Hoffnung keimte auf, nach dem Brexit. Man möge über eine Reform der europäischen Parlamente nachdenken. Zu viel Bürokratie. Die Beamten blähen sich auf, wie nach drei Tellern Zwiebelsuppe. Heraus kommt aber nur lauwarme Luft oder gar eine kompaktere Masse. Und das stinkt nicht nur den Briten zum Himmel! Die Schar der Kritiker war groß, entpuppten sich jedoch alsbald als Nutzer der Gunst der Stunde, um ihre weitgehend unbekannten Konterfeis gierigen Reportern in die Linsen zu palavern. Doch halt, selbst dem allerletzten  Hinterbänkler wurde klar: Man müsste sich ja selber abschaffen. So sehnlichst, wie der Herzenswunsch der Brexiter demokratisch manifestiert wurde, so schnell verschwand auch das Begehren nach einer Evolution wieder in den Schubladen der europäischen Amtsstuben. Das Fünkchen Selbstkritik erlosch, bevor es den Strohhalm des Wählerwunsches zu entzünden vermochte.

Obwohl es Abschaffungspotential im Überfluss gäbe. In erster Linie denke ich dabei an die bunte Schar der Gnadenbrotempfänger. An die, die wir im Laufe ihres Wirkens bereits haben ertragen müssen. Allen voran der Schutzpatron der blau-weiß Gerauteten, St.Oiber. In seinem Windschatten gefolgt von seiner schwäbischen Herrlichkeit Alt-Oetting-er. Lebende, exemplarische Beispiele, dass das Peter-Prinzip kein bloßes Hirngespinst ist. Mit der Einschränkung, dass sie bereits in ihren früheren Ämtern die Stufe ihrer Unfähigkeit erreicht haben. Als hochgelobte, überbezahlte EU-Kommissare weiden sie jetzt auf saftigen, europäischen Wiese.

Ich weiß gar nicht wer oder was schlimmer ist. Denn die Zahl der namenlosen Parteischimmel, Adlaten und Aussitzer schwärmen in solchen Scharen durch Brüssel und Straßburg, dass selbst biblische Heuschreckenplagen ihren Schrecken verlieren. Sie sind vorzugsweise damit beschäftigt sich selbst zu beschäftigen. Anders kann ich mir den ganzen Schwachsinn den sie ausblähen nun wirklich nicht erklären. Aber wohin mit ihnen? Die Wirtschaft verschwände wie Küchenschaben bei Licht, wenn es um eine Integration in ein ordentliches Berufsleben ginge. Sie könnten….aber nein, könnten kommt ja auch von können. Und da hapert es schon. Gut, sie könnten als abschreckendes Beispiel dienen. Aber können wir uns abschreckende Beispiele überhaupt leisten? Was verdienen abschreckende Beispiele? Und sind sie nicht jetzt schon Abschreckung genug?! St.Oiber zur Reduzierung der Bürokratie und Alt-Oetting-er für die digitale Welt. Mister Peter, dass übersteigt doch sicher auch ihre Vorstellungskraft? Wer hier vernünftige, alternative Vorschläge hat: Her damit!

Andererseits graust mir bei dem Gedanken einer tiefgreifenden Reformation der Administration. Die Horden der Lobbyisten verlören ja gleichfalls ihre Berechtigung. Ein Dasein ohne Spesen – unvorstellbar. Die Sterneköche müssten ihren Dialog zwischen Lobster und Himbeerschaum verstummen lassen. Immerhin könnten die Airlines die Anzahl der Plätze drastisch erhöhen. Und mehr Kniefreiheit für freilaufende Bürger bieten. „Miles and less“ würden den entgangenen Umsatz mit erstklassigen Sitzen für zweitklassige Politgrufties kompensieren. Champagner und Grand Crus würden mit Sonderangeboten evtl. die Gaumen der Otto-Normal-Verbraucher im Abgang nachhaltig nachklingen lassen. Man könnte gute Rotwein 1:1 wie Parlamentarier reduzieren. Die Ess-Sencen veredeln die politische Landschaft und Cuisine. Ok, der Vergleich hinkt ein wenig, trifft allerdings ganz meinen Geschmack. Wer ihn zu weit hergeholt findet, kann ihn ja einfach überlesen und beim folgenden Absatz wieder ins Gedankengut einsteigen.

Taxifahrer – die würde es hart treffen. Ohne Gäste nix zu chauffieren. Auch die muskelbepackten Securities hätten nix mehr zu bewachen. Synchronübersetzer und –rinnen fänden vielleicht eine Anstellung bei Fußball-Vereinen. Sie könnten die Matchstrategien und Finanzamtsumdribbelungen den Spielern dolmetschen, und die Steueroasen wässern, oder den Figaro managen, um all die abenteuerlichen Frisuren aus den Sumpfgewächsen zu zaubern, oder die Runen der Tattoos zu entziffern, oder die Spielerfrauen beim Shopping zu unterstützen. Wenigstens die Tütchen tragen. Hier rollt eine Welle von Umschulungs-Maßnahmen auf uns zu. Aber: Wir schaffen das!

Selbstverständlich kann die Aufzählung der notleidenden Berufszweige nur unzureichend sein. Sie ist garantiert erheblich umfangreicher, verdeutlicht aber die Abhängigkeiten von Politik und Wirtschaft. Zu guter Letzt sei banal angedacht: Was geschieht mit den Subventionen? Bauern müssten ihre Daimler-Bestellungen stornieren. Auf die Stahlindustrie kämen harte Zeiten zu. Der Kohleabbau bekäme keine Kohle mehr. Den Photovoltaikanlagen ginge die finanzielle Energie aus. Wären Bio-Erbsen auch weiterhin grün und Gurken gerade oder krumm? Den armen Stierkampf-Stier-Züchtern gingen Millionen f(l)öten. Die S-Tiere müssten zu frommen Lämmchen umgeschult werde, für iberische Streichelzoos.

Eine Spezies hätte allerdings eine herausfordernde Aufgabe zu lösen: Die Kulturlinge. Mit der Freude an die Ode: „Alle Menschen werden Brüder….“ Müssten sie Text und / oder Melodie gendermässig in Einklang bringen – „Alle Menschen werden Brüder und Schwestern“ oder so. Wir sind Europa!

01.Oktober 2016