Zwei Höllenhunde auf dem Weg nach und von Westerstede.

 

Vor-Fahrt

Stählern sind Rösser, Muskeln und Nerven. Bereit für das Abenteuer „Durch die grüne Hölle des Nordens.“ Alles ist dem Zufall überlassen. Ehern steht nur der bloße Wille, den unwiderstehlichen Launen der Natur zu trotzen. Der Wildnis der rauhen Küste, mit ihren tosenden Stürmen, den unaufhaltsamen Gezeiten und entgegen den überraschend heranbrausenden Horden mobiler Rentner, die sich durch Rückenwind und Elektroenergie fremdbeschleunigt rücksichtslos und vorfahrtslos trauen, diesem Wagnis die kahle Stirn zu bieten.

Da sind wir ganz andere Kerle! Schorschi, der sagenumwobene Fahrensmann, ich, sein Betreuer, und Falk, der Navigator. Falk, der sich nie irrt. Ganz im Gegensatz zu seinem Pendant, dem Sagenumwaberten. Gut, dass der Betreuer mit starker, erfahrener Hand und klarem Kopf die absolut unnötigsten Irrwege zu vermeiden weiß. Leider nicht generell zu verhindern. Was nutzt es, wenn alle Elegance den Pedaleur letztlich ins unwegsame Niemansland navigiert und das große Jammern und Klagen die Flut zurück ins Meer treibt. Ohne jeglichen Ereignissen vor den ersten kraftvollen Tritten in die Pedale, dem ersten beherzten Rochieren der 27 Gänge vorgreifen zu wollen, werfen wir noch einen prüfenden Blick über Sicherheit und Vollständigkeit von Material und Ausstattung. Sie muss uns im Ernstfall hilfreich bei dieser Expedition ins Ungewisse Gesundheit und Unversehrtheit von Laib und Seele erhalten.

Nach monatelanger, peinlich genauer Planung und detaillierter, bis zur letzten Speiche, Vorbereitung, konnten wir uns schließlich auf die erste, dann auf die zweite Juliwoche einigen. Mehrfach wurden sowohl digitale Terminizer, als auch konventionelle Sparkassenkalender im Querformat konsultiert, um in ihnen eine deckungsgleiche freie Lücke zu identifizieren. Wie sich später herauskristallisieren wird, sollte sich dies als die größte Herausforderung der stressgeplagten Privatiers erweisen.

Während der Eine seinen adonisgleichen Körper weiter in anbetungswürdiger Form hielt, zupfte der Andere nervtötend an unterproportionierten Saiteninstrumenten herum, und schlang unzählige Kugeln aus Milch- und Fruchteis in sich hinein. Falk hingegen datete up. Erfahrungsgemäß wird der Chronist noch während der Tour auf diese Problematik mehrfach eingehen. Müssen.

Der Unzuverlässigkeit, Umständlichkeit und Unzulänglichkeit der Deutschen Bundesbahn ist es anzukreiden, dass uns die Reise ins Unbekannte nicht ins Sauerland, an die Quelle der Ruhr, führte, sondern in die grüne Hölle des Nordens. Die zu erwartenden Höhenmeter scheinen durchaus überwindbar – auch für Schorschi. Außerdem können wir das gesamte Terrain jederzeit einsehen, bis zur Erdkrümmung. Quasi beim Frühstück bereits den Biergarten zum Dämmerschoppen ausmachen. Die Bestellung werden wir jedoch bis zur letzten Sekunde herauszögern, um bei der Trinktemperatur nicht den ersehnten Erfrischungsgrad leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

Möge der Gott der Radler ein Einsehen haben, und getrennte Schlafstätten für uns bereithalten. Schorschi sei es vergönnt mit Falk ein Zimmer zu teilen. Ihm fällt ja auch die Aufgabe zu, sich und Falk mit der jeweils nächsten Etappe vertraut zu machen. Dazu ist eine gewisse körperliche Nähe sicher nicht hinderlich.

Sollte sich unseren Fahrkünsten und unserer Zielsicherheit, nicht ganz unerwartet, eine Gruppe junger, hübscher Damenfahrradabenteurerinnen anvertrauen, werden wir selbstverständlich ritterlich unsere Windschatten anbieten. Für weiterreichende synchrone Verkehrsveranstaltungen möchte ich an dieser Stelle keine verlässlichen Prognose abgeben. Dass das Schicksal eine unerwartete Alternative für uns bereithalten würde, wird noch im weiteren Verlauf des Berichtes Erwähnung finden.

 

Ab-Fahrt

Das Blaulicht der Rettungswagen taucht die blassen Gesichter der Fans im Morgengrauen in bizarre Farbnuancen. Von Schrei- und Weinkrämpfen ekstatisch vibrierende Körper in den ersten drei Reihen der jubelnden Zuschauerinnenmassen bilden das Spalier zum Ortsausgang in Eckartsweier. Die Martinshörner versuchen verzweifelt sich gegen die tosende, kreischende Menge durchzusetzen, um die komatösen Damen zurück in die Wirklichkeit zu holen. Alle stellen sich nur die eine Frage: Werden wir die Unerschrockenen je wiedersehen? Papiertaschentücher* und Deutschlandfahnen waren nach offiziellem Bekanntwerden des Wagnisses in Bruchteilen von Stunden in der gesamten Region und den umliegenden Gauen, bis auf ein paar unansehnliche, zerfledderte Exemplare, ausverkauft.

*besonders die der Marke „Tempo“, um damit der rasanten Geschwindigkeit der Akteure so hautnah wie irgend möglich verbunden zu sein.

Öffentlich rechtliche, sowie unöffentlich unrechtliche Funk- und Fernsehsender haben ihre Programme unterbrochen, oder mindestens eine aktuelle Unterzeile über den Bildschirm getickert, um live dabeisein zu können. Synchronsprecher sorgten für zeitnahe Live-Übertragungen in unzählige Länder auf fünf Kontinenten. In Frankreich verharrte die Tour de France vor Ehrfurcht. Synchronsprecherinnen wurden vorausschauend erst gar nicht nominiert, da ihnen serienweise die Stimmen versagen würden, was jede Direktübertragung zum Scheitern verurteilen würde, ehe ein einziges Kettenglied sich in den Zahnkranz krallt. Überschäumende Emotionen wären am Äther fehl am Platz.

Nachdem mittlerweile mehr Druckerschwärze auf dem Papier ist, als Gummiabrieb auf dem ostfriesischen Asphalt, geht es jetzt besser los.

 

Cool-Tour

Trotz der äußerst eleganten Haltung auf dem Velo, Schorschis Aerodynamik ist noch zu optimieren. Die Knie sollten in leichter X-Stellung nach innen zur Querstange weisen. Diese ist in der Regel parallel zur Fahrbahn angeordnet. Sie unterscheidet, auf den ersten flüchtigen Blick, das Herrenrad von einem Damenrad. Die Stange kann jedoch auch alternativ steigend oder fallend für Stabilität sorgen, was eine Differenzierung schwieriger, aber nicht unmöglich macht.

Aerodynamisch möchte ich von der Stange zurück zu den Knien kommen. Durch die keilförmige Stellung nach innen wird der Fahrtwind außen an den Schenkeln herum geleitet. Physikalisch ergibt sich daraus eine Verwirbelung des Luftstromes im Bereich der Kniekehlen, was sowohl einen zusätzlichen Schub bewirkt, als auch eine leichte Kühlung derselben. Der verbleibende Teil des Luftstromes gleitet entlang des Oberschenkels in Richtung Hosensaum, zieht um das Gesäß herum bis zur Spaltung des Sitzorgans. Da kalte Luft bekanntlich nach unten fällt, bahnt sie sich dort den einzig möglichen Weg hinab zur Oberfläche des Sattels, um dem Pedaleur selbst in dieser unzugänglichen Region eine angenehme klimatische Wohltat zu bescheren. Unter Umständen, je nach Konfiguration des Sattels, profitieren noch weitere, naheliegende erogene Zonen des männlichen Körpers von der Umschmeichelung des erfrischenden Fahrtwindes. Daran muss Schorschi allerdings noch feilen, um den vollen Genuss der selbsterfahrenen Klimatisierung auskosten zu können. Wir arbeiten daran.

Im Nachhinein wird es sich als professionell erweisen, vorfrankierte DIN A 4 Umschläge mitgeführt zu haben, um die beanspruchte Herrenunterbekleidung zurück zu senden. Gewichts- und Geruchsentlastung werden die logische Konsequenz sein.

Plötzlich und dennoch unerwartet suchte uns die erste Panne bereits auf dem Weg zum Auto in Eckartsweier heim. Der Halter des Trägers an Schorschis linker Packtasche versagte seinen Dienst. Die vordere untere Ecke sackte, von der Erdanziehung beschleunigt, auf den Boden. Mit zittrigen Händen und dem passenden Kreuzlochschlüssel konnte der Schaden kurzfristig behoben werden. Es konnte also tatsächlich losgehen.

 

Trans-Fair

Nach knapp mehr als zwei Stunden erreichten wir die Nordsee. Allen Navigationen zum Trotz, deren digitale Damen gut sechs Stunden in Aussicht gestellt hatten. Bezeichnenderweise lag die Nordsee inmitten des Siegerlandes! Man war ganz offensichtlich auf unser Erscheinen bestens vorbereitet. Ein erstes Fotoshooting manöverierte uns in eine recht unübersichtliche Situation. Die junge Dame, die uns Minuten zuvor noch den Kaffee Crema offerierte, zeigte ihr wahres Gesicht. Als resolute Verfechterin der Wirtschafts-Spionageabwehr verbot sie uns jede Ablichtung der fischreichen Gefielde. Mit wogender Springflutoberweite herrschte sie uns an, alle diesbezüglichen digitalen Zelluloids zu löschen. Wir versicherten unwahrheitsgemäss.

Der anschließende Besuch des Abortes, unterhalb der Nordsee, bescherte uns überraschend neue Ein- und Ausblicke. Wir lichteten sie schamlos ab, ohne von der vollbusigen Hüterin der Krabben und Matjesbrötchen daran gehindert zu werden. Ohne weitere nennenswerte Peinlichkeiten ging es weiter gen Norden, Westerstede entgegen.

Nach dem vollzogenen Fahrerwechsel ließ es sich nicht vermeiden, dass Schorschi zur Mundharmonika griff, und ihr erste zarte Töne entlockte. Nach einigen, schwer zu ertragenden, nicht enden wollenden Minuten war es durchaus möglich, eine Art Melodie herauszuhören. Es reichte jedoch nur bis zum „Schneewalzer“, was unserer Situation in keinster Weise angemessen war. Selbsterkenntnis erlöste Falk und mich.

Schorschi war digitalmässig voll equipt. Tablett, Handy, Kamera, Tacho, Auto- und Velo-Navi names Falk. Wer wen im Griff hatte, stellte sich schon nach den ersten wirklichen Bewährungsproben heraus. Aus der immensen Zahl der Wettervorhersagen wählte er gezielt diejenige, die zwar tollsten Sonnenschein versprach, aber letztlich zu ergiebigen Niederschlägen neigte. Die Kamera stellte den Lichtbildner vor schwierige Aufgaben. Der Tacho versagte am letzten Tag komplett seinen Dienst und Falk führte uns schon fast peinigend in unerforschte Gefielde. Darauf komme ich im Laufe der Berichterstellung noch detailliert zurück.

Um so überraschender für alle war der Gewinn der Silbermedaille beim Rumtapsen im Einzugsgebiet Ammerland. In der Kategorie „Einfingertapsen“ Altersklasse Ü 60 konnte ihm nur die Tippgemeinschaft Lotto / Toto / Trallala den verdienten Sieg streitig machen. Bei dreimaligem Gewinn eines der drei vorderen Platzierungen wäre Schorschi berechtigt gewesen an den Ausscheidungswettkämpfen zur Norddeutschen Meisterschaft teilzunehmen, und damit die einmalige Chance auf die Landesehrenurkunde auf Bütten mit Prägung und Goldschnitt. In der Spezialkategorie „Koordination Treten, Lenken und Rumtapsen“ konnte Schorschi mit beachtlichem Vorsprung die Wertung für sich entscheiden, verfehlte allerdings den seit 13 Monaten bestehenden Ammerländer Rekord. Wenn auch nur knapp.

Wir erreichten das Hotel auf Anhieb im Direktflug und lernten noch auf dem Parkplatz drei Viertel der Familie Bohlje kennen. Inklusive Max, dem Hotelhofhund, der dem gleichen Figaro wie Schorschi zu vertrauen schien. Eltern, plus zwei minderintelligente Söhne mit Gardemaß. Und eben Max. Ach ja, Oma lebte nebenan, nebst Garage, wo wir nach geschätzten 300 m unsere Rennmaschinen vor der Öffentlichkeit und den neidischen Blicken verbergen konnten.

Nicht unerwähnt sollen die drei Mädels aus Münster bleiben, die den Kühler ihres Golfs als Taubengrill zweckentfremdet hatten. Der materielle Schaden am Golf war übersichtlich. Die Taube war leider nicht zum Verzehr geeignet.

Als Schorschi und der Chronist sich hemmungslos einem Fischbuffet hingaben, mussten wir mit ansehen, wie die gegenüberliegende Eisbude den Feierabend einleitete. Die Schweißperlen auf Schorschis Stirn wuchsen im Durchmesser beachtlich an.

Der Wetterrückblick: 17 – 21*C / leichter Nielselregen / mäßiger Wind

 

Jung-Fern-Fahrt

Montag 13. Juli 2015

Bevor sich am Montag das Peloton um 08:45 Uhr in Bewegung setzte, wurden wir zur Dopingprobe gebeten. Gott sei Dank gab es Behältnisse mit reichlich Fassungsvermögen, um dem Labor ausreichend Material für alle notwendigen Tests zur Verfügung stellen zu können. Das Resultat: äußerst positiv. Beruhigt konnte das Abenteuer Fahrt aufnehmen.

In Portsloge wurde die Tete de la Tour offensichtlich später erwartet. Wir hatten bereits in der Eisbude Platz genommen, als die sichtlich aufgeregten Damen des Ortes noch immer nach uns Ausschau hielten. Sie trugen Plakate auf denen zu lesen war: „Lieber Sex im Sattel, als ein Achter im Rad“. Oder, „Schorschi ich will kein Kind von dir.“ Oder, „Armin für Deutschland“. Falk wurde weniger mit Huldigungen bedacht. Lastete man ihm die 45 minütigen Irrfahrt in und um Westerstede schon nach der ersten Entgleisung an?

Etliche Kilometer weiter, im Hochmoor, wo die Stecher, auch genannt Torfköppe, die feuchten Relikte aus weit zurückliegenden Zeiten, stachen, verrichtete Schorschi unbekümmert seine Notdurft. Sie wurde augenblicklich von den Formationen der Erdgeschichte aufgesogen.

Nächster Stopp: Bad Zwischenahn. Es begann zu regnen. Die Frage, wer seine Packtaschen sperrangelweit offen im Regen stehen ließ, brauche ich ja wohl nicht zu stellen! Doch damit nicht genug. Seine digitale Kamera kündigte ihm den Gehorsam auf. Der Monitor blieb finster schwarz. Selbst sein preisgekröntes Rumtapsen auf allen möglichen und unmöglichen Tasten blieb ohne nennenswerte Resultate. Nach ca. 26 Minuten und 43 Sekunden entdeckte Schorschi einen Bedienungsknopf mit der Aufschrift: Display. Wie auf ein Wunder gab das schwarze Loch des Bildschirms seine Geheimnisse preis.

Das Tief machte seinem Namen alle Ehre. Der Rest der Jung-Fern-Fahrt fand im Feuchten statt – auch, wenn wir den Versuch nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten, dem Regengott in der überdachten Bushaltestelle eine Chance zu geben. Vergebens. Auch die digitale Wahl eines freundlicheren Wetterdienstes führte nicht zu dem gewünschten Hoch. Wir umzingelten den Zwischenahner See und schlugen durchnässt aber glücklich den Weg zu unseren minderbegabten* Hotelbesitzersöhnen ein.

*an dieser Stelle sei erwähnt, dass die erarbeiteten Zeugnisse und Abschlüsse selbstkritisch als nicht besonders herausragend eingestuft wurden. Zu den ehemaligen Kameraden allerdings als erheblich einträglicher.

Der Gesamtlagebericht:

Temperatur bis 20*C / leichte Briese / Dauerregen ab 14:00 Uhr

Etappe 64,1 km / effektive Fahrzeit 3 Std. 59 Min.

Durchschnittliche Geschwindigkeit 16,03 km/Std.

 

Ruhe-Tag

Dienstag 14.Juli 2015

Was die Tour de France kann, können wir schon lange. Den strömenden Regen ignorierend, entschieden wir uns für eine Reise entlang des 8. Breitengrades. Doch auch hier erwarteten uns tropische Regenwälder und arktisches Ödland. Der Reiseleiterin zu Folge dauert ein normaler Turn um den Globus 2.30 Std. Bei besonders Interessierten sogar bis zu 4 Std. Schorschi schaffte es in sage und schreibe 1.45 Std. Ein Rekord für die Ewigkeit!

Nachdem wir alle Klimazonen gemeistert hatten kam die Stunde des Ice-Mans. Bremerhaven bot in dieser Richtung nicht wirklich Geniessenswertes. Aber wir opferten uns dennoch. Zunächst stürmten wir zu Fuß in Richtung Fischereihafen, wo wir uns schmackhaftere Labung erhofften. Wer jedoch den harten Sattel der Rennmaschinen gewohnt ist, der setzt seine Prioritäten bei der Fortbewegung nicht auf seine Gehwerkzeuge. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Weg zum Auto, der entscheidend kürzer war, den Vorzug erhielt. Am Fischereihafen angekommen lobten wir uns für diesen weisen Entschluss.

Da der geliehene Fleece der Gattin seiner Figur nicht wirklich schmeichelte, enterten wir Hein Mücks Shop, der als Spezialist für die Größen XXL bis 14XL die Auswahl für den Vergötterten auf wenige Exemplare beschränkt. Als erfolgreicher Imageberater gab ich schließlich den entscheidenden Impuls für die Investition. Schwarzbrot, Matjes und ein Glas Wein linderten alsbald die Strapazen der Shoppingtour.

Der Heimweg verlief in tiefsinnigen Gesprächen. Die Zeit flog dahin. Inzwischen war der Anblick der zahllosen Baumschulen zur Routine geworden. Der Beruf des Baumschullehrers schien neben Eiskugelformern, sowie Hotel- und Koiteichbesitzern eine häufig und gern gewählte Erwerbsquelle zu sein. Jedoch hielten sich die Stufen des Erfolgs in übersichtlichen Grenzen. Baumschuldirektoren, Ober-Eiskugelformer sowie graduierte Hotel- und Koiteichbesitzer waren rar.

Zurück bei unseren Döspaddeln tauschten wir an der Hotelbar noch ein paar Freundlichkeiten aus, und Befragten die Wetterfrösche nach den Prognosen des kommenden Tages. Wir waren schließlich nicht zum Vergnügen hier!

„Haben sie euch Zuhause eigentlich rausgeworfen?“ Die Frage des jüngeren und kleineren (!) Döspaddels kam plötzlich und dennoch unerwartet. Ausgerechnet wir, die Ausbünde an Herzlichkeit und Einfühlsamkeit hatten offensichtlich den Hotel- und Koiteichbesitzer bis an die Grenze der psychischen Belastbarkeit katapultiert. Wir verweigerten jegliche weitere Aussagen und führten das Gerede mit allerlei Banalitäten fort.

Für das Abendmahl lockte uns die Frittenbude, die nur ein paar Gedankensprünge entfernt lag, mit klassischer Currywurst. Sie harmonierte perfekt mit dem Matjesbrötchen vom Fischereihafen. Noch Stunden später durften wir die kulinarischen Geschmacksnoten vollmundig genießen. Norddeutsche und Schalker Klassiker bilden eine virtuose, Völker verbindende Gourmet-Allianz Haxen z.B. verschmäht der Norddeutsche ebenso, wie Herrn Seedoofer, obwohl doch der Name ansich eine gewisse Affinität zur heimischen Küsten-Landschaft birgt. Aufgrund der ersichtlichen Erdkrümmung ist den Eingeborenen eine gewisse Weitsicht bereits in die Wiege gelegt worden. Hingegen bringt in bayerischen Bierzelten der Genuss von größeren Mengen Weißbier nicht automatisch einen messbaren Zuwachs an Weisheit, wie Horst es jüngst in vielen seiner Verkündungen beeindruckend unter Beweis gestellt hat. Um die Maut sieht es mau aus, und da das Betreuungsgeld für Kinder jämmerlich gescheitert ist, sollte es sinnvoll für die Betreuung bayrischer Politkasper verwendet werden. Oder ist die Idee zu abgefahren?

Auf dem Fußweg zur Frittenbude standen wir unvermittelt vor einem Automaten, der diverse Regenschütze für den Genitalbereich offerierte. Obwohl man farbige Überzieher unter den Hosen selten zu Gesicht bekommt, kann Man(n) sie in verschiedenen Farben wählen. Quasi passend zu den baumwollenen Doppelripps mit seitlichem Eingriff. Warum es sie auch in aromatischen Geschmacksnoten gibt, ist mir ebenso verborgen geblieben, wie die Regenschütze selbst vor den Augen der Öffentlichkeit. Die Aromen bewegten sich lediglich im Bereich von beerigen Früchten? Ich habe mich für Erdbeer und die Farbe Schwarz entschieden. Erdbeer, weil ich die anderen Früchtchen noch weniger mag, und Schwarz, weil sie perfekt zu meinen Doppelripps passt. Eine Nachfrage bei der Currywurstfachverkäuferin, bezüglich Farben und Geschmäcker wurde ohne klare Aussage, nur mit Kopfschütteln erwidert. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie allerdings Genaueres, wollte es aber offensichtlich ausschließlich im intimen Umfeld verraten. So blieb uns Ahnungslosen der unbefriedigte Heimweg mit der Gewissheit, für alle Eventualitäten präpariert zu sein.