Präambel  

Zwanzigsechszehn war ein ganz typisches Nicht-Priemzahl-Jahre. Siehe folgenden mathematischen Beweis: Die Quersumme von zwanzigsechszehn ist neun, und damit durch drei teilbar. Ergo: Eine Priemzahl! Und selbst die mathematisch nicht dokumentierte Errechnung meiner individuellen Quersumme ergibt das gleiche Resultat: Zwanzig plus sechzehn ist sechsunddreißig. Geteilt durch drei ist zwölf, wieder geteilt durch drei ist vier. Ergo: Auch eine Priemzahl. So einfach kann Mathe sein! Zwanzigsechzehn war aber auch ein Schaltjahr. Und Schaltjahr ist Kaltjahr! Was gab es sonst noch Erwähnenswertes? Die Russen dopen und bomben nach Belieben. Die britische und amerikanische Jugend verschlief ihre Zukunft zu wählen. Das Erwachen war unerwartet hart. Bei der FIFA und UEFA wurde ein Eigentor nach dem anderen geschossen. Gesiegt hat die Raffgier. Mutti macht´s noch mal. Weitere Rolle rückwärts für die Maut. Neue CD von den Rolling Stones. Die sind einfach nicht zu stoppen. Bittere Überraschung: Auch Helden müssen sterben. Der fidele Castro. Unter einem Türken versteht man eigentlich einen Dummy. Realer Beweis regiert in tausend Zimmern. Aber wenden wir uns nun von den besonders tragischen Fällen den erfreulicheren zu. Zwanzigsechzehn war nicht nur zum Vergessen.

 

 

Januar

Den Reproduktionen hatte man im vergangenen Jahr ordentlich die Flötentöne beigebracht. Eltern und Grosseltern konnten stolz auf ihre Nachkömmlinge sein. Sie bliesen auf Weihnachtsmärkten und Neujahrskonzerten auf Teufel komm raus. Jetzt verschwindet das Hohner „C“ Holzblasinstrument  mit den acht Löchern vorerst wieder in ihrem Velour-Säckchen. Zur großen Erleichterung aller Tinitussen. Auch die letzten Glühweinbuden fanden in unbeheizten Lagerhallen ein trockenes Plätzchen für den Sommerschlaf.

 

Februar

Valentinstag. Wie bemerkte Karl Valentin schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts: „Früher war die Zukunft aber auch besser.“ Übrigens wurde besagter Freier-Tag von den Niederländern erfunden, um ihre Treib-Häuser aus zu Lastern.

Allerlei süße Herzen verlassen die Conchen, werden mit Zellophan umhüllt, und sind die Schlager an den Kassen. Fasten wurde auf später verschoben.

 

März

Panik in den Verbrauchermärkten. Noch immer ist es der Industrie nicht gelungen stapelbare Osterhasen zu entwickeln. Sie blockieren in pappenen Stoppern nach wie vor den Zugang zu den Kassen. Güldene Küken rangieren in der Rennerliste auf Rang drei. Knapp nach den gefüllten Knickebeinen. Eierlikör leider abgeschlagen in der Spirituosen-Abteilung. Zum Dauertiefstpreis letzte Niko-Läuse.

 

April

April, April, da kann jeder machen, was er will. Die Großwetterlage kommt dem mit stürmischer Begeisterung nach. Dem trostlosen Einheitsgrau schlagen bunte Rosetten-Aufkleber ein Schnippchen. Von der Prilflasche schwups auf die Küchenkacheln. Die Prilflasche bleibt in unifarbenem Blau im Hauswirtschaftsraum zurück. Beim nächsten Gebrauch schäumt sie vor Gram.

 

Mai

Der Wonnemonat macht seinem Namen alle Ehre. Die Säfte steigen bis in die letzten Verästelungen von Flora und Fauna. Ableger treiben, Bäume schlagen aus und die Damenoberbekleidung wird luftiger. Selbst die Triebwagen der Deutschen Bundesbahn blühen auf.

 

Juni

Erste Paletten voll Holzkohle an den Tankstellen lassen die nahende Grillzeit erahnen. Der Rost hat Rost angesetzt. Und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – sagte der fliegende Holländer, und verwies auf eine mögliche leichte Berührung im Sechzehner. Angeblich soll er für den Oskar in der Judorolle vorgeschlagen worden sein.

 

Juli

Eine Steigerung des Valentinstages wurde am 06.07.2016 begangen: Mit dem „Internationalen Tag des Kusses“. Bei vollem Körpereinsatz! Nur wenige Stunden später meldete die Welt-Gesundheits-Organisation eine grenzenlose Herpes Epidemie. Für den dauerhaften Fortbestand des Face to Face Gedenktages ist ein weltweites Mundschutzgebot erforderlich. Face Book ist zur Speichelung der Daten im Nirwana verpflichtet.

 

August

Auf den Autobahnen stauen sich die Aggressionen auf unzähligen Kilometern. Norddeutsche fahren nach Süden, und umgekehrt. Die Lebensmittel aus der Heimat folgten in Kühlcontainern, damit das Heimweh nicht auch noch den Appetit verdirbt. Knödel zu Scholle Finkenwerder Art, Spätzle mit Matjes oder Salzkartoffeln mit Weisswurschd oder Maultaschen. Kulinarische Integration im innerdeutschen Nahverkehr. Weitere Kreationen im Dialog mit Döner, Falafe, Kichererbsen und Couscous befinden sich bereits in der Brechphase.

Am Rande: Wird vegane Rügenwalder Mühlen-Salami wirklich aus veganen Mühlen hergestellt?

 

September

Start des Oktoberfestes. Tiefe Einblicke in Seidel und Ausschnitte trüben, bzw. reizen die Sinne. Wie die schunkelnde Promillemeute stiegen auch die Preise maßvoll nach oben. Der Aspirin-Umsatz schnellt ebenfalls empor. Noch nie wurden Verpackungsbeilagen häufiger ignoriert, sowie Ärzte und Apotheker weniger konsultiert. Bereits im September servierte der Okt-Ober.

 

Oktober

Die ersten Blätter werden bunt. Die Bunte hingegen bleibt weiterhin farblos im Blätterwald. Schade um jeden Baum, ach was, um jeden Zweig, der sein schattenspendendes Laubdacht opfern musste. Auf dem Altar der größten Unwichtigkeiten. Man muss sich fragen, warum der BUND nicht Bunte und ZDF der Tierquälerei bezichtigen. Die armen Bambis in den Händen von Nichtsnutzen in unnatürlicher Vitrinen-Haltung.

 

November

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist das Unmögliche möglich geworden. Von grotesk bis peinlich fielen die Bewerber über sich her. Lügen und Unverschämtheiten bestimmen das Kopf an Kopf Rennen. Was mag nur in den Köpfen wohl vorgegangen sein. Ausreichend Platz dafür war in beiden Häuptern ja leider vorhanden. Und bekanntlich hat jedes Volk die Politiker, die es verdient.

 

Dezember

Besuch des Weihnachtsmarktes in Offenburg. Der überflüssigste der heimgesuchten in diesem Jahr. Abgesehen vom Glühwein und der sequenziellen Beschneiung der Eisbahn nicht lobenswert. Besonders heraus zu heben sind die Christbäume, die die Innenstadt zieren, und an die Laternenpfähle gekettet waren. Aus Sicherheitsgründen! Nie im Leben habe ich windschiefere, hässlichere Christbäume zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich hat der Kämmerer seine Säckel damit aufbessern können. Ich gehe davon aus, dass für die gesamte Charge der missgebildeten Tannen aus veganer Massenbaum-Schonung ein beachtlicher Betrag von der Forstwirtschaft gezahlt wurde!

Die Holzblasinstrumente mit den acht Löchern verließen ihre Veloursäckchen. Das Rote Kreuz vermeldet zunehmende Tinitusanfälle.

 

Freuen wir uns auf zwanzigsiebzehn. Alles wird gut!