scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: Juli 2020

Belle de T(j)our.

Neue Woche, neues Glück! Eine weitere schöne Tour! Nach der alpinen Etappe ins Schuttertal letzte Woche, ging, genauer führte die gemeinsame Fahrt durch die Ebene. Nicht, wie man meinen könnte in Holland, vorbei an den drei Großen Ts: Tulpen, Tomaten, Tilsiter, nein, sondern durch die Alleen der Monokulturen der Maisfelder im Elsass. Es war ein perfekter Tag, am absoluten astronomischen Maximum der Sonnenstrahlung. Aber starten wir am Beginn.

Pünktlich auf die Minute, diesmal wieder mit Helm, eingenordetem Navi und perfekt gestylt, fuhr Schorschi auf den Hof. Von Kopf bis Fuß harmonisch und haarmodisch im Einklang mit dem strahlenden Weiß seines Campers. Weißes Rad, weiße Packtasche, blütenweißes, atmungsaktives T-Shirt, weiße (RAL 9010), climacoole Socken, mit gesticktem Monogramm, auf dem linken ein „L“, auf dem rechten ein „R“. Diese steckten in geländegängigen Sportsandalen. Als Krönung: schlohweißes Haar. Behände war auch mein Rad routiniert versorgt. Wir konnten starten, der Tag war noch relativ jungfräulich.

Ausgangsziel war Neu Breisach. Mitten auf dem Marktplatz, einem kostenfreier Parkplatz. Ein eifriger Gemeindekalfaktor blockierte die Zufahrt, um verdorrten Pflanzen die letzte Wässerung angedeihen zu lassen. Wir umrundeten den Markt-, Parkplatz noch einmal in einer Warteschleife und blockierten dann ungeduldig die Zufahrt zur Zufahrt, bis die Flutung der Blumentröge abgeschlossen war. Ein Hupkonzert der Eingeborenen veranlasste den Sprengmeister ein wenig schneller sein Tagwerk zu verrichten.

Ansonsten war Neu Breisach menschen- als auch touristenleer. Die historischen Wehranlagen hatten offensichtlich den Besucherströmen standgehalten. Es gab keinerlei Anzeichen von Brandschatzungen, Vergewaltigungen oder Parksündern. Drei Flics lümmelten gelangweilt im Schatten. Es war nicht zu erkennen, auf wen oder was sie harrten. Die Räder waren flugs entsorgt, Schorschi vergewisserte sich noch einmal gewissenhaft über die Funktionsfähigkeit des Navis, prüfte den Reifendruck, Bremsanlage und Beleuchtung, sowie den aktuellen Börsenkurs für Kettenöl auf „Kettenöl24“. Gerade als wir in Richtung Colmar aufbrechen wollten, sprach uns eine Frau mittlerer Altersklasse, aber höherer Gewichtklasse, an und erkundigte sich nach der Zufriedenheit mit dem Campers. Bereitwillig gab Schorschi Auskunft. Als Gegenleistung entlockten wir, der offensichtlich ortskundigen Fragenden, den besten Einstieg in die minutiös geplante Tour. Sie teilte uns darüber hinaus noch ungefragt mit, dass ihr E-Bike zur Inspektion sei. Womöglich hätte sie sich sonst uns noch anschließen wollen. Mann muss halt Glück haben!

Entgegen des Rates der radlosen Radlerin bestand unser Guide darauf dem Navi Folge zu leisten. Nachdem wir allerdings glücklich wieder auf dem Marktplatz zurück waren, stellte sich heraus, dass wahrscheinlich ein winziger Tippfehler uns innerhalb der Stadtmauern, entgegen dem Uhrzeigersinn und der erlaubten Fahrtrichtung, unbemerkt von den gelangweilten Flics, im Kreise kreisen ließ. Durch eine nadelöhrgrosse Bresche verließen wir die Feste gen Colmar. Wir durchquerten rasant Appenwihr, weder verwandt noch verschwägert mit unserem badischen Appenweier, nach Sundhoffen. Das Navi leitete uns kreuz und quer durch die Gemeinde. Stutzig machte mich, dass wir uns unversehens auf der „Rue de Appenwihr“ befanden. Ich intervenierte, doch Schorschi vertraute seinem Navi. Es war eindeutig ein Fehler! Gegen all meine Erfahrung als Westmann (Ost-Westfale!). Als wir etliche Kilometer später wieder Appenwihr in entgegengesetzter Richtung zum wiederholten Male durchquerten, erkannte Schorschi, dass sein Navi wohl wieder ein Eigenleben entwickelt hatte. Der Vorteil war, wir kannten jetzt die Strecke. Bis ins Zentrum nach Colmar mussten wir leider unseren Radweg mit diversen P- und LKWs teilen, sodass wir nur aufgereiht wie die Erpel dahinradeln konnten.

Mit Hunger und Durst im Gepäck, sowie mit Wissenshunger und -durst nach den Sehenswürdigkeiten der Altstadt, schauten wir uns nach einem sicheren Standplatz für unsere Velos um. Einige zum „U“ geformten Chromstahlrohre signalisierten, dass sie sowohl von Radlern, als auch von Hunden regelmäßig heimgesucht wurden. Nein, die Hunde nicht zum Abstellen ihrer Räder! Per Pedes gingen wir auf Entdeckungsreise, durch die Altstadt, durch die Markthalle bis ins „Kleine Venedig“. Irgendwo im Getümmel der Urlauber ergatterten wir ein schattiges Plätzchen mit allerbestem Blick auf die vorbeitrollende Menge. Das Panache war perfekt, der Flammkuchen war ebenso hauchdünn wie belegt. Wir hätten ihn zusammengerollt mit ein – zwei Bissen problem- und geräuschlos verschlingen können. Die Alternative wäre Schweinebauch, Würstchen und Sauerkraut gewesen. Na dann Prost, Mahlzeit!

Mit quasi leerem Bauch und Portemonnaie machten wir uns schließlich auf die Suche nach einer Eisbude. Der Franzose an sich, und der Elsässer im Speziellen, sind wohl eher ausgewiesene Eisverweigerer. Deshalb dauerte es diverse Gassen und Sträßchen, bis wir eine Eisbude unseres Vertrauens entdeckt hatten. Zwei € die Kugel, zwei Kugeln 3,90€. Wir haben nicht weiter recherchiert, bei welcher Anzahl von Kugeln wir den bundesdeutschen Kugelpreis erreicht hätten.

Obwohl ich für das Wiederauffinden unserer Räder im Vorfeld bereits ein bis zwei Stunden kalkuliert hatte, schafften wir es deutlich innerhalb kürzerer Zeit. Dabei muss ich gestehen, dass mir der direkte Weg doch ein wenig aus dem Kompass geraten war. Schließlich wusste sich Schorschi zu erinnern, dass eine zu Stein erstarrte, bis zur Unkenntlichkeit geschminkte Strassenkünstlerin uns den richtigen Weg zeigen würde. So sie denn nicht ihre Position signifikant, dank üppiger Spenden, geändert hätte. Ihr Hut war, Touristen sei Dank, noch spärlich bemünzt.

Die Rückfahrt, immer entlang am Rhein-Rhone-Kanal, verlief streckenweise im Schatten. Ohne P- und LKWs aber mit sehr entgegenkommenden Horden von radelnden Familien und anderen Aktivisten. Zurück auf dem kostenfreien Marktplatz zeigte sich, dass es sich gelohnt hatte, den Verlauf der Sonne voraus zu berechnen und in der Konsequenz, am Nachmittag, einen schattigen Parkplatz zu erhaschen. Den einzigen Schatten weit und breit warf jedoch unser Camper. Das astronomische Maximum hatte seine volle Wirkung entfaltet und wir suchten kühlende Zuflucht in einer Confiserie, für deren Gebäck sie weit über die Grenzen des kostenfreien Parkplatzes hinaus berühmt war. Mit einem Tässchen Kaffee und einem Stückchen Kuchen beendeten wir die Belle de Tour. Der Kuchen konnte übrigens mit seinem vorauseilenden Ruhm nicht schritthalten! Die mittelalterliche Frau vom Morgen ist wohl bei anderen Camper-Besitzern heimisch geworden. Und ob ihr E-Bike wieder flott war? Wir wissen es nicht!

Noch eine ganz kniffelige Quizfrage: Warum steigen nahezu alle Radfahrer generell von der linken Seite auf und ab? Richtig! Weil sich dort der Ständer befindet!

Résumé: 56,7 Km / 2,45 Std. schiere Fahrzeit / Durchschnitt 20,6 Km/Std. Voila!

Alternativlos

Es ist mal wieder an der Zeit, ein paar Worte über eine unserer Radtouren zu verschwenden. Nachdem uns das Virus ja eine längere Ausfahrt vergrault hat, müssen wir uns, wohl oder übel, mit Tagesetappen zufriedengeben. Eigentlich lief uns das Wasser bereits im Munde zusammen, wenn wir nur an den Plan dachten, das Königreich Belgien zu erradeln. Dicke Pommes und fette Majo, edle Confiserien und kühle Bierchen. Ja, aber! Und wo sind wir gelandet? In der Rheinebene und heute, am 21.07., im Schuttertal. Allerdings nur die Hälfte der Distance bergauf. Wenn auch äußerst gemäßigt. Der Eco-Gang hin und wieder reichte bei mir locker aus. Bei mir! Mehr muss ich ja wohl dazu nicht schreiben.

Wie immer gesellen sich die ersten größeren Probleme gleich vor dem Start zu uns. Der Fahrradständer am Camper war für so hypermoderne Räder, wie das meinige, nicht geeignet. Die Sicherungstaschen für die Reifen zu schmal, die Halterung für das gesamte Rad unbrauchbar, die Bänder zum Verzurren zu kurz. Ordinäre Gurte aus dem unerschöpflichen Repertoire meiner Garage lösten dieses Problem. Ein anderes war der Helm. Der vergessene! Ein Ersatz musste her. Selbstverständlich war im Handumdrehen das Schmuckstück aus dem Fundus meiner Frau einsatzbereit. Genauer gesagt, wäre einsatzbereit gewesen, wenn nicht Schorschi die notwendige Verlängerung höchstpersönlich gelöst hätte, um die Schmach des Vergessens vergessen zu machen. Man musste einfach nur den Nippel durch die Lasche ziehen. Als allerdings das Riemchen plötzlich komplett aus der Riemchenklemme rutschte, ahnte ich bereits, dass es eher helmlos in die Berge gehen würde. Eine einfache, leichte, handelsübliche Baseballkappe, mit simpelstem Klettverschluss, unkaputtbar, sorgte dann wenigsten für ausreichende Beschattung auf schneeweißem Haupt.

Da der Tag nun doch etwas in die Zeit gekommen war, wurde die angedachte Tour im Elsass verworfen. Die Anreise, die Aktivierung des Navis etc. hätte sehr wahrscheinlich eine ungewollte Übernachtung mit sich gebracht. Und Schorschi führte sein Babydoll ausnahmsweise nicht in seiner Satteltasche mit. Und so wurde es eben das Schuttertal. Sanft ansteigend, gut ausgeschildert – aber auch generell nicht zum Verfahren geeignet, da Täler in der Regel links und rechts durch Berge begrenzt sind.

Und so glitten wir gen Osten, in Richtung Schweighausen. Es hätte, ja hätte eine Steigerung gegeben. Über den Berg nach Ettenheim. Da der anderen Hälfte unseres Duos die Erhebungen jedoch schier zu mächtig waren, wurde der pure Gedanke daran augenblicklich als nicht durchführbar ad acta gelegt. Bis zur nahen Dorfmitte von Schweighausen musste, allen Bergauffobien zum Trotz, dann doch der ein oder andere Höhenmeter überwunden werden.

Der Dorfladen jedoch bot Erfrischungen und frisch belegte Brötchen. Die Mädels freuten sich derart über uns zwei überaus sympathische Radler, dass sie sich nicht lange bezierzen, um die Terrasse eigens für uns zu öffnen. Wir wurden sogar im SB-Dorfladen, gegen alle Regeln des Dorfladens und der Coronaregeln, gerne bedient! Na dann Prost Mahlzeit!

Auf der Rückfahrt erreichten wir eine Höchstgeschwindigkeit von 58 km/Std.! Ohne zu treten! Die Geschwindigkeit war allerdings weitaus höher als die Strecke weit, die wir zurückgelegt hatten. Und so bedurfte es einer Scheibenbremsung, um unmittelbar vor einer Eisbude in Wittelbach zum Stehen zu kommen. Besagte Eisbude war derart coronamäßig verrammelt, dass drei Bollen Eis in der Waffel nur in absoluter Schräglage durch die Durchreiche gereicht werden konnte. Das Buswartehäuschen gegenüber bot ein lauschiges Schattenplätzchen. Wir konnten hier den Gesprächen der Ureinwohner lauschen. Allerdings haben wir keine wichtigen Neuigkeiten erfahren. Zurück am Camper, der Tag war noch jungfräulich, entschloss ich mich die restliche Heimfahrt per Velo zu vollenden. Mein kongenialer Partner sattelte den Fahrradständer und caravante gen Norden.

Summit: 51,3 km / 2:32 reine Fahrzeit / Schnittgeschwindigkeit 20,2 km/Std. / Topspeed 58 km/Std!

P.S.: Schuttertal war heute, nächste Woche Elsass! Wenn alles gut läuft.

Flower Power

Auch wenn in den frühen 70gern die Hippies in OWL noch handverlesen waren, so sprossen die Haare aber bereits lockig auf Schulterniveau. Die Kleider wurden bunter und blumiger, es mangelte allerdings noch an der  grundsätzlichen Freizügigkeit. Das Klima konnte mit Kalifornien in keinster Weise mithalten und die Baggerseen waren absolut kein Ersatz für Meer und ausufernde Strände. Wir begnügten uns derweil mit viel Phantasie, einem Tütchen und ausschweifenden Partys! Soweit das Vorspiel.

Beginnen möchte ich diese Anekdote aus meinem Zyklus „Ich, OWL und das wahre Leben“, mit einer analytischen, psychologischen Betrachtung der Eingeborenen. Schotten, Schweizer und Schwaben waren und sind nur armselige Kleinbürger gegen die penetrante Pingeligkeit der Lipper. Man sagt den Vögeln nach, dass sie über OWL mit dem Rücken gen Boden gewandt fliegen, damit sie das Elend nicht sehen. Persönlich habe ich diese Formation allerdings nie beobachtet, oder bewusst zur Kenntnis genommen. Auch sind sie bis dato ornithologisch nicht bestätigt.

In der Sturm- und Drangzeit, nach einer behüteten Kindheit, mahnten uns die Hormone zu allerlei freizügigen körperlichen Ertüchtigungen. Oder besser gesagt, Herausforderungen. Dem stand die Mentalität der konservativen Eingeborenen allerdings geballt, starr und stur entgegen. Wie und vor allem wo sollten wir unsere  überschüssigen Kräfte, im Einklang mit der Hippie-Bewegung, ausleben können? Es war einem puren Zufall geschuldet, der uns auf eine absurde Idee brachte: Kleingärtnerareale! Blumenkinder und Gärten ergaben für uns den einzig wahren Sinn! Nun ist es allerdings so, dass grundsätzlich Kleingärtner, auch Laubenpieper genannt, noch einen Tick schrulliger, penibler sind als der Rest der Welt. Sowohl im Allgemeinen und ganz besonders extrem im Lippischen. Der Trend zur eigenen Parzelle war damals lange nicht so ausgeprägt wie zu diesen Corona-Zeiten. Wartelisten waren weitgehend unbekannt. Das öffnete uns den Weg ins Grüne.

Unseren Antrag zur dauerhaften Pacht eines vakanten Stückchen Gartens stellten wir beim „Bezirksverband Lippe der Kleingärtner e.V.“ in Detmold. Er wurde erstaunlich rasch bearbeitet, eine durchaus erschwingliche Kaution wurde brüderlich zusammengeschmissen und in bar persönlich übergeben. Der Geldbote war mit Bedacht gewählt. Ein vertrauenserweckendes „Mitglied“ mit dem altherkömmlichen Fassonschnitt! Und selbstverständlich ordentlich gekleidet! Das Bündel Scheine, die ausführliche Kleingartenordnung, Kleingartenpfortenschlüssel, nebst ein paar gutgemeinten aber mahnenden Worten wechselten die Besitzer. Die Korona wartete schon feixend hinter der nächsten Hecke. Ohne jegliche Verzögerung wurde eine erste Inspektion unserer Parzelle, einer grünen Oase, unternommen. Die Ordnung der Wege und Beete war atemberaubend, die Korrektheit der Rasenflächen hätte

den Greenkeepern von Wimbledon die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Lineal und Geodreieck gehörten ganz offensichtlich ebenso zu den Gartenutensilien, wie Spaten und Rasenmäher. Fröhliche Paraden von Zwergen mit Laternen, Schäufelchen und Körben ließen auf diverse Fein- sowie Doppelrippler in unmittelbarer Nachbarschaft schließen. Kleingärtner zeichneten sich auch durch Nachbarschaftshilfe und Kleinkariertheit aus. Auf beginnende neue Freundschaften und Verbrüderungen legten wir deshalb nur bedingt wert. Die einzige Gemeinsamkeit bestand im Konsum eines Bierchens. Oder auch zwei.

In Ermangelung von kleingartengerechtem Gerät, aber auch der echten Bereitschaft, die Kulturen jahreszeitengerecht zu säen, zu pflegen und zu ernten, bestand unser einstimmiges Credo darin, dass wir der Natur freien Lauf lassen sollten. Heute würde man es Renaturalisierung nennen. Ja, wir waren unserer Zeit echt um Jahrzehnte voraus! Einziges Problem, aus unserer Sicht, war die fachgerechte Kühlung der Getränke. Und, dass die Kofferradios nicht über die gewünschte Freiluftphonzahl verfügten. Den Fein- / Doppelripplern allerdings reichte diese bereits.

So war es nur eine Frage der Zeit, bis der Kleingartenparzellenwart an unsere Pforte klopfen würde. Im übertragenen Sinne natürlich. Die Situation gewann an Dynamik, als sich alle neuen e.V.-Mitglieder, am ersten Samstag unserer jungfräulichen Pachtzeit, zum Stelldichein einfanden. Tische, Stühle, Liegen und ein ausreichender Vorrat Alkoholika lieferte ein Jungmitglied, dass sich seine Aufnahme durch die Beschaffung eines 7,5-Tonner-Pritschenwagens erkaufte. Noch heute quält mich ein Hustenreiz, wenn ich an die Staubfahne denke, die der 7,5-Tonner im Schlepptau hatte, als er das heiß ersehnte Material zur Mittagszeit lieferte. Kaum war das erste Bierchen geöffnet und hatte sich der Staub gelichtet, stampfte der Parzellenwart, mit einer Horde streitsüchtiger Fein- / Doppelrippler im Gefolge, heran. Die tragbaren Kofferradios spielten „California Dreamin`“ von The Mamas and the Papas.  Ohne erwähnenswerten Prolog, sprach, leicht erregt, der Parzellenwart und gleichzeitig Schriftführer des Detmolder Vereins eine fristlose Kündigung unseres Pachtvertrages aus. Der Pseudoversuch auf Erfüllung des Vertrages zu plädieren und doch erst einmal ein Bierchen zur Beruhigung mit uns zu trinken, erwies sich als nicht wirklich zielführend. Der Klügere gab nach und so wurde das ersehnte Flower-Power-Dasein bis auf unbestimmte Zeit vertagt.

P.S.: Der Auszug aus unserem Kurzzeitdomizil verlief ebenso spektakulär wie der Einzug. Unter den messerscharfen, stechenden Blicken der Kleinkarierten wurde noch einmal final mit dem 7,5-Tonner-Pritschenwagen viel Staub aufgewirbelt.

Monatsrückblick Juni 2020

Warum mir gleich zu Beginn des Monats John Steinbeck und sein Buch „Früchte des Zorns“ einfällt, weiß der Teufel. Während es von der großen Depression handelt, erwacht die neue Welt gerade wieder einmal aus ihrem schwarz / weißen Trauma. Für die Veruneinigen Staaten fällt mir spontan auch noch eine passende Hymne ein: „Dirty old man“ von The Three Degrees.

01.06.: Das Trumpelstilzchen lässt sich mit Gummigeschossen den Weg zu einem PR-Foto mit Bibel in der Hand freischießen. Ist das eigentlich Gotteslästerung?

02.06.: Seit Jahren habe ich vergeblich um Karten für ein Live-Konzert Rammstein geackert. Heute wäre es in Stuttgart soweit gewesen! Wäre! Und heute, am  03.06., wäre allerdings alles bereits schon wieder Rockgeschichte. Dank Corona kann ich mich jetzt noch lange, bis zum 31.07.2021, vorfreuen.

03.06.: Tag des Fahrrades. Corona lässt die Nationen sich in die Sättel schwingen. Dabei ergibt sich auf den Radwegen ein ganz neues Bild. Man trägt nicht nur Hund, man fährt ihn auch. Neuer Hahn im Korb ist der Hund im Korb.

Die Lusthansa legt eine Bruchlandung daxmäßig hin. Dafür etabliert sich die „Deutsche Wohnen“. Bewohner raus und rein in den Dax. So geht das!

Neuer Erpressungsversuch des Trumpeltiers. Er will große Teile seiner Streit-Kräfte abziehen. Nie hätte ein Begriff mehr aussagen könne, als von diesem Kriegstreiber!

Corona-Kuriositäten: Mit größtem Befremden überfallen mich die äußerst unmerkwürdigen Verschwörungstheorien diverser Menschen. Im krassen Gegensatz dazu, die sich rasant verbreitende, neue Unart – bemalte Steinschlangen an allen möglichen und unmöglichen Orten. Da fehlt mir ehrlich auch ein vernünftiger Zugang.

Alles so, wie ich vorhergesagt habe. Eine Krähe hackt der andren kein Auge aus. Und Flinten-Uschi, die alte Nebelkrähe, hat ja alle Fakten vernebelt bzw. gelöscht. Obwohl die Mausche-Leyen ja in dem zum Teil unmittelbaren persönlichen Umfeld zu finden sind.

Na bitte, wer sagt es denn? Schon Hippokrates verabreichte seinen Patienten Speiseeis zur Linderung der Schmerzen. Da betreibe ich gerne aktive Profilaxe!

Der aktuelle Regierungs-Song, ein Evergreen als Beitrag zum ESC (Europäischen Schulden Contest):

„Wir zahlen durch bis nächstes Jahr

und singen wumsfallera, wumsfallera,

wumsfallera, bis nächstes Jahr!“

Auf Grund der Situation in den Veruneinigten Staaten mein Worst Case Szenario: Eine Zwickmühle! Gewinnt das Trumpeltier die Wahlen im Herbst, wird die Welt weiter beleidigt, belogen, erpresst und rassistisch aufgehetzt und gespalten. Verliert er, wird er die Wahl als gefälscht bezeichnen und seine Macht weiter missbrauchen. Er arbeitet ja nun schon intensiv darauf hin. Briefwahlen seien alle manipuliert.

Bei dem Trumpelbold bewundere ich die Tatsache, dass er schon aufrecht gehen kann! Außerdem fällt mir spontan der Spruch von Friederich Schiller ein: „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“

Der Grofaz (Großartigste Führer aller Zeiten!) hat doch schon wieder eine geniale Idee. Um die Corona-Zahlen zu reduzieren – einfach weniger testen!

Der Thor hat seine Schuldigkeit getan, der Am-Thor kann gehen! Jetzt hat doch diese fleischgewordene Comicfigur, dieser Milchreisbubi, Philipp Amthor, der die Eierschalen noch hinter den Ohren hat. Schon hat er ausgebrütet, wie er sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern kann! Gerade er, der eigentlich der Prototyp, eines Strebers,  Musterschülers, Klugscheissers, Schrecken aller Schwiegermütter und zu Schulzeiten sicher ein dankbares Mobbingopfer war. Der hat sich ja schon bestens in der Politik etabliert.

Wichtige Verkehrsnachricht: Die Staus haben die Autobahnen wieder zurückerobert!

Was bringt die Senkung der Märchensteuer? Angeblich hat sie bei der Reduzierung für Hygieneartikel vor etlichen Tagen, z.B.: Tampons, ja gefruchtet!

Steingärtner aller Länder vereinigt euch! Die Grünen wollen uns unsere Schottergärten wegnehmen! Aber, wohin nur mit all den Steinchen? Und, noch schlimmer, wohin siedeln wir unsere biodiversen, artenvielfaltigen Eidechsen um? Ihnen wird der Lebensraum geraubt! Bienen kontra Eidechsen.

Zu guter Letzt! AKK sortiert die Elitetruppe KSK. Sinnvoll wäre eine alphabetische Reihenfolge:AKKKKS

Trula, trula, trallala – Scheuer und Pofalla schließen den Schienenpakt. Was da wohl wieder bei rauskommt?

Mein Wort des Monats: Wertschöpfungskettengesetz

Und die Erkenntnis des Monats: Billige Frauen sind meist die teuersten!

Und zu guter Allerletzt mein poetisches Halbjahressende:

„Wo kämen wir hin

wenn alle sagten

wo kämen wir hin

und niemand ginge

um einmal zu schauen

wohin man käme

wenn man ginge.“

Passt irgendwie auch zur europäischen Ratspräsidentschaft! Na dann.