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Kategorie: A Politik (Seite 4 von 4)

Suppenkasper

Heute auf der Bundes-Tages-Karte: Diäten-Menü mit Berliner-Worthülsen-Eintopf und parlamentarischem Windbeutel. Garantiert frei von jeglichen Inhaltstoffen. Bunter, genderneutraler Beilagesalat, fair serviert.

Verbindliche Pöstchen-Reservierungen sind beim Koalitionsausschuss einzureichen. Für parteiübergreifende Absprache-Galas werden abhörsichere Separees zur Verfügung gestellt. Fraktionszwänge sind gegen Erhalt einer proteinreichen Ausgleichszahlung an der Garderobe in Empfang zu nehmen. Vitaminreiche Zuschüsse beim Aussitzen von cholesterinarmen Debatten, und mit Mammon angereicherte Sahnestückchen stehen jederzeit am Selbstbedienungs-Büfett zur freien Verfügung.

Mein Rezept für erfolgreiches Überstehen der Legislatur Perioden: Man nehme: Eine ordentliche Aus- bzw. Einbildung zum Administrationsbrei. Rühre eine gehörige Portion Unverfrorenheit und Schamlosigkeit darunter, und verfeinere die Masse mit einer nichtssagenden Prise Gedankengut. Geschmacklos abgerundet wird das Gericht durch satte Pensionen und reichhaltige Zuwendungen. Dem Zubereiter sei geraten – keine Scheu weitere Nuancen in die Suppe einzubrocken, da er sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie selber auszulöffeln hat.

Kredenzen möchte ich jetzt das filigrane Parlament-Süppchen im Dialog mit dem Polit-Kasper. Polit-Kasper findet man in jeder Fraktion. Besonders gerne bedient man sich ihrer in den Opposition-Parteien. Vom Wähler mit Stimmen nicht so reichlich bedacht, suchen sie grundsätzlich in jeder Suppe ein Haar. Und wenn sie es auch persönlich einfliegen müssen, sie finden es! Wider manche Vernunft sind derer Fettaugen zu viel oder zu wenig. Entgegen jedem besseren Wissen, schwimmt generell die falsche Nudel oben. Mag die Geschmacksnote noch so harmonisch sein, grundsätzlich ist es zu viel der Würze oder es fehlt gar an Schärfe. Manch Kasper liest aus der Buchstabensuppe den Niedergang des Abendlandes. Auch wenn die Rhetorik und Argumentation schon schimmlig ist, sie wird gebetsmühlenartig immer wieder frisch serviert. So lange, bis niemand mehr exakt weiß, ob die Aufklärung nun brutalst möglich, die Entscheidung alternativlos und die eigene Meinung vorher nicht eine entgegen gesetzt andere war. Realpolitik eben.

Wer sind also nun die Polit-Kasper? Die, die die Suppe einbrocken oder auslöffeln? Die, die sie kochen oder verwässern? Oder alle? Oder gar die Grandler an bayrischen Biertischen? Oder Ursula von der Leyen, die bisher weder noch hat? Gut, die Frisur sitzt. Da kann kein Oppositioneller auf ein loses Haar hoffen! Und genau an dieser Stelle stellt sich die Frage: Wie heißt eigentlich der weibliche Gegenpart zum Kasper? Ich finde, wenn schon Gleichberechtigung, dann konsequent!

Freitag, der 13. Mai 2016

Tag der Arbeit

Ist es nicht ein Widerspruch in sich, dass ausgerechnet der Tag der Arbeit ein Feiertag ist? Allerdings wäre es umgekehrt unserem Bruttosozialprodukt auch nicht gerade förderlich. Den internationalen Kampftag der Arbeiter haben wir von den Amis übernommen. Wie so viele weitere, zum Teil höchst überflüssige Dinge. Aus den Frikadellen wurden Hamburger und die Plage McD, aus St.Martins-Umzügen Halloween, aus Körperertüchtigung Aerobic, aus Hosen Blue Jeans, aus der Prinz-Heinrich-Mütze die Baseballkappe und aus der Lindenstraße unzählige Daily Soaps.

Und was ist aus den guten alten Demos der Arbeiterklasse geworden? Ein paar ewig Gestrige, diverse Altsechziger, ein kümmerlicher Rest Gewerkschaftler – finito! Die blauen Bänder des Eduard Mörike changieren für den einen Tag in rote Fahnen, und es reicht eine Handvoll Hästräger, um die Demo in geordneten Bahnen zu halten. Die 1.Mai-Demo ist als Klassiker der großen Prozessionen, wie die Walpurgisnacht, der Laternenumzug an St. Martin oder Pegida, im Ranking deutlich ins Abseits geraten.

Am 1.Mai trifft sich die Arbeiterklasse beim Mai-Hock und trinkt Mai-Bock. In den Wohnstuben wird eine Mai-Bowle angesetzt. Favoriten sind hier Waldmeister und natürlich Erdbeere. Ananas rangiert auf Platz drei. Die örtlichen Vereine bessern mit dem ersten Outdoor-Grillen ihre maroden Vereinskassen auf, selbstgebackene Kuchen und welke Salate bereichern das Angebot. Vegane Gerichte oder eine Rücksichtnahme auf Laktose Unverträglichkeiten müssen an diesem Tag hinten anstehen. Sie haben schließlich mit dem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, gerechten Lohn und gleiche Bezahlung für Frauen nichts zu tun!

Schon lange bevor die Dämmerung hereinbricht, brechen die ersten Mai-Opfer zum Heimweg auf. Für heute ist genug gekämpft! Der Mai-Bock hat gewonnen. Später dann, wenn die ersten Mai-Käfer um die schweren Häupter schwirren, stimmt der ein oder andere dann doch noch ein altes Kampflied an, und auf den Bierbänken werden die Reihen fest geschlossen. In diesem Jahr werden die Hocks wohl dem Mai-Regen zum Opfer fallen. Die Kassen bleiben leer, die Würste und Schnitzel wandern in die Tiefkühltruhen der Vereinsmitglieder und die Kuchen werden unter den Helfern aufgeteilt. Der Wonnemonat tut sich schwer seinem Namen alle Ehre zu machen. Selbst der Mai-Regen verfehlt seine legendäre Wirkung. Morgen ist wieder Maloche angesagt!

 

01.Mai 2016

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