Wer beim Kauf eines neuen Automobils die kostenlose Sonderausstattung „Entfall des Typenschriftzuges“ wählt, trägt sich vorausschauend mit dem Gedanken Platz zu schaffen. Platz für allerlei Aufkleber, die dem folgenden Fahrer wichtige Hinweise geben, ohne die ein Fahren auf unseren Straßen zwar erforderlich aber eigentlich sinnlos ist. Auch ohne Typenschild kann man somit schlüssig auf den Typ Fahrer, bzw. Besitzer schließen. Quasi wird das Innere der Kraftfahrzeugsteuerzahler außen auf die Karosserie gekrempelt. Exakter: Aufs Heck. Vorne sind die begehrten Plätze bereits reserviert für Umweltplakette, Beleuchtungstest, Schweizer Vignette, österreichisches Pickerl, Kerbtiere und Steinschlag. Urlaubsfreudige Rentner sind stolz auf ihre Sammlung kompletter Jahrgänge von Schweiz Passagen.

Während die Frontscheiben-Beklebungen zum Großteil nationalen und internationalen Straßenverkehrs-Verordnungen folgen, dienen die Rückscheiben- und Heckklappen-Beklebungen eigentlich niemandem. Sieht man von einer Bereicherung der Aufkleber produzierenden Industrie einmal ab. Selbst eine optische Verzierung der Vehikel trifft höchstens für die Rostlauben von Studenten und ewigen Altsechzigern zu. Hier beherrschen „Atomkraft nein Danke!“, „Make peace not war“ oder „Morgens einen Joint, und der Tag ist dein Freund“ die verblassten Farbflächen der Oldtimer. Die Anbringung der Pläppser lässt in der Regel eine gewisse Gradlinigkeit und Ordnung arg vermissen.

Im krassen Gegensatz dazu sind die liebevoll aufgebrachten Verzierungen auf vorzugsweise Vans. Perfekt, auf den Punkt genau, weisen die Kleberle auf die Reproduktionen der Plakatierer hin. Neutrale Hinweise wie: „Baby on Board“ sind eher enttäuschend. Sie mögen entschuldigt sein, wenn die auserkorenen Namen der Sprösslinge für Normalos kaum nachvollziehbar sind, und deshalb von der Industrie tunlichst gemieden werden. Man möchte schließlich nicht auf Dakota-Blue oder so sitzen bleiben. Die korrekten Bezeichnungen auf die Nachkommen sind in jedem Fall zu empfehlen. Der oder die Erstgeborene wird auf die linken Seite geklebt, es folgen rechts die Zweit- und ggf. Drittkinder. Bei Empfängern höherer Kindergelder sieht man auch schon mal Anordnungen übereinander. Bei ungeraden Zahlen ergibt es allerdings ein unsymmetrisches Bild. Ob hier ein späterer Ausgleich in Planung ist, bleibt unerwähnt.

Äußerst beliebt sind auch alle Arten von Bekenntnissen zu Zielen im Urlaub, Mitgliedschafften in Vereinen oder Teilnahme an Aktionen. Beispielhaft seien nur diese Renner genannt: „Feuerwehr Brandeck“, „Lauf in den Mai“, „I like Sylt“, „Ich bremse auch für Bremsen“, „Stoppt Tierversuche, nehmt Opel-Fahrer!“ Für Hinweise weiterer Exemplare bin ich äußerst dankbar. Also: Augen auf im Verkehr!

12.Mai 2016