scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Monat: Juli 2023

Armer alter, weisser Mann.

Das fehlte mir noch.  Eine Holzschraube mit geschlossener Öse. Also auf zu Obi. Mit dem Rad selbstverständlich, aber nicht in ein körperbetontes, atmungsaktives, buntes Outfit gepresst, wie es von hyperaktiven Renn-tnern bevorzugt getragen wird.

Schuld ist die Ampel. In Lahr gibt es auf allen Straßen, für alle Verkehrsteilnehmer nur eine Ampelphase: Die rote Dauer-Welle! Und so stehe ich, hoch zu Ross mit meinem Rad an eben einer solchen roten Ampel, um mit anderen Weggefährten unfallfrei zu dem EKZ zu kommen, zu Obi, Aldi, Deichmann, MediaMarkt, Dehner etc. Während dieser epischen Wartezeit flimmerten alle Klischees in meinem Kopfkino.

Die kleine Gruppe der geduldig Wartenden, ein Abbild unserer Gesellschaft. Zwei pubertierende Heranwachsende unter schwarzen Kapuzen. Ich sehe sie schon als Hartliner eines Fanclubs. Als Bengalo werfende Ultras. Eine Dame, mit Poldi, der Rennsemmel, einem Kurzhaardackel. Daneben ein hübsches, langhaariges junges Mädchen, wohl proportioniert, versunken im Labyrinth der sozialen Netzwerke. Und dann noch ein Kerl mit einem fetten Wanst in einer ausgeleierten Jogginghose und müffelndem Shirt. Ein Klassiker, der unbedenklich ein ordentliches Mitglied der Söldnertruppe Wagner hätte sein können. Ach ja, und eben ich – der arme alte weiße Mann. Potentieller Grabscher, Lüstling, Frauenbedränger. Stigmatisiert von Alice Schwatzer und Ihresgleichen*innen, den Moralapostelinnen. Ein unschuldiges, wehrloses Opfer kruder Denke.

Aber, denen habe ich es gezeigt! Ich habe nur auf den Klassiker geschaut! Fast nur. Da ich gerne schreibe und lese, kann es ja wohl auch nicht verwerflich oder gar zu verdammen sein, auch beiläufig die klassischen „Fünf Buchstaben“ zu studieren!

Grün! Ich muss mich wieder auf die Einhaltung der Strassenverkehrsordnung konzentrieren und fahre achtsam los. Wusstet ihr eigentlich, wie viele Holzschrauben mit geschlossener Öse es bei Obi gibt? Etliche! An der Kasse wäre ich nahezu einem gepriesenem Topangebot erlegen. Da ich allerdings kein Lastenrad fahre, hat sich die Versuchung rasch erledigt. Auf dem Rückweg war die Ampel wieder auf Rot. Nur wurde mir die Wartezeit dieses Mal nicht durch eine kurzweilige Millieustudie versüßt.

Um der Brandmarkung eines armen alten, weißen Mannes entgegenzuwirken, changiert mein Teint inzwischen in warmen Brauntönen. Bedingt durch Radeln, Gartenarbeit und Müßiggang. Ob der Farbwechsel auch als kulturelle Aneignung gegeißelt wird, das ist mir, Gott sei Dank, noch nicht untergekommen. Würde mich allerdings nicht sonderlich überraschen.

Und wenn mich während des Müßigganges die Muse küsst, fühle ich mich keinesfalls als belästigtes Opfer extremistischer Frauen, die es nur auf meinen Körper abgesehen haben. Denn sie sieht ausschließlich auf meine inneren Werte!

MRB Juni 2023

Wie geschmacklos! Die FDP will den Weinprüfern, denen mit 62 untersagt wird Weine zu verkosten, eine längere Berufsausübung ermöglichen. Also quasi freie Oekslefahrt auf deutschen Promillewegen. Ihnen fehle der erforderliche Geschmackssinn. Was soll ich mir dann erst mit 73 auf der Zunge und am Gaumen zergehen lassen? Ist der Begriff „langer Abgang“ übrigens jetzt auch schlüpfrig? Wer kennt sich in der ganzen Wort- und Gedankenwelt der Gutmenschen eigentlich noch aus?

Skandal! Versteht mich jetzt bitte nicht falsch! Denn als Rammstein-Fan stecke ich natürlich schnell in der entsprechenden Schublade. Plötzlich und dennoch unerwartet recken jetzt alle Moralapostel und Lehrer Lempels den Zeigefinger warnend in die Höhe. Aber mal ohne Wertung – was erwarten eigentlich die Mädels, wenn sie ins Back Stage zur After Show Party eingeladen werden? Einen gemütlichen Fernsehabend auf dem Sofa, bei einer Romancenschnulze von Rosamunde Pilcher mit Chips und Erdbeerbowle? Wieviel Jahrzehnte gilt eigentlich die Erkenntnis: „Sex, Drugs and Rock ‘n Roll“? Dass bei Til Lindemann ganz offensichtlich nicht alles koscher zugegangen ist, ist wohl jedem klar und, so denn stattgefunden, verwerflich! Aber dieser Sturm im Wodkaglas ist doch hauptsächlich ein gefundenes, gerne episch breitgetretenes Fressen für die Presse und alle anderen Medien. Und, im Übrigen, schon ewig keine Neuigkeit! Das musste einfach mal geschrieben werden!

Auf dem Kirchentag in Nürnberg haben Eifrige gegen die Lieferung von Waffen an die Ukraine beim Auftritt von Olaf Scholz demonstriert. Wäre doch schön gewesen, wenn irgendjemand auch gegen die geilen Säcke der Kleriker aufmerksam gemacht hätte. Aber das ist wohl zu viel verlangt!

Wir fahren in den Urlaub. Das ist ja nun nichts Ungewöhnliches. Dabei fiel es mir beim Kofferpacken wie Schuppen aus den Haaren: warum werden Damenblusen etc. eigentlich anders geknöpft als Herrenhemden? Und wer ist dafür verantwortlich? Ich verlange Knöpfgleichheit für alle Geschlechter! Es sei denn, alle Frauen sind Linkshänder.

Nun ist er von uns gegangen. Silvio Berlusconi. Er hatte ja auf dem Rücken einen Klettverschluss, den konnte er abends öffnen, seine Plastikhaut auf einem Bügel zum Lüften auf die Terrasse hängen. Morgens kurz aufbügeln, überziehen, ins Stützkorsett gezwängt, ein Stündchen ins Sauerstoffzelt, ein paar Vitaminspritzen und schon konnten die Visagisten ans Werk. Knapp vor dem Mittags-Push Up konnte der Tag faltenfrei beginnen.

So, wir sind wieder da, mit der Erkenntnis, dass das Wandern nicht nur des Müllers Lust ist. Dazu einen Berg schmutziger Wäsche und ein paar offene Fragen. Als da wären: Wer um Himmels Willen hatte die göttliche Eingebung, an Wegen fragile Steintürmchen aufzubauen? Und warum? Und kommt man dann irgendwann an den Tatort zurück, um zu registrieren, dass diverse Gleichgesinnte weitere Steinchen aufgetürmt haben? Ich habe es auch versucht. Ungeschick lässt grüßen!

Dass die Kirchen vom Staat mit unserem Geld prächtigst gestopft werden, habe ich ja nun schon öfter angeprangert. Ein weiterer Raubzug ist mir kürzlich aufgefallen. Wie ihr wisst, die Merkwürden erhalten ihre Apanage vom Staat. Also von uns. Ob wir das wollen oder nicht. Da die katholischen Kuttenträger bekanntlich keine offiziellen Nachkommen haben und sie demütig und barmherzig leben sollten, haben sich im Laufe der Jahre ordentliche Vermögen angehäuft. Und wer erbt? Richtig, die Kirche. Ich muss jetzt noch recherchieren, ob sie wenigsten Erbschaftsteuer zahlen.

So, gleich mal eine Audienz bei einem ausgewiesenen Steuerfachmann erhalten. Das Ergebnis: sehr wahrscheinlich keine Erbschaftssteuer! Unerträglich, wie die Kirchen „legal“ in unsere Taschen greifen! Und, dass unser Staat das Ganze auch noch duldet!!! Ich finde: es reich-t! Was sagt der Schöpfer zu diesen Abschöpfern?

Und noch eine Eilmeldung! Die Katholische Kirche, also im Prinzip auch wir, die braven Steuerzahler, zahlen sogar Teile der Gehälter für deutsche Würstchenträger, die im Vatikan angestellt sind! Ich frage mich allen Ernstes, wann wir Bürger der „zahlenden Generation“ uns endlich mal vor die Beichtstühle kleben? Es ist wirklich an der Zeit!

Wusstet ihr, dass es zwei verschiedene Väter gibt? Also nicht gegenderte, sondern nationale und internationale! Und die Internationalen feiern ihren Vatertag am 18.06..

Ach ja, und dann der Friede-rich im Merzen der Schlauer. Jetzt fordert er von seiner Union mehr Debattierfreudigkeit. Man müsse um Inhalte ringen! Bei den Ampel-Parteien nennt er das Streiten!

Die Rache Putins, Helene Fischer, hat sich schon wieder ernsthaft verletzt und muss ihr Tortour unterbrechen. Da frage ich mich doch allen Ernstes, warum muss eine Schnulzensängerin auch ständig meinen über Allem schweben zu müssen?

Schau an, schau an, der wüste Hendrik aus NRW. Kaum sind seine Schiebereien und Mauscheleien beim Verkauf von Audienzen beim ehemaligen Ministerpräsidenten von NRW an Pressefritzen in Vergessenheit geraten, radelt er kräfteschonend im Windschatten von Friede-rich im Merzen der Schlauer. Und schwupp, nimmt er Fahrt auf und wagt sich aus dem Windschatten auf die Überholspur, will am Felsen in der CDU-Brandung, dem Ex-Black-Rocker vorbei an die Spitze des politischen Pelotons!

Und in Hendriks Windschatten segelt seelenruhig unser Dr. Markuse zur Bayernwahl.

Wir vermissen dich! Vor exakt 75 Jahren war uns die D-Mark eine stabile Währung. Ach ja! Rechnet ihr eigentlich auch manchmal noch um und wundert euch, wieviel teurer alles geworden ist? Was einen Wert hat, hat auch einen Preis! Oder?

21.06.: 40 Jahre Edward Snowden welche Ironie des Schicksals? Als Kämpfer für die Freiheit jetzt in einem der unfreisten Länder der Welt verdorren zu müssen.!

Gut, Zigeuner-Schnitzel muss nun wirklich nicht sein. Richtig, jetzt kommt ein Aber! Wie sieht es denn mit den vielen anderen ethnischen Minderheiten aus? Z.B. mit den Wienern. Sowohl das „Wiener-Schnitzel“, als auch das „Schnitzel Wiener Art“ oder gar das Wienerle wirft kein gutes Licht auf die Bewohner dieser eigentlich sehr schönen Stadt. Doch hört man ein Aufbegehren? Nein! Darüber hinaus fehlt mir jede gendergerechte Gleichstellung. Demnach müsste es doch heißen: „Wiener*in-Schnitzel“ und „Schnitzel-Wiener*inen-Art“, respektive „Wienerle*inen“. Wenngleich die feminine Form nur bei queeren zur Anwendung kommen kann. Oder? Und überhaupt, ist das denn nicht zu schlüpfrig? Und noch etwas: bietet man es in anderen Städten bzw. Ländern an, ist es dann gar eine verwerfliche kulturelle Aneignung?

Mir wächst dieses ganze Moralaposteltum über den Kopf! An Hamburgern, Frankfurter-Kränzen und -Grüner* Sauce, Leipziger-Allerlei oder Wasweissichwürsten will ich erst gar nicht denken! (*nur kulinarisch gemeint. Echt!)

Demokratische Sonnenfinsternis in Sonneberg! Die Frage lautet: liegt Sonneberg eigentlich hinterm Berg? In den Bundesländern der Oberbedenkenträger, Hetzer und ewig Gestrigen ist eingetreten, was jeder einigermaßen vernünftig denkende Bürger für absolut unmöglich gehalten hat. Und die Landtagswahlen kommen erst noch!

So, das halbe Jahr ist auch geschafft. Jetzt folgt erst einmal das politische Sommerloch. Die Hinterbänkler dürfen sich wieder zu Wort melden, damit die Szene nicht komplett einschläft. Hoffentlich gibt es im Herbst kein böses Erwachen!