scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Fahrt ins Grüne.

Gesund und munter aus dem Urlaub zurück, allerdings ohne Umwege direkt in die Virusfalle!  Aber beginnen wir von vorn. Unser Skiurlaub 2020 verlief nicht wirklich ohne Sorgen. Die Anreise gestaltete sich abwechslungsreich. Will heißen, die Fahrer wechselten sich ischiasgenervt ab. Wir, das heißt, ein Brettler / zwei -rinnen und ein Zufussgeher machten sich auf nach Tirol, genauer gesagt, nach Kirchberg nah bei Kitzbühel. Genau dahin, wohin es uns bereits 2019 gezogen hatte. Der zum Skifahren zwingend erforderliche Schnee streckte sich wie eine Zunge, nur eben nicht in rot, die grünen Hänge hinab ins Tal. Man berichtete mir, dass es früh am Tag noch erfahrbar war, später, gegen Mittag, machte es Sinn sich dem Apres zuzuwenden und mit einem Bilderbuch-Einkehrschwung die nächste Obstlerbude anzusteuern. Während ich die Umgebung bewanderte und mich bei Zeiten ebenfalls zur Einkehr wieder einfand.

Der alltägliche Dekathlon begann um 15:30 Uhr mit einer Jause und Sundowner. Anschließend saunieren, ab in den Ruheraum und später die volle Konzentration auf das Fünf-Gang-Menü mit begleitenden Weinen. Zur Verdauung, danach im Leder, einen destillierten Geist. Zum Zeitvertreib wurde mit bezifferten Plastikklötzchen gespielt. Sie mussten, farblich passend und in auf- oder absteigender Reihenfolge, den lauernden Gegnern dargeboten werden. Die Unerfahrenen erspielten sich konstant die hinteren Plätze – was sich im Laufe der Woche, mit ein wenig mehr Praxis, aber nur marginal besserte. Frühstücken stand um 09:00Uhr auf dem Programm des folgenden Tages. Eigentlich jeden Tages!

Begleitet von den beiden Mädels eroberten wir eines sonnigen Tages die Millionen-stadt Kitzbühel. Dort residieren nicht etwa Millionen Einwohner, sondern Einwohner und andere Zwielichtgestalten, wie etwa Kaiser Franz, die Millionen auf ihren Bankkonten mehr oder weniger legal gebunkert haben. In der kleinen aber nicht mindert elitären Fußgängerzone erkannte man die Eingeborenen sofort an ihren knielangen Lodenmänteln und den großkrempigen Filzhüten, an denen bunte Federn oder Geissbockbärte oder –bürzel prangten. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass wir ein perfektes Plätzchen in einem Straßencafé ergatterten, um dem bunten Treiben zuzusehen und um die Exoten mit lustigen, einfallsreichen Kommentaren zu begleiten. Die Rechnung war unerwartet günstig und obwohl ich einen Weißwein plus ein Mineralwasser getrunken hatte, habe ich kein Trinkgeld erhalten. Die Bedienungen selbst waren, anders als in gemeinen, ordinären Touri-Zentren üblich, ausschließlich in edlem Tuch gewandet. Das grassierende Corona-Virus schien niemanden zu interessieren, angsteinflößend war allendhalben eine epidemische Insolventia. Allerdings steht die Rettung der Banken ja bereits ganz oben auf der Agenda der Krisenmanager.

Auf dem Rückweg vom sozialen Brennpunkt, von ca. einer Stunde Dauer, ersann ich eine kleine mathematische Denksportaufgabe, um neben dem Körper auch den Geist zu ertüchtigen. Mit einem einfachen Dreisatz sollte zu lösen sein, wieviel im Schnitt die einzelnen der vier Getränke gekostet haben, oder, alternativ wieviel im Schnitt die vier Getränke für uns drei Gäste gekostet haben. Der Einfachheit halber interpolierte ich die Summe mit der Priemzahl eins, um Zahlen hinter dem Komma zu vermeiden. Technische Hilfe durfte nicht in Anspruch genommen werden. Das Handy wurde lediglich zu Fotodokumentationen eingesetzt. Mit der Denkzeit vergingen auch die Kilometer und da das traute Heim bald in Sichtweite zu erwarten war, reduzierte ich die Aufgabe auf eine simple Division. Zu empfehlen sei der Besuch eines VHS-Kurses zum Thema malen nach Zahlen. Man(n) hat es nicht leicht!

Eine ganze Korona Italiener am Nachbartisch ließen die akute Gesundheitsfrage  hochkochen. Gott sei Dank ergaben Recherchen im Internet, dass das Virus mit Alkohol vernichtend zu geschlagen sei. Wir gingen ganz auf Nr. Sicher!

Ins schöne Kufstein sollte uns die Kauflust am vorletzten Tag magisch ziehen. Genauer ins Outlet der Glasbläserei Riedel. Nicht, dass es uns an gleichnamigen Gläsern mangeln würde. Ganz im Gegenteil. Ernsthafte Gedanken über den sicheren Hort der Unterbringung bzw. des sicheren Heimtransportes der ergatterten Schnäppchen trieben uns tiefe Sorgenfalten ins Gesicht. Die Freude war groß, als eine unvorhergesehene Abwechslung uns, die beiden Männer, von der mittlerweile fünften Darbietung des Imagevideos, loseiste. Der Oberbläser Maximilian J. Riedel höchstpersönlich gab sich die Ehre, seinem Outlet einen Höflichkeitsbesuch abzustatten. Mit attraktiven Offerten trotzte er dem viralen Käuferschwund.

Bevor wir das Ortsausgangsschild von Kufstein passierten, statteten wir Anita noch einen Besuch ab. Anita, ein weiteres Outlet für Dessous und Bademoden. Unsere Damen und ein paar weitere Anwesendinnen waren dankbar für unsere kompetente, fachlich fundierte Imageberatung in obiger Sache. Allein mit der passenden Bewertung der Oberweitengrößen taten wir uns ein wenig schwer. Besonders bei der Zuordnung der tragfähigen Buchstaben, aufsteigend von „A“. Es ist müßig zu erwähnen, dass unsere Mädels fündig geworden sind. Von Anita selbst waren wir, die Männer, eher enttäuscht. Realität und Wirklichkeit standen in einem krassen Missverhältnis. Während uns die überlebensgroßen Poster an der Aussenfront des Gebäudes optischen Hochgenuss vorgaukelten, gaben die Anitas zwischen den Regalen eher Anlass zur Eile zu drängen.

Auf der Heimfahrt platzierten sich die Mädels zwischen den Riedelgläser-Kartons. Ihre neuen Badeanzüge und Badelatschen fanden noch im Koffer Platz. Der Sommer kann kommen!

4 Kommentare

  1. Gaby

    Lieber Armin; schön das es in der jetzigen Situation noch was zu lachen gibt. Ich habe Tränen gelacht von Anfang bis zum Schluß!
    Liebe Grüß Gaby

    • Armin

      Liebe Gaby, da es ja mit der VHS zur Zeit nicht klappt, hier eine Hausaufgabe*:Drei Personen trinken vier Getränke. Wie alte ist die Bedienung?“
      *Hausaufgabe heisst nicht, dass man aufgeben soll! LG!!!

  2. Eva

    Ich dachte immer, Anita sei für die Großbusigen! Seid ihr in häuslicher Isolation? Dann hast du ja Zeit und Muse zum Schreiben.
    LG

    • Armin

      Liebe Eva, genau, eher Körpchengröße „C“. Also auf jeden Fall für die anwesenden Damen. Ausser unseren natürlich!Trotzdem haben wir uns schwer getan die Nuancen des Alphabetes exakt zubestimmen. Ohne persönliche Handvermessung!
      Und ja, wir sind in Karantäne! Hihi!

Schreibe einen Kommentar zu Armin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert