kate heute für einen Hut und von welchem Schöpfer ist denn das Kleid? Schwarz steht ihr gut.

So, muss noch schnell ein paar Tütchen Chips kaufen, um für die Stunden der royalen Beisetzung vorbereitet zu sein. God shave the King!

MRB August 2022

August, der Monat des politischen Sommerlochs. Hinterbänkler und Politiker, die in Bälde gewählt werden wollen, nörgeln in der Presse mit immer neuen Ideen und Forderungen. Mehr hiervon, weniger davon, das geht so nicht und das fehlt mir noch!

Sportlich starten möchte ich in diesem Monat mit einem neuen Highlight. Gesucht wird jeweils „Tor des Monats“. Verständlich, dass er / sie / es erst ganz am Schluss gekürt wird. Geklärt werden muss auch die Frage: wie heißt die weibliche Form von Tor? Die Tor*inne? Vorschläge werden gerne entgegen genommen!

Aus den Tiefen der Vulkan-Eifel taucht Andrea Banahles wieder auf. Hat sie in den vergangenen Monaten eigentlich Hartz IV bezogen?

Liebe Genderer und Gendererinnen, warum thronen in den Chefetagen der Götter eigentlich nur Männer? Die Drei Faltigen, Zeus, Shiva, Buddha, Allah, Jupiter, Odin, Ra, Brahma, Rama, Krishna, Manitu, Mammon etc. Da könnte man doch glatt, wie die Furie, aus der Haut fahren! Ich fordere eine Frauenquote im Himmel und was weiß denn ich wo noch überAll.

Auch im ZDF kennt das Grauen zur Prime Time am Samstagabend kein Erbarmen! 30 Jahre Andrea Berg. Für mich besteht die wahre Leistung darin, dass man über einen so imens langen Zeitraum, mit so wenig Worten und Noten immer noch Varianten erfindet. Obwohl, eigentlich hört sich doch leider alles entsetzlich gleich an.

Bei meinen literarischen Streifzügen durch die Gruselkabinette der Poesie habe ich folgendes Schmankerl ausgegraben: „Die Wundertüte – Und ich sage euch: es werden sich alle Tüten dieser Welt wundern!“

Böse Zungen behaupten, dass die Kardaschian-Mädels jetzt ohne Krankenschein auf die Straße kacken dürfen. Da sie als Brauereipferde eingestuft wurden.

Wie bemerkte Karl Valentin doch so treffend: „Der Mensch an sich ist gut, nur die Leut` san schlecht!“

Ich bin wieder zurück! Da ist man mal ein paar Tage im Urlaub und der erste morgendliche Blick in die Zeitung haut einem die ganze Erholung um die Ohren! Da haben doch die Grün-Schwarzen in Baden-Würstchenberg sage und schreibe mit über 10.000 neuen Beamten die Bürokratie beflügelt! Schließlich müssen die 150 Seiten Formulare, die z.B. ein Ukraine-Flüchtling abarbeiten muss, ja auch verwaltet werden. Und in dem Land der unbeschreiblichen Möglichkeiten hat eine Schulbehörde die Prügelstrafe wieder eingeführt. Willkommen im Mittelalter!

Apropos Urlaub – hier meine bemerkenswerte Erkenntniss: Warum heißen Lachmöwen = Lachmöwen? Weil Lachmöwen sich kaputtlachen, wieviel wir Menschen für ein Fischbrötchen bezahlen! Sie holen es sich ganz einfach von den flanierenden Touries.

Unser Strandkorb hatte die Nr.125. Das konnte ich mir besonders gut merken, weil zur selben Zeit Maggi seinen 125sten Geburtstag feierte. Auch in diesem Jahr trägt man sogar vermehrt Hund. Das Maß aller Hunde ist so genormt, dass sie, die Hunde, in jede Louis Vuitton Tasche passen. Schon auf dem Parkplatz zum Strand prangte der Hinweis, dass der Hundestrand ausgebucht ist. Ein Zeichen dafür, dass selbst bei Ebbe die Hundeflut über alle Ufer schwappt.

Da wir schon beim Tragen sind. Uniformität, genannt Mode, ist allgegenwärtig. Während in den Jahren zuvor die wallenden Over Size Gewänder der Damen mit Prints ähnlich Delfter Kacheln (nicht abwaschbar!) bedruckt waren, lieh man sich diese Selbstdarstellungssaison Motive aus dem Tierreich. Giraffenhals-Optik für die Lauchfiguren oder Zebra-Hinterbacken für die Addipösen standen ganz hoch im Kurs. Sie machten die lange Jahre vorherrschenden Leopardenfelle vergessen. Auch florales Bienenblumenwiesen-Design war reichlich gesät, sowie luftig leichte Häkelvariationen, die zwischen Brüsseler Spitze und Fischergrundschleppnetz verknotet sind. Dahinter verbirgt sich der passende Hubraum zum Fahrzeug. Alles unter 8 Zylinder bzw. 500ccm gilt als Bobby Car. Nur wer sich in einen gemieteten E-Smart zwängte, wurde, ohne ein Wort der Rechtfertigung, als Eingeflogener respektiert. Wie dereinst Friede-rich Merz.

Welche Hinkucker werden uns in der neuen Urlaubsperiode bescheren? Vegane Elefantenrüssel oder – beine als Hosenbeindruck? Womöglich Hyänengeläuf oder Kängurubeutel als ultimative Strandtasche? Selbstverständlich fair erlegt, gewebt, genäht und gehandelt, sowie biologisch, gendergerecht und artenschutzmäßig abbaubar.

Man ist süchtig auf Sylt! Geltungssüchtig! Und die Infektionsgefahr ist exorbitant, latent und akut allgegenwärtig. Als Faustregel gilt: je teurer die Klamotte, desto größer prangt das Label vom Kopf bis zum Fuß! Schade nur, dass sie nicht auch den Geist verhüllen, vernebelt ist er ja bereits.

Äußerst erfrischend waren die Punks in Westerland. Dank 9€-Ticket bevölkerten sie den Minipark gegenüber dem Ratloshaus. Auffälligstes Utensil war der geschnorrte Einkaufswagen, der gefüllt mit Leergut und allerlei Fastfood-Verpackungsmaterial von Fischstäbchen bis Pizza-Frutti di Mare und Bierdosen, die vor den phantasievoll gestalteten Unterkünften geparkt waren. Komplementär zu den edlen hellblauen Kaschmirpullovern warben pinkfarbene, feinsandstrandgelbe, knallgrüne und sturmflutblaue Haarkreationen für ein freies Leben unter nicht wirklich Gleichgesinnten. Obwohl – die verschlissenen Netzstrumpfhosen der Punker*innen durchaus für einen neuen Trend her-angezogen werden könnten.

Meine Urlaubs Resümees: 1.) Die Straßen sind inzwischen voller Camper und Wohnwagengespanne und behindern den fließenden Verkehr. Also mich! 2.) Im Gegensatz zu den SUVs geiselt niemand deren Schadstoffausstöße, mit denen sie ganze Südseeatolle versinken lassen. 3.) Wer knipst eigentlich das Licht am Ende des Tunnels aus?

Und es sinkt für sie, das Niveau! Für eine Verbraucherinformation des Toom-Marktes singt jetzt unser WM-Held Basti Schweini unter der Dusche „Mr. Vain“. Sprechen durfte er ja bisher in der Reklame sicherheitshalber nicht. Unverständlich. Und, mal ehrlich, ohne seine Frau Ana Ivanovic, quasi als optischer Libero*, würde er doch heute noch Chips anpreisen. * Wie ist eigentlich die weibliche Form von Libero? Libretti oder Liberonette oder so?

Also dann: morgen ist Herbstbeginn! Ach ne, heute!