Die Heiligen Drei Könige haben soeben den Kalorien-Bomben Terror ohne Gewichtsverlust überstanden, und sahen sich wieder einmal keinen Angriffen der Gleichstellungsbeauftragten ausgesetzt. Selbst Alice Schwatzer wurde nicht von Schokoladen Nikoläusen angetanzt. Diese jedoch fanden sich kurzer Hand in der Ramschecke der Kassenzone wieder. Ihnen zur Seite standen die Original Dresdner Christstollen. Die weltweit agierende Handelskette “Sale“ schleuderte sie zu Dumping-Preisen auf den Markt. Ein unchristliches Ende der besinnlichen Zeit.

Neue Kollegen machen sich im Renner-Areal breit. Hasen und Hühnchen stehen sorgsam aufgereiht zwischen Kühltheken und Kassenterminals. Unerfahrene Rentner verlieren sich gerne zwischen den mannshohen Hasentürmen. Erschöpft, abgemagert aber glücklich werden die meisten von ihnen gefunden und zurück in den Schoss ihrer Familien gebracht. Die Fastenzeit war nicht gerade hilfreich für eine baldige Genesung. Beim nächsten Einkaufsbummel wird Opa mit einem mobilen Navi ausgerüstet. Auch der Akku des Notfall-Telefons wird auf Funktion überprüft. Hiermit wird bei Verlust automatisch eine digitale Nachricht durch den chryptischen Tunnel an die Kassenterminals gesendet, die umgehend eine Lautsprecher-Durchsage zwischen die Verbraucher-Informationen quatscht: „Der rüstige Rentner Willi kann an der Käsetheke abgeholt werden!“

Ostern ist aber auch nicht mehr das, was es einmal war. In glorreichen Zeiten von Knickebein-Eiern wusste man als Kind genau, wonach man suchen musste. Ein paar neue Kniestrümpfe waren das Highlight der Hasenjagd. Bei schlechtem Wetter durfte sie jedoch noch nicht getragen werden – erst das nächste Hoch erlöste sie aus der Warteschleife.

Ostern, das war auch die Zeit der neuen Fahrräder. Alle paar Jahre, wenn die Kniescheiben sich an der Lenkstange des alten Rades abgearbeitet hatten, stand ein neues Rad ins Haus. Nicht 24 Gänge, nein 3 waren das Oberste der Gefühle. Wenn überhaupt. Der Rahmen selbstverständlich vorausschauend zwei bis drei Nummern auf Zuwachs geplant. Bei den Jungfernfahrten musste nicht selten ein Bein unter der Querstange seinen Dienst antreten, bis sie schließlich lang genug waren, um aus den Höhen des Sattels heraus die Pedale zu erreichen. Pflaster für maledierte Schienbeine und Knie hatten Hochkonjunktur. Freihändiges Fahren führte gerne zum Verlust der Vorderzähne. Da es altersbedingt bereits die Zweiten waren, hatte es leider sehr nachhaltige Auswirkungen. Bei Opa Willi an der Käsetheke sähe dies hingegen durchaus freundlicher aus.

Kaum haben sich die letzten Staus auf der A5 aufgelöst, drängen die Pfingstochsen in die freien Gänge bei Real, Edeka, Netto, Aldi etc. Herr Sale befestigt neue Preisschilder an den geschlechtsneutralen Hasen und Hühnchen. Nimm drei, zahl zwei. Bleibt die Frage aller Fragen: „Wie erkläre ich es meinem Weight Watcher?“