scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Frischhaltefolie

Es ist zweifelsfrei einer der Errungenschaften der Menschheit: Die Frischhaltefolie. Was würden wir ohne Frischhaltefolie anstellen? Sie halten nicht nur frisch, sie gewähren auch ungetrübte Einblicke in die Welt der Lebensmittel. Während man bei Tupper und Co generell den Deckel lupfen muss, um den Inhalt fehlerfrei zu erkennen, ohne auf liebevoll, in Oma-Optik gestalteten, selbstklebenden Etiketten, handschriftliche Notizen* gemacht zu haben. Frischhaltefolien sind einfach nicht zu toppen.

*Wichtige Notizen beinhalten grundsätzlich die Informationen, die die moderne Hausfrau, gerne auch der emanzipierte Hausmann, täglich benötigt. Name des Produktes (auch Phantasienamen und Bezeichnungen die das Produkt eindeutiger identifizieren, wie „nach Omas Rezept“ möglich), Herstellungsdatum, Verfallsdatum, Inhaltsstoffe kategorisiert nach den gültigen Verbraucherschutzverordnungen, Hinweise auf potentielle Zutaten die jede Art von Allergien hervorrufen könnten, also für Mitglieder der Familie Ausschläge oder Nesselfieber zur Folge haben könnten, natürlich Angaben zum Hersteller, bei Fleisch und Wurstwaren z.B. auch den Namen des Schweines, die Art der Haltung, die humane Weise der Schlachtung, die kompletten Rezepturen des Futters, einen verbindlichen Auszug des Impfpasses, um nur die elementarsten zu nennen. Darüber hinaus empfiehlt das Amt für Verbraucherschutz, in Abstimmung mit der Bundesärztekammer, einen Frischhaltefolien-Beauftragten zu benennen, der in Zweifelsfällen, zur Schlichtung von Unstimmigkeiten einen Ombudsmann oder alternativ eine Ombudsfrau seines Vertrauens beauftragen kann, die umstrittenen Angaben auf Korrektheit zu prüfen, und übergeordnet einen neutralen Bericht dem Familienausschuß präsentiert, um zu einer nachhaltigen Lösung der Irritation zu kommen.

Doch was wären die Frischhaltefolien ohne die geniale Erfindung der Verpackung mit integrierter Abreißvorrichtung an der vorderen Unterkannte des Deckels? Als emanzipierter Ehemann beteilige ich mich selbstverständlich gerne tatkräftig, und ohne weitere Aufforderungen an der Hausarbeit. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich neulich in den vollen Genuss der Anwendung von Frischhaltefolien kam. Zur artgerechten Versorgung stand ein Rest Frischwurst. Spontan griff ich zur o.g. Packung Frischhaltefolie, die gleich neben der Alufolie und den Gefrierbeuteln in der rechten oberen Schublade des Küchenblocks auf ihren Einsatz harrte. Per Augenmaß entschied ich mich per Pi X Daumen für die passende Länge. Die Breite war ja durch die Verpackung selbst beschränkt. Dass der erste Abreiß-Versuch kläglich scheiterte lag sicher an meiner arglosen Unerfahrenheit im Umgang mit Frischhaltefolien. Die Frischhaltefolie wollte einfach nicht reißen und im Handumdrehen befand sich ein Knäul selbsthaftender Frischhaltefolie in meiner Handfläche wieder. Es ließ sich weder Anfang noch ein versöhnliches Ende erkennen. Ohne Brille schon gar nicht. Ich wiederholte den Vorgang in unterschiedlichen Neigungswinkeln der Frischhaltefolie zur integrierten Abrißkante. Da ich unachtsamer Weise die jeweiligen exerzierten Winkel nicht korrekt dokumentierte, kam es darüber hinaus zu ungewollten Wiederholungen. Gleich blieb jedoch grundsätzlich das Ergebnis. Bevor die Rolle der Frischhaltefolie sich dem Ende zuneigte, bat ich meine Gattin um Rat. Kopfschüttelnd ergriff sie die Folie, stellte routiniert den richtigen Winkel an, und trennte die gewünschte Länge in absoluter Rekordzeit vom Rest der Rolle. Mein Entschluss ab sofort wieder dem Staubsauger eine größere Aufmerksamkeit zu widmen ist sicher durchaus verständlich. Weitere Übungseinheiten unter fachfraulicher Aufsicht scheiterten an bereits jetzt bloßliegenden Nerven. Und da meine Frau auch außerordentlich routiniert in der Zusammenarbeit mit Ehepartnern bei der Hausarbeit ist, vermied sie weitere Konfrontationen mit Frischhaltefolien, Alufolien oder Gefrierbeutel und dem Personal. Man(n) kann sich ja schließlich auch nicht um alles kümmern. Und, Mann sollte sich auf die eigenen Stärken konzentrieren. Für die Schwächen ist bekanntlich die schwächere Hälfte zuständig.

So entgingen wir am Pfingstsamstagmorgen einem Gewitter in der Küche. Draußen braute sich allerdings gerade ein solches zusammen. Niederschläge bis in einzelne Küchen wurden vorhergesagt.

2 Kommentare

  1. Andrea

    nicht aufgeben, Armin!!!

  2. Eva Werer

    Lieber Armin,
    wenn „Mann“ sich halt mal in der Küche versucht, kann einiges passieren.

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