Meer Wein! Meer Liebe! Meer Cashmere! Das Motto in der Buhne 16 auf Sylt sagt ja nun wirklich alles! Ergänzend weist die Bedienung darauf hin, dass „Trinken hilft!“

Doch zuerst muss ich euch noch von der Anreise erzählen: Dem Tag in Hamburg. Anstelle eines Schaufensterbummels erfreuten wir uns an diversen Demos. Es begann mit einer Handvoll Kümmerlinge die pro oder anti den Iran (war nicht zu erkennen!) ein sparsames Fähnlein ausgerollt hatten. Vor dem Rathaus dann sind so  an die hundert überwiegend (nicht körperlich gemeint!) Damen aufmarschiert, die jede eine Pappe oder in Gruppen ein Bettlaken hochhielten, um schweigend für die Fütterung von Tauben zu demonstrieren. Diese hätten es in der Coronakrise ja besonders schwer. Es mangelt an rumfliegenden Essensresten und damit am natürlichen Fortbestand der Ratten der Lüfte. Dazu verweigere ich jegliche weitere Meinung!!!

Bevor wir das Grüppchen einer offensichtlich verwirrten Schar anonymer Wasweissichdenn passierten, die auf ihrem Poster „Flugzeuge statt Drohnen“ forderten, befanden wir uns unversehens in der Großdemo der Corona-Leugner. Gespickt mit unverbesserlichen Verschwörungstheoretiker und anderem Gesocks. Flankiert wurde die Meute(n) von aufgerüsteten, panzergleichen Polizeigarden. Dass ich das auch noch erleben durfte!

Da ich mich bereits aus diversen Urlauben über die Insel Sylt tiefsinnig ausgelassen habe, möchte ich dieses Mal von ein paar Insel-Gesprächs-Fetzen berichten. Vorweg sei gesagt, die meisten Besucher sind stinknormale Urlauber. Es gibt allerdings auch echten Geldadel und leider auch Möchtegerne und noch schlimmer neureiche Proleten.

Bei einem Abendessen im Dorfkrug in Kampen saßen zwei hoch-karätige Damen neben uns. Ihre Hunde hatten sie mitgebracht. Also, die Hunde die Damen! Denn man / Frau trägt wieder Hund. Besonders besondere Rassen. Als ein weiterer Hundling mit seinem Frauchen das Lokal betrat, bemerkte ich die aufkommende Unruhe der beiden Platzhirschinnen. Es tat sich etwas Ernstes im Revier! Der Neuankömmling, ein Rüde, trug ein mit Perlen besticktes Halsband! Augenblicklich nahmen die Hundestaffeln Kontakt auf. Woher stammt dieses Halsband? Fotos wurden geschossen, Telefonnummern getauscht, Links angehängt und Preise genannt. Gar nicht so teuer, wenn man bedenkt, dass es maßgerecht und handgefertigt ist. Von dem Geld könnte eine normale Familie gut eine Woche in Saus und Braus leben. Das Essen war inzwischen kalt!

Bei dem Genuss eines Sundowners gesellten sich vier Düsseldorfer Neureiche zu uns an den Tisch. Lauthals proleteten sie herum, dass es 14.000€ gekostet hätte, um ein Privatjet zu chartern, das sie nach Sardinien geflogen hat. So hätten sie die Hochzeit ihrer Enkelin noch rechtzeitig erreicht! Wir haben ganz spontan bezahlt und auf einen weiteren Drink verzichtet. Oder hätte womöglich meer „Alkohol geholfen“?

In selbiger Bar, nur einen Tag später, das Kontrastprogramm. Vier wahrscheinlich Vermögende gesellten sich ebenfalls an unseren Tisch. Zufall! Gedämpft und rücksichtsvoll berichteten sich die beiden Paare, die sich offensichtlich gerade erst getroffen hatten, aber gut bekannt waren, von ihren Bauvorhaben. Das eine Paar von ihrem neuen Haus auf Sylt, das andere von der ETW, die sie gerade gekauft hatten. Den Wert der Wohnung erarbeitet ein Normalo nicht in seinem Leben. Was das Haus plus Grund und Boden gekostet hatte, konnte ich nicht erlauschen. Andererseits verdient (bekommt) Messi das in einer Woche. Alles ist relativ. „Trinken hilft!“

Noch ein Wort zur Kleidung. Diese spielt auf Sylt ebenfalls eine wichtige Rolle! Neben der Anzahl der Zylinder und des Hubraums. Entgegen aller Regeln, dass man sich so gut und teuer wie möglich voneinander abkleidet (Meer Cashmere), entpuppte sich ein Strandkleidchen. Ja, Frau trägt nicht nur Hund! Hier konnte man die Massenhysterie und den Rudelwahn bewundern. Das Dekor des Objektes ähnelte den Ornamenten von Florentiner Kacheln, oder Küchenhandtüchern aus Uromas Zeiten. Allerdings in bunter Farbvielfalt – aber ansonsten tupfengleich! Der Schnitt hatte etwas von einem Kartoffelsack, der sich nach unten trichterförmig öffnet. Unterteilt in drei Etagen. Als ob der Stoff nur in den schmalen Bahnen für Küchenhandtücher gefertigt worden wäre, reihte sich eine Bahn an die andere. Ohne auf Passgenauigkeit oder gar Harmonie der Motive Rücksicht zu nehmen. So gewandet flanierten die Haute Couture-Süchtigen durch Stadt und Strand. In mir brach ein Weltbild zusammen! Sackleinen statt Cashmere! Obwohl, die Belüftung der intimen Zonen an heißen Tagen sicher für allerlei Erfrischung durch die Meeresbrise gesorgt hat. Wohlergehen vor Wohlstandsgehabe. Geht doch!