Aus gegebenem Anlass muss ich einfach zu diesem Thema ein paar persönliche Anmerkungen loswerden. Es betrifft die Haltung der lieben Vierbeiner. Gut, Vierbeiner gibt es diverse. In der Regel ist allerdings der treue Freund des Menschen gemeint – der Hund. Obwohl, treuer Freund? Treffender ist mittlerweile die Einstufung: Modisches Accessoire. Grundsätzlich sollte man den Großteil der modischen Accessoires nicht als Hund bezeichnen. Diese vermenschlichten Etwasse mit vier Beinen, die in den Flaniermeilen an jeder Laterne, jedem Blumenkübel und jeder Hausecke eines der hinteren Geläufe anheben, um ihre unhygienischen Duftmarken zu hinterlassen. Und erst einmal ein Artgenosse sein Revier abgepinkelt, folgt garantiert der nächste Beinheber und benetzt das Urinal, um es für sich zu kennzeichnen. Die größeren Geschäfte werden vom Halter immerhin gelegentlich entfernt. Gelegentlich. Ok, die Hundchen können nichts dafür. Das wahre Problem befindet sich am anderen Ende der Leine! Wobei – bei den Ähnlichkeiten, die Hund und Herrchen im Laufe ihres Zusammenlebens annehmen, kann man nicht einwandfrei klären, wer sich an welchem Ende der Leine befindet. Am sichersten ist es, wenn man sich auf die Anzahl der Beine verlässt.

Es ist keinesfalls hinreichend geklärt, wer letztendlich diese Mutation vollzogen hat. Hat sich die Optik des treuen Freundes dem Herrchen, bzw. dieser dem des Herrchen bzw. dem des Herrinchen angeglichen – oder umgekehrt? Zur Ausgehuniform gehört heute standesgemäß neben dem schmucken Handtäschchen eben auch das Ebenbild mit vier Beinen. Tolerieren wir einmal die wandelnden bzw. herumgetragenen Schmusekissen, auch wenn sie an Überflüssigkeit nicht zu überbieten sind – die Probleme wachsen mit der Größe. Und, mit der Form des Schädels! Hier kann man ein weiteres Phänomen beobachten: Die Quadratur des Kreises. Oder noch wirklichkeitsnäher, die Variante in der dreidimensionalen Version: Würfel und Kugel! Diese hässlichsten aller Geschöpfe werden keinesfalls als modisches Accessoire gehalten, sondern passend zum Imponiergehabe der eher bildungsfernen Schichten.

Da stellt sich mir die Frage: Sollten Vierbeinern nicht generell und ausschließlich sinnvolleren, nützlichen Aufgaben vorbehalten bleiben? Als Wach-, Such-, Polizei-, Therapie- oder z.B. Jagdhunde? Meinen Segen hätten sie!

Welch schier unglaublicher Kult inzwischen mit den armen Tieren getrieben wird, ist in jedem Kaufmarkt und in speziellen Zoohandlungen zu bestaunen. Manch Zweibeiner würde sich glücklich schätzen, wenn er aus so einem Repertoire schöpfen könnte. Kleidung, natürlich von Harald Kötler, oder wie der heißt, Kettchen und Spangen, Bettchen und Rouge für die Wangen. Ein Riesengeschäft verspricht die Ernährung! Neben den feinsten Gourmet-Angeboten, zu denen getrocknete Öhrchen von argentinischen Rindern gehören – selbstverständlich reinste Bioware, bis zu Vitaminen- und Schlankheits-Präparaten. Sicher wird auch veganes Dosenfutter angeboten! Welche Abgründe sich auftun verdeutlichen uns auch Luxus-Coiffeure, Wellnessoasen und Fitnessstudios, bis zu Yoga-Kursen, genannt Doga. Dog-Lodges für den Urlaub gehören ebenfalls zum Programm. Neuster Gag ist ein spezieller Radiosender für Wuffies! „Hallo Hasso“ sendet sanfte Weisen von Coldplay und Donovan – für Deutsche Schäferhunde Reinhard Mey. Der Redakteur heißt auch noch Stephan Stock. Da kann ich nur sagen: „Hasso, hol das Stöckchen!“ Fehlt nur noch das vierlagige, softzarte Toilettenpapier in den Duftmarken Laternenpfahl ganz unten, oder Betonhausecke, oder Kübelübel für struppig behaarte Zonen unterhalb der Rute. Mir fällt dazu nun wirklich absolut nichts mehr ein!

 Ende Juni 2017, unmittelbar nach dem zehnten Termin zur Wundbehandlung.