Es begab sich abermals, da war ganz Deutschland bedeckt mit Auslegware. Sie bot Pilzen, Bakterien und Milben ein gemütliches Zuhause. Und die Vorwerke dieser Welt vermochten ihnen nicht Herr zu werden. Allergien machten sich breit und die geplagten Hausfrauen klagten über raue Hände. Alsbald hielt eine saubere Erlösung Einzug in die gutbürgerlichen Stuben – das Laminat war erfunden. Und die Hersteller der Auslegware haderten mit dem Verlust ihrer Einkommens-Quelle. Da ersann ein findiges Menschlein eine List. Es erfand die Awards! Und auf wundersame Weise stieg die Nachfrage nach altherkömmlicher Auslegware exorbitant. Die Fokussierung auf rote Meterware brachte, durch wöchentlichen Bedarf, bei jeder Witterung und in allen Metropolen dieses Laminats dominierten Welt das ersehnte Klingeln in die Kasse.

Mit den Awards erwachte auch das Leben auf der roten Meterware. Nicht Pilze, Bakterien und Milben nisteten sich ein, sondern international erfahrene Mitesser und hoch ansteckende Bazillen.

Die Weibchen, putzen sich heraus, als gebe es kein Morgen mehr. Es gilt die Faustregel: Mit der Zunahme des Alters nimmt die Tiefe des Ausschnittes ab. Wobei die Ausschnitte sich nicht trivial ausschließlich auf den Klassiker, das Dekolleté beschränken. Rückseitig bis zum oberen Ansatz der fünf Buchstaben. Auf der entgegengesetzten Partie, auf der Frontseite der Garderobe, fast bis hinauf zum Dekolleté. Aber nur fast, weil ansonsten der mechanische Halt wider der Erdanziehungskraft versagen würde. Und schließlich in den Seitenansichten von der Achsel, bzw. im niedrigsten Fall einer Handbreite über dem Knie, bis zum  Beckenknochen. Gerne sieht man bei den geifernden Betrachtern auch transparente Applikationen, die das Wesentliche zur Einsicht freigeben. Gesponsert von plastischen Chirurgen, den Herstellern von Implantaten und den Lieferanten von Häuchen von Nichts.

Die Männchen kommen dagegen einfach und schlicht daher, maßgeschneidert zum Gemüt. Sie brüsten sich mit den Silikon-Oberweiten ihrer Begleiterinnen, die, wie gesagt, mit Häuchen von Nichts erahnen lassen, wie der kosmetisch-medizinische Eingriff plastisch der Natur und Physik unter die Arme gegriffen hat. Nicht zu übersehen sind auch die Anstrengungen, aus Lippen Schlauchboote zu formen. Faltenbügelautomaten von Bauknecht (Bauknecht weiß, was Frauen wünschen!) sind der Renner. Sie sind neben der roten Auslegware die heimlichen Gewinner. Auf Rang zwei des Must have rangieren Akkuepilierer, die sowohl für die Beine, als auch für die Region oberhalb der Schlauchbootlippen geeignet sind. Ob sie des Weiteren im gebleichten oralen Bereich eine zweckmäßige Anwendung finden können, ist nicht überliefert. Gerüchten zufolge allerdings ja.

Perfekt einstudiert stellen sich auch die Posen dar. Die zur Schau gestellten Schokoladen-Seiten gewähren den fotogensten Einblick auf die Resultate kosmetisch chemischer Eingriffe. Die Ellenbogen in der Hüfte, leicht nach vor gedreht, den Kopf lasziv zur Seite geneigt, das Bein zum Stolpern neckisch nach vorne / bzw. seitwärts auswärts ausgefahren. Ein dämliches Dauergrinsen a la Uschi von der Leyen – und das leblose Gebilde ist perfekt. Nach der Verunstaltung müssen sich einige Probanden Not-Operationen unterziehen, um einen halbwegs menschliches Antlitz wieder zu erlagen.

Parallel zu den roten Meilen der Eitelkeit verlaufen stabile Gatter. Wer hier vor wem geschützt werden soll ist auf Nachfrage der Ordnungshüter strittig. In Zoos z.B. ist die Rollenverteilung weitgehend geklärt. In diesem speziellen Fall tendiere ich zu einem nachvollziehbaren Urteil: Auf Grund der Artenvielfalt zwischen den Gattern werden sicher die Zuschauer vor den Lackaffen, den Bordsteinschwalben und Pfauen, den Partymäuschen und Stinktieren geschützt. Stellvertretend seien die unvermeidlichen Till Schweiger, Veronika Verres, Uschi Glas, Udo Walz geprangert. Eine umfängliche Liste würde absolut jeden Rahmen sprengen.

Andererseits sei die Frage gestattet: Was um Himmels Willen veranlasst mündige Bürger sich hinter diesen Gattern zu versammeln, kreischend, geifernd, einem Kollaps nahe, sich zu gebärden wie pubertierende Zahnspangenträger? Oder eine Rotte Brüllaffen vor der Fütterung ihres Wärters? An dieser Stelle enthalte ich mich dezent.

Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass der Begriff des „Auslegens“ neben Teppichen und Laminaten auch bodenständige Bedeutung haben können.

  • Man kann einer vertrauenswürdigen Person in einer Notlage ein paar Euro auslegen, um ihnen aus einer misslichen Lage zu helfen.
  • Man kann Waren in die Auslage bringen. Beispiel modische Kleidung an Menschen ähnliche Figuren zu hängen. Oder Kohlköpfe in Holzkisten auf dem Markt. Wobei die Differenzierung nach Bio Wurst ist.
  • Man kann Begriffe auslegen. Wie zum Beispiel den Begriff: Auslegen.