Es muss einfach einmal zu Papier gebracht werden! Ja, glaubhaften Taufzeugen zufolge, hat es sich exakt so zugetragen. Aus Leibeskräften soll ich geplärrt haben, um die gewaltsame Rekrutierung zu verhindern. Ohne Erfolg. Dieser Kelch mit eiskaltem Wasser ging nicht an mir vorüber! Fortan war ich beitragsfreies Mitglied in der Glaubens-gemein-schaft und römisch-katholischen. Mit dem allerersten selbst-verdienten Pfennig wurde ich dann jedoch automatisch zu einer Zwangsabgabe verpflichtet. Ich wurde also nachträglich, für die unfreie Wahl der Religions-gemein-schaft zur Kasse ge-beten. Mit Erreichen der Volljährigkeit habe ich die Fronabgabe dann korrigiert, da die historische Form des Ablasses nicht mehr zeitgemäß war.

In der beitragsfreien Zeit wurde mir dafür sonntäglich am Vormittag das Sakrament des Abendmahls zuteil. Allerdings nicht ohne an dem Samstag zuvor von meinen wöchentlichen Sünden persönlich zu berichten und die Dreifaltigkeit um Vergebung zu bitten. Also parallel zur wöchentlichen Säuberung des Körpers, wurden auch die Seele und das Gewissen gereinigt. Dieses wohl einmalige Procedere spulte ich routiniert, mit Nonchalance herunter. Dabei konzentrierte ich mich, nach Pareto, auf die wesentlichen Kernsünden. Aus strategischen Gründen bezichtigte ich mich generell ganz zum Schluss der Lüge. Alle anderen, vorgenannten Missetaten hauchte ich in ständig wechselnden Reihenfolgen in die gespitzten Lauscher des Geweihten. Mit dem Geständnis der Lüge am Ende der Beichte waren dann auch automatisch alle verleugneten und geschönten Verfehlungen zuvor mit abgegolten.

Die Kuttenträger konterten mit variablen Strafmaßnahmen. Willkürlich, weder erkennbar angepasst und geahndet nach Anzahl und / oder Schwere der Schuld. Sondern, wie in Restaurants, mit den Preisen für eine Seezunge: Nach Gewicht und Tagespreis. Vom Stuhl ging es direkt in die Bank, wo ich ebenfalls demütig kniend, die Litanei der Bußen reuig und mit atemberaubender Geschwindigkeit abspulte. Wie meine Standardsünden waren auch die Liedtexte oder Gebetsverse regelmäßig dieselben. Sie unterschieden sich lediglich in Anzahl oder Wiederholungen. Siehe auch Seezunge. Von dort, also der Kirchenbank, ging es  ohne Umwege auf den Bolzplatz, wo der schwerste Teil des Tages sportlich zu bewältigen war. Die verbleibende Zeit, bis zur Einnahme der Hostie im Weihrauchdunst, musste ohne weiteren Sündenfall ausgetrickst werden. Ihr könnt es sicher nachvollziehen – ein von vorneherein eigentlich aussichtloses Unterfangen. Mit einem verschämten Blick zum Gekreuzigten versuchte ich eine Reaktion auszumachen, ob er, oder der Vater oder der Heilige Geist, einen vorsätzlichen Fauxpas hätten wahrgenommen  haben können. Als ausgleichende Wiedergutmachung wählte ich eines der ausliegenden Heiligenbilder, die ich sorgsam im Gebetbuch entsorgte, wo die Silber- oder Goldpartikel Abdruckspuren als Reueindiz manifestierten. Im Gegensatz zu den Panini-Sammelbildern nationaler Kicker fanden allerdings keine Tauschbörsen statt. Z.B.: Eine Jungfrau Maria, gegen drei Paulus (ehemals Saulus). Amen.