Es ist wieder einmal soweit: Es sind Wahlen. Und erneut quält mich die Frage: Wen oder was soll ich wählen? Oder gegen wen oder was? Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie. Hier will man uns auf legalem Wege weiß machen: Das Volk darf entscheiden. Dieser Irrtum wird uns jede Legislaturperiode immer und immer wieder gegenwärtig. Leider ohne die eigentlich notwendigen Konsequenzen. Vor der nächsten Wahl werden wir erneut mit allerlei Versprechungen angefüttert – und am Wahlsonntag ab 18:00Uhr wird zurückversprochen. Für das Fahren eines Fahrzeuges braucht man eine Schulung und muss eine Prüfung ablegen. Für Berufe muss man eine adäquate Ausbildung durchlaufen, mit Abschlussprüfung. Nur um die Führung eines ganzen Volkes zu wählen, kann jeder sein Votum in die Urne stecken. Dort wird es dann für ein paar Jahre beerdigt. Die Stimme ist in die ewigen Jagdgründe der versprochenen Versprechungen eingegangen. Man kann sie nicht einfach zurückfordern, wenn man um 18:00Uhr merkt, dass sie wieder einmal missbraucht wird.

Zurück zu der Frage: Wem soll ich meine Stimme geben? Wer treibt am wenigsten Schindluder damit? Dem, der für das Portrait auf den Plakaten den besten Fotoshop-Retuscheur auf seiner Seite hat? Der die strahlend weißen Zähne blendend herausputzt? Mir persönlich wäre eine weiße Weste gescheiter! Oder, da wir uns schon im Farbspektrum bewegen, soll ich die Entscheidung nach der politischen Couleur treffen? Seit der Erfindung des Farbfernsehens und der Regenbogenpresse hat man die Unterscheidung der Parteien in die Nationalfarben eingeteilt. Nach der reinen Farblehre jedoch, und den damit verbundenen Eigenschaften, ist das eigentlich eine Katastrophe. Andererseits, bei genauer Betrachtung, ist es wiederum treffender gar nicht darzustellen! Beachtlich die Grünen! Sie haben die gesamte Evolution des Farbenspiels mit einem mutigen Schritt als Absurdum geführt und sich gleich frech aber hoffnungsvoll ins etablierte Spektrum gestrickt.

Wenn ich der Verlockung der Farben nicht verfalle mag, bleibt mir noch die Wahl nach dem politischen Standort. Obwohl, auch hier “gauk“elt man uns einen Paradigmen-Wechsel vor. Wie einleuchtend waren doch die klaren Positionen? Rechts und links. Plötzlich streben alle in die Mitte. Jeder beansprucht für sich den Platz in der Mitte. Will heißen – auf den Flügeln ergeben sich Freiräume. Die Linken haben die Gunst der Stunde genutzt und einen Steilpass in den freien Raum gekickt. Und auf dem rechten Flügel sind jetzt die Kahlschädel einmarschiert. Leider gibt es bei der Unterscheidung der ehemals Rechten und Linken keine deutliche Differenzierung mehr. Von klaren Standpunkten ganz zu schweigen! Eine einzige schwabbernde, glitschige Masse ohne Konturen, ohne Profil, ohne Skrupel, aber mit unseren Stimmen. Mal ehrlich: Machen die sich nicht im stillen Kämmerlein lustig über uns Stimmvieh!?

Klare Kante ist unpopulär. Damit gewinnt man keine Wahlen! „Die Renten sind sicher!“ und „Die Wiedervereinigung kostet uns keinen Pfennig!“ beweist, wie man die Stimmen mündiger Bürger ergaunert. „Wir schaffen das!“ Sätze, die für die Verantwortlichen ohne jede Konsequenz bleiben. Die haben alle anderen zu tragen. Die meisten über Generationen, wenn unsere Stimmen in den Urnen schon lange von den Würmern der Geschichte verdaut wurden. Und Sätze, die mit “Wir“ beginnen, kennen wir zur Genüge. „Wir müssen noch“. „Wir schaffen das!“

 

Die Qual der Wahl

Es wieder einmal soweit: Es sind Wahlen. Und die wahre Qual der Wahl sind die Qualen, die wir über uns ergehen lassen müssen. Um an die Fleischtöpfe der Macht zu kommen schrecken die Kandidaten vor nichts zurück. Besonders die Möchtegerne tun sich mit leeren Worthülsen und verbalen Attacken hervor. Jeden Tag neue Ideen, die umgehend von den Gegnern als Wahllügen entlarvt werden. Mit Recht. Aber ohne Konsequenzen. Die Wahlschlacht ficht bis in die Wohnstuben. Jeder gegen jeden, alle gegen alle, die Opposition grundsätzlich gegen jeden und alle und alles. Erbärmliches Kleinkrämertum – sinnbildlich hierfür die kleinkarierten bayrischen Rauten. Brüllen, drohen und was bleibt? Ein lauwarmes Lüftchen. Schattenboxen mit anschließendem freundschaftlichem Bierchen, um die verbalen Cerealien wieder aufzufüllen. Alles wird gut!

Was müssen wir alles über uns ergehen lassen? Es ist eine wahre Qual bei jeder Wahl. Neue Wort-und Begriffsirritationen, täglich neue absurde Ideen, jeder gegen jeden, alle gegen alle. Ich würde mich über eine sachliche, nicht populistische Diskussion freuen. Von mir aus sogar auch provokant. Hauptsache zielführend. Charakterliche Stärke könnte man demonstrieren, wenn man Andersdenkenden zugestehen würde, dass sie unter Umständen auch Recht haben könnten. Nach dieser Eigenschafft suche ich bereits seit Jahren. Vergebens.

In den Talkshows wird gebetsmühlenartig keine Gelegenheit ausgelassen, sich über den grünen Klee zu loben und den Wettbewerber als erbärmlichen Nichtsnutz zu diffamieren. Je nach öffentlich rechtlichem, sowie unöffentlich unrechtlichem Sender tendenziell in die ein oder andere Richtung. Und bei den unöffentlich unrechtlichen Sendern fehlen Richtung und Niveau ohnehin gänzlich. Sagte ich Niveau?

 

Die Wahl der Qual

Selbst vegane Politkasper mit Doppel-Namen drängt es an die Fleischtöpfe der Macht. Für wen also solle man seine Stimme verschwenden? Sollte man Frauen bevorzugen, weil sie sich mit dem Haushalt besser auskennen? Oder die, die sich vornehm zurückhalten? Welche Interessen vertritt wer? Diäten Erhöhung und Aufsichtsrat Pöstchen? Oder jemanden der es echt gut meint? Einen Gutmenschen quasi. Wer ist das kleinere Übel? Investition in Bildung! Super Idee –schon seit Jahren. Investiert wird allerdings eher in Einbildung. Das Fernsehen verblödet uns mit konstanter Boshaftigkeit. Helene Fischer, Till Schweiger, Florian Silbereisen, und die schier unübersehbare Schar der weiteren überflüssigen Hofnarren, sogenannten Promis. Nahezu jede Woche beweihräuchern sie sich mit merkunwürdigen Awards gegenseitig. Wer nicht schnell genug von der Mattscheibe gezappt ist, der bekommt irgendwann sogar einen für sein Lebenswerk.  Eine neue CD, oder eine überflüssige Lebensbeichte, oder sonst einen Unfug, sind gern genommene PR-Veranstaltungen auf den Sofas eines Johannes B. Kerners und Konsorten. Gemeinsam mit einem Querschnitt international unbedeutender Dummschwätzer,  sowie der unvermeidlich üblichen Klugscheisser, die landauf, landab die Laber Runden beärmern. Besser noch sollte man unverzüglich das Vormittags-, Nachmittags- und Vorabendprogramm ersatzlos aus dem Programm streichen. Nicht zu vergessen: Die Regenbogenpresse. Mit der Bunten an der Spitze und allen, durch Hohlheit kaum zu unterbietenden, Frauen-im-Spiegel-Pamphleten. Ja, auch bitte den Focus mit seinem pseudointerlektuellen Geseich. Und umgehend auch die Awards der Regenbogenpresse denen jede Daseinsberechtigung abgesprochen werden muss.  Das Bambi sei hier an erster Stelle genannt. Ohne Bunte hätte das arme, niedliche Tierchen ohnehin ein beschaulicheres Leben. Grundsätzlich gehört der Gebrauch von Smartphones etc. auf  wenige Stunden am Tag limitieren. Wie kann man von sozialen Netzwerken sprechen, die die Menschen von jedem sozialen Kontakt und Gespräch abhalten und mit Nichtigkeiten dem Lieben Gott die Zeit stehlen? Nach 15minütigen Intervallen sollten sie automatisch für vier Dreiviertelstunden abschalten. Vorzeitiger Zugang sollte ausschließlich durch den Konsum von Kultur-Sendungen oder wahlweise aktive Beteiligung an Sportaktivitäten erworben werden können.  Die perfekt über das Smartphone abgerufen und kontrolliert werden können. Werbung, die gigantische Verdummungs Maschinerie, gehört pauschal gegeißelt. Nachts nicht mehr Müssen müssen sowie tagsüber wieder Müssen können und Co in den wohlverdienten Ruhestand schicken, zu Kytta-Salbe und Proff und Doc und Rentner-Umschau. Apotheker und Ärzte hätten nicht so viele Fragen zu beantworten, und mehr Zeit sich sinnvoll um wirklich kranke Patienten zu kümmern. Alternativ gäbe es eine Variante, dass die Nutzungszeiten des Smartphones ausschließlich parallel zu den Sendeblöcken der Verbraucherinformationen freigeschaltet werden. So könnte wenigsten eins der beiden Übel wirksam ausgetrickst werden.

Wir sollten grundsätzlich einen Status etablieren, der den Bildungsauftrag von Maggi mit seiner Buchstabensuppe ablöst. Um all diese Dinge zu verwirklichen bedarf es mutiger, intelligenter Politiker. Doch diese besondere Spezies müssten erst einmal gewählt werden – so sie es denn im wirklichen Leben bei den Aparatschiks tatsächlich geben sollte. Und eine weitere Konsequenz daraus: Die bisherigen Volksverdreher müssten sich zwangsläufig selber abschaffen. Was für ein utopischer, unrealistischer Traum! Eines darf jedoch keinesfalls passieren: Die Lobbyisten, die brauchen wir nach wie vor. Sonst fehlt das Gehirn im Bundestag. Wer sollte all die Gesetze verfassen? Doch nur die Repräsentanten und –Onkel der Konzerne und Verbände. Oder? Ein Kreuz mit den Wahlen!