scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Autor: Armin (Seite 26 von 28)

Alle Jahre wieder.

Wenn sich die November Depression zu ihrem Höhepunkt kumuliert, ist die Adventszeit nicht mehr fern. Und damit das heilsamste Mittel gegen den Trübsinn. Jedenfalls für den einen Teil der Menschheit. Diese Zeitgenossinnen verfallen in einen hektischen Dekorausch und vertreiben Nebel, Niesel und den moderigen Geruch welker Blätter. Auf Schritt und Tritt stolpert Mann über Kugeln, Kerzen, Lichter, Räucherstäbchen und co. Kränze aus den abenteuerlichsten Materialien, Gestecke und Mistelzweige säumen Flure, Tische, Sideboards, Türen, Fensterläden, Terrassen und Freiflächen aller Art. Kein Platz ist vor ihnen sicher! IKEA meldet Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde mit Teelichtern, die es inzwischen in zwei praktischen Größen zu erwerben gibt. Übrigens ist es eine Mär, dass Teelichter ausschließlich bei IKEA angeboten werden. Vom Ein-Euro-Shop über XXL bis in jeden Tante Emma Laden – Dekoartikel stehen in allen Gängen, toten Ecken und versperren den freien Weg in die Kassenzonen. Selbst vor Tankstellen macht das Repertoire nicht halt, und man wird neben einem Kaffee to go und dem Kratzer „Scheibenfrei“ zum Kauf von Lichterketten, Lametta, Engeln und Nikoläusen angehalten.

Während die ersten Lebkuchenherzen bereits Anfang Oktober vernascht wurden, findet der obligatorische Kuss unter dem Mistelzweig aus Zeitmangel kaum noch statt. Und wenn, dann nur flüchtig und lieblos hingehaucht. Sollte es in der Rechtsprechung bei Scheidung noch die Schuldfrage geben, die Dekorateurinnen hätten schlechte Karten. Natürlich nur die verheirateten.

Pünktlich zum ersten Advent öffnen auch die Weihnachtsmärkte. Und ich bin mir sicher, dass der Glühwein zur Besänftigung der Duldsamen erfunden wurde. Wie sonst könnte Mann die besinnlichen Tage überstehen?

Wer glaubt, dass in Kellern, Garagen und auf Dachböden jetzt gähnende Leere herrschen würde, weil Engelchen und Kollegen das traute Heim in Gänze erobert haben, der irrt. Täglich erweitern neue Wesen das üppige Sortiment. Und ganz ehrlich: Wer kann dem Liebreiz der Figürchen schon widerstehen, die in unser Leben unversehens wieder Einzug gehalten haben? Um fürs neue Jahr Platz im Hobbyraum für sinnvolles handwerkliches Tun zu schaffen, sollte Mann sich bei Zeiten um das Anmieten einer vakanten Lagerhalle bemühen. Für die ersten Jahre wäre sicher eine Partnerschaft mit Gleichgesinnten erstrebenswert, sofern man sich über eine unverwechselbare Kennzeichnung des Eigentums verständigen kann. Deko-Sharing ist unter den Aktivistinnen leider verpönt. Man will jährlich neue, eigene Reizpunkte setzen. So bleibt der ganzen Herrlichkeit nichts anders übrig, als reichlich Glühwein zu konsumieren und geduldig auf den Dreikönigstag zu warten, wenn die Rumstehchen wieder sorgsam verpackt im Sommerlager verstaut werden.

Annexion des Westens

Mal ganz ehrlich, im Grunde ist für die Krim der Weg zurück in den Schoß der Russen ein nachvollziehbarer Schritt. Und der gebildete Mitteleuropäer verkraftet ihn sicher locker, wenn auch unter runzeliger Stirn, da sie sich weder als bevorzugtes Reiseziel, noch als auserkorener Lieferant erlesener, edler Tropfen eine nachhaltige Marktposition erworben hat. Auch, wenn der Begriff des „Krim-Sektes“ in aller Munde ist, so beprickelt und bespasst er seltenst die Gaumen renommierter Trinker. Also im doppelten Sinne kein wirklicher wirtschaftlicher Verlust.

Weitaus nachdenklicher sollte uns der Weg der östlichen Eingeborenen durch die westlichen Instanzen stimmen. Hier hat doch nicht nur eine heimliche Annexion des Westens bereits stattgefunden, sondern bereits eine unheimliche.

Betrachten wir unsere Region einmal intensiver. Ein untrüglicher Beweis für die friedliche Übernahme kann an Werktagen ab 08:00 Uhr beim Amt zum An-, Ab- und Ummelden von Kraftfahrzeugen bestaunt werden. Invasionsmässig erstürmen Horden von Putins Vasallen diese Behörde. Gönnen Sie sich eine Atempause und inhalieren sie die Ausdunstungen bolschewickischer Duftfassetten. Ein harmonischer Mix aus blutdrucksenkendem Knoblauch, gepaart mit Nuancen von hochprozentigem Vodka, umhüllt von einer Note badischer Tabake und abgerundet von betörenden, maskulinen, moschusähnlichen Uraromen machen jede Sekunde der Wartezeit zu einem unvergessenen Erlebnis.

Unter den fiskalischen Gesichtspunkten gewinnt eher die Region um Baden Baden. Während sich hier eine beträchtliche Kaufkraft aus langer Tradition angesammelt hat, dominiert in Lahr eher die Sauf- und Raufkraft jüngst rübergemachter Generationen. So ist eine strukturierte Gliederung der Gesellschaftsschichten in sauber definierten Zonen zu erkennen.

Die Herren Hug und Langen würden sich in Weier bzw. im Winkel umdrehen, wenn sie sehen würden, wie sich ihre Gemeinden entwickelt haben. Ganze Siedlungen wurden sich von den Mündern abgespart. Was sich in dem Index der Bodymasse allerdings absolut nicht bestätigt.

Wer gebürtig welcher Landsmannschaft zuzuordnen ist, ist relativ rasch und fehlerfrei zu erkennen. Während sich die Weibchen nach zwanzig bis längstens dreißig Jahren aus schmetteringsgleichen Cocons entpuppen, und zur vollen Blüte mutieren, lässt sich die Herkunft bei den Männchen schon in frühesten Kindheitstagen nicht verleugnen. Bei diesen Geschlechtsgenossen findet keine weitere Metamorphose mehr statt. Normalerweise bestechen in der Natur doch die Männchen durch Farbenpracht und geschmeidige, feengleiche Körper. Warum hier die Evolution der Natur ein solches Schnippchen geschlagen hat, ist bis in die heutige Zeit unerforscht geblieben.

Wie fortgeschritten die Annexion in der bitteren Realität angekommen ist? Bilden Sie sich ein eigenes Urteil an gleichnamigem Platz! In diesem strategisch bedeutendem Sektor patrouillieren im Viertelstundentakt Boliden, die ausreichend Raum für Hub und Körper bieten. Da die Scheiben dem ahnungslosen Flaneur den neugierigen Blick ins Innere der Karossen verwehrt, sind die Scheiben auf Höhe der vorderen Insassen, vorzugsweise bei meteorologischen Hochs, herabgelassen. Der ungetönte Blick auf gebräunte, von allerlei Hormonen, Eiweißen und Hanteln deformierte Körper verfügt über ausreichend Abschreckungspotential, um ggf. auf die unerlaubte Benutzung moderner Kommunikationsmittel hinzuweisen. Recht und Ordnung machen diesem Platz keine zufriedenstellende Ehre.

Neben den an Hub und Raum voluminösen Mobilen schwäbischer Herkunft mit getönten Scheiben, prägen sich dem erfahrenen Eisdielenbesucher weitere typische Merkmale ein, die zur raschen Identifikation der Freischärler führen. An LR-Kennzeichen (Lahrer Russen), festgeschraubt auf Trägerplatten aus hochwertigem Chromnickelstahl, und, nach der Parade, von Achtern, an diversen Abgas- und Lärm-Röhren – ebenso aus V2A.

Diese körperlichen, bzw. geistig einfach strukturierten, Eliten, sind unmissverständlich einer paramilitärischer Organisation zuzuordnen. Fashion und Konfektionsgröße, Frisur und Geschmeide lassen auf einen zentralen Ausstatter schließen. Gestik und Gehabe auf einen zentralen Ausbilder mit handfestem Drill. Betonte Lässigkeit soll uniforme Kleidung, und lückenhaftes Wissen kaschieren. Es gelingt nicht immer wirklich.

Um ihren Lebensgewohnheiten näher kennen zu lernen, empfiehlt sich eine Reise ins Kaufland. Es gilt überraschender Weise der Euro, die Amtssprache ist allerdings durch ihr rollendes „R“ unzweifelhaft zu identifizieren. Auch mit anderen zivilisierten, westlichen Sprachen tun sich rasant unüberwindbare Grenzen auf. Auch hier spiegelt sich ein Laune der Natur wider. Stammen doch aus dem östlichen Riesenreiche etliche viel und hoch gepriesene Dichter, Komponisten und Visionäre. Die Lahrer Kameraden halten dies geschickt verborgen.

Neben den geistigen Größen dürfen wir die Unzahl siegreicher Sportasse nicht ignorieren. An dieser Stelle sei nur die unvergessene Anna Bolika genannt.

Last but not least, die Lahrer Shoppingmeile bietet vielfältigste Angebote. Die Ein-Euro-Shops, Kiks, NKDs, und wie sie alle heißen, unterbieten sich mit unwiderstehlichen Angeboten. Der Ausverkauf des guten Geschmacks ist allgegenwärtig.

Zum Schluss das Letzte. Von der Immobilie in der Gemeinde bis zum Mandat in den polemischen Gremien, der Weg durch die Instanzen ist geebnet. Die Annexion des Westens hat nicht erst begonnen, sie steht vor dem Abschluss. Aus Mutti wird Madga, aus Flädlesupp wird Borretsch. Und wir, wir müssen die Suppe auslöffeln. Na Prost!

 

 

 

Lebensmittelbeschaffung

Eine der wohl nachhaltigsten Entscheidungen meines Rentnerdaseins war der Wechsel des Lebensmittelbeschaffungstages von Freitag auf Donnerstag. Den Lebensmitteln selbst ist es wurscht, ob sie freitags oder donnerstags gekauft werden. Eine ordentliche Versorgung im Haushalt vorausgesetzt, gibt es keine signifikanten Verluste an Qualität, Vitaminen und anderen Nährstoffen.

Der wöchentliche Kampf in den Regalreihen des Verbrauchermarktes richtet sich schwerwiegend gegen gleiche Artgenossen. Sie treten in den Vormittagsstunden paarweise in ganzen Rudeln auf. Nur selten streunen einzelne graue Wölfe zwischen Obst- und Gemüseauslagen, Käsetheke und Kühltruhen umher. Manche schauen sich hilfesuchend nach kundigem Personal um, andere sind bereits in Begleitung ihres Betreuers unterwegs, blicken teilnahmslos drein und schieben eher widerwillig den Einkaufswagen vor sich her, der sich langsam mit dem Notwendigsten füllt.

Ohne eine exakte strategische Planung ist der unerfahrene Rentner, gerne auch Frührentner, den Schnäppchenjägern und Vordränglern hoffnungslos unterlegen. Es sei jedem wärmstens ans Herz gelegt, dass diese Planung bereits am Samstag bzw. Sonntag erfolgen sollte. Zum einen verfügt man über die dazu notwendige Ruhe des Wochenendes, zum anderen füllen an diesen Tagen die Angebotsflyer der Märkte unsere Briefkästen. Ihr Studium ist eine gesunde Basis für die Menüs der bevorstehenden Woche. Die Pamphlete von Roller, Obi, Dehner, Dänisches Bettenlager und ATUs sollten zunächst aussortiert werden und bei akutem Bedarf für die Nonfood-Liste bereitgehalten werden.

Inhaltlich haben die Must-Haves Priorität. Sinnvoll ergänzt durch die individuellen persönlichen Wünsche der Lebensgemeinschaft. Zunächst erfasst man alle Waren in einer unstrukturierten Liste, die man, nach Vervollständigung, in die Laufroute-Liste überträgt. Sie beginnt, logisch und durch jahrelange Erfahrungen geprägt, beim Eingang mit Obst und Gemüse, über Kaffee zu den Nudeln, rechtsschwenk zur Käsetheke, anschließend die Milchprodukte und über Fisch sowie Fleisch und Wurstwaren noch zu Salz und Gewürzen. Von den Haushaltswaren geht es zu den Kühltheken und ab zur Kasse. Doch bevor man hier seine Membercard und den Bonuscoupon über den Scanner ziehen kann, ist es ein langer, schwerer Weg mit allerlei Hindernissen. Ein optimal strukturierter Einkaufszettel ist noch lange kein Garant für fehlerfreien, staufreien Einkauf. Dazu gibt es zu viele Imponderabilien zwischen den Regalen. Es kommt immer wieder zu Behinderungen durch wahllos agierende Paare. Auch Geisterschieber begegnen einem auf Schritt und Tritt, nur weil einem plötzlich einfällt, doch im vorhergehenden Themenbereich etwas vergessen zu haben.

Die wahren Dramen ereignen sich allerdings schon viel früher! Bereits die Anfahrt zum Parkplatz erweist sich als Martyrium. Die Linksabbieger-Ampel reicht, bei zügigem Start in die Grünphase, für 3 – 4 Kraftfahrzeuge. Demzufolge liegt man hier mit einer Kalkulation von 2- 3 Rotphasen gut im Schnitt. Hat man es dann bei feuerwehrgrün gerade noch geschafft breitet sich vor einem das Chaos schlechthin aus. Die Parkplatzsuche. Jeder möchte in der ersten Reihe stehen, die Türen für Fahrer und Beifahrerin sollte möglichst in ihrem vollen Ausschlag, im rechten Winkel zum Fahrzeug, zu öffnen sein. Die Kapazität des Parkplatzes würde sich dramatisch vermehren, wenn man spezielle Reihen für Käuferschichten ab 65 anlegen würde, die, wie auf Autobahnraststätten für LKWs, mit großen Leuchtziffern die freien Plätze signalisieren würden. Oder durch JPS gesteuerte automatische Einparkschneisen. Hat man diese Tortour ohne größere Blechschäden und Nervenzusammenbrüche überstanden, sollte man eiligst das unvermeidliche Shop-ABC passieren. Apotheke, Blumen, Café. Auch, wenn der Trolley ein wenig quietscht, es erweist sich allemal als die effektivere Lösung, als noch einmal zurück zum Eingang zu gehen, um in dem überdachten Wartehäuschen noch einen leichtgängigeren Karren zu ergattern.

An den SB-Waagen lauern die nächsten Überraschungen. Obst und Gemüse kegeln aus den unverschlossenen Plastiktüten, die Waren-Nr. wurde vergessen und ein Kontrollgang zurück zur Salatsteige wird erforderlich, wo man dann verwundert feststellt, dass man sich offensichtlich für Stückgut entschieden hat. Fälle, die genau anders herum verlaufen, dokumentieren sich später an der Kasse, wo sich vermeintliches Stückgut als gewichtsabhägige Ware entpuppt, und die Kassiererin den notwendigen Vorgang des Abwiegens und Etikettierens zeitraubend nachholen muss. Nach dem sorgsamen Verstauen der Waren vom Fließband, dem Scannen der Membercards und Bonuscoupons wird aufgeregt in der Börse geforscht, ob sich in einem verborgenen Winkel nicht doch noch Cent Stück erspähen lässt, um die Rechnung, im Part nach dem Komma, möglichst exakt begleichen zu können. Gerne sind allerlei Münzen bereits auf dem Fließband ausgebreitet, bis man feststellt, dass es wohl doch nicht ganz ausreicht, und man in den hinteren Fächern das Weichgeld zücken muss. Es sei der Vollständigkeit halber festgestellt, dass die Kartenbezahler die Staus an der Kasse nicht wesentlich verkürzen. Bis der Lesestreifen in der erforderten Position eingeführt wurde, das Passwort eingetippt, storniert, nochmal eingetippt, nun das richtige, sind die Kleingelddompteure an Kasse 2 auch im Endstadium des Zahlvorganges.

Bis zum Ausparken läuft soweit alles glatt. Unter Hupen, Rumfuchteln und Verwünschungen gelingt es die Parklücke für den nächsten Kandidaten frei zu machen, der am liebsten schon vor dem Ausparken hin gehuscht wäre, und so dicht aufgefahren ist, dass ein Ausparken ohne mehrmaliges Zurücksetzen kaum zu schaffen ist. Auch für geschickte Chauffeure mit jahrelangen unfallfreier Fahrpraxis. Hinter dem Anwärter auf die Parklücke hat sich mittlerweile eine ansehnliche Schlange gebildet, die in der Parkreihe kein Vor und Zurück mehr zulässt. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam der Einparkvorgang schließlich zu einem glücklichen Ende. Jetzt noch die Ampel, und das Wochenende kann kommen.

Auslegware

Es begab sich abermals, da war ganz Deutschland bedeckt mit Auslegware. Sie bot Pilzen, Bakterien und Milben ein gemütliches Zuhause. Und die Vorwerke dieser Welt vermochten ihnen nicht Herr zu werden. Allergien machten sich breit und die geplagten Hausfrauen klagten über raue Hände. Alsbald hielt eine saubere Erlösung Einzug in die gutbürgerlichen Stuben – das Laminat war erfunden. Und die Hersteller der Auslegware haderten mit dem Verlust ihrer Einkommens-Quelle. Da ersann ein findiges Menschlein eine List. Es erfand die Awards! Und auf wundersame Weise stieg die Nachfrage nach altherkömmlicher Auslegware exorbitant. Die Fokussierung auf rote Meterware brachte, durch wöchentlichen Bedarf, bei jeder Witterung und in allen Metropolen dieses Laminats dominierten Welt das ersehnte Klingeln in die Kasse.

Mit den Awards erwachte auch das Leben auf der roten Meterware. Nicht Pilze, Bakterien und Milben nisteten sich ein, sondern international erfahrene Mitesser und hoch ansteckende Bazillen.

Die Weibchen, putzen sich heraus, als gebe es kein Morgen mehr. Es gilt die Faustregel: Mit der Zunahme des Alters nimmt die Tiefe des Ausschnittes ab. Wobei die Ausschnitte sich nicht trivial ausschließlich auf den Klassiker, das Dekolleté beschränken. Rückseitig bis zum oberen Ansatz der fünf Buchstaben. Auf der entgegengesetzten Partie, auf der Frontseite der Garderobe, fast bis hinauf zum Dekolleté. Aber nur fast, weil ansonsten der mechanische Halt wider der Erdanziehungskraft versagen würde. Und schließlich in den Seitenansichten von der Achsel, bzw. im niedrigsten Fall einer Handbreite über dem Knie, bis zum  Beckenknochen. Gerne sieht man bei den geifernden Betrachtern auch transparente Applikationen, die das Wesentliche zur Einsicht freigeben. Gesponsert von plastischen Chirurgen, den Herstellern von Implantaten und den Lieferanten von Häuchen von Nichts.

Die Männchen kommen dagegen einfach und schlicht daher, maßgeschneidert zum Gemüt. Sie brüsten sich mit den Silikon-Oberweiten ihrer Begleiterinnen, die, wie gesagt, mit Häuchen von Nichts erahnen lassen, wie der kosmetisch-medizinische Eingriff plastisch der Natur und Physik unter die Arme gegriffen hat. Nicht zu übersehen sind auch die Anstrengungen, aus Lippen Schlauchboote zu formen. Faltenbügelautomaten von Bauknecht (Bauknecht weiß, was Frauen wünschen!) sind der Renner. Sie sind neben der roten Auslegware die heimlichen Gewinner. Auf Rang zwei des Must have rangieren Akkuepilierer, die sowohl für die Beine, als auch für die Region oberhalb der Schlauchbootlippen geeignet sind. Ob sie des Weiteren im gebleichten oralen Bereich eine zweckmäßige Anwendung finden können, ist nicht überliefert. Gerüchten zufolge allerdings ja.

Perfekt einstudiert stellen sich auch die Posen dar. Die zur Schau gestellten Schokoladen-Seiten gewähren den fotogensten Einblick auf die Resultate kosmetisch chemischer Eingriffe. Die Ellenbogen in der Hüfte, leicht nach vor gedreht, den Kopf lasziv zur Seite geneigt, das Bein zum Stolpern neckisch nach vorne / bzw. seitwärts auswärts ausgefahren. Ein dämliches Dauergrinsen a la Uschi von der Leyen – und das leblose Gebilde ist perfekt. Nach der Verunstaltung müssen sich einige Probanden Not-Operationen unterziehen, um einen halbwegs menschliches Antlitz wieder zu erlagen.

Parallel zu den roten Meilen der Eitelkeit verlaufen stabile Gatter. Wer hier vor wem geschützt werden soll ist auf Nachfrage der Ordnungshüter strittig. In Zoos z.B. ist die Rollenverteilung weitgehend geklärt. In diesem speziellen Fall tendiere ich zu einem nachvollziehbaren Urteil: Auf Grund der Artenvielfalt zwischen den Gattern werden sicher die Zuschauer vor den Lackaffen, den Bordsteinschwalben und Pfauen, den Partymäuschen und Stinktieren geschützt. Stellvertretend seien die unvermeidlichen Till Schweiger, Veronika Verres, Uschi Glas, Udo Walz geprangert. Eine umfängliche Liste würde absolut jeden Rahmen sprengen.

Andererseits sei die Frage gestattet: Was um Himmels Willen veranlasst mündige Bürger sich hinter diesen Gattern zu versammeln, kreischend, geifernd, einem Kollaps nahe, sich zu gebärden wie pubertierende Zahnspangenträger? Oder eine Rotte Brüllaffen vor der Fütterung ihres Wärters? An dieser Stelle enthalte ich mich dezent.

Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass der Begriff des „Auslegens“ neben Teppichen und Laminaten auch bodenständige Bedeutung haben können.

  • Man kann einer vertrauenswürdigen Person in einer Notlage ein paar Euro auslegen, um ihnen aus einer misslichen Lage zu helfen.
  • Man kann Waren in die Auslage bringen. Beispiel modische Kleidung an Menschen ähnliche Figuren zu hängen. Oder Kohlköpfe in Holzkisten auf dem Markt. Wobei die Differenzierung nach Bio Wurst ist.
  • Man kann Begriffe auslegen. Wie zum Beispiel den Begriff: Auslegen.

Bei die Döspaddels

Zusammengefasst kann man sagen: Jou näh. So oder ähnlich überschwänglich, blumig würde der geborene Nordfriese seinen wunderschönen Urlaub beschreiben. Aber werfen wir einen Blick auf die bemerkenswerten Details: Eine Woche St. Peter Ording (SPO).

Ausufernde Begeisterung – der Strand. Schier ohne Ende, selbst der Horizont reichte nicht aus, um zu sehen, wohin das Wasser denn eigentlich läuft. Respektive woher bei Flut die Flut kommt. Platz genug haben sie ja. Woraufhin sich mir, trotz besseren Wissens, die Frage stellte, ob die Erde nicht doch eine Scheibe sei. Besonders bei Ebbe. Leider reichte die Zeit nicht, um die Frage verbindlich zu klären.

Den Plänen, ein paar Tage in SPO zu genießen, habe ich bedingungslos zugestimmt, weil ich mich insgeheim rächen wollte. Rächen an der Kirche. Ein Atheist in St. Peter. Späte Rache für seit über 40 Jahren gezahlte Kirchensteuer, obwohl ich mich bereits Ende der 60er aus diesem Club verabschiedet hatte. Es war eine Rache, die weder von den Eingeborenen noch von der Schar der Touristen beachtet, noch mit frenetischem Beifall bedacht wurde. Daraufhin habe ich den Ort konsequent in Hans-Peter Ording umgetauft. Um mein Gewissen zu beruhigen. Ich wollte schließlich einen erholsamen Urlaub verbringen und nicht ständig an die unfreiwilligen, äußerst großzügigen Spenden erinnert werden, die ich den Kuttenträgern unfreiwillig in die prallen Säckel abtreten musste.

Hans-Peter Ording bestand aus 3 Ortsteilen Hans, Peter und Ording. Hätte man denken können. Weit gefehlt. Da haben wir nämlich den Intellekt der Nordfriesen deutlich unterschätzt. Der Pate der Gemeinde bestand schlicht auf: Dorf, Bad und Ording. Von Süd nach Nord, für den geographisch minderbemittelten: von Holland nach Dänemark. Außer den Namen unterscheiden sich die Ortsteile dramatisch. Das Dorf macht seinem Namen alle Ehre! Wunderschön, enge Gassen, kleine reetgedeckte Häuschen, schnuckelige Restaurants. Las man eine Speisenkarte, kannte man alle. Matjes, Krabben, Heringe namens Bismarck, Scholle und Kabeljau, zu denen es grundsätzlich Bratkartoffeln gab. Selbst die Preise bewegten sich in einer Spanne, differierten maximal in den Stellen hinter dem Komma Punkt. So hat es der Touristen Verband den Besuchern leicht gemacht sich für einen bestimmten gastronomischen Betrieb zu entscheiden. Man konnte sich voll auf den Kampf um die besten Plätze konzentrieren, oder um die Erziehung der ungeduldigen Kinder, oder um weitere vergebene Liebesmühe zur Abrichtung der Betatiere.

Bad hieß wohl deshalb Bad, weil das Baden im Meer besonderen Anlass zur Freude gab. Die Weite des Strandes, die Feinkörnigkeit des Sandes, die hundefreien Zonen, und die Sicherheit in diesen unruhigen Zeiten. Der Deutsche tat sich seit jeher hervor, wenn es um die Erbauung von Wehranlagen und Burgen ging. Was in Bad Väter, Großväter und Heranwachsende erschufen lässt die Architekten des Westwalls oder der Maschino-Linie im Grabe rotieren. Ihre Ausrichtung nach UK war seit dem Brexit von elementarer Bedeutung. Unberechenbarkeit wurde nur vom Blanken Hans erwartet. Den Mächten der Natur, mit ihren unzähmbaren Gewalten überstanden selbst die monumentalsten Bollwerke lediglich ein paar Zyklen der brausenden See. Puh, ist das nicht heroisch?

Ach ja, Bad. Im krassen Gegensatz zum Dorf brandeten hier die Gesehenwerdenwollenden durch die Einkaufsmeile, die ebenso in jedem beliebigen anderen Kaff hätte rumstehen können. Geschäfte mit Angeboten, so überflüssig wie die Ideen von Thomas de Misere bzw. Ursula von der Leyden. Ich frage mich immer wieder: Wer kauft den ganzen Müll eigentlich? Und wer entwirft, produziert, vertreibt und verkauft diese Abnormitäten an Kitsch? Obwohl – eine gewisse Affinität mit den Hunderassen ließ sich nicht verleugnen. Sogar die Gesichter der Halter spiegelten sich auf wundersame Weise in denen der Rumgezerrten wider. Oder umgekehrt? Ich werde mich zu gegebenem Anlass wissenschaftlich mit diesem Thema auseinander setzten. Also, eine Kreuzung aus Bad und Dorf wäre das perfekte Idyll.

Sollte irgendjemand an dem Ortsteil Ording interessiert sein? Nein? Auch gut, denn den kann man getrost ignorieren. Ein paar nette Häuschen. Zugegeben ordentlich und adrett aber die Bürgersteige werden nach intensiven Recherchen erst gar nicht nach unten geklappt, um sich das Personal zu ersparen. Ein-Euro-Jobber und bestens integrierte Migranten stürzten sich frustriert bereits nach wenigen Stunden von den Dünen ins offene Meer, um der Tristesse ein jähes Ende zu setzen.

Der Altersdurchschnitt entpuppte sich als durchschnittlich. Rüstige Rentner und junge Familien hielten sich die Waage und so pegelte sich der Durchschnitt eben zwischen 40 und 50 Jahren ein. Zur besseren Unterscheidung erkannte man die Unterdurchschnittlichen an den Golden Retrievers oder Labradoren, die Rüstigen eher an undefinierbar getunten Ratten, wie Malti-Poos, Skih Tzus oder Yorkis. Ganz offensichtlich durften diese eine maximale Körperhöhe von 20 cm nicht überschreiten. Das Geläuf derart kurz, dass die Beine nur in Ausnahmefällen bis auf die Erde reichten. Meine Bewunderung errangen sie sich dadurch, dass sie, trotz ihrer körperlichen Defizite, ein so lang anhaltendes Gekläffe verkraftet haben. Wer mit wem Gassi ging, bleibt nebulös. Gezerrt wurde an beiden Enden der Leine –meist behielten die Zweibeiner die Oberhand.

Das Geplärr der Reproduktionen und das Gekläffe der vierbeinigen Mode-Accessoires hielten sich die Waage. Meist übertönte beides zeitlich parallel das Rauschen des Meeres. Über Verbote und Leinenzwang (nicht für die Halter! Leider!) setzte man sich elegant hinweg. Deshalb  plärrten auch noch die Lautsprechen gegen Brandung, Geplärr und Gekläffe über den Strand ohne Ufer. Bezeichnender Weise stand unser Strandkorb unmittelbar neben einem Schicht mit rotem Rand und durchgestrichenem Hund unbekannter Rasse. Ich konnte mich entspannt in der 314 zurücklehnen.

In der Straße der Eitelkeiten, genannt Fußgänger Meile, an der sich alle Restaurants und Cafés breit machten, standen die Stühle nicht nach dem Stand der Sonne ausgerichtet, sondern nach der Methode bestens Sehen und optimales Gesehen werden. Mit der Faustregel: Je übersichtlicher das Treiben zu beobachten war, desto höher die Getränkepreise. Zwischen Paaren mit Steuerklasse 1, Großeltern mit Enkeln oder Pinschern und Jüngere mit Ansa Taifun oder Amely Luyanda oder Brokleyn oder wie immer die Bedauernswerten heute benannt werden, und Golden Retrievers oder Labradoren, radelten dann auch noch die Hund- und kinderlosen mit ihren Leihrädern. Ein munteres Geklingel schreckt die Passanten aus den seligsten Urlausträumen. Zusammenstöße endeten in der Regel mit verbalen Attacken. Es mangelte neben Einsicht auch an ausreichendem Platz bzw. Alternativen, um die Bedarfe rechtskräftig voneinander zu trennen. In der ganzen Hilflosigkeit der regionalen Amts- und Würdenträger hat man die einzige Parallelstraße zur Küste als Einbahnstraße ausgeschildert. Jedoch nur für die Autos. Alle anderen Verkehrsteilnehmer streunten munter in alle Richtungen durch den Ort Bad, was zu manch skurrilen Szenen führte. Ordnungshüter wurden generell nur auf den kostenpflichtigen Parkplätzen gesichtet, um Unholde mit Knöllchen verkehrszuerziehen. Wenigstens ein Anfang.

Läge nicht der Gosch in absoluter 1A-Lage, wäre unsere Urlaubskasse deutlich entlasteter geblieben. Fisch und anderes Meeresgetier zu passablen Konditionen. Dafür beste Qualität und frisch aus den Fluten. Bei den Erfrischungen ragte die Schere beim Preis-Erfrischungs-Verhältnis recht weit auseinander. Was uns generell nicht hinderte ein begonnenes Gespräch mit den Tischnachbarn jäh zu beenden. Diese führte dazu, dass wir an der SB-Theke immer wieder freudigst begrüßt wurden mit der für den Döspaddel eigenen Art: „Da bis du ja wieder“. Die Thematiken des Klönschnacks hatten wir in kürzester Zeit intus. Wetter, Strand, Verweildauer, Herkunft. Bei längeren Verbrüderungen kam auch schon mal der Brexit, Doping, Steuergeschenke vor der kommenden Wahl, Staus bei der Anreise am Elbtunnel, Beruf und / oder Hobbies zur Sprache. Bei neuen Tischnachbarn begann nach kurzem Abtasten der Dialog von vorn.

Alles in Allem ein gelungener, herrlicher Urlaub: Jou näh!

 

Das Elfte Gebot

Du sollst nicht links fahren! Oder, welche ökologischen, ökonomischen gesundheitlichen Schäden entstehen für Umwelt, Gesellschaft und Krankenkassen.

Man nennt sie auch die Schrecken der Straßen, die Safetycar-Fahrer, die Lenkradbeisser, Rentner, Holländer und Ökoterroristen. Wo früher das Opel-Logo, der Wackeldackel und die überhäkelte Klopapierrolle das Statussymbol aller Verkehrshindernisse war, hat sich heute ein echter Paradigmenwechsel vollzogen. Silbergrau, passend zur Haarpracht, in metallischer Sonderlackierung bewegt sich die Klientel mit ein bis fünf Stundenkilometern langsamer als erlaubt über Landstraßen und Autobahnen. Auf längeren Geraden kann man sie ganz vorne, vor allen anderen Verkehrsteilnehmern, erspähen. Manchmal auch in langgezogenen Kurven, wenn sich der Rückstau gerade erst entwickelt. Bevorzugte Automarken sind immer noch mit einem Ring als Logo, allerdings ist der Blitze zu einem Stern mutiert. Die A- und B-Klassen einerseits, andererseits die Modelle mit dem Alibi-Blue in der Namensterminologie: BlueMotion, BlueTec, BlueDrive, BlueDoof. Millionen von Konsumenten lassen sich durch diese Bezeichnungen in die Irre führen. Oder, noch schlimmer, tragen das Blendwerk wie eine Gutmenschminestrants vor sich her – seht her, ich der Umweltapostel! Sie kutschieren alle sogenannte drei Liter Fahrzeuge. Leider nicht im Verbrauch, sondern im Volumen des Hubraums.

Die Bezeichnung mit „Blue“ soll natürlich eine saubere Umwelt vorgaukeln, in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter die Blauäugigkeit der Konsumenten. Oder sogar der Promillegehalt in manchen Adern. Blue Motion – am Puls der Zeit.

Das Vorgeplänkel war notwendig, um einen geschmeidigen Einstieg in das Kernthema zu gewährleisten. Kommen wir jetzt zum Wesentlichen: Dem Elften Gebot – dem Rechtsfahrgebot. Der Niederschreibende, ein unfallfreier Held der Landstraße, ist ohne Zweifel prädestiniert für eine kompetente und subjektive Beurteilung der Rechtssituation. Seine millionenfache Kilometerleistung, und sein punktloses Flensburger Konto zeugen von uneingeschränkter, neutraler, gesetzesunwidriger Erfahrung auf allen Bundes- und Landstraßen, sowie allen Autobahnen von der A1 bis zur A995. Auch in den europäischen Ländern sind ihm Regelwerk und Verhalten der Ausländer selbst und deren Gesetzen hinreichend gegenwärtig.

Es ist ein folgenschwerer Trugschluss, dass der gemeine Safetycar-Fahrer ökologisch unbedenklich den fließenden Verkehr stört. Ganz abgesehen vom Rechtsfahr-Gebot. Mag er selbst seinen fahrbaren Untersatz am Limit des Minimalverbrauches und dem absoluten Stillstand bewegen, so muss man volkswirtschaftlich auch die im wahrsten Sinne des Wortes Folge-Schäden berücksichtigen. Wobei die Vokabeln „bewegen“ und „Rücksicht“ hier mit aller gebotenen Vorsicht zu genießen sind.

Wenn nach etlichen Kilometern der Rückstau seinem Höhepunkt entgegen strebt, spätestens dann sollte der  gemeine Safetycar-Fahrer eine kritische Bilanz seiner erzwungenen Entschleunigung ziehen.

Lassen wir die strafrechtlich relevanten Vergehen des Rechtsfahrgebotes und der Freiheitsberaubung einmal außen vor. Zunächst ist es der freigesetzte Bremsstau der die Umwelt und Gesundheit nicht nur der Nachfolgenden schädigt. Auch wenn sie nur ein paar wenige Kilometer in der Stunde schneller von A nach B unterwegs sind, ein nicht zu leugnender Fakt. Der Materialverschleiss an weiteren überlebenswichtigen Funktionsteilen ist sicher ebenfalls zu erwähnen, soll allerdings an dieser Stelle nicht vom Wesentlichen ablenken. Bei einer betriebswirtschaftlichen Vollkostenrechnung jedoch müssen sie einberechnet werden! Ebenfalls die daraus resultierenden häufigeren Besuche autorisierter Werkstätten. Dadurch wiederum die zusätzlichen Verbräuche der An- und Abfahrt, des Leihwagens, der Logistikkosten für Lieferung, Lagerung und Entsorgung des Altmaterials, des höheren Rohstoffverbrauchs, der Mehrarbeit, incl. Einbeziehung der Urlaubs- und Krankheitstage, aller Arbeitgeberanteile, Sparzulagen für Riesterrente, Kosten des Arbeitsplatzes selbst (Licht, Lüftung, Heizung, soziale Räume, Kantinen-Bereitstellung und Essenszuschüsse, etc.) – um nur einen flüchtigen Überblick auf die ganze Komplexität zu geben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die fadenscheinige Begründung der energie- bzw. kraftstoffsparenden Schleichweise trifft ausschließlich auf den gemeinen Safetycar-Fahrer selbst zu. Wiederum alle anderen Nachfolger verbrauchen durch erzwungenes erneutes Gas geben wesentlich mehr, als der gemeine Safetycar-Fahrer vorgibt einzusparen. Dieser erzwungene Mehrverbrauch multipliziert sich mit der Anzahl der Nachfolger um ein Vielfaches. Ein Verweis als Quervermerk sei an dieser Stelle gestattet, und soll den Blick auf die Endlichkeit des fossilen Brennstoffes richten!

Auch die Volkswirtschaft ist eine der Leidtragenden unter den Gepeinigten. Welche Verschwendung an Ressourcen! Abertausende an Stunden, die mit sinnvoller produktiver Arbeit ausgefüllt sein könnten, werden hier auf dem Asphalt vergeudet. Keine Wertschöpfung, sondern Wertschröpfung auf Kosten von Wohlstand, eines engmaschigen Sozialnetzes, höheren Renten, günstigeren Benzinpreisen, qualifizierterer Aus-, Weiter- und Einbildung, oder kultureller Förderung. Denker und Dichter statt Lenker und Bremser!

Zu Lasten der Allgemeinheit muss man selbstverständlich auch den Kostenberg rechnen, der bei den Krankenkassen zu Buche schlägt. Die Herz- und Kreislauferkrankungen führen die bedauernswürdige Statistik an. Wieviel Fahrer, Beifahrer, angeschnallte und unangeschnallte Hinterbänkler bekommen es sprichwörtlich an die Nerven, wenn das Elfte Gebot von uneinsichtigen Safetycar-Fahrern immer und immer wieder gebeugt wird. Egoistisch und unverantwortlich den Mitmenschen gegenüber.

Auf dem Platz hinter den Herz-und Kreisläufern rangieren die körperlichen Gebrechen. Zeichnen doch die gemeinen Safetycar-Fahrer ursächlich für so manchen Auffahrunfall verantwortlich, der durch ihre Behinderungsstrategie nur ihr eigenes jämmerliches Vorankommen im Blick haben. Vor ihnen präsentieren sich die Straßen ja in einwandfreiem freien Zustand. Abschleppdienste, der ADAC, Polizei, Ärzte, Krankenhäuser sowie Reha-Anstalten können sich nicht beklagen. Eine trügerische Auslastung. Haushalte, Budgets bzw. Kassen werden belastet – aus unseren Steuergeldern. Tröstlich nur, dass auch die gemeinen Safetycar-Fahrer zur Kasse gebeten werden. Wenn auch ihr Beitrag einem erbärmlichen Almosen gleichkommt, gemessen an dem Topf der gesamtgesellschaftlichen Belastungen.

Zu guter Letzt, wenn ich es mal so nennen darf, möchte ich auf die psychosomatische Komponente verweisen. Auf die zwischenmenschlichen Dramen, die sich im Innenraum der Kraftfahrzeuge abspielen. Dass bei dem unflätigen, niveaulosen Wortschatz, den sowohl unerhörten, als auch ungehörten Beschimpfungen und Hasstiraden, so manche Beziehung die Grenze jeder Harmonie tangiert, ist kaum verwunderlich. Paarberater und Scheidungsanwälte haben Hochkonjunktur und Wartezeiten, die den Staueffekt hinter gemeinen Safetycar-Fahrern um Längen übertrifft. Selbst Frauenhäuser verzeichnen einen überproportionalen Zulauf, da sich die häusliche Gewalt bis in die Fahrgastzellen der geleasten Mittel- und Luxusklasse-Kraftfahrzeuge verlagert. Diese sind wiederum steuerlich absetzbar, und so weiter, und Ford. Leidtragende sind unsere Kinder. Sie wachsen in zerrütteten Familien, bei allein erziehenden Müttern und Vätern auf. Traumatisiert fallen sie in die Hände skrupelloser Psychologen, meist mit Doppelnamen, wie z.B. Leutheusser-Schnarrenberger, die ihnen ökonomisches, veganes und katalysiertes Gedankengut nahebringen. Damit ist die Saat für nachkommende Generationen von gemeinen Safetycar-Fahrern ausgebracht. Dieser Kreislauf macht mir ernsthaft Sorgen! Sind es doch die Staugeschädigten selbst, die ihre Widersacher von morgen zeugen? Addiert man diese Eigengewächse zu denen hinzu, die im trauten Umfeld der gemeinen Safetycar-Fahrerfamilien heran wachsen, verändert sich zwangsläufig der Proporz zwischen Pros und Kontras. Bleibt die alles entscheidende Frage nach Zukunft des Nah-und Fernverkehrs: Stehen wir noch? Oder fahren wir schon?

P.S.: Ich möchte diese Abhandlung all denjenigen widmen, deren Intellekt ausreicht um ihre Gesinnung zu überdenken und, öko-logisch, zu korrigieren. Es ist nicht zu spät sich positiv zu einem entscheidenden Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit durch zu ringen. Freie Fahrt für freie Bürger!

Allen Lesern möchte ich ein Zugeständnis abringen – das Verständnis dafür, dass sich für meine Lieblingsunsympaten keine passende Zeile gefunden hat. Der Ordnung halber seien sie hier wertfrei namentlich erwähnt: Uschi von der Leyen, Helene Fischer, Alice Schwatzer, Matthias Sammer, Xavier Naidoo, Peter Maffin, Til Schweiger, Lena Meyer-Landhuhn, alle russischen Leistungsdoper, die gesperrten Blatter und Blattini, der überlebenden Hälfte der polnischen Zwillingszwuckel, Donald Dumpf, Heidi Plump u.v.a. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.

Technik kontra Natur

Um sich diesem traumatisierendem Thema mit wissenschaftlicher Gründlichkeit zu widmen, ist es von Nöten, einen Blick in Vergangenheit, auf die Evolution zu werfen. Denn die Natur als Solches lässt keine Gelegenheit ungenutzt, sich zum Wohle der Natur weiter nachhaltig zu entwickeln. Auch wenn diverse Hersteller gerne mit technischen Revolutionen prahlen, hinken diese doch generell hinter der Natur her. Man sollte sich dieser Erkenntnis zum Wohle des Fortschritts nicht generell verschliessen. Natürlich zum Wohle der Menschheit und zu einem Leben im haarmonischen Einklang mit Mensch und Natur. Selbst wenn sich allerlei hirnlose Formate in unsere Wohnzimmer zu schleichen versuchen, als da wären: „Bauer sucht Frau“, „GZSZ“, „Heidi Dump sucht die Superknalltüte“, „Florian Silbereisen, es singt für sie: Das Niveau“ oder uns diverse Richterinnen und Richter vor Augen führen, auf welchem Level sich bedauernswerte Kreaturen durchs jämmerliche Dasein harzen.

Doch nun zum eigentlichen Thema: Auch auf der aktuellen Entwicklungsstufe des Homo Sapiens kommt dieser immer noch nackt zur Welt. Sieht man von einem mehr oder weniger spärlichen Bewuchs im Bereich des Skalps einmal ab. Im Laufe des Heranwachsens von Körper, Geist und Haar entwickeln sich jedoch ganz erstaunliche Varianten. Hand in Hand mit dem Erreichen der Geschlechtsreife gedeihen an etlichen möglichen und unmöglichen Stellen des Körpers Haare in den unterschiedlichsten Ausprägungen und Farben. Die Trennung der Geschlechter vollzieht sich hier am offensichtlichsten. Während sich bei den männlichen Wesen der Haarwuchs zusätzlich im unteren und mittleren Gesichtsbereich fortsetzt, entwickelt der weibliche Körper andere Regeln. In dieser Altersstufe gilt für beiderlei Geschlechter, dass gewisse Verhaltensmuster den Erziehungsberechtigten unerklärlich bleiben, und gelegentlich Anlass zur Sorge geben. In der Rangliste des Vokabulars zum Beispiel erringen Begriffe wie „peinlich“ vordere Positionen und Badezimmertüren werden hermetisch abgeriegelt, als gelte es die Steuereinnahmen der Republik vor Uli Hoenes zu sichern.

Doch kaum haben sich die ersten Stoppeln gebildet, rückt man diesen bereits wieder zu Laibe. Einerseits ist dies sicher der Hygiene dienlich, andererseits ist eine sinnliche Anregung nicht gänzlich zu verleugnen. Während diese Massnahme Bazillen und Parasiten verhindern soll, zieht sie die lüsteren Spezies geradezu magisch an. Zumindest in den Augen der Väter, denen diesbezüglich eigenen Erfahrungen noch haarklein gegenwärtig sind.

Mit allerlei Hilfsmitteln wie Pasten, Wachse, Klingen und Scheren reduziert man nicht nur in erogenen-, sogenannten Bikini-Zonen, die Haarpracht, sondern auch an Beinen und Bäuchen. Ob nass oder trocken – ausgefeilte Apparate sorgen nicht nur beim Bartwuchs für kahle Resultate. Zum Leidwesen der Geglätteten müssen sich derartige Prozeduren allerdings regelmässig wiederholen.

Mit zunehmendem Alter registrieren wir weitere dramatische Veränderungen. Während sich die femininen Erdenbürger unter Schweissausbrüchen, Gemütsschwankungen und Hitzewellen gegen die Regel stämmen, expandiert beim maskulinen Pendant eine Art Fellbildung an weiteren Körperzonen. Besonders beliebt sind Rücken, Ohren und Nase.

Als einzige Ausnahme sei bei den Femen die lästige Zunahme im oralen Bereich genannt. Wobei die Natur hier auf eine Variante ohne Materie zurückgreift. Natürlich bleiben auch die Herrschaften von Ausnahmen nicht verschont. Wo in der Jugend eine prächtige Elvistolle ver-lockende Wirkung auf die Damenwelt ausübte, sorgen im reiferen Alter erweiterte Gesichtskreise für spürbare Entlastungen des Budgets der Figaro-Konsultationen.

Dass die Natur keinen Schritt, ohne die Notwendigkeit das Leben zu schützen, und den Fortbestand der Gattung zu gewährleisten, unternimmt, sollte jedem klar sein. Die stetig wachsenden Büschel an den Ohrmuscheln der Männchen bilden einen undurchdringlichen Schutz gegen den parallel anschwellenden Mitteilungsdrang der Andersgeschlechtlichen. Eine geniale Sensorik filtert automatisch Wesentliches von Unwesentlichem, was leider so manches Mal als Desinteresse zum Vorwurf gemacht wird, ist doch ganz auf natürliche Schutzmassnahmen zurückzuführen. Der auf Harmonie bedachte Gatte greift hier wie selbstverständlich zur Technik, und kürzt die Büschel auf ein beschwichtigendes, kommunikationsfreundliches Niveau.

Wenden wir uns nun einem letzten, äusserst kritischem Feld männlichem Schicksals zu: Den Nasenhaaren. Ihre Funktion ist selbst bei Udo Walz umstritten. Man kann nicht so recht eine nachvollziehbare Funktion erkennen. Einige verantwortungslose Zeitgenossen attestieren ihnen, dass man definierte Personen dadurch nicht mehr riechen können soll. Ich möchte an dieser Stelle jedoch das Nasenhaar dafür in keinem Fall haftbar machen! Sicher ist es lediglich ein kümmerliches Überbleibsel aus der Epoche der Jäger und Sammler. Im Zeitalter von A-mazon bis Z-alando ist die Spürnase nur noch für die Schnäppchenjagd einsetzbar.

Es ist dem Verfasser ein dringendes Anliegen, auf die ausserordentliche, medizinische Sensibilität der Schleimhäute hinweisen. Jeder, ich betone: Jeder, der schon einmal versucht hat, auch nur ein einziges Nasenhaar mit Gewalt manuell zu entfernen, der weiss, wovon ich spreche. Es schiessen umgehend Ströme von Tränen in die Augen, und die Hände fliegen reflexartig zum Schutz vor das Sinnesorgan. Dieser körperliche Schmerz ist nur noch von der seelischen und / oder körperlichen Pein zu toppen, wie zum Beispiel durch eine Zwangsbeschallung von Helene Fischer oder den Kastelruther Spatzen, ein Interview mit Thomas Müller, Boris Becker, Lothar Matthäus oder gar Ronald Pofalla, sowie der oskarverdächtigen Leyen-Schauspielerin Ursula, die in Hannover von der Leine gelassen wurde, oder einer Talkrunde mit Johannes B. Kerner, bzw. Alice Schwatzer,  oder gar die unachtsame, unsachgemässe Verwendung von thailändischen Gewürzpasten.

Es ist müssig zu erwähnen, dass alle ernsthaften Versuche mit Pasten und Wachsen, Klingen und Scheren hier kläglich zum Scheitern verurteilt sein müssen!

Den Mutigen gehört die Welt, und so entschliessen sich ganz tollkühne Unerschrockene mit Hilfe der Technik dem Übel ein finales Ende zu bereiten. Somit hält der Nasenhaarschneider Einzug in das letzte Rückzugsgebiet männlicher Alleinstellungsmerkmale, und rotiert es ins Abseits. Auch wenn es mittels gepolsteter Schulterstücke und dem Tragen von Hosen und Bärten, sowie unzähligen weiteren Anstrengungen nicht zur gewünschten körperlichen Gleichstellung gereicht hat, das Nasenhaar bleibt den Kerlen ultimativ vorbehalten!

Zu guter Letzt seien noch die folgenden philosophischen Fragen gestattet:             Ist der Nasenhaarschneider eine weibliche Erfindung?  Und wurde die Entwicklung womöglich gesponsert von Alice Schwatzer? Womöglich aus schwarzen Kassen mit unterschlagenen Steuergeldern? Warum gibt es keine kryptischen Oralhaarschneider für die Damen?

Bevor ich noch weitere offene Fragen zu Papier bringe, sollten erst einmal die oben genannten hinreichend geklärt werden. Auf diese Weise kann eine Vermischung der Themen vermieden werden, und es können keine Haare in die Suppe gelagen.

P.S.: An dieser Stelle muss ich noch eine Korrektur anbringen, und mich für eine falsche Bezeichnung entschuldigen. Nasenhaarschneider heissen nicht Nasenhaarschneider, sondern Nasenhaartrimmer. Warum auch immer?

Apropos: Der Testsieger ist übrigens der Panasonic ER-GN-30K! Er sorgt für einen exakten, ziepfreien Schnitt (aha –nicht Trimm!). Er lässt sich gut reinigen, liegt durch seine ergonomische Form gut in der Hand (die Lage in der Nasenhöhle ist nicht explizit dokumentiert. Hm!). Im Investitionspaket sind allerdings keine AA-Batterien inbegriffen. Was das AA mit der Nase zutun hat, verschweige ich wohlwollend.

Ach, dass in der Betrachtung die Augenbrauen keine Berücksichtigung gefunden haben, obwohl sie doch im Ungleichklang der Geschlechter eine dominate Rolle spielen, ist der Nachlässigkeit des Autors geschudet. An dieser Stelle, einer besonders exponierten, wie ich meine, sein dieser Nachtrag gestatt.

Ausprägung und Färbung sind zwar naturgegeben, doch nicht jede kann und will dies akzeptieren. Filigranes Zupfen mit Pinzetten oder optische Korrekturen mittels Rasiermesser sind dabei die harmlosesten Instrumente weiblicher Eitelkeit. Rigorose Entfernung gewinnt zunehmend Freundinnen. Die kahlen Stellen werden schliesslich per penibel gespitztem Kajalstifte graphisch modelliert, und, dem Zeitgeist folgend, per Tattoo für die Ewigkeit auf die Stirn gebrannt. Das Modell Theo Weigl ist jedoch out!

Die Qual der Wahl

Es ist wieder einmal soweit: Es sind Wahlen. Und erneut quält mich die Frage: Wen oder was soll ich wählen? Oder gegen wen oder was? Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie. Hier will man uns auf legalem Wege weiß machen: Das Volk darf entscheiden. Dieser Irrtum wird uns jede Legislaturperiode immer und immer wieder gegenwärtig. Leider ohne die eigentlich notwendigen Konsequenzen. Vor der nächsten Wahl werden wir erneut mit allerlei Versprechungen angefüttert – und am Wahlsonntag ab 18:00Uhr wird zurückversprochen. Für das Fahren eines Fahrzeuges braucht man eine Schulung und muss eine Prüfung ablegen. Für Berufe muss man eine adäquate Ausbildung durchlaufen, mit Abschlussprüfung. Nur um die Führung eines ganzen Volkes zu wählen, kann jeder sein Votum in die Urne stecken. Dort wird es dann für ein paar Jahre beerdigt. Die Stimme ist in die ewigen Jagdgründe der versprochenen Versprechungen eingegangen. Man kann sie nicht einfach zurückfordern, wenn man um 18:00Uhr merkt, dass sie wieder einmal missbraucht wird.

Zurück zu der Frage: Wem soll ich meine Stimme geben? Wer treibt am wenigsten Schindluder damit? Dem, der für das Portrait auf den Plakaten den besten Fotoshop-Retuscheur auf seiner Seite hat? Der die strahlend weißen Zähne blendend herausputzt? Mir persönlich wäre eine weiße Weste gescheiter! Oder, da wir uns schon im Farbspektrum bewegen, soll ich die Entscheidung nach der politischen Couleur treffen? Seit der Erfindung des Farbfernsehens und der Regenbogenpresse hat man die Unterscheidung der Parteien in die Nationalfarben eingeteilt. Nach der reinen Farblehre jedoch, und den damit verbundenen Eigenschaften, ist das eigentlich eine Katastrophe. Andererseits, bei genauer Betrachtung, ist es wiederum treffender gar nicht darzustellen! Beachtlich die Grünen! Sie haben die gesamte Evolution des Farbenspiels mit einem mutigen Schritt als Absurdum geführt und sich gleich frech aber hoffnungsvoll ins etablierte Spektrum gestrickt.

Wenn ich der Verlockung der Farben nicht verfalle mag, bleibt mir noch die Wahl nach dem politischen Standort. Obwohl, auch hier “gauk“elt man uns einen Paradigmen-Wechsel vor. Wie einleuchtend waren doch die klaren Positionen? Rechts und links. Plötzlich streben alle in die Mitte. Jeder beansprucht für sich den Platz in der Mitte. Will heißen – auf den Flügeln ergeben sich Freiräume. Die Linken haben die Gunst der Stunde genutzt und einen Steilpass in den freien Raum gekickt. Und auf dem rechten Flügel sind jetzt die Kahlschädel einmarschiert. Leider gibt es bei der Unterscheidung der ehemals Rechten und Linken keine deutliche Differenzierung mehr. Von klaren Standpunkten ganz zu schweigen! Eine einzige schwabbernde, glitschige Masse ohne Konturen, ohne Profil, ohne Skrupel, aber mit unseren Stimmen. Mal ehrlich: Machen die sich nicht im stillen Kämmerlein lustig über uns Stimmvieh!?

Klare Kante ist unpopulär. Damit gewinnt man keine Wahlen! „Die Renten sind sicher!“ und „Die Wiedervereinigung kostet uns keinen Pfennig!“ beweist, wie man die Stimmen mündiger Bürger ergaunert. „Wir schaffen das!“ Sätze, die für die Verantwortlichen ohne jede Konsequenz bleiben. Die haben alle anderen zu tragen. Die meisten über Generationen, wenn unsere Stimmen in den Urnen schon lange von den Würmern der Geschichte verdaut wurden. Und Sätze, die mit “Wir“ beginnen, kennen wir zur Genüge. „Wir müssen noch“. „Wir schaffen das!“

 

Die Qual der Wahl

Es wieder einmal soweit: Es sind Wahlen. Und die wahre Qual der Wahl sind die Qualen, die wir über uns ergehen lassen müssen. Um an die Fleischtöpfe der Macht zu kommen schrecken die Kandidaten vor nichts zurück. Besonders die Möchtegerne tun sich mit leeren Worthülsen und verbalen Attacken hervor. Jeden Tag neue Ideen, die umgehend von den Gegnern als Wahllügen entlarvt werden. Mit Recht. Aber ohne Konsequenzen. Die Wahlschlacht ficht bis in die Wohnstuben. Jeder gegen jeden, alle gegen alle, die Opposition grundsätzlich gegen jeden und alle und alles. Erbärmliches Kleinkrämertum – sinnbildlich hierfür die kleinkarierten bayrischen Rauten. Brüllen, drohen und was bleibt? Ein lauwarmes Lüftchen. Schattenboxen mit anschließendem freundschaftlichem Bierchen, um die verbalen Cerealien wieder aufzufüllen. Alles wird gut!

Was müssen wir alles über uns ergehen lassen? Es ist eine wahre Qual bei jeder Wahl. Neue Wort-und Begriffsirritationen, täglich neue absurde Ideen, jeder gegen jeden, alle gegen alle. Ich würde mich über eine sachliche, nicht populistische Diskussion freuen. Von mir aus sogar auch provokant. Hauptsache zielführend. Charakterliche Stärke könnte man demonstrieren, wenn man Andersdenkenden zugestehen würde, dass sie unter Umständen auch Recht haben könnten. Nach dieser Eigenschafft suche ich bereits seit Jahren. Vergebens.

In den Talkshows wird gebetsmühlenartig keine Gelegenheit ausgelassen, sich über den grünen Klee zu loben und den Wettbewerber als erbärmlichen Nichtsnutz zu diffamieren. Je nach öffentlich rechtlichem, sowie unöffentlich unrechtlichem Sender tendenziell in die ein oder andere Richtung. Und bei den unöffentlich unrechtlichen Sendern fehlen Richtung und Niveau ohnehin gänzlich. Sagte ich Niveau?

 

Die Wahl der Qual

Selbst vegane Politkasper mit Doppel-Namen drängt es an die Fleischtöpfe der Macht. Für wen also solle man seine Stimme verschwenden? Sollte man Frauen bevorzugen, weil sie sich mit dem Haushalt besser auskennen? Oder die, die sich vornehm zurückhalten? Welche Interessen vertritt wer? Diäten Erhöhung und Aufsichtsrat Pöstchen? Oder jemanden der es echt gut meint? Einen Gutmenschen quasi. Wer ist das kleinere Übel? Investition in Bildung! Super Idee –schon seit Jahren. Investiert wird allerdings eher in Einbildung. Das Fernsehen verblödet uns mit konstanter Boshaftigkeit. Helene Fischer, Till Schweiger, Florian Silbereisen, und die schier unübersehbare Schar der weiteren überflüssigen Hofnarren, sogenannten Promis. Nahezu jede Woche beweihräuchern sie sich mit merkunwürdigen Awards gegenseitig. Wer nicht schnell genug von der Mattscheibe gezappt ist, der bekommt irgendwann sogar einen für sein Lebenswerk.  Eine neue CD, oder eine überflüssige Lebensbeichte, oder sonst einen Unfug, sind gern genommene PR-Veranstaltungen auf den Sofas eines Johannes B. Kerners und Konsorten. Gemeinsam mit einem Querschnitt international unbedeutender Dummschwätzer,  sowie der unvermeidlich üblichen Klugscheisser, die landauf, landab die Laber Runden beärmern. Besser noch sollte man unverzüglich das Vormittags-, Nachmittags- und Vorabendprogramm ersatzlos aus dem Programm streichen. Nicht zu vergessen: Die Regenbogenpresse. Mit der Bunten an der Spitze und allen, durch Hohlheit kaum zu unterbietenden, Frauen-im-Spiegel-Pamphleten. Ja, auch bitte den Focus mit seinem pseudointerlektuellen Geseich. Und umgehend auch die Awards der Regenbogenpresse denen jede Daseinsberechtigung abgesprochen werden muss.  Das Bambi sei hier an erster Stelle genannt. Ohne Bunte hätte das arme, niedliche Tierchen ohnehin ein beschaulicheres Leben. Grundsätzlich gehört der Gebrauch von Smartphones etc. auf  wenige Stunden am Tag limitieren. Wie kann man von sozialen Netzwerken sprechen, die die Menschen von jedem sozialen Kontakt und Gespräch abhalten und mit Nichtigkeiten dem Lieben Gott die Zeit stehlen? Nach 15minütigen Intervallen sollten sie automatisch für vier Dreiviertelstunden abschalten. Vorzeitiger Zugang sollte ausschließlich durch den Konsum von Kultur-Sendungen oder wahlweise aktive Beteiligung an Sportaktivitäten erworben werden können.  Die perfekt über das Smartphone abgerufen und kontrolliert werden können. Werbung, die gigantische Verdummungs Maschinerie, gehört pauschal gegeißelt. Nachts nicht mehr Müssen müssen sowie tagsüber wieder Müssen können und Co in den wohlverdienten Ruhestand schicken, zu Kytta-Salbe und Proff und Doc und Rentner-Umschau. Apotheker und Ärzte hätten nicht so viele Fragen zu beantworten, und mehr Zeit sich sinnvoll um wirklich kranke Patienten zu kümmern. Alternativ gäbe es eine Variante, dass die Nutzungszeiten des Smartphones ausschließlich parallel zu den Sendeblöcken der Verbraucherinformationen freigeschaltet werden. So könnte wenigsten eins der beiden Übel wirksam ausgetrickst werden.

Wir sollten grundsätzlich einen Status etablieren, der den Bildungsauftrag von Maggi mit seiner Buchstabensuppe ablöst. Um all diese Dinge zu verwirklichen bedarf es mutiger, intelligenter Politiker. Doch diese besondere Spezies müssten erst einmal gewählt werden – so sie es denn im wirklichen Leben bei den Aparatschiks tatsächlich geben sollte. Und eine weitere Konsequenz daraus: Die bisherigen Volksverdreher müssten sich zwangsläufig selber abschaffen. Was für ein utopischer, unrealistischer Traum! Eines darf jedoch keinesfalls passieren: Die Lobbyisten, die brauchen wir nach wie vor. Sonst fehlt das Gehirn im Bundestag. Wer sollte all die Gesetze verfassen? Doch nur die Repräsentanten und –Onkel der Konzerne und Verbände. Oder? Ein Kreuz mit den Wahlen!

Einwurf

Beim Einwurf gibt es weder Abseits noch ein Pardon. Seit geraumer Zeit finden deshalb auch die Einwürfe generell nie dort statt, wo der Ball die Seitenauslinie überflogen, bzw. überrollt hat. Unqualifizierte Einwürfe von der Trainerbank dagegen tadelt zunächst der Vierte, und bei akuter Uneinsichtigkeit führt der Weg gerne auf einem Tribünenplatz, um von höherem Niveau aus das Geschehen zu begutachten. Statistisch gesehen findet dieser Akt der Verbannung stets bei Trainern der zurückliegenden Mannschaft statt. Offensichtlich herrscht beim Stab ohne Aussicht auf drei Punkte ein wesentlich höheres Gefährdungspotential vor.

Unabhängig von Spielklasse und Liga, vom Alter, Charakter oder IQ, von Grosshessenlohe bis München, von Lokomotive Petersburg bis Sandale Telaviv sind weitere erstaunliche Gesetzmäßigkeiten zu registrieren. Sie bedürfen eines weiteren verbalen Einwurfes.

Vorweg möchte ich an dieser Stelle die erste Einschränkung loswerden. Bestimmte Verhaltensmuster sind zwar nicht zwingend vom Alter abhängig, jedoch in unmittelbarem Einklang mit dem Bildungsstand. Akteure, die nicht auf eine schwere Kindheit verweisen können, bestehen darauf, dass häufiges Kopfballspiel keinen Einfluss auf die Persönlichkeits-Struktur hat. Mancher mag daran zweifeln.

Großmanns Gehabe mit extremem Hang zur Selbstdarstellung, der Verlust der eigenen Wahrnehmung über die wahre Persönlichkeit beherrscht die Szene. Einer der in dieser Hinsicht beispielhaften Exemplare, Th. M. aus M., vor ihm ist kein Mikro sicher. Der Drang mit seinen Belanglosigkeiten das Publikum anzuöden ist exorbitant.  Es täte allen gut, wenn er einfach mal seine Nerv tötenden Ergüsse nicht ständig in aller Öffentlichkeit breit treten würde. Gerade ihm stände es gut zu Gesicht. Und besonders in englischen Wochen wäre es angebracht. J.B. aus M. z.B. sammelt Schuhe. Über Fünfhundert füllen zwei Zimmer. Ob die Kickschuhe inklusive sind ist nicht überliefert. Oder M.R.aus D., der meint seinen Ferrari lizenzfrei chauffieren zu dürfen. Wieder andere tragen Frisuren wie Hähne in der Balz, rasieren sich fragwürdige Muster ins Haupthaar oder kolorieren sie in unnatürlichen Tönen. Manche vollführen Solo-Tanzformationen andere in Gruppen.

So, wie die Silberrücken ihr Alpha-Männchen-Gehabe zur Schau stellen, so gebärden sich auch einige Torschützen. Nach erfolgreicher Vollendung reißen sie sich das Fell vom Leib, wedeln damit in der Gegend herum und rennen Haken schlagend von ihren Mannschaftskameraden davon. Zunächst Richtung Eckfahne, dann entlang der Einwurf Linie zur Ersatzbank. Irgendwo zwischen Pfosten, Fahne und Reservebank wird er von der Horde seiner Verfolger gestellt. Bzw. gelegt und erdrückt. Der Schiri belohnt es regelkonform mit dem Zücken eines gelben Kartons.

Als Gegenpart zum Einwurf steht der Auswurf. Ein lamatöses Verhalten, dass wir nahezu ausschließlich beim Fußball feststellen. Müssen! Leider beschränkt sich das Absondern von Schleimen nicht nur aufs Verbale und nicht nur auf bildungsneutrale Spieler. Unabhängig von Volumen, Farbe und Konsistenz bleiben die Auswürfe auch von Ansichts-Karten unbedacht. Hygienische und ästhetische Gründe spielen ebenfalls keine Rolle. Bleibt die Frage nach dem „Warum“.

Nicht repräsentativen Beobachtungen zu Folge handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Um im Torrausch bzw. Siegestaumel verletzungsfrei Diven zu können, wird mit Eigengleitmitteln in den bevorzugten Diving-Zonen für ausgedehnte bäuchlings Rutschphasen gesorgt. Dann machen auch die Beregnungsanlagen Sinn, die vor jedem Spiel sowie in der Halbzeitpause die Grün-Anlage wieder neutralisiert. Auch der Begriff Grün-Anlage wird seiner Bedeutung gerecht. Und wenn sich die Aktiven über schlechte Platzverhältnisse echauffieren, dann deshalb, dass die Produktion von Gleitflüssigkeit nicht in ausreichender Menge produziert werden kann. Selbst die Unterstützung warmlaufender Ersatzspucker reicht nicht aus, um die Unebenheiten des Rasens zu egalisieren. Bleibt nur auf ein torloses Unentschieden zu hoffen.

20. März 2016

Eur-Opa-Parlament

Hoffnung keimte auf, nach dem Brexit. Man möge über eine Reform der europäischen Parlamente nachdenken. Zu viel Bürokratie. Die Beamten blähen sich auf, wie nach drei Tellern Zwiebelsuppe. Heraus kommt aber nur lauwarme Luft oder gar eine kompaktere Masse. Und das stinkt nicht nur den Briten zum Himmel! Die Schar der Kritiker war groß, entpuppten sich jedoch alsbald als Nutzer der Gunst der Stunde, um ihre weitgehend unbekannten Konterfeis gierigen Reportern in die Linsen zu palavern. Doch halt, selbst dem allerletzten  Hinterbänkler wurde klar: Man müsste sich ja selber abschaffen. So sehnlichst, wie der Herzenswunsch der Brexiter demokratisch manifestiert wurde, so schnell verschwand auch das Begehren nach einer Evolution wieder in den Schubladen der europäischen Amtsstuben. Das Fünkchen Selbstkritik erlosch, bevor es den Strohhalm des Wählerwunsches zu entzünden vermochte.

Obwohl es Abschaffungspotential im Überfluss gäbe. In erster Linie denke ich dabei an die bunte Schar der Gnadenbrotempfänger. An die, die wir im Laufe ihres Wirkens bereits haben ertragen müssen. Allen voran der Schutzpatron der blau-weiß Gerauteten, St.Oiber. In seinem Windschatten gefolgt von seiner schwäbischen Herrlichkeit Alt-Oetting-er. Lebende, exemplarische Beispiele, dass das Peter-Prinzip kein bloßes Hirngespinst ist. Mit der Einschränkung, dass sie bereits in ihren früheren Ämtern die Stufe ihrer Unfähigkeit erreicht haben. Als hochgelobte, überbezahlte EU-Kommissare weiden sie jetzt auf saftigen, europäischen Wiese.

Ich weiß gar nicht wer oder was schlimmer ist. Denn die Zahl der namenlosen Parteischimmel, Adlaten und Aussitzer schwärmen in solchen Scharen durch Brüssel und Straßburg, dass selbst biblische Heuschreckenplagen ihren Schrecken verlieren. Sie sind vorzugsweise damit beschäftigt sich selbst zu beschäftigen. Anders kann ich mir den ganzen Schwachsinn den sie ausblähen nun wirklich nicht erklären. Aber wohin mit ihnen? Die Wirtschaft verschwände wie Küchenschaben bei Licht, wenn es um eine Integration in ein ordentliches Berufsleben ginge. Sie könnten….aber nein, könnten kommt ja auch von können. Und da hapert es schon. Gut, sie könnten als abschreckendes Beispiel dienen. Aber können wir uns abschreckende Beispiele überhaupt leisten? Was verdienen abschreckende Beispiele? Und sind sie nicht jetzt schon Abschreckung genug?! St.Oiber zur Reduzierung der Bürokratie und Alt-Oetting-er für die digitale Welt. Mister Peter, dass übersteigt doch sicher auch ihre Vorstellungskraft? Wer hier vernünftige, alternative Vorschläge hat: Her damit!

Andererseits graust mir bei dem Gedanken einer tiefgreifenden Reformation der Administration. Die Horden der Lobbyisten verlören ja gleichfalls ihre Berechtigung. Ein Dasein ohne Spesen – unvorstellbar. Die Sterneköche müssten ihren Dialog zwischen Lobster und Himbeerschaum verstummen lassen. Immerhin könnten die Airlines die Anzahl der Plätze drastisch erhöhen. Und mehr Kniefreiheit für freilaufende Bürger bieten. „Miles and less“ würden den entgangenen Umsatz mit erstklassigen Sitzen für zweitklassige Politgrufties kompensieren. Champagner und Grand Crus würden mit Sonderangeboten evtl. die Gaumen der Otto-Normal-Verbraucher im Abgang nachhaltig nachklingen lassen. Man könnte gute Rotwein 1:1 wie Parlamentarier reduzieren. Die Ess-Sencen veredeln die politische Landschaft und Cuisine. Ok, der Vergleich hinkt ein wenig, trifft allerdings ganz meinen Geschmack. Wer ihn zu weit hergeholt findet, kann ihn ja einfach überlesen und beim folgenden Absatz wieder ins Gedankengut einsteigen.

Taxifahrer – die würde es hart treffen. Ohne Gäste nix zu chauffieren. Auch die muskelbepackten Securities hätten nix mehr zu bewachen. Synchronübersetzer und –rinnen fänden vielleicht eine Anstellung bei Fußball-Vereinen. Sie könnten die Matchstrategien und Finanzamtsumdribbelungen den Spielern dolmetschen, und die Steueroasen wässern, oder den Figaro managen, um all die abenteuerlichen Frisuren aus den Sumpfgewächsen zu zaubern, oder die Runen der Tattoos zu entziffern, oder die Spielerfrauen beim Shopping zu unterstützen. Wenigstens die Tütchen tragen. Hier rollt eine Welle von Umschulungs-Maßnahmen auf uns zu. Aber: Wir schaffen das!

Selbstverständlich kann die Aufzählung der notleidenden Berufszweige nur unzureichend sein. Sie ist garantiert erheblich umfangreicher, verdeutlicht aber die Abhängigkeiten von Politik und Wirtschaft. Zu guter Letzt sei banal angedacht: Was geschieht mit den Subventionen? Bauern müssten ihre Daimler-Bestellungen stornieren. Auf die Stahlindustrie kämen harte Zeiten zu. Der Kohleabbau bekäme keine Kohle mehr. Den Photovoltaikanlagen ginge die finanzielle Energie aus. Wären Bio-Erbsen auch weiterhin grün und Gurken gerade oder krumm? Den armen Stierkampf-Stier-Züchtern gingen Millionen f(l)öten. Die S-Tiere müssten zu frommen Lämmchen umgeschult werde, für iberische Streichelzoos.

Eine Spezies hätte allerdings eine herausfordernde Aufgabe zu lösen: Die Kulturlinge. Mit der Freude an die Ode: „Alle Menschen werden Brüder….“ Müssten sie Text und / oder Melodie gendermässig in Einklang bringen – „Alle Menschen werden Brüder und Schwestern“ oder so. Wir sind Europa!

01.Oktober 2016

 

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