Bitte keine Heldenverehrung! Wenn überhaupt, dann ein wenig stille Bewunderung, anerkennende Blicke und gebührenden Respekt. Dann soll´s aber auch gut sein. Zuviel Eigenlob wird gerne auch als Überheblichkeit oder Eitelkeit interpretiert, und das ist bei Leibe nicht der Fall.
Nachdem das Gejammer der Winzer und Bauern nach dem Frühjahrsfrost verebbt ist, und die Ernten voraussichtlich, allen Unkenrufen zum Trotz, doch in der Qualität akzeptabel sein werden, verwöhnt uns der Sommer mit sommerlichen Temperaturen und den dazugehörigen Gewittern. Örtlich begrenzte Hagelschauer lässt die Agrarier aber bereits wieder in ihren Grundfesten erschüttern, und auch die Lieferzeiten von Daimler sind viel zu lang.
Gut, das hat nun wirklich gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, musste allerdings einmal zu Papier gebracht werden! Und die lauen Sommernächte bilden den geschmeidigen Übergang zum Kern des Ereignisses. Es war eine solche laue Sommernacht. Das Morgengrauen kündigte sich bereits an, als mich fremdartige Geräusche jäh aus lieblichen Träumen rissen. Zunächst nur unklar. Wie aus einer größeren Entfernung. Sobald sich aber Gehör und Verstand auf einem Level bewegten, gestaltete sich die Wahrnehmung deutlich konkreter: Die fremdartigen Geräusche waren erschreckend hautnah. Offensichtlich in unmittelbarem Kontakt mit unserem Haus. Da mein absolutes Hörvermögen, welches einseitig ein wenig gelitten hat, und ein wager Ansatz von Tinnitus manch stille Weise zu übertönen wagt, erhob ich mein Haupt leicht, um mit beiden Ohren eine dreidimensionale Ortung der Quelle zu ermöglichen. Alsbald wurde diese Quelle lokalisiert – auf dem Dach unseres Hauses. Ohne jeden Zweifel war dort unter einer Herde Elefanten in eine Stampede ausgebrochen. Eine andere Interpretation ließ die frühe Morgenstunde nicht zu!
Mit dem eigentlich unnötigen Absatz möchte ich ein wenig mehr Dramaturgie in die Schilderung bringen. Ähnlich einer künstlerischen Pause bei einem ergreifenden Vortrag über die Wärmedämmung von 599mm X 199mm X 150mm Ytong-Steinen.
Es war der zunehmenden Wachheit geschuldet, dass der Verstand dem Gehör folgte, und an logischem Denken gewann. Eine Elefanten-Stampede auf dem Dach unseres Einfamilienhauses mit Einliegerwohnung war schlichtweg nur schwer vorstellbar, und weder mündlich noch schriftlich zu vermitteln. Augenblicklich schossen mir die täglichen Polizeiberichte durch den Kopf, dass osteuropäische Diebesbanden ihr Unwesen gerne in grenznahen Regionen ausüben. Aber auf dem Dach? Die Ratio gewann auch hier die Oberhand. Blieb eine weitere Variante: Santa Claus versucht durch den Kamin Geschenke unter dem Strauß Sonnenblumen zu platzieren. Da es bis zum Fest des Kaufrausches jedoch noch etliche Monate hin ist, schied auch diese Vermutung vernünftiger Weise aus. Schließlich entpuppte sich die Stampede der Elefanten als ein blutrünstiger, unter Naturschutz stehender, Marder. Normalerweise finden seine Streifzüge in den Motorräumen der Fahrzeuge von Laternenparkern statt. Allerlei elektrisches Kabelgedöns und Isolierungen sollen sehr schmackhaft sein, auch wenn sie weder ein Biosiegel aufweisen, noch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind. Sei`s drum.
Offensichtlich liebestoll gebärdete sich der nächtliche Störenfried von Dachrinne zum First und zurück. Die Holzdecke erwies sich dabei eindrucksvoll als hervorragender Resonanzboden! Das Spielchen wollte nicht anfangen aufzuhören, und so fasste ich den mannhaften Entschluss dem Treiben ein Ende zu setzen. Todesmutig, bewaffnet mit einem Indoor-Besen, schlich ich mich elfenhaft in den ersten Stock, um direkt vor Ort den genauen Laufweg des Aufdringlings auszukundschaften. Seine Laufwege waren eindeutig abgestimmter als die der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Fußball-EM. Im Gegensatz zu ihnen beabsichtigte der Marder die erste KO-Runde zu überstehen, und meine ersten zaghaften Klopfgeräusche zu ignorieren. Ich entschied mich für eine härtere Gangart! Mittlerweile wusste ich fehlerlos die Routen auf dem Dach zu lokalisieren, und traktierte das Monster mit gezielten kräftigen Schlägen gegen die Holzdecke. Der Resonanzboden erwies sich ab sofort als mein engster Verbündeter. Nach wenigen Minuten ertrug offensichtlich das Getier die akustische Folter nicht länger und stürmte unter bestialischem Fauchen über die Dachrinne zurück in die Wildnis. Der Sieg war meiner!
Neben dem Morgengrauen leuchtete inzwischen in allen umliegenden Nachbarhäusern in allen Räumen die hellst mögliche Licht-Stufe, die man mit dem Dimmer regulieren konnte. Schemenhaft huschten leichtbekleidete Gestalten von Zimmer zu Zimmer, um schlaftrunken und verzweifelt nach dem nächtlichen Radau zu fahnden. Ergebnislos, denn ich hatte mich bereits wieder in die ehelichen Gemächer zurückgezogen.
Am Frühstückstisch schmückte ich dann die Schreckensnacht ein wenig blumig aus, um mich in den bewundernden Blicken der Gattin zu sonnen. Der Tag konnte nicht besser beginnen. Ein Held war über Nacht geboren. Immerhin wurde aus dem Elefanten keine Mücke, sondern wenigstens ein Marder. Ist doch auch was. Oder?
Lieber Armin,
ich möchte Deine Heldentat nicht schmählern und ich hoffe, ich habe nicht Recht, aber hin und wieder kommen die Viecher wieder an den Tatort zurück.
Viele liebe Grüße
Ute
Liebe Ute,
wie Recht du doch hast. Unser pelziger Freund suchte uns letzte Nacht abermals.
Ein kräftiger Strahl mit dem Gardena hat ihm seine Grenzen aufgezeigt. Er wird doch wohl nicht……
LG nach Goldscheuer!
Hallo Armin,
mein größter Respekt für diese unzweifelhaft große Heldentat. Fast Auge in Auge mit einem zu allem entschlossenen Un(Tier). Werde dich natürlich als furchtlosen Kämpfer gegen jegliche Art von Groß und Kleinwild empfehlen, bereit jederzeit ob Nacht oder Tag furchtlos und hilfreich einzugreifen. Vielleicht fällt etwas Heldenglanz, allein der Tatsache geschuldet dich zum Freund zu haben, auch auf mich nicht so furchtlosen Gesellen ab.
In grenzenloser Bewunderung
Jürgen
Ach, Jürgen, zuviel des Kults!
Wer zwei große braune Vierbeiner gebändigt bekommt, sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen!
Werde ggf. aktuell von weiteren Heldentaten berichten.
LG nach Kippene!