scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Autor: Armin (Seite 22 von 28)

Ehe für alle.

Ganz ehrlich, es hätte euch doch sehr gewundert, wenn ich zu diesem Thema nicht irgendwie Stellung bezogen hätte? Mach ich auch! Immerhin bin ich jetzt erst einmal so was von froh, dass dieses Thema endlich abgehakt ist! Haben die Damen und Herren Politiker und Presseleute denn nichts Wichtigeres zu tun, als wochenlang diese Arie wie ein ausgeleiertes Schlüpfergummi und in epischer Breite in die Länge zu ziehen? Offensichtlich nicht, da die bevorstehenden Wahlen ja alle Ehepartner an die Urnen treiben soll, um ihr Kreuzchen ja an der richtigen Stelle zu markieren. Mutti hat natürlich gleich wieder ihr Kalkül gezogen und sich erst dazu positiv geäußert, dann wieder öffentlich erklärt, dass sie dagegen gestimmt hat. Bloß keine Opfer der AFD in die Arme treiben!

So ist das mit Mutti und ihren Vasallen: Generös nicht den demokratischen Fraktionszwang verordnet. Nein, die Damen und Herren Politiker durften eine eigene Meinung haben, und nach ihrem Gewissen abstimmen. Überrascht war ich allerdings, dass sie überhaupt eines haben!

Und, dass Mutti wieder einmal mehr hin und her eiert, das sind wir ja mittlerweile gewohnt. Hat ja auch in der CDU alte Kanzler-Tradition! Konrad Adenauer nannte es unverschämter Weise direkt beim Namen: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?!“ Dann hatten wir den Kanzler der Wende (Gott hab ihn selig!), der mit seinem Blackout einzige Regierungschef der sich selbst als schwachsinnig outete, und dann noch seine totale Verschwiegenheit seinen Spendern gegenüber. Als Kanzler, der sich in seiner hündischen Ergebenheit gegenüber der Finanzwelt sogar gegen das Gesetz stellt. Und eben jetzt Mutti, die bei den vielen Wenden schon langsam ein metrisches Gewinde in den Hals bekommt. Maut und Atomenergie, um nur die dümmste und die teuerste zu nennen. Bravo!

Aber zurück zum Thema. Mir gefallen natürlich solche Sätze wie: „Man muss die sexuellen Ausrichtungen der Bürger und Bürgerinnen tolerieren“. Und deshalb stellt sich mir auch die Frage: Wie sieht es dann mit meiner sexuellen Neigung gegenüber Gummipuppen von Beate Uhse aus? Kann ich die dann auch heiraten? Hat sie dann Anspruch auf meine Rente? Und können wir unsere Käthe-Kruse-Puppen adoptieren? Bekommen wir dafür Kindergeld? Muss ich höhere Abfallgebühren bezahlen, da logischerweise eine Person mehr im Haushalt ist? Aber keinen Müll produziert! Wenn ich mir ein neues Modell zulege (schöner Begriff), muss ich mich dann erst scheiden lassen? Wie sieht es mit der Gütertrennung aus? Fragen über Fragen! Selbstverständlich entscheide ich mich für zertifizierte Modelle aus unbedenklichen, nachwachsenden Rohstoffen, biologisch abbaubar und fair behandelt. Wenn aus unserer Zweisamkeit im wahrsten Sinne die Luft raus ist, entsorge ich sie natürlich artgerecht im gelben Sack. Hihi! Zu überlegen wäre in diesem Zusammenhang auch, ob man, nach einer Scheidung, sie wohltätigen Organisationen spenden sollte? Sicher finden sich befriedigende (!) Möglichkeiten.

Nein, nein, ich möchte das Thema keinesfalls in eine lächerliche Richtung ziehen. Dafür habe ich zu viel Respekt vor der Würde der Menschen. Aller Menschen. Mich nervt, ärgert nur, wie eine absolute Selbstverständlichkeit so durch das Gerangel um Wählerstimmen aller Lager besudelt wird. Schneewalzer!

Parkplätze

Nun, es war ungewollten Umständen geschuldet, dass ich eine Studie der besonderen Art durchführen konnte. In den repräsentativen Monaten Mai – Juli suchte ich zwei bis drei Mal wöchentlich das öffentliche Parkhaus des Krankenhauses auf. Die zwei Etagen hielten ausreichend Plätze für Besucher und mehr oder weniger Kranke bereit. Unten, die schattigen Plätze im Parterre erfreuten sich in der sommerlichen Jahreszeit größerer Beliebtheit, als die gleiche Anzahl der Parkplätze auf dem schattenlosen Oberdeck. Auch Besitzer von Fahrzeugen mit Klimaanlage wussten dies zu schätzen. Schon beim Einbiegen in die Zufahrt war unmissverständlich zu erkennen, ob begehrte, kühle Parkboxen auf Deck 1 frei waren oder nicht. Eine rote Ampel signalisierte, unterstützt durch den zusätzlichen Text „Besetzt“, dass diese Ebene bereits besetzt war. Für die Alphabeten und Alphabetinnen erwies sich der Hinweise auf weitere freie Plätze auf dem Oberdeck darüber hinaus als zielführend. So man ihn denn zur Kenntnis nahm!

Die Dramen begannen grundsätzlich bereits vor der ersten Schranke. Wer sein Glück trotz des deutlichen Hinweises „Besetzt“ dennoch versuchte, sah sich rasch mit der harten Realität konfrontiert. Das Parkdeck war in der Tat besetzt, und hinter dem Unbelehrbaren lauerten schon weitere Suchende. Es galt also so geschickt wie irgend möglich sein Automobil aus der vordersten Stauzone zu rangieren, um nicht den totalen Zusammenbruch des Anreiseverkehrs zu verursachen. Hupend und wild gestikulierend machten die Suchenden auf sich aufmerksam, um ihre Karossen vor möglicher Kaltverformung zu bewahren.

Nach etlichen Hins und Hers gelingt es dann in der Regel in Richtung Oberdeck zu manövrieren. Unmittelbar nach dem Einbiegen tut sich das zu erwartende nächste Hindernis auf: Die Schranke. Und davor ein seltsamer Kasten, der auf Anforderung per Knopfdruck ein Ticket auswirft, auf dem die Ankunftszeit registriert ist und sich dann auf wundersame Weise die Schranke öffnet. So die Theorie. In der Praxis entpuppt sich dieser Akt jedoch als ein wenig komplizierter. Der Radius bei der Einfahrt wurde ein wenig unglücklich gewählt, sodass die Entfernung zum heilsbringenden seltsamen Kasten in schier unerreichbarer Ferne steht. Bis das Gefährt auf eine akzeptable Armlänge in die Nähe des seltsamen Kastens chauffiert wurde, wuchs der Unmutsfaktor der folgenden bereits um mehrere Kragengrößen. Die Position der Rückenlehne des Fahrers im Abstand zum Lenker erlaubt nur einen geringen Spielraum an Bewegungsprofil, was das fahrige Hantieren, um das Ticket aus dem seltsamen Kasten zu zetteln, nicht gerade beschleunigt. Andererseits ist der Abstand dann doch zu gering, um durch das Öffnen der Fahrertür geschmeidiger an das Ticket zu gelangen. So hart und unerbittlich kann das Leben sein.

Die Schikanen finden ihre Fortsetzung in den viel zu engen Parkboxen. Auch die Orientierungslinien sind garantiert nicht für eine optimale Parkposition aufgemalt. Ungeachtet derselben ist es wesentlich bequemer seinen fahrbaren Untersatz in leicht schräger Anordnung abzustellen. Immerhin tangiert die vordere Ecke der Stossstange den äußersten Punkt der Parkbox. Gut, hinten stellt sich die Position nicht ganz so eindeutig dar. Aber jetzt steht man nun einmal.

Ihr ahnt es sicher schon an dieser Stelle: Es naht zwangsläufig irgendwann das Ende der Konsultation eines Arztes bzw. der Besuch eines lieben Patienten. Was dann folgt ist eine Doublette des Einfahrt-Park-Prozederes. Nur in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Welche Dramen sich zwischenzeitlich am Kassenautomaten abspielen sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Wie herum und wo hinein gehört das Parkticket? Bei Münzmangel, welche Scheine in welchen Schlitz? Und vor allem: Welche Seite muss nach oben bzw. nach vorn? Praktisches Ausprobieren geht zu Lasten theoretischer Bedienungsanleitungen. Hatte ich jetzt diese Variante schon probiert? In diesem Fall erweist sich ein zweiter Kassenautomat als unbezahlbarer Vorteil. Bietet er doch die nicht zu unterschätzende Möglichkeit, seinen Kontrahenten auf kürzester Distanz auszubremsen und beruhigend hinter sich zu lassen.

Rückblickend Mitte Juli 2017

Badrenovierung 2.0

Einige von euch warten seit ein paar Monaten auf den finalen Bericht unserer Badrenovierung. Denjenigen, die jetzt ahnungslos auf die Zeilen starren, empfehle ich sich zunächst mit den Fakten einen Einstieg in das Thema zu verschaffen.

Seit ein paar Monaten können wir nun barrierefrei Duschen und Dinge tun, die man so in einem Bad tun kann. Nur schöner als bisher. Auch meine Traumatisierung ist behoben – den erfahrenen Badrenovierungs-Psychologen sei Dank. Alles, was man so an abenteuerlichen Dramen über Handwerker zu berichten weiß – sie stimmen! Es gibt grundsätzlich zwei Zuverlässigkeiten: Sie kommen bzw. sie kommen nicht. Letzteres mit überwältigender Mehrheit. Auch die Aussagen zu Fachfragen beschränken sich auf zwei Kernsätze: Geht bzw. geht nicht.

Geplant waren 2 – 3 Wochen Bauzeit. Das war absolut korrekt. Allerdings blieben die jeweils notwendigen Trocknungszeiten einzelner Teilarbeiten unerwähnt. Sie addierten sich schließlich auf insgesamt 2 – 3 Monate. Mitten im Winter. Unser täglicher Aufenthaltsort befand sich unmittelbar am Heizkörper neben dem Fluchtweg der Handwerker. Ihr Weg führte unzählige Male pro Tag an uns vorbei hinaus ins Freie. Sie hinterließen unbeeindruckt jedes Mal wieder eine offene Terrassentür. Der eisige Wind wirbelte lustige Wolken feinsten Staub an uns vorbei durchs Wohnzimmer. Wir waren zu wahren Profis im Abdecken von Sofas, Tischen, Stühle, Lampen, Fußboden und Co. gereift. Jeden Abend – Folien runter, ausschütteln, morgens wieder positionieren, bevor die braven Handwerker wieder eintrafen. Wenn sie denn eintrafen, und nicht gerade wieder eine Trockenphase ihren Tatendrang bremsten.

Nachdem wir in den ersten Tagen der Zusammenarbeit den Fehler begangen hatten, quasi mit dem Eintreffen des Personals zu frühstücken und uns den aktuellen Tagesthemen der Zeitung zu widmen, stellten wir unsere Gewohnheit kurzfristig um, und aßen bereits vorher, um den schmachtenden Blicken auf Leberwurststulle und Co. nicht weiter ausgesetzt sein zu müssen.

Herauszuheben sei auch die Pünktlichkeit der Handwerker. Jedenfalls gegen 16:00 Uhr wurde die Intensität der Tätigkeiten drastisch reduziert. Der Rückweg zum Depot gehörte logischerweise zur Arbeitszeit der üppig Bezahlten. Auch die tägliche Rückkehr zur Mittagspause war inklusive. Lediglich die Natopause wurde in den staubigen Räumen abgehalten. Wir versüßten sie mit frischem Kaffee. Exklusiv. Unterbrochen wurde die Arbeitswut, neben den tarifvertraglich zugesicherten Pausen, ausschließlich um vergessenes oder ausgegangenes Material zu beschaffen, oder dem aggressiven Drängen anderer Kunden nachzugehen, bzw. bei Notfällen ihr Geschick beweisen zu können. Einer ausgesprochen groben verbalen Attacke unsererseits war es letztendlich auch zu verdanken, dass die kleinen Restarbeiten en bloc erledigt wurden. Ohne ausufernde weitere Diskussionen. Mit sensationeller Pünktlichkeit und Schnelligkeit überraschten die engagierten Unternehmen mit der Rechnungstellung. Die Türklinke war noch warm, da klapperte schon die Rechnung im Briefkasten. Verbunden mit einem herzlichen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und 3% Sko

Autobiogrphie

Wer sich heute mit dem Gedanken quält einen Neuwagen anzuschaffen, der muss sich durch nicht enden wollende Zubehörlisten arbeiten, um dann festzustellen, dass der eigentliche fahrbare Untersatz das Preiswerteste an der ganzen Investition ist. Die Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten verlocken zu einem Häkchen hier und einem Kreuzchen da. Für Papa die Sportausstattung, für Mama den Parkassistenten. Sitzheizung und Klimaautomatik sorgen für Wohlbefinden bei jeder Großwetterlage, und die nette junge Dame vom Navi verströmt großes Vertrauen in den Anweisungen zur Fahrtroute. Es gibt nichts was es nicht gibt. Allerlei Angebotspakete und Finanzierungsofferten erleichtern die Entscheidung, anstelle der gerade noch fahrbaren Standard-Ausstattung doch eine exklusivere Variante zu ordern. Der Licht- und Regensensor ist ebenso inklusive wie das Multifunktionslenkrad. Ein lohnendes Geschäft. Und außerdem: Ein Fahren ohne Tempomat ist zwar möglich, aber undenkbar.

Wer erinnert sich eigentlich noch an die guten alten Zeiten? Opel Kadett B, das zweifarbige Coupé: Unten dunkelrot, oben, ab Unterfensterkante, schwarz. Auch in Nappaleder-Optik ein absoluter Hingucker! Oder in schlüpferfarbenem Hellblau! Anstelle Xenon- oder LED-Kurvenadaptierumdieeckevollausleuchtung (Puh!) funzelten klassische Glühbirnchen in der Dunkelheit herum. Diese konnte man sage und schreiben noch eigenhändig auswechseln! Riesige Halogenscheinwerfer und Breitstrahler sollten Finsternis und Nebelbänke aufhellen, brachten allerdings so manche Lichtmaschine an ihr Limit. Ohne Frage: Die gesamten Laternen wurden selbstverständlich nachträglich auf der Stossstange montiert, die aus Stahl bereits grob geschätzte 50% des KFZ-Gesamtgewichtes ausmachte. Von einer farblich abgestimmten Integration in die Karosserie unter dem Kühlergrill waren sie meilenweit entfernt.

Unweit des Lichterbaums, auf dem Kotflügel, wurden die Löcher für die Teleskop-Antenne gebohrt. Beim Abstellen des KFZs wurde diese achtsam eingeschoben, und beim Starten wieder herausgezogen. Das machte auch Sinn, weil sie in den meisten Fällen durch den Kotflügel in den Radkasten ragten, und wo es in Kurven mit den Pneus zu einer Kollision kommen würde. Dies konnte man unmittelbar an den Geräuschen erkennen, da die Karosserie als Klangkörper die Situation dramatisch wiedergab.

Ohne stromlilienförmige Außen-Rückspiegel im Nierentisch-Design ging gar nichts! Nachträglich montiert, auf Höhe der dreieckigen Ausstellfensterchen, ausschließlich manuell verstellbar. Wie bei den Löchern für die Antenne waren auch hier dem Rost in der Stahlkarosse Tür und Tor geöffnet.

Apropos Räder. Keine Alufelgen – Stahlfelgen und Radkappenblender waren vorherrschend, und unzählige dieser Radkappen zierten Straßenränder und –Gräben. Vielerorts dienten sie eifrigen Trophäensammlern als Blumenschale.

Als weiteres optisches Highlight fuhren jüngere Autobesitzer auf Kunststoffkappen ab, die sie über die Radmuttern stülpten. Ob in Wagenfarbe oder komplementär ließen sie jede Alufelge vor Neid erblassen. Nicht selten griff man auch zu verchromten Varianten. Blendende Zierde, ohne Zweifel, jedoch splitterte bereits bei der ersten Montage das ein oder andere Stück aus dem Blendwerk.

Verlassen wir nun das Äußere des Schmuckstückes und wenden uns dem überaus interessanten Innenleben zu. Das Thema Sicherheit stand noch nicht bedingungslos im Fokus – mit gut gemeinten Attrappen gaukelte man hier gerne Ernsthaftigkeit vor.

Wo heute integrierte Kopfstützen keinen Zweifel an schützender Funktion lassen, gab es derzeit, wenn überhaupt, lediglich Kopfstützen zum Aufstecken auf die Rückenlehnen der Frontsitze. Das Vertrauen bekam bereits beim Einsteigen einen jähen Dämpfer, wenn sie ohne Ankündigung oder erkennbaren Grund nach hinten in den Fußraum des Fonds fielen, wo sie weder durch Form, noch durch Funktion überzeugen konnten.

Noch abenteuerlicher als die Kopfstützen gestalteten sich die Sicherheitsgurte. Wer eine Strangulation nicht scheute, der rüstete seinen fahrbaren Untersatz mit Hosenträger-Fünfpunkt-Gurten aus. Allein die Zahl Fünf beeindruckte, garantierte allerdings keineswegs den erwünschten Schutz für Leib und Leben. Rumpf und Beine wurden fixiert, und eine zentrale Fangleine sollte verhindern was bei einem Unglück zu verhindern gewesen wäre. Die Fangleine wurde fachgerecht hinter der Rückbank, unter der Hutablage verankert. Die Schrauben mit dem Potentiometer nach DIN knallhart angezogen, und mit einer zweiten Mutter gekontert. Allerdings hielt die Kofferraumabdeckung, an der sich die Mutter klammerte, nicht den ersehnten Erwartungen auf die erforderliche Widerstandskraft. Aber sicher besser als gar nichts.

Das Lenkrad verfügte über eine zweidimensionale Multifunktion. Man konnte, mit reiner Muskelkraft, also ohne Servo-Unterstützung, jeweils nach links oder rechts chauffieren. So, wie es die allgemeine Verkehrssituation erforderte. Eine haptische Aufwertung konnte man durch einen Handschweiß absorbierenden Leder-Imitat-Schoner verwirklichen. Die Folge waren dunkle Flecken an der Zehnnachzehn-, bzw. Zehnvorzwei-Griffstellung. Waren die Befestigungsschnüre nicht straff genug gezurrt, rutschte es hin und her, was zu manch unübersichtlicher Situation, nicht nur auf kurvigen Alleen, führte.

Ultimativer Bringer war jedoch der Öldruckmesser auf dem Armaturenbrett! Das konnte nur noch getoppt werden, wenn ein Drehzahlmesser daneben zum Einsatz kam. Selbst das hübscheste Paar Beine auf dem Trottoir erlangte nicht annähernd solche Aufmerksamkeit wie dieses Pärchen innovativer Kontrolltechnik.

Gerne genommen wurden auch Kippschalter. Mehr Kippschalter als denkbare Funktionen wurden dabei von jedem Beifahrer anstandslos akzeptiert. In der Regel betätigte man damit die Funktionen „Licht an / aus“, besonders fortschrittliche Karossen auch noch die Scheibenwischer in einer Universalgeschwindigkeit. Natürlich nicht zu vergessen, die zusätzlichen Halogenscheinwerfer auf der Stoßstange!

Das Heck der Fahrzeuge präsentierte sich hingegen etwas aschenputtelig. Der schlichte, einrohrige Auspuff war lediglich durch eine Doppelrohrattrappe aufzupeppen. Sie hing meist schief, ohne jeglichen sicheren Halt in der Landschaft herum. Neben den Radkappen ziert sie weitaus mehr Straßenränder und –gräben als Auspuffrohre. Erfinderisch, wenn auch ein wenig illegal, stellten sich die akustischen Soundtunings dar. Unüberhörbar sorgte bereits ein kleines Löchlein im Auspuffrohr für Aufsehen. Manipulationen am sogenannten Topf garantierten Fehlzündungen und in besonders gründlichen Eingriffen sogar für Stichflämmchen, die dann auch für den Verlust der Doppelrohrattrappe verantwortlich.

Alle Pseudo-Rallye-Amateurpiloten fahren auf das absolut ultimative Tuning ab. Nur für die echten Cruser geeignet, für die Bekenner des reinen Heckantriebs, ist wenige Zentimeter schräg-gestellte Motorraumhaube. Spezielle Halter mit Gummiklammern sollen für zusätzliche Belüftung des Motorraumes sorgen. Die sportliche Optik überwiegt allerdings bei weitem. Oberaffen turbogeil ist dann nur noch der außen liegende Ölkühler. Ein Gerippe von Lamellen, durch die angeblich das Motoröl gepumpt wird, um bei extremer Fahrweise das Öl auf geschmeidigster Betriebstemperatur zu halten. So, wie es für jeden ambitionierten Citticruser unabdingbar erforderlich ist, da sich in den engen Häuserschluchten die Hitze ins uferlose staut.

Am Rande erwähnenswert nach all den technischen Highlights sind lediglich noch die schmückenden Aufkleber: Atomkraft, nein danke! Stoppt Tierversuche, nehmt Opelfahrer! Etc. Gott sei Dank waren derzeit solche Abarten wie: Sven an Board! CannABIs auf Rezept! Oder Kinder und Mütter zuerst in die Boote! noch nicht im freien und fairen Handel zu erwerben.

Mal ehrlich, das war doch noch Autofahren pur! Herrscher über PS statt KW. Keine Servolenkung, kein ABS, kein Bremskraftverstärker, keine Rückfahrkamera, kein Allrad, kein Navi, keine ZV, keine Verkehrsschilder-Erkennung, keine Multifunktion und Sprachsteuerung – aber jeden Samstag waschen, föhnen, polieren.

P.S./K.W.: Fast hätte ich die Romantiker der Chauffeure vergessen. Für diese Klientel entwarfen die Designgurus die Vase to go. Per Saugnapf ans Armaturenbrett fixiert, und der Angebeteten baumelte eine Plastiknelke aus der Schießbude vor der Nase herum. Theoretisch hätte es auch ein leibhaftiges Gewächs in der füllhornförmigen Vase gut gehabt. Bei einer innigen Liebesbezeugung jedoch bestand die latente Gefahr einer Neigung über 90°, was der Liebesbezeugung nicht unbedingt förderlich gewesen wäre.

Frischhaltefolie

Es ist zweifelsfrei einer der Errungenschaften der Menschheit: Die Frischhaltefolie. Was würden wir ohne Frischhaltefolie anstellen? Sie halten nicht nur frisch, sie gewähren auch ungetrübte Einblicke in die Welt der Lebensmittel. Während man bei Tupper und Co generell den Deckel lupfen muss, um den Inhalt fehlerfrei zu erkennen, ohne auf liebevoll, in Oma-Optik gestalteten, selbstklebenden Etiketten, handschriftliche Notizen* gemacht zu haben. Frischhaltefolien sind einfach nicht zu toppen.

*Wichtige Notizen beinhalten grundsätzlich die Informationen, die die moderne Hausfrau, gerne auch der emanzipierte Hausmann, täglich benötigt. Name des Produktes (auch Phantasienamen und Bezeichnungen die das Produkt eindeutiger identifizieren, wie „nach Omas Rezept“ möglich), Herstellungsdatum, Verfallsdatum, Inhaltsstoffe kategorisiert nach den gültigen Verbraucherschutzverordnungen, Hinweise auf potentielle Zutaten die jede Art von Allergien hervorrufen könnten, also für Mitglieder der Familie Ausschläge oder Nesselfieber zur Folge haben könnten, natürlich Angaben zum Hersteller, bei Fleisch und Wurstwaren z.B. auch den Namen des Schweines, die Art der Haltung, die humane Weise der Schlachtung, die kompletten Rezepturen des Futters, einen verbindlichen Auszug des Impfpasses, um nur die elementarsten zu nennen. Darüber hinaus empfiehlt das Amt für Verbraucherschutz, in Abstimmung mit der Bundesärztekammer, einen Frischhaltefolien-Beauftragten zu benennen, der in Zweifelsfällen, zur Schlichtung von Unstimmigkeiten einen Ombudsmann oder alternativ eine Ombudsfrau seines Vertrauens beauftragen kann, die umstrittenen Angaben auf Korrektheit zu prüfen, und übergeordnet einen neutralen Bericht dem Familienausschuß präsentiert, um zu einer nachhaltigen Lösung der Irritation zu kommen.

Doch was wären die Frischhaltefolien ohne die geniale Erfindung der Verpackung mit integrierter Abreißvorrichtung an der vorderen Unterkannte des Deckels? Als emanzipierter Ehemann beteilige ich mich selbstverständlich gerne tatkräftig, und ohne weitere Aufforderungen an der Hausarbeit. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich neulich in den vollen Genuss der Anwendung von Frischhaltefolien kam. Zur artgerechten Versorgung stand ein Rest Frischwurst. Spontan griff ich zur o.g. Packung Frischhaltefolie, die gleich neben der Alufolie und den Gefrierbeuteln in der rechten oberen Schublade des Küchenblocks auf ihren Einsatz harrte. Per Augenmaß entschied ich mich per Pi X Daumen für die passende Länge. Die Breite war ja durch die Verpackung selbst beschränkt. Dass der erste Abreiß-Versuch kläglich scheiterte lag sicher an meiner arglosen Unerfahrenheit im Umgang mit Frischhaltefolien. Die Frischhaltefolie wollte einfach nicht reißen und im Handumdrehen befand sich ein Knäul selbsthaftender Frischhaltefolie in meiner Handfläche wieder. Es ließ sich weder Anfang noch ein versöhnliches Ende erkennen. Ohne Brille schon gar nicht. Ich wiederholte den Vorgang in unterschiedlichen Neigungswinkeln der Frischhaltefolie zur integrierten Abrißkante. Da ich unachtsamer Weise die jeweiligen exerzierten Winkel nicht korrekt dokumentierte, kam es darüber hinaus zu ungewollten Wiederholungen. Gleich blieb jedoch grundsätzlich das Ergebnis. Bevor die Rolle der Frischhaltefolie sich dem Ende zuneigte, bat ich meine Gattin um Rat. Kopfschüttelnd ergriff sie die Folie, stellte routiniert den richtigen Winkel an, und trennte die gewünschte Länge in absoluter Rekordzeit vom Rest der Rolle. Mein Entschluss ab sofort wieder dem Staubsauger eine größere Aufmerksamkeit zu widmen ist sicher durchaus verständlich. Weitere Übungseinheiten unter fachfraulicher Aufsicht scheiterten an bereits jetzt bloßliegenden Nerven. Und da meine Frau auch außerordentlich routiniert in der Zusammenarbeit mit Ehepartnern bei der Hausarbeit ist, vermied sie weitere Konfrontationen mit Frischhaltefolien, Alufolien oder Gefrierbeutel und dem Personal. Man(n) kann sich ja schließlich auch nicht um alles kümmern. Und, Mann sollte sich auf die eigenen Stärken konzentrieren. Für die Schwächen ist bekanntlich die schwächere Hälfte zuständig.

So entgingen wir am Pfingstsamstagmorgen einem Gewitter in der Küche. Draußen braute sich allerdings gerade ein solches zusammen. Niederschläge bis in einzelne Küchen wurden vorhergesagt.

Leitkultur

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Thomas de Misere und vor allem die Amigos aus seiner Schwesterpartei sehen die BRD bereits als Burka-Republik-Deutschland. Ganz so weit ist es nun wirklich doch noch nicht! Oder? Dennoch muss ich offen gestehen: Auch ich liebe und pflege meine Vorurteile! Was soll daran denn so verwerflich sein? Ein Vorurteil ist doch eine Ansicht, die sich vor einem Urteil bildet. Ergo mit, bzw. nach einem Urteil jederzeit korrigiert werden kann. Oder eben bestätigt. In einem Vorurteil steckt aber noch wesentlich mehr. Zerpflückt man das Wort, so ergibt sich die Silbenfolge: Vor-Ur-Teil. Daraus kann man auch puzzeln: Ur-Vorteil. Demnach besteht seit Ur-Zeiten ein Vorteil. Ja, so flexibel ist unsere Sprache! Man muss sie nur in aller epischen Breite lesen und deuten können. Soweit, so gut.

Bevor sich unsere Damen und Herren Volksvertreterinnen und –Treter mit einer Leitkultur befassen, sollten sie erst einmal ihr eigenes Verhalten kritisch beäugen, und vorbildlich in einer Leitkultur manifestieren? Damit sie nicht zur Leidkultur wird! Eigentlich.

Schauen wir uns aber deren Verhalten, oder soll ich besser sagen Benehmen, einmal kritisch an, wie sie sich in Reden, Talkshows etc. gebärden. Welchen verbalen Müll sie absondern, nur um politisch Andersdenkende zu verunglimpfen, um ihren eigenen Allerwertesten patexmäßig auf dem Pöstchen zu sichern. Solange sie diesen aber auch ohne Konsequenzen, sprich Verlust an Wählerstimmen, absondern können, solange ist es müßig von einer vorgelebten Kultur zu sprechen. Abgesehen vom guten Stil sind es auch die geistigen Verdauungsrückstände die sie sich rausdrücken, ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt, der Sinnhaftigkeit, der Durchführbarkeit und der politischen Korrektheit generell. So wurde z.B. die allzeit beliebte, weil Stimmen generierenden, Steuersenkung für untere und mittlere Einkommen omnipräsent medial in Erwägung gezogen. Ein hübsches Geschenk für die stimmgewaltigste Zielgruppe. Und logischer Weise unmittelbar vor den Wahlen in NRW. Wie erbärmlich ist das eigentlich? Und wie erschreckend, dass das bei nahezu jeder Wahl dann doch wieder funktioniert! Aber: Offensichtlich erfolgreich. Bitte fragt jetzt nicht nach dem Warum. Schaut euch dazu lieber das P.S. an.

Trotz mildernder Umstände für die urbane Sprachgewalt der Bajuwaren bleibt immer noch der primitive Unflat der abgesondert wird. Allen voran die Speerspitze der CSU (Christlich Sozialer Unflat), mein ganz persönlicher Freund, Be.Scheuert. Aus unzuverlässigen Kreisen heißt es, er habe aus seinem Hause alle Spiegel verbannt, weil er es nicht wagt sich in die Augen zu schauen. Durchaus nachvollziehbar. Andererseits – wie gelt er sich dann das Haupthaar so perfekt aalglatt!?

Leider vegetieren noch weitere Granaten im Umfeld von Vollhorst, deren Qualifikation der Proporz ist. Wer kennt auf Anhieb die Ministerien eines gewissen Gerd Müller oder Christian Schmidt? Wen allerdings jeder sofort auf dem Schirm hat, ist Mauty Dobrindt! Der Stammtisch-Visionär für ABMassnahmen. Zu einer weiteren unnützen Beschäftigung für unsere lieben Beamten. Bläh! Parallel zur PKW-Maut hat er mal gerade die LKW-Maut gesenkt. Kann mir das jemand verständlich erklären?

Zugegeben: Bei der großen Schwesterpartei sieht es auch nicht gerade prickelnder aus. Wenn ich nur an Ankündigungs-Uschi von der Leine aus Niedersachsen denke. Die Oskar verdächtige Leyen-Schauspielerin mit blondem Permanent-Stahlhelm. Wie tief sind wir gesunken im Land der Dichter und Denker?

Nota bene: Hat schon einmal irgendjemand einen Gedanken daran verschwendet, wie Vollhorst, den Akt des Seitensprunges mit Obergrenze, vollzogen hat? Achtung: Kopfkino! Und, unser Pontifex hat ihm gnadenlose Absolution erteilt! Absolut geil! Was wohl die Kurie dazu sagt? Immerhin ist wenigstens ein „C“ im Vereinsnamen mit im Spiel! Zur Ablasse musste der bekannte Fremdgänger ein Dornrosenkränzchen sechs Mal umrunden, sowie einige „Vater unser, der du bist in München“ beten. Kniend selbstverständlich, voller Demut.

Jaja, so nah liegen Leit- und Leidkultur beieinander.

P.S.: Noch ein beeindruckender Nachtrag zur Leidkulutur.

Das Samstagabend Programm im TV der Top 5 Sender:

ARD – Frag doch mal den Frosch.

ZDF – Willkommen bei Carmen Nebel

RTL – Dieter Bohlen / Die Mega-Show

SAT1 – Harry Potter und der Stein des Weisen (5te Wiederholung)

PRO7 – Schlag den Star

Das ist dreiste, gezielte Verblödung des Volkes! Und wir zahlen noch GEZ dafür. Kommentarlos.

Abendgrauen

Zugegeben, ich berufe mich gerne auf die Wissenschaft. Ist sie doch sehr wahrscheinlich die einzige zuverlässige Komponente in dieser merkwürdigen Zeit. Wenn auch das Trumpel im Weißen Haus manchen wissenschaftlichen Erkenntnissen keinen Glauben schenkt. Und können sich so viele Millionen US-Bürger, die ihn gewählt haben, irren?! Schließlich ist die überwiegende Mehrheit  als Wirtschaftsflüchtlinge europastämmig. Also aus Ländern, denen man eine gewisse Kultur nachsagt. Haben sie doch anerkannte Koryphäen aus Kultur und Wissenschaft hervorgebracht.

Genug der Vorrede. Uneinigkeit jedenfalls herrscht unter allen Gelehrten, ob nun das Abendgrauen vor dem Morgengrauen war – oder umgekehrt. Hier lassen sich gewisse Parallelen zum Huhn und dem Ei nicht verleugnen. Wie dem auch sei. Auf jeden Fall überfiel mich das Abendgrauen neulich in einem Restaurant plötzlich und völlig unerwartet in Persona des Stefan Mross! Nahm er doch mit schmückendem Beiwerk und seinem Hofstaat am Nachbartisch Platz. Wie bitte? Ihr kennt Stefan Mross nicht? Den Sonntags-Vormittags Fernsehgärtner aus dem ZDF? Macht gar nichts! Zur Erklärung: Die Fernsehgemeinde unterteilt sich in vier Gruppen:

  1. Die jungen Seher. Diese schlafen zu den Übertragungszeiten noch tief und fest. Somit bleibt ihnen das Morgengrauen (in diesem Fall) erspart.
  2. Die mittlere Generation. Sie walken oder joggen zu dieser Tageszeit, nachdem sie sich bewusst glutenfrei ernährt haben.
  3. Die Nachkriegsgeneration. Hier steht Mutti, nach dem Kirchgang, am Herd, und bereitet das Sonntagsmahl vor. Sollte es an einem Zweitfernsehen in der Küche mangeln, entgeht auch ihr diese bedauernswerte Sendung.
  4. Die älteren Bürger haben die Muse sich dem Programm hingebungsvoll zu widmen. Ihnen wird das Sonntagsmenü per Kurier unmittelbar auf den Esstisch geliefert. Diese Klientel ist die treueste aller Treuen.

Bemerkenswerter Weise stammen etliche weitere Selbstdarsteller wie Stefan Mross ausnahmslos aus Alpenländern. An dieser Stelle sei nur auf die Barden Florian Silbereisen und Hansi Hinterseher verwiesen. Der eine oder andere mag dem einen oder anderen geläufig sein.

Apropos geläufig: Werfen wir gemeinsam einen Blick auf das schmückende Beiwerk. Einige Lenze jünger als St.M. (in diesem speziellen Fall sind die Initialen bitte nicht mit Sankt Martin zu verwechseln! Oder sollte ich besser S.M. verwenden? Obwohl diese aber auch falsch interpretiert werden könnten.), mehr oder weniger gehüllt in ein Kleidchenchen, dessen Materialkosten gen Null tendieren. Das Kleidchenchen war schlicht und rot, das schmückende Beiwerk schlicht und blond. Den oberen Saum schmückte ein weißer gehäkelter Bord, wie sie uns aus hölzernen Sennhütten bekannt sind, wo solche Schmuckstücke die Küchenfenster zieren. In beiden Anwendungsfälle gestatten sie einen ungetrübten Blick auf prachtvolle Alpenpanoramen. Während die einen durch Verschiebungen der tektonischen Platten vor Jahrmillionen entstanden sind, erhoben sich die anderen unter fachmännischer Hilfe modernster Chemie. Die beiden unteren Enden des schmückenden Beiwerks waren in Plateausandalen festgezurrt, die das schmückende Beiwerk auf ein körperlich höheres Niveau hievten. Körperlich wohlgemerkt! Bei dem Anblick überfielen mich Panikattacken, da ich extrem unter Höhenangst leide. Mit unsicheren, ungelenken Schritten bewegte sich das schmückende Beiwerk gelegentlich zwischen Tisch und „Stuhl“.

Im Hofstaat befanden sich außerdem zwei erwähnenswerte Personen. Unter anderem offensichtlich eine Kameraassistentin, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen, wenn sie ab und an unbeabsichtigt durchs Bild huschen. Unschwer auszumachen an der für Kameraassistentinnen unvermeidlichen Kleidungsstücken aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen, fair hergestellt und umweltfreundlich transportiert. Sie erinnern an Ökos, deren Pullover aus diversen ausgeleierten Socken bei einem Tütchen gestrickt wurden, und Jahre später aus den unverfilzten Resten erneut zu solchen reanimiert wurden. An den Füssen die altgedienten, klassischen Jesussandalen.

Zur Rechten von St.M. lungerte ein ganz in weiß gekleidetes Individuum. Von seinem Hemd waren die obersten vier Knöpfe geöffnet, zum Vorschein kam eine grobgliederige Kette an der ein schweres Kreuz hing. Ob die gebeugte Haltung der Schwere des Materials geschuldet war bleibt unerforscht. Das Pendant zur Kette zierte das rechte Handgelenk, während eine Uhr im Format einer Kirchturmuhr für den statischen Ausgleich am linken Gelenk sorgte. Offensichtlich der Manager.

Die restlichen Personen entsprachen durchaus ganz normalen Durchschnittsbürgern.

Ach ja: Über St.M. selbst gibt es nun wirklich nichts Aufregendes zu berichten. Abendgrauen eben.

Erlitten und beobachtet an einem eigentlich herrlich warmen Frühlingsabend, dem 28. Mai 2017.

 

 

 

 

Geschenkte Zeit

Um Unwissende aber Interessierte auf einen einheitlichen Wissensstand zu manövrieren, hier eine kurze Einführung in die Lage. Geburtstagsgeschenke stellen die meisten vor eine kreative Herausforderung. Insbesondere, wenn es sich um runde handelt. Da ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn der Zubeschenkende mit seinen Wünschen schon mal eine passende Richtung vorgibt. So geschehen auch bei Lothars 70er. Sein Herzenswunsch war Zeit. Wir, das heißt Roswitha, Hubert, Elisabeth und ich, der Chronist, beugten uns diesem Wunsch gerne. Selbstverständlich war Hiltrud untrennbar mit von der Party. Wir entschieden uns für die Variante „Laufen & Saufen“ und wählten eigens dafür ein Datum, das uns meteorologisch einen herrlichen Tag bescheren sollte – den 06. Mai 2017.

Sowohl der Weg, als auch das Ziel war und blieb überraschend. Geplanter Start war um 11:00 Uhr mit dem Aufsammeln des Jubilares nebst Gattin, sowie ca. 30 Minuten später das Eintreffen in Nonnenweier. Trotz Staus auf der A5, pünktlich wie die Maurer, trafen die Fischers und Maiers im Wörtelweg ein. Nach herzlicher Begrüßung und dem Erkunden des allgemeinen Befindens, brachte ein Gläschen Sekt die erwartungsvolle Runde recht schnell auf die brisanten Themen der aktuellen Politik, und die anstehenden Wahlen bei unseren Nachbarn und bei die Döspaddels im hohen Norden. Die Zeit konnte uns nicht davon laufen, wir hatten sie fest im Griff.

Ohne Hektik wurde die Sitzordnung im Camper besprochen, der uns sechs gemeinsam an den Kaiserstuhl bringen sollte. Ein Camper ist nun mal kein Bus und die freien Plätze waren im Nu an Fahrer, Geburtstagskind und die Damen vergeben. Der Chronist saß die paar Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes auf einer A-Backe ab, und Roswitha (offensichtlich mit solchen Situationen vertraut), auf dem Boden kauernd zwischen ökonomisch einwandfreiem, Solarzellen gespeistem Herd und dem Kombiraum Dusche/Toilette. Vereinzelte kleine Spritzer an der Windschutzscheibe wurden einfach ignoriert.

Programmpunkt Nr.2 war die Eismanufaktur in Königschaffhausen. Wir waren die einzigen Gäste, ließen uns allerdings den Genuss nicht vermiesen. Etwas später, als die Eiseskälte sich bereits im Körper breit macht, wagte sich eine fremde Dame in die Eisbar. Sie begnügte sich jedoch mit einem Bollen – angeblich wegen Geldmangels. Wir überredeten sie sich dann doch für die Sorte Orange/Joghurt zu entscheiden. Sie bedankte sich für diese Empfehlung. Auf dem Rückweg zum Camper, vorbei an der Fischergasse, störten wir ein Spatzenpärchen, das aufgeschreckt seine Paarungsaktivitäten auf dem Fensterbrett abbrach und zeternd davon flog.

Programmpunkt Nr.3 war der Abmarsch vom Parkplatz in Burkheim. Altersgerecht spazierten wir einen seichten Anstieg hinauf auf eine Terrasse zwischen den Reben. Der Rundweg war mit einer gelben Raute gekennzeichnet. Aber das nur nebenbei. Wie im Frühling nicht anders zu erwarten, erwachte die Vegetation zum Leben. Der Weg war gesäumt mit allerlei Kräutern und Unkräutern. Augenblicklich begann man mit der Bestimmung derselben und Ratschlägen für welche Wehwehchen sie nützlich seien, bzw. welche Aromen in Salaten oder Kräuterbuttern besonders schmackhaft. Der Outdoor-Naturkunde-Unterricht setzte sich mit der angestrengten Identifikation des Vogelgezwitschers fort. Dabei wurde des gesamte Arten-ABC bemüht: Von A, wie Amsel oder Ammer bis Z, wie Zaunkönig oder Zeisig. Zur Sprache kamen Namen, die ich mein Leben lang noch nicht gehört hatte und bei den Gesängen reichte meine Kenntnis gerade einmal für Taube, Kuckuck und Käuzchen. Aber meine Stunde sollte noch kommen.

Die Gesprächsthemen gingen nicht aus, und mit stets wechselnden Laufpartnern war allerlei Kurzweil angesagt – schließlich waren irgendwann alle Kräuter und Laute identifiziert. Immer wieder gerne genommene Themen der BestAger sind gesundheitlicher Art und, mit welchen Plänen man gedenkt in den nächsten Wochen und Monaten dem Lieben Gott die Zeit zu stehlen. So marschierten wir durch Gottes freie Natur, bis die Wetterfrösche Recht behalten sollten und der vorhergesagte Mairegen an Intensität zunahm. Regencapes und –Schirme wurden aus den Rucksäcken gezaubert und die Wegstrecke besonders aufmerksam studiert, um ja nicht auf einer glitschigen Baumwurzel auszurutschen und womöglich einen Oberschenkelhalsbruch zu riskieren. Irgendwie sehen Wanderer mit Schirmen blöd aus! Aber noch blöder tropfnasse Radfahrer ohne Schirme.

Die Wanderung endete dort, wo sie begonnen hatte: In Burkheim. Bei der Suche nach etwas Schutz und Wärme landeten wir im Art Café. Wir frotzelten noch über den Namen, und ob der Kaffee wohl eher eine Art von Kaffee sei. Leider war der Name Programm. Auch die ersehnte Wärmestube war komplett besetzt und wir mussten, zwar bedacht aber mehr oder weniger im Freien, Platz nehmen. Notdurftmässig jedoch 1A-Lage, unmittelbar am Eingang zur Unisex-Toilette. Kälte und Kaffee sind immer Garant für überproportionalen Harndrang, und so durften wir uns über ausreichend Abwechslung erfreuen. In einer kleinen Stauphase gesellte sich ein hübsches junges Mädchen zu unserer Gruppe. Sie konnte ihre Herkunft aus einem zentralafrikanischen Land nicht verbergen, und ihr Teint erinnerte mich irgendwie an die Sorte „Zartbitter“ aus der Eismanufaktur in Königschaffhausen. Die Unaufmerksamkeit des hübschen jungen Mädchens nutzte ein anderes Mädel schamlos aus, und schlüpfte aufs WC obwohl sie noch nicht an der Reihe war. Wir machten sie auf ihr Vergehen sofort nach Verlassen des Örtchens aufmerksam. Es war allerdings für ein Rückgängigmachen zu spät und sie bedauerte die Tat zutiefst.

Nach schlechtem, teils kaltem Kaffee aber ordentlichem Kuchen stromerten wir durch die romantischen Gassen von Burkheim zurück zum Camper. Der Mairegen nahm sich eine schöpferische Pause, sodass wir trockenes, sauberes Schuhwerk anlegen konnten und mit einem Blick in den Rückspiegel auch einen ordnenden Strich durch das verbliebene Haupthaar machen.

Nachdem wir die bekannte Sitzordnung wieder eingenommen hatten, ging die Fahrt in Richtung Abendmahl. Auf der Fahrt aus Burkheim heraus eskortierte uns ein Stück des Weges eine Rotte blutjunger Mädels im heiratsfähigen Alter. Offensichtlich die letzte Gelegenheit für eine aus ihrer Mitte, das Singleleben zünftig abzuschließen. Trotz des Mairegens schauten sie ein wenig niedergeschlagen ins Wetter.

Programmpunkt Nr.4, dem abschließenden Höhepunkt des Tages – ein Abendessen in der Kellerwirtschaft in Oberbergen. Allen Unkenrufen zum Trotz befindet sich die Kellerwirtschaft nicht unten, sondern oben. Unten, in der Vinothek, verköstigte sich eine Busladung Hobby-Sommeliers aus dem kulinarischen Niemandsland. Mit fachkundiger Mine begutachtete man Farbe und Struktur des Weines, erschnüffelte die Duftnoten des Bouquets und diskutierte über die Nachhaltigkeit des Abgangs am Gaumen. Wir überließen die Laienweinkenner ihrem Schicksal und stiegen erwartungsvoll empor in die Kellerwirtschaft. Dem Anlass entsprechend hatten wir einen Tisch mit Ausblick reserviert. Dieser jedoch unterschied sich lediglich nur in Nuancen von dem Sichtbeton-Mauerwerk. Wir konzentrierten uns deshalb mehr auf Gerichte und Weine. Nun war meine Stunde gekommen! Die Wahl der begleitenden Weine wurde vertrauensvoll in meine Hände gelegt. Ohne großes Eigenlob – die Wahl des Weißen und Roten konnte nicht besser sein. Zum Start jedoch ließen wir Männer uns nicht irritieren und orderten im Weingut Keller erst einmal ein Sturzbier.

Das Essen war ausgezeichnet, und es kam nur noch einmal wenig Unruhe unter der Weiblichkeit auf, als eine Schar junger Männer die Lokalität betrat, denen man durchweg eine gewisse Attraktivität nicht absprechen konnte. Ausgleichende Gerechtigkeit! Man wandte sich schon bald wieder den Ehemännern zu, man wusste schließlich zu schätzen, was man an ihnen hatte. Nachdem die Teller geschleckt, und die Flaschen geleert waren entschloss man sich für die Heimfahrt und einen Scheidebecher im Wörtelweg. Lothar empfand, dass der Salat ziemlich fettig gewesen sein soll. Mit einem Klaren konnte kurzfristig für Erleichterung gesorgt werden.

Zunächst schien es so, als ob der Jubilar der Runde zum jähen Aufbruch animieren würde. Eine schöpferisch geistige Schwächephase wurde rasant überwunden. Beim Stichwort „Mutti“ erwachten die Lebensgeister zusehends und so konnte die Zeitreise mit komplettem Teilnehmerkreis zu einem glücklichen Ende geführt werden.

Auf eine baldige Wiederholung!

 

 

Künstliche Intelligenz

Jeder halbwegs intelligente Zeitgenosse weiß, dass Intelligenz nicht unbedingt Wissen bedeutet. Klar, intelligente Menschen verfügen in der Regel über ein beachtliches Wissen – dagegen sind Menschen mit Wissen allerdings nicht automatisch auch intelligent! Als ich dieser Tage den Namen Gerd Müller in den Nachrichten hörte, rief ich augenblicklich mein Wissen über den legendären Torjäger, unseren deutschen Fußball-Weltmeister ab, den Bomber der Nation. Dass wir aktuell aber noch über einen prominenten Namensvetter verfügen, das war mir bisher verborgen geblieben. Es gibt selbstverständlich noch diverse Gerd Müllers, aber nur einen Bundesentwicklungsminister! Es ist durchaus seiner Intelligenz zuzuschreiben, dass er seine Präsenz bisher geschickt zu verbergen wusste. Erst dieser Tage, kurz vor den in Bälde anstehenden Wahlen, tauchte er aus den unergründlichen Tiefen bayrischer Politikergefielde auf, und beglückte uns sogleich mit seinem Wissen, das er sich bestimmt bereits in den Sechzigern erworben hatte: Man solle die Dritte Welt zu mehr Eigenverantwortung und – Initiative ermutigen und Hilfestellung leisten, dass man sich zukünftig selber ernähren können soll. Welch außergewöhnliche Erkenntnis am Ende der Legislaturperiode. Da liegt der Verdacht doch nahe, dass das Schießen von Toren im Land der blau-weißen Rauten eine große Tradition vorzuweisen hat. Unabhängig ob Siegtore oder Selbsttore.

Dieser famose Vorschlag brachte mich, an diesem regnerischen Maitag, auf eben diesen Gedanken. Logisch, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz absolut nichts mit dem Aufgabengebiet unseres Entwicklungshilfeministers zu tun hat! Obwohl eine gewisse Entwicklung hier offensichtlich auch auf fruchtbaren Boden gefallen wäre! Mein Votum geht ergo ganz eindeutig zu Gunsten der zügigen Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz! Wer ahnt warum?

Zugegeben, nicht allein ausschlaggebend sind die Possen unserer gewählten Volksvertreter. Leider erlebe ich nahezu täglich Tatsachen und alternative Fakten, die mich an einer Weiterentwicklung der natürlichen Intelligenz jedoch arg zweifeln lassen. Parallel dazu nimmt auch noch das Wissen unserer lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger zusehends ab. Die Aussichten weisen eine bemerkenswerte Parallelität zur aktuellen Großwetterlage auf: Wechselhaft, mit einzelnen heftigen Niederschlägen. Folgt dann womöglich Lodda Matthäus auf Gerd Müller als Wasweißich- bzw. Wasweißichnicht-Minister!? Ich darf gar nicht darüber nachdenken! Gott sei Dank haben wir noch unsere Medien, die uns notwendiges Wissen vermitteln und zu intelligentem Tun und Handeln anregen. Scherz!

Schade, dass Mairegen nicht nur schön macht. Am 04.05.2017 nicht, und auch nicht an vielen anderen Tagen.

April, April

April, April, da kann jeder wählen was er will!  Was soll man machen, an einem Tag mitten im April, der seinem Namen alle Ehre macht? Wie wäre es, etwas für seine körperliche Fitness zu tun? Und damit auch gleichzeitig seinen Geist auf Trab bringen! Also ab in die Muckibude! Ein Stelldichein der üblich Verdächtigen: BestAger, also Rentner und Pensionäre. Perfekt equippt. Draußen parkt der SUV, innen ist die Luft ebenso verbraucht. Ein offenes Fenster könnte für eine notwendige Sauerstoffzufuhr sorgen. Könnte, denn die frühpensionierten, verweichlichten Frischluftintoleranzler begehren umgehend auf. Am Kaffeeautomaten zieht es! Und der Schritt vom verbeamteten Nichtstun zum gutdotierten Garnichtstun ist noch nicht hinreichend vollzogen. Der Hinweis auf durchaus mögliche aktive Bewegung, und damit verbundene bessere Durchblutung wird abgetan. Man schwitze, und Zug wäre der Gesundheit nicht förderlich. Wahrscheinlich kühlt auch der kostenlose Kaffee zu rasch ab, was eine baldige Rückkehr an die Geräte bedeuten könnte.

Der Sauerstoffmangel gilt dann sicher auch als Entschuldigung dafür, dass nicht nur die Muskulatur, sondern auch das Hirn gewisse Mangelerscheinungen und Defizite aufweisen. Themen und Argumente führen logischerweise zu diesem Rückschluss. Ich verkrieche mich in mein gedankliches Schneckenhaus und denke mir meinen Teil: Entgegen aller Kommentare und Shitstorms sehe ich das Ergebnis des Referendumms der Osmanen schließlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. So dumm sind die Voten der in diesem unserem Lande lebenden gar nicht! Natürlich ist das Entsetzen riesig! Die Integration hat versagt. Wir müssen uns anpassen an die morgenländischen Kulturen. Na dann gute Nacht!

Dabei ist die überraschend hohe Quote eigentlich nicht ohne Logik. Mit dem „Evet“ wird eine baldige Aufnahme in die Europäische Union nahezu unmöglich. Damit die freie Wahl des Arbeitsplatzes und außerdem bleibt die Visumspflicht bestehen. Will heißen, eine denkbare Schwemme vom Bosporus ins gelobte Deutschland ist verhindert. Und damit werden die eigenen Arbeitsplätze gesichert, wird die Konkurrenz der Gemüseläden auf einem einträgliches Maß gehalten. Na, wie klingt das? Logisch, oder!?

Auf dem Crosswalker zum Crossdenker. Geht doch. Und die Fenster bleiben zu!

 

 

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