War es Fügung oder einfach Glück? Auf jeden Fall haben wir mit der Veräußerung unserer Immobilie neue Freunde gewonnen! Gut, man könnte jetzt annehmen, dass wir unsere Immobilie zu günstig verkauft haben. Aber sei`s drum!
Wie dem auch sei, diese neuen Freunde haben sich als echte Bereicherung für unser Leben ergeben. Der eine, ein geschickter Wirklichalleskönner, der andere ein Musikus. Beide auf ihre Art haben unseren Horizont erweitert. Menschlich, technisch und musikalisch. Wenn es rückwirkend Kindergeld geben würde, stünde einer Adoption nichts im Wege!
In die neue Welt der Klänge sind wir, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Pauken und Trompeten geraten. War uns bisher ein gewisser Radetzky beim ersten Gedanken als Torwart bei Bayer Leverkusen ein Begriff, mahnte uns, nach tieferer Recherche, Radetzky vor Marschmusik, der wir nun wirklich recht wenig abgewinnen können. Wahrscheinlich hatte er, Radetzky, seinen Truppen den Marsch geblasen und so vom Gleichschritt zum Gleichklang zu gelangen.
Womit wir beim Thema wären, der Blasmusik. Unser Musikus ist nämlich Dirigent. Und, richtig, für symphonische Blasmusik-Orchester. Auf Dauer ließ sich demzufolge der Besuch eines Konzertes nicht vermeiden. Als Jazz- und Ramstein-Fan waren die Erwartungen eher übersichtlich. Radetzky marschierte im Hinterkopf! Doch weit gefehlt, mit militärischen Weisen hatte das alles sehr wenig gemein! Das musikalische Panorama erweiterte unsere Sichtweise auf Blasmusik farbig und nachhaltig.
Inzwischen durften wir verschiedene Darbietungen genießen. Vor Beginn ein Sektchen oder Feierabendbier im Foyer, in der Pause noch ein schneller Aufguss. Derart gestärkt konnte man sich ganz locker fallen lassen, der Harmonie und den Klängen der Instrumente hingeben.
Ja, auch ich hatte bereits praktische Erfahrungen als Blasmusikant. Als junger Heranwachsender versuchte ein verzweifelter Musiklehrer (Harry Labsch, derzeit schon Fahrer eines 2CV! Und Baskenmützenträger!) mir die Flötentöne beizubringen. Hohner C! Das hölzerne Instrument musste man noch mit den zarten Fingerchen und einem Wechselspiel zwischen Zuhalten und Öffnen diverser Löchlein zu hörbaren Klängen animieren. Was mir, nur bedingt gelang. Radetzky war mir bis dato noch kein Begriff. Weder als Marschbläser noch als Torwart!
Mangels Zuneigung, erforderlicher Hingabe und auch anderer, erstrebenswerteren Zielen in der Freizeitgestaltung endete meine Karriere geräuschlos. Und, ganz ehrlich, wer einmal den Dresdner Christkindlesmarkt besucht hat, und aus jedem Stand mit kindlich naiven Weihnachtsweisen aus hölzernen Hohner C beschallt wurde, der kann sicher meine gewisse Reserviertheit nachvollziehen!
Tief eingetaucht in ein Blasmusikkonzert blieb mir die Muse, den Akteuren meine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Mit elementaren Erkenntnissen. Bei der ersten ging mein Weltbild in Sachen Flöten flöten. Die Hölzernen waren aus Metall. Und, sind ganz offensichtlich, ausschließlich der Damenriege vorbehalten, da sie einer gefühlvollen Handhabung bedürfen. Auch die Löchlein waren gestrig. Die ehernen Löchlein sind durch kleine Deckelchen verschlossen, die sich lustig, je nach gewünschtem Ton, öffnen und schließen lassen. Und nur quer! Alle Flöten nur quer! Und nur, von der Nasenspitze aus gesehen, nach rechts. Ob es spezielle Flöten mit Linksanschlag gibt, ist mir leider nicht geläufig. Es ist möglich, dass der Rechtsanschlag sich in die Welt der Flötentöne eingeschlichen hat, so wie Fahrradständer grundsätzlich links angebracht sind.
Die nette Annette an der Klarinette entlockte dem Instrument die Töne in althergebrachter Haltung, im rechten Winkel zur Bläserin-Mittelscheitel. Ja, auch dieses Instrument findet sich nahezu ausschließlich in Damenmündern wieder.
Gendermäßig öffnen sich die Musikanten erst bei den Saxophonen. Der wesentliche, gewichtige Teil der Klangkörper ruht zwischen den Oberschenkeln, was auch darauf schließen lässt, dass man aus anzüglichen Gründen, das „ck“ durch ein „x“ ersetzt hat. Was natürlich ebenfalls durch den wachsenden Anteil von spielenden Damen begründet zu sein scheint.
Je größer das Instrument, desto männlicher die Bläser. Hier lässt sich eine eigenwillige Einbringung der Luft beobachten. Manche blähen ihre Backen auf, wie Ochsenfrösche in der Brunst. Die anderen generieren ihre Puste offensichtlich aus verborgenen internen Speichern.
Keine Blasmusik ohne Schlagzeuge aller Art. Hier dominieren die Herren an den Klöppeln. Auf Trommeln, Bongos, Becken und Gongs wird kräftig eingeschlagen und auch der letzte weggedöste Teil der Zuhörer schreckt wieder aus seinem Delirium, um den Genuss der Darbietungen aufmerksam weiter verfolgen zu können.
Ich möchte mit meinen Gedanken noch auf die Moderatoren zu sprechen kommen. Die einzelnen Stücke werden ausschweifend angekündigt. Wer auch immer solche Gedanken in die Noten interpretiert, und, sie dann auch nachvollziehbar erhören lässt, dass bleibt mir auch nach diversen Konzerten ein Buch mit sieben Siegeln. Möge es doch einen Notenschlüssel geben, der mir auch noch diese Welt eröffnet!
Schlussakkord, Applaus, Zugabe, Sektbar!
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