„Du sollst nicht links fahren!“ Oder, welche ökologischen, ökonomischen gesundheitlichen Schäden entstehen für Umwelt, Gesellschaft und Krankenkassen.
Man nennt sie auch die Schrecken der Straßen, die Safetycar-Fahrer, die Lenkradbeisser, Rentner, Holländer und Ökoterroristen. Wo früher das Opel-Logo, der Wackeldackel und die überhäkelte Klopapierrolle das Statussymbol aller Verkehrshindernisse war, hat sich heute ein echter Paradigmenwechsel vollzogen. Silbergrau, passend zur Haarpracht, in metallischer Sonderlackierung bewegt sich die Klientel mit ein bis fünf Stundenkilometern langsamer als erlaubt über Landstraßen und Autobahnen. Auf längeren Geraden kann man sie ganz vorne, vor allen anderen Verkehrsteilnehmern, erspähen. Manchmal auch in langgezogenen Kurven, wenn sich der Rückstau gerade erst entwickelt. Bevorzugte Automarken sind immer noch mit einem Ring als Logo, allerdings ist der Blitze zu einem Stern mutiert. Die A- und B-Klassen einerseits, andererseits die Modelle mit dem Alibi-Blue in der Namensterminologie: BlueMotion, BlueTec, BlueDrive, BlueDoof. Millionen von Konsumenten lassen sich durch diese Bezeichnungen in die Irre führen. Oder, noch schlimmer, tragen das Blendwerk wie eine Gutmenschminestrants vor sich her – seht her, ich der Umweltapostel! Sie kutschieren alle sogenannte drei Liter Fahrzeuge. Leider nicht im Verbrauch, sondern im Volumen des Hubraums.
Die Bezeichnung mit „Blue“ soll natürlich eine saubere Umwelt vorgaukeln, in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter die Blauäugigkeit der Konsumenten. Oder sogar der Promillegehalt in manchen Adern. Blue Motion – am Puls der Zeit.
Das Vorgeplänkel war notwendig, um einen geschmeidigen Einstieg in das Kernthema zu gewährleisten. Kommen wir jetzt zum Wesentlichen: Dem Elften Gebot – dem Rechtsfahrgebot. Der Niederschreibende, ein unfallfreier Held der Landstraße, ist ohne Zweifel prädestiniert für eine kompetente und subjektive Beurteilung der Rechtssituation. Seine millionenfache Kilometerleistung, und sein punktloses Flensburger Konto zeugen von uneingeschränkter, neutraler, gesetzesunwidriger Erfahrung auf allen Bundes- und Landstraßen, sowie allen Autobahnen von der A1 bis zur A995. Auch in den europäischen Ländern sind ihm Regelwerk und Verhalten der Ausländer selbst und deren Gesetzen hinreichend gegenwärtig.
Es ist ein folgenschwerer Trugschluss, dass der gemeine Safetycar-Fahrer ökologisch unbedenklich den fließenden Verkehr stört. Ganz abgesehen vom Rechtsfahr-Gebot. Mag er selbst seinen fahrbaren Untersatz am Limit des Minimalverbrauches und dem absoluten Stillstand bewegen, so muss man volkswirtschaftlich auch die im wahrsten Sinne des Wortes Folge-Schäden berücksichtigen. Wobei die Vokabeln „bewegen“ und „Rücksicht“ hier mit aller gebotenen Vorsicht zu genießen sind.
Wenn nach etlichen Kilometern der Rückstau seinem Höhepunkt entgegen strebt, spätestens dann sollte der gemeine Safetycar-Fahrer eine kritische Bilanz seiner erzwungenen Entschleunigung ziehen.
Lassen wir die strafrechtlich relevanten Vergehen des Rechtsfahrgebotes und der Freiheitsberaubung einmal außen vor. Zunächst ist es der freigesetzte Bremsstau der die Umwelt und Gesundheit nicht nur der Nachfolgenden schädigt. Auch wenn sie nur ein paar wenige Kilometer in der Stunde schneller von A nach B unterwegs sind, ein nicht zu leugnender Fakt. Der Materialverschleiss an weiteren überlebenswichtigen Funktionsteilen ist sicher ebenfalls zu erwähnen, soll allerdings an dieser Stelle nicht vom Wesentlichen ablenken. Bei einer betriebswirtschaftlichen Vollkostenrechnung jedoch müssen sie einberechnet werden! Ebenfalls die daraus resultierenden häufigeren Besuche autorisierter Werkstätten. Dadurch wiederum die zusätzlichen Verbräuche der An- und Abfahrt, des Leihwagens, der Logistikkosten für Lieferung, Lagerung und Entsorgung des Altmaterials, des höheren Rohstoffverbrauchs, der Mehrarbeit, incl. Einbeziehung der Urlaubs- und Krankheitstage, aller Arbeitgeberanteile, Sparzulagen für Riesterrente, Kosten des Arbeitsplatzes selbst (Licht, Lüftung, Heizung, soziale Räume, Kantinen-Bereitstellung und Essenszuschüsse, etc.) – um nur einen flüchtigen Überblick auf die ganze Komplexität zu geben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Die fadenscheinige Begründung der energie- bzw. kraftstoffsparenden Schleichweise trifft ausschließlich auf den gemeinen Safetycar-Fahrer selbst zu. Wiederum alle anderen Nachfolger verbrauchen durch erzwungenes erneutes Gas geben wesentlich mehr, als der gemeine Safetycar-Fahrer vorgibt einzusparen. Dieser erzwungene Mehrverbrauch multipliziert sich mit der Anzahl der Nachfolger um ein Vielfaches. Ein Verweis als Quervermerk sei an dieser Stelle gestattet, und soll den Blick auf die Endlichkeit des fossilen Brennstoffes richten!
Auch die Volkswirtschaft ist eine der Leidtragenden unter den Gepeinigten. Welche Verschwendung an Ressourcen! Abertausende an Stunden, die mit sinnvoller produktiver Arbeit ausgefüllt sein könnten, werden hier auf dem Asphalt vergeudet. Keine Wertschöpfung, sondern Wertschröpfung auf Kosten von Wohlstand, eines engmaschigen Sozialnetzes, höheren Renten, günstigeren Benzinpreisen, qualifizierterer Aus-, Weiter- und Einbildung, oder kultureller Förderung. Denker und Dichter statt Lenker und Bremser!
Zu Lasten der Allgemeinheit muss man selbstverständlich auch den Kostenberg rechnen, der bei den Krankenkassen zu Buche schlägt. Die Herz- und Kreislauferkrankungen führen die bedauernswürdige Statistik an. Wieviel Fahrer, Beifahrer, angeschnallte und unangeschnallte Hinterbänkler bekommen es sprichwörtlich an die Nerven, wenn das Elfte Gebot von uneinsichtigen Safetycar-Fahrern immer und immer wieder gebeugt wird. Egoistisch und unverantwortlich den Mitmenschen gegenüber.
Auf dem Platz hinter den Herz-und Kreisläufern rangieren die körperlichen Gebrechen. Zeichnen doch die gemeinen Safetycar-Fahrer ursächlich für so manchen Auffahrunfall verantwortlich, der durch ihre Behinderungsstrategie nur ihr eigenes jämmerliches Vorankommen im Blick haben. Vor ihnen präsentieren sich die Straßen ja in einwandfreiem freien Zustand. Abschleppdienste, der ADAC, Polizei, Ärzte, Krankenhäuser sowie Reha-Anstalten können sich nicht beklagen. Eine trügerische Auslastung. Haushalte, Budgets bzw. Kassen werden belastet – aus unseren Steuergeldern. Tröstlich nur, dass auch die gemeinen Safetycar-Fahrer zur Kasse gebeten werden. Wenn auch ihr Beitrag einem erbärmlichen Almosen gleichkommt, gemessen an dem Topf der gesamtgesellschaftlichen Belastungen.
Zu guter Letzt, wenn ich es mal so nennen darf, möchte ich auf die psychosomatische Komponente verweisen. Auf die zwischenmenschlichen Dramen, die sich im Innenraum der Kraftfahrzeuge abspielen. Dass bei dem unflätigen, niveaulosen Wortschatz, den sowohl unerhörten, als auch ungehörten Beschimpfungen und Hasstiraden, so manche Beziehung die Grenze jeder Harmonie tangiert, ist kaum verwunderlich. Paarberater und Scheidungsanwälte haben Hochkonjunktur und Wartezeiten, die den Staueffekt hinter gemeinen Safetycar-Fahrern um Längen übertrifft. Selbst Frauenhäuser verzeichnen einen überproportionalen Zulauf, da sich die häusliche Gewalt bis in die Fahrgastzellen der geleasten Mittel- und Luxusklasse-Kraftfahrzeuge verlagert. Diese sind wiederum steuerlich absetzbar, und so weiter, und Ford. Leidtragende sind unsere Kinder. Sie wachsen in zerrütteten Familien, bei allein erziehenden Müttern und Vätern auf. Traumatisiert fallen sie in die Hände skrupelloser Psychologen, meist mit Doppelnamen, wie z.B. Leutheusser-Schnarrenberger, die ihnen ökonomisches, veganes und katalysiertes Gedankengut nahebringen. Damit ist die Saat für nachkommende Generationen von gemeinen Safetycar-Fahrern ausgebracht. Dieser Kreislauf macht mir ernsthaft Sorgen! Sind es doch die Staugeschädigten selbst, die ihre Widersacher von morgen zeugen? Addiert man diese Eigengewächse zu denen hinzu, die im trauten Umfeld der gemeinen Safetycar-Fahrerfamilien heran wachsen, verändert sich zwangsläufig der Proporz zwischen Pros und Kontras. Bleibt die alles entscheidende Frage nach Zukunft des Nah-und Fernverkehrs: Stehen wir noch? Oder fahren wir schon?
P.S.: Ich möchte diese Abhandlung all denjenigen widmen, deren Intellekt ausreicht um ihre Gesinnung zu überdenken und, öko-logisch, zu korrigieren. Es ist nicht zu spät sich positiv zu einem entscheidenden Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit durch zu ringen. Freie Fahrt für freie Bürger!
Allen Lesern möchte ich ein Zugeständnis abringen – das Verständnis dafür, dass sich für meine Lieblingsunsympaten keine passende Zeile gefunden hat. Der Ordnung halber seien sie hier wertfrei namentlich erwähnt: Uschi von der Leyen, Helene Fischer, Alice Schwatzer, Matthias Sammer, Xavier Naidoo, Peter Maffin, Til Schweiger, Lena Meyer-Landhuhn, alle russischen Leistungsdoper, die gesperrten Blatter und Blattini, der überlebenden Hälfte der polnischen Zwillingszwuckel, Donald Dumpf, Heidi Plump u.v.a. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.
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