Wir schreiben den 10.10.2018 als wir die möglicherweise finale Radtour in diesem Jahr in Angriff nehmen. Eckartsweier – Straßburg – Saverne. Immer entlang des Canal de la Marne au Rhin. Gesamtlänge 293 km mit 154 Schleusen. Nein, nein, wir sind lediglich ein Sechstel der Strecke gefahren, also in der Region Grand Est, mit ca. 25,6 (Periode) Schleusen. Ich erwähne dies deshalb, weil an jeder Schleuse erstens die Urlaubskapitäne der Hausboote freundlichst gegrüßt haben, und zweitens es leicht bergauf ging, sowie über  eine Bahnlinie, die Autobahn oder über einen holländischen Deich.

Die Wetterfrösche meldeten bereits seit Tagen strahlenden Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 20°C. Aber: Wir hatten mindestens zwei Farben der Trikolore (blau / weiß) auf dem Schirm. Die Realität bescherte uns hingegen ein durchgängiges Grau, entsprechend RAL 7035.

Auf geht’s, folgt uns in diesem Bericht durch die Grand Nation in drei Episoden.

Episode 1: Die Verabredung

„Es ist tolles Wetter angesagt. Wollen wir nicht noch eine Herbsttour machen?“

„Gute Idee. Wann und wohin?“

„Wir können ja mal nach Saverne radeln. Das wollten wir doch schon immer mal angehen.“

„OK!“

Episode 2: Die Tour

Start in Eckartsweier um 10:00Uhr. Durch Straßburg, vorbei am Eur-OPA-Parlament Richtung Saverne. Immer geradeaus. An den Schleusen mal ein paar Meter bergauf und wieder runter. Immer geradeaus. Mal rechts, mal links des Canale Grande. Immer im Nebel. Einzige Höhepunkte etwa zwei Dutzend Schwäne, sowie diverse Großfamilien Enten, bei denen die Erpel eindeutig in der Überzahl waren und ein Hopfenfeld linker Hand. Sonst weiter geradeaus im Nebel.

Episode 3: Am Zielort

Um die Rückfahrt via sncf nach Straßburg bei Zeiten zu garantieren, konsultierten wird zu aller Erst den Bahnhof. Schorschi, seit Jahren erfahren in französischen Gauen, informierte sich am Schalter, ob der Möglichkeiten für uns und unsere Velos. Zur Sicherheit stand ich im Hintergrund für zügiges Einschreiten bereit. Der Gallier an der Auskunft sprach übrigens perfekt deutsch!

Der anschließend geplante Besuch eines einschlägig vorbekannten Restaurants und die dringend erforderliche Nahrungsaufnahme scheiterte daran, dass die Küche bereits geschlossen hatte. Es war mittlerweile 14:00Uhr. Im nahen Café fanden wir neben freien Plätzen auch interessante Angebote in der Auslage-Theke. Je ein Eclair, eine Tarte Tatin und Schorschi zusätzlich eine etwa handtellergroße Quiche Jambon (im Mikro erwärmt) versöhnten uns für die eintönige Nebelfahrt und das ewig währende Geradeaus. In diesen Glücksminuten wagte auch die Sonne erste zaghafte Strahlen auf Mutter Erde zu senden. In den vollen Sonnengenuß kamen wir dann auf der Heimfahrt im Zug. Dieser hatte, wie in Deutschland auch, gut zwanzig Minuten Verspätung. In der französischen Rush Hour gings Retour durch Straßburg zurück nach Eckartsweier.

Zusammenfassung: 74,6 km / reine Fahrzeit 4,17 Std. / 0 Kugeln Eis!!!*

*Ich kann mich in all den Jahren an keine einzige Fahrt erinnern, die wir ohne jegliches Eis absolviert haben! War es dem Nebel geschuldet, oder weil wir die vielen Sorten nicht akzentfrei auf Französisch benennen konnten oder das Hopfenfeld linker Hand? Man kann nur inständig hoffen, dass das das einzige Mal bleiben wird!