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Kategorie: A Politik (Seite 4 von 4)

Neujahrsansprache

Liebe Bundesrepublikanerinnen und Bundesrepublikaner.

Als steuer-, kranken-, renten-, und pflegeversicherungs-zahlendes Mitglied unseres einigen, rechtlichen, freiheitlichen Vaterlandes, mit blühenden Landschaften, bleibt es mir unbenommen das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Willkommen sind mir alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ihren körperlichen, geistigen und monetären Beitrag zum Wohle unserer Gesellschaft leisten. Willkommen in 2017!

Von meiner Willkommenskultur ausschließen möchte ich alle arroganten, ignoranten, sowie unverbesserlich Dummen, oder die, die uns für dumm verkaufen wollen. An dieser Stelle sei der FCB stellvertretend herausgehoben.

Ich frage mich jedes Jahr aufs Neue: “Brauchen wir wirklich jedes Jahr ein neues Jahr? Tut es nicht auch ein gutes Gebrauchtes? Die Jahre wachsen nun einmal nicht gerade so auf den Bäumen. Gut, für 2016 könnte ich mich generell schon für einen Wechsel erwärmen. Das hinter uns liegende Jahr war nicht wirklich der Brüller. Und das davor eigentlich auch nicht. Ergo haben wir jetzt schon zwei neue Jahre in Folge verbraucht. Wir sollten hier allerdings sorgsamer mit den Ressourcen umgehen, und an das Erbe unserer Reproduktionen denken, die einen legitimen Anspruch auf weitere gute Jahre haben. Gehören Jahre eigentlich zu den nachwachsenden Rohrstoffen, oder sind sie endlich? Da diese Frage selbst bei Wikipedia nicht hinreichend beantwortet, ja nicht einmal gestellt ist, müssen wir Wohl oder Übel bis zum Jüngsten Tag warten. Erschwerend kommt hinzu, dass 2017 ein ungerades Jahr ist. Aber das ist mir grad egal!

Mit Sorge betrachte ich ebenfalls die Entsorgung der alten Jahre. Wohin mit dem ganzen Unrat, der aus schlechten Jahren an uns hängen geblieben ist? Gibt es ausreichend Sondermülldeponien für alle Despoten, Idioten und Chaoten? Wie lange ist die Verfallsdauer für Worthülsen, Schwachsinn, Lügen und Talkrunden im TV? In welchen Archiven faulen unberechtigte gelbe bzw. rote Karten, übersehene Abseits Tore, hinterhältige Fouls und alle Schwalben von Ian Robben? Welche Cloud wird mit den Darbietungen von Helene Fischer, Xavier Neindu, Florian Silbereisen, Carmen Nebel, J.B.Kerner, Til Schweiger und Peter Maffei – um nur die unerträglichsten zu nennen – verunreinigt? Fragen über Fragen, die es nachhaltig für dieses noch jungfräuliche Jahre zu klären gilt. Ich wünsche mir, dass uns Kriege, Not und Elend, Hunger und Seuchen erspart bleiben – sowie Heidi Klum, Uschi von der Leyden, Alice Schwatzer, Markus Söder, Be.Scheuert, und eine weitere, leider viel zu große Horde nichtsnutziger Artgenossinnen und Genossen. An die Vielen darf ich hier und heute noch gar nicht denken, welch Unrat und Gedankenschlecht über uns Wähler ausgekübelt wird. Doch wenden wir uns doch lieber dem realen Leben zu, und bleiben wir optimistisch! „Et hät noch ewer jut jejange!“

Unmittelbar nach dem Jahreswechsel beginnt ein tagekurzer Zeitraum, in dem ein Gros der bundesrepublikanischen Bürgerinnen und bundesrepublikanischen Bürger die Zentren der Metropolen, die Tempel des Konsums stürmen. Die Einen wedeln mit beschenkten Gutscheinen freudig erregt vor dem Kassenpersonal, anderen haben Farbe, Größe oder Form ihrer gutgemeinten, im letzten Augenblick erworbenen Weihnachtsgeschenke, nicht zugesagt. Sie starten im Tauschrausch ins neue Jahr. Wieder andere frönen ihrem Erbgut als Sammler und Jäger bei der Schnäppchenjagd. Die Rabatte überbieten sich an Tiefstleistungen, und man fragt sich, ob der Einzelhandel bei den Preisen nicht an den Rand des Ruins getrieben wird.

Ich persönlich bevorzuge eine besonders raffinierte, wenn auch perfide Art den Regeln des Marktes ein Schnippchen zu schlagen. In der Adventszeit lasse ich mich voll vom Konsumterror umzingeln. Erwerbe ein paar gute Stücke für mein gutes Stück und platziere sie stolz unter der Nordmannstanne. Lob, Anerkennung und Freude der ach so Guten dankend entgegen nehmend. Jetzt folgt der taktisch geniale Schachzug, um den zu verstehen es die volle Aufmerksamkeit erfordert: Mit der bewussten Wahl einer erkennbar zu kleinen Größe erreiche ich gleich zwei Effekte: Die Dame fühlt sich überaus geschmeichelt ob der offensichtlich positiven optischen Wahrnehmung. Alsbald wird sich herausstellen, dass der baldige Umtausch eine durchaus vernünftige Lösung darstellt. Und da innerhalb weniger Tage, ja fast Stunden, der Preis des Präsentes erdrutschartig sinkt, erwerbe ich den Artikel, aber eine Nummer grösser, erneut zu einem beachtlich entspannteren Preis und schwupps ist das Budget entlastet. Echt geil! Oder?

In den folgenden Tagen kann man sich nun in aller Ruhe auf die anstehenden Arbeiten konzentrieren. Die artgerechte Entsorgung der freilaufenden Nordmannstanne aus veganer Bodenhaltung, die sichere Lagerung aller bunten Kugeln, Kerzen, Duftkerzen mit Zimtaroma, Teelichter, Lichterketten und diverser Rumstehchen in Kellern, auf Dachböden oder angemieteten Hallen im nahen Industriegebiet. Auch die Holzblasinstrumente mit den acht Löchern müssen wieder sorgsam in die Veloursäckchen verstaut werden. CDs mit Aufnahmen von gemischten- sowie diversen Kinder-Chören unseres Vertrauens verschwinden in den Tiefen der Schubladen, zusammen mit Ausstechformen und Rezepten von allerlei hüftgoldigen Keksen und anderen Kalorienbomben.

Überglücklich sind einige Gänse ins neue Jahr gerutscht, die den Braten bei Zeiten gerochen haben, und sich als Festtagsschmaus rar gemacht haben. Sie selbst, sowie militante Veganer, begrüßen diesen Umstand aufs herzlichste. Ob diese Tarnaktion auch noch im neuen Jahr von Erfolg gekrönt bleiben wird, wird uns die Geschichte nachträglich dokumentieren. Drücken wir ihnen kräftig die Daunen. Allerdings nicht ohne darauf zu verweisen, dass es womöglich zu Ungunsten anderer schmackhafter Leidgenossen ausgehen kann.

Nach gut gemeinten Ratschlägen, nützlichen Tipps und hilfreichen Räten möchte ich allen bundesrepublikanischen Bürgerinnen und bundesrepublikanischen Bürgern alles erdenklich Gute wünschen: Neues Jahr, neues Glück! Nehmt euch mal nicht zu viel vor! Es wird doch wieder nichts damit. Ich spreche da aus Erfahrung.

 

Gehabt Euch wohl!

  1. Januar 2017

 

 

 

 

Suppenkasper

Heute auf der Bundes-Tages-Karte: Diäten-Menü mit Berliner-Worthülsen-Eintopf und parlamentarischem Windbeutel. Garantiert frei von jeglichen Inhaltstoffen. Bunter, genderneutraler Beilagesalat, fair serviert.

Verbindliche Pöstchen-Reservierungen sind beim Koalitionsausschuss einzureichen. Für parteiübergreifende Absprache-Galas werden abhörsichere Separees zur Verfügung gestellt. Fraktionszwänge sind gegen Erhalt einer proteinreichen Ausgleichszahlung an der Garderobe in Empfang zu nehmen. Vitaminreiche Zuschüsse beim Aussitzen von cholesterinarmen Debatten, und mit Mammon angereicherte Sahnestückchen stehen jederzeit am Selbstbedienungs-Büfett zur freien Verfügung.

Mein Rezept für erfolgreiches Überstehen der Legislatur Perioden: Man nehme: Eine ordentliche Aus- bzw. Einbildung zum Administrationsbrei. Rühre eine gehörige Portion Unverfrorenheit und Schamlosigkeit darunter, und verfeinere die Masse mit einer nichtssagenden Prise Gedankengut. Geschmacklos abgerundet wird das Gericht durch satte Pensionen und reichhaltige Zuwendungen. Dem Zubereiter sei geraten – keine Scheu weitere Nuancen in die Suppe einzubrocken, da er sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie selber auszulöffeln hat.

Kredenzen möchte ich jetzt das filigrane Parlament-Süppchen im Dialog mit dem Polit-Kasper. Polit-Kasper findet man in jeder Fraktion. Besonders gerne bedient man sich ihrer in den Opposition-Parteien. Vom Wähler mit Stimmen nicht so reichlich bedacht, suchen sie grundsätzlich in jeder Suppe ein Haar. Und wenn sie es auch persönlich einfliegen müssen, sie finden es! Wider manche Vernunft sind derer Fettaugen zu viel oder zu wenig. Entgegen jedem besseren Wissen, schwimmt generell die falsche Nudel oben. Mag die Geschmacksnote noch so harmonisch sein, grundsätzlich ist es zu viel der Würze oder es fehlt gar an Schärfe. Manch Kasper liest aus der Buchstabensuppe den Niedergang des Abendlandes. Auch wenn die Rhetorik und Argumentation schon schimmlig ist, sie wird gebetsmühlenartig immer wieder frisch serviert. So lange, bis niemand mehr exakt weiß, ob die Aufklärung nun brutalst möglich, die Entscheidung alternativlos und die eigene Meinung vorher nicht eine entgegen gesetzt andere war. Realpolitik eben.

Wer sind also nun die Polit-Kasper? Die, die die Suppe einbrocken oder auslöffeln? Die, die sie kochen oder verwässern? Oder alle? Oder gar die Grandler an bayrischen Biertischen? Oder Ursula von der Leyen, die bisher weder noch hat? Gut, die Frisur sitzt. Da kann kein Oppositioneller auf ein loses Haar hoffen! Und genau an dieser Stelle stellt sich die Frage: Wie heißt eigentlich der weibliche Gegenpart zum Kasper? Ich finde, wenn schon Gleichberechtigung, dann konsequent!

Freitag, der 13. Mai 2016

Tag der Arbeit

Ist es nicht ein Widerspruch in sich, dass ausgerechnet der Tag der Arbeit ein Feiertag ist? Allerdings wäre es umgekehrt unserem Bruttosozialprodukt auch nicht gerade förderlich. Den internationalen Kampftag der Arbeiter haben wir von den Amis übernommen. Wie so viele weitere, zum Teil höchst überflüssige Dinge. Aus den Frikadellen wurden Hamburger und die Plage McD, aus St.Martins-Umzügen Halloween, aus Körperertüchtigung Aerobic, aus Hosen Blue Jeans, aus der Prinz-Heinrich-Mütze die Baseballkappe und aus der Lindenstraße unzählige Daily Soaps.

Und was ist aus den guten alten Demos der Arbeiterklasse geworden? Ein paar ewig Gestrige, diverse Altsechziger, ein kümmerlicher Rest Gewerkschaftler – finito! Die blauen Bänder des Eduard Mörike changieren für den einen Tag in rote Fahnen, und es reicht eine Handvoll Hästräger, um die Demo in geordneten Bahnen zu halten. Die 1.Mai-Demo ist als Klassiker der großen Prozessionen, wie die Walpurgisnacht, der Laternenumzug an St. Martin oder Pegida, im Ranking deutlich ins Abseits geraten.

Am 1.Mai trifft sich die Arbeiterklasse beim Mai-Hock und trinkt Mai-Bock. In den Wohnstuben wird eine Mai-Bowle angesetzt. Favoriten sind hier Waldmeister und natürlich Erdbeere. Ananas rangiert auf Platz drei. Die örtlichen Vereine bessern mit dem ersten Outdoor-Grillen ihre maroden Vereinskassen auf, selbstgebackene Kuchen und welke Salate bereichern das Angebot. Vegane Gerichte oder eine Rücksichtnahme auf Laktose Unverträglichkeiten müssen an diesem Tag hinten anstehen. Sie haben schließlich mit dem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, gerechten Lohn und gleiche Bezahlung für Frauen nichts zu tun!

Schon lange bevor die Dämmerung hereinbricht, brechen die ersten Mai-Opfer zum Heimweg auf. Für heute ist genug gekämpft! Der Mai-Bock hat gewonnen. Später dann, wenn die ersten Mai-Käfer um die schweren Häupter schwirren, stimmt der ein oder andere dann doch noch ein altes Kampflied an, und auf den Bierbänken werden die Reihen fest geschlossen. In diesem Jahr werden die Hocks wohl dem Mai-Regen zum Opfer fallen. Die Kassen bleiben leer, die Würste und Schnitzel wandern in die Tiefkühltruhen der Vereinsmitglieder und die Kuchen werden unter den Helfern aufgeteilt. Der Wonnemonat tut sich schwer seinem Namen alle Ehre zu machen. Selbst der Mai-Regen verfehlt seine legendäre Wirkung. Morgen ist wieder Maloche angesagt!

 

01.Mai 2016

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