Nun, es war ungewollten Umständen geschuldet, dass ich eine Studie der besonderen Art durchführen konnte. In den repräsentativen Monaten Mai – Juli suchte ich zwei bis drei Mal wöchentlich das öffentliche Parkhaus des Krankenhauses auf. Die zwei Etagen hielten ausreichend Plätze für Besucher und mehr oder weniger Kranke bereit. Unten, die schattigen Plätze im Parterre erfreuten sich in der sommerlichen Jahreszeit größerer Beliebtheit, als die gleiche Anzahl der Parkplätze auf dem schattenlosen Oberdeck. Auch Besitzer von Fahrzeugen mit Klimaanlage wussten dies zu schätzen. Schon beim Einbiegen in die Zufahrt war unmissverständlich zu erkennen, ob begehrte, kühle Parkboxen auf Deck 1 frei waren oder nicht. Eine rote Ampel signalisierte, unterstützt durch den zusätzlichen Text „Besetzt“, dass diese Ebene bereits besetzt war. Für die Alphabeten und Alphabetinnen erwies sich der Hinweise auf weitere freie Plätze auf dem Oberdeck darüber hinaus als zielführend. So man ihn denn zur Kenntnis nahm!

Die Dramen begannen grundsätzlich bereits vor der ersten Schranke. Wer sein Glück trotz des deutlichen Hinweises „Besetzt“ dennoch versuchte, sah sich rasch mit der harten Realität konfrontiert. Das Parkdeck war in der Tat besetzt, und hinter dem Unbelehrbaren lauerten schon weitere Suchende. Es galt also so geschickt wie irgend möglich sein Automobil aus der vordersten Stauzone zu rangieren, um nicht den totalen Zusammenbruch des Anreiseverkehrs zu verursachen. Hupend und wild gestikulierend machten die Suchenden auf sich aufmerksam, um ihre Karossen vor möglicher Kaltverformung zu bewahren.

Nach etlichen Hins und Hers gelingt es dann in der Regel in Richtung Oberdeck zu manövrieren. Unmittelbar nach dem Einbiegen tut sich das zu erwartende nächste Hindernis auf: Die Schranke. Und davor ein seltsamer Kasten, der auf Anforderung per Knopfdruck ein Ticket auswirft, auf dem die Ankunftszeit registriert ist und sich dann auf wundersame Weise die Schranke öffnet. So die Theorie. In der Praxis entpuppt sich dieser Akt jedoch als ein wenig komplizierter. Der Radius bei der Einfahrt wurde ein wenig unglücklich gewählt, sodass die Entfernung zum heilsbringenden seltsamen Kasten in schier unerreichbarer Ferne steht. Bis das Gefährt auf eine akzeptable Armlänge in die Nähe des seltsamen Kastens chauffiert wurde, wuchs der Unmutsfaktor der folgenden bereits um mehrere Kragengrößen. Die Position der Rückenlehne des Fahrers im Abstand zum Lenker erlaubt nur einen geringen Spielraum an Bewegungsprofil, was das fahrige Hantieren, um das Ticket aus dem seltsamen Kasten zu zetteln, nicht gerade beschleunigt. Andererseits ist der Abstand dann doch zu gering, um durch das Öffnen der Fahrertür geschmeidiger an das Ticket zu gelangen. So hart und unerbittlich kann das Leben sein.

Die Schikanen finden ihre Fortsetzung in den viel zu engen Parkboxen. Auch die Orientierungslinien sind garantiert nicht für eine optimale Parkposition aufgemalt. Ungeachtet derselben ist es wesentlich bequemer seinen fahrbaren Untersatz in leicht schräger Anordnung abzustellen. Immerhin tangiert die vordere Ecke der Stossstange den äußersten Punkt der Parkbox. Gut, hinten stellt sich die Position nicht ganz so eindeutig dar. Aber jetzt steht man nun einmal.

Ihr ahnt es sicher schon an dieser Stelle: Es naht zwangsläufig irgendwann das Ende der Konsultation eines Arztes bzw. der Besuch eines lieben Patienten. Was dann folgt ist eine Doublette des Einfahrt-Park-Prozederes. Nur in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Welche Dramen sich zwischenzeitlich am Kassenautomaten abspielen sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Wie herum und wo hinein gehört das Parkticket? Bei Münzmangel, welche Scheine in welchen Schlitz? Und vor allem: Welche Seite muss nach oben bzw. nach vorn? Praktisches Ausprobieren geht zu Lasten theoretischer Bedienungsanleitungen. Hatte ich jetzt diese Variante schon probiert? In diesem Fall erweist sich ein zweiter Kassenautomat als unbezahlbarer Vorteil. Bietet er doch die nicht zu unterschätzende Möglichkeit, seinen Kontrahenten auf kürzester Distanz auszubremsen und beruhigend hinter sich zu lassen.

Rückblickend Mitte Juli 2017