scharfsinnig - unsinnig - kurzweilig

Autor: Armin (Seite 24 von 29)

Geschenkte Zeit

Um Unwissende aber Interessierte auf einen einheitlichen Wissensstand zu manövrieren, hier eine kurze Einführung in die Lage. Geburtstagsgeschenke stellen die meisten vor eine kreative Herausforderung. Insbesondere, wenn es sich um runde handelt. Da ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn der Zubeschenkende mit seinen Wünschen schon mal eine passende Richtung vorgibt. So geschehen auch bei Lothars 70er. Sein Herzenswunsch war Zeit. Wir, das heißt Roswitha, Hubert, Elisabeth und ich, der Chronist, beugten uns diesem Wunsch gerne. Selbstverständlich war Hiltrud untrennbar mit von der Party. Wir entschieden uns für die Variante „Laufen & Saufen“ und wählten eigens dafür ein Datum, das uns meteorologisch einen herrlichen Tag bescheren sollte – den 06. Mai 2017.

Sowohl der Weg, als auch das Ziel war und blieb überraschend. Geplanter Start war um 11:00 Uhr mit dem Aufsammeln des Jubilares nebst Gattin, sowie ca. 30 Minuten später das Eintreffen in Nonnenweier. Trotz Staus auf der A5, pünktlich wie die Maurer, trafen die Fischers und Maiers im Wörtelweg ein. Nach herzlicher Begrüßung und dem Erkunden des allgemeinen Befindens, brachte ein Gläschen Sekt die erwartungsvolle Runde recht schnell auf die brisanten Themen der aktuellen Politik, und die anstehenden Wahlen bei unseren Nachbarn und bei die Döspaddels im hohen Norden. Die Zeit konnte uns nicht davon laufen, wir hatten sie fest im Griff.

Ohne Hektik wurde die Sitzordnung im Camper besprochen, der uns sechs gemeinsam an den Kaiserstuhl bringen sollte. Ein Camper ist nun mal kein Bus und die freien Plätze waren im Nu an Fahrer, Geburtstagskind und die Damen vergeben. Der Chronist saß die paar Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes auf einer A-Backe ab, und Roswitha (offensichtlich mit solchen Situationen vertraut), auf dem Boden kauernd zwischen ökonomisch einwandfreiem, Solarzellen gespeistem Herd und dem Kombiraum Dusche/Toilette. Vereinzelte kleine Spritzer an der Windschutzscheibe wurden einfach ignoriert.

Programmpunkt Nr.2 war die Eismanufaktur in Königschaffhausen. Wir waren die einzigen Gäste, ließen uns allerdings den Genuss nicht vermiesen. Etwas später, als die Eiseskälte sich bereits im Körper breit macht, wagte sich eine fremde Dame in die Eisbar. Sie begnügte sich jedoch mit einem Bollen – angeblich wegen Geldmangels. Wir überredeten sie sich dann doch für die Sorte Orange/Joghurt zu entscheiden. Sie bedankte sich für diese Empfehlung. Auf dem Rückweg zum Camper, vorbei an der Fischergasse, störten wir ein Spatzenpärchen, das aufgeschreckt seine Paarungsaktivitäten auf dem Fensterbrett abbrach und zeternd davon flog.

Programmpunkt Nr.3 war der Abmarsch vom Parkplatz in Burkheim. Altersgerecht spazierten wir einen seichten Anstieg hinauf auf eine Terrasse zwischen den Reben. Der Rundweg war mit einer gelben Raute gekennzeichnet. Aber das nur nebenbei. Wie im Frühling nicht anders zu erwarten, erwachte die Vegetation zum Leben. Der Weg war gesäumt mit allerlei Kräutern und Unkräutern. Augenblicklich begann man mit der Bestimmung derselben und Ratschlägen für welche Wehwehchen sie nützlich seien, bzw. welche Aromen in Salaten oder Kräuterbuttern besonders schmackhaft. Der Outdoor-Naturkunde-Unterricht setzte sich mit der angestrengten Identifikation des Vogelgezwitschers fort. Dabei wurde des gesamte Arten-ABC bemüht: Von A, wie Amsel oder Ammer bis Z, wie Zaunkönig oder Zeisig. Zur Sprache kamen Namen, die ich mein Leben lang noch nicht gehört hatte und bei den Gesängen reichte meine Kenntnis gerade einmal für Taube, Kuckuck und Käuzchen. Aber meine Stunde sollte noch kommen.

Die Gesprächsthemen gingen nicht aus, und mit stets wechselnden Laufpartnern war allerlei Kurzweil angesagt – schließlich waren irgendwann alle Kräuter und Laute identifiziert. Immer wieder gerne genommene Themen der BestAger sind gesundheitlicher Art und, mit welchen Plänen man gedenkt in den nächsten Wochen und Monaten dem Lieben Gott die Zeit zu stehlen. So marschierten wir durch Gottes freie Natur, bis die Wetterfrösche Recht behalten sollten und der vorhergesagte Mairegen an Intensität zunahm. Regencapes und –Schirme wurden aus den Rucksäcken gezaubert und die Wegstrecke besonders aufmerksam studiert, um ja nicht auf einer glitschigen Baumwurzel auszurutschen und womöglich einen Oberschenkelhalsbruch zu riskieren. Irgendwie sehen Wanderer mit Schirmen blöd aus! Aber noch blöder tropfnasse Radfahrer ohne Schirme.

Die Wanderung endete dort, wo sie begonnen hatte: In Burkheim. Bei der Suche nach etwas Schutz und Wärme landeten wir im Art Café. Wir frotzelten noch über den Namen, und ob der Kaffee wohl eher eine Art von Kaffee sei. Leider war der Name Programm. Auch die ersehnte Wärmestube war komplett besetzt und wir mussten, zwar bedacht aber mehr oder weniger im Freien, Platz nehmen. Notdurftmässig jedoch 1A-Lage, unmittelbar am Eingang zur Unisex-Toilette. Kälte und Kaffee sind immer Garant für überproportionalen Harndrang, und so durften wir uns über ausreichend Abwechslung erfreuen. In einer kleinen Stauphase gesellte sich ein hübsches junges Mädchen zu unserer Gruppe. Sie konnte ihre Herkunft aus einem zentralafrikanischen Land nicht verbergen, und ihr Teint erinnerte mich irgendwie an die Sorte „Zartbitter“ aus der Eismanufaktur in Königschaffhausen. Die Unaufmerksamkeit des hübschen jungen Mädchens nutzte ein anderes Mädel schamlos aus, und schlüpfte aufs WC obwohl sie noch nicht an der Reihe war. Wir machten sie auf ihr Vergehen sofort nach Verlassen des Örtchens aufmerksam. Es war allerdings für ein Rückgängigmachen zu spät und sie bedauerte die Tat zutiefst.

Nach schlechtem, teils kaltem Kaffee aber ordentlichem Kuchen stromerten wir durch die romantischen Gassen von Burkheim zurück zum Camper. Der Mairegen nahm sich eine schöpferische Pause, sodass wir trockenes, sauberes Schuhwerk anlegen konnten und mit einem Blick in den Rückspiegel auch einen ordnenden Strich durch das verbliebene Haupthaar machen.

Nachdem wir die bekannte Sitzordnung wieder eingenommen hatten, ging die Fahrt in Richtung Abendmahl. Auf der Fahrt aus Burkheim heraus eskortierte uns ein Stück des Weges eine Rotte blutjunger Mädels im heiratsfähigen Alter. Offensichtlich die letzte Gelegenheit für eine aus ihrer Mitte, das Singleleben zünftig abzuschließen. Trotz des Mairegens schauten sie ein wenig niedergeschlagen ins Wetter.

Programmpunkt Nr.4, dem abschließenden Höhepunkt des Tages – ein Abendessen in der Kellerwirtschaft in Oberbergen. Allen Unkenrufen zum Trotz befindet sich die Kellerwirtschaft nicht unten, sondern oben. Unten, in der Vinothek, verköstigte sich eine Busladung Hobby-Sommeliers aus dem kulinarischen Niemandsland. Mit fachkundiger Mine begutachtete man Farbe und Struktur des Weines, erschnüffelte die Duftnoten des Bouquets und diskutierte über die Nachhaltigkeit des Abgangs am Gaumen. Wir überließen die Laienweinkenner ihrem Schicksal und stiegen erwartungsvoll empor in die Kellerwirtschaft. Dem Anlass entsprechend hatten wir einen Tisch mit Ausblick reserviert. Dieser jedoch unterschied sich lediglich nur in Nuancen von dem Sichtbeton-Mauerwerk. Wir konzentrierten uns deshalb mehr auf Gerichte und Weine. Nun war meine Stunde gekommen! Die Wahl der begleitenden Weine wurde vertrauensvoll in meine Hände gelegt. Ohne großes Eigenlob – die Wahl des Weißen und Roten konnte nicht besser sein. Zum Start jedoch ließen wir Männer uns nicht irritieren und orderten im Weingut Keller erst einmal ein Sturzbier.

Das Essen war ausgezeichnet, und es kam nur noch einmal wenig Unruhe unter der Weiblichkeit auf, als eine Schar junger Männer die Lokalität betrat, denen man durchweg eine gewisse Attraktivität nicht absprechen konnte. Ausgleichende Gerechtigkeit! Man wandte sich schon bald wieder den Ehemännern zu, man wusste schließlich zu schätzen, was man an ihnen hatte. Nachdem die Teller geschleckt, und die Flaschen geleert waren entschloss man sich für die Heimfahrt und einen Scheidebecher im Wörtelweg. Lothar empfand, dass der Salat ziemlich fettig gewesen sein soll. Mit einem Klaren konnte kurzfristig für Erleichterung gesorgt werden.

Zunächst schien es so, als ob der Jubilar der Runde zum jähen Aufbruch animieren würde. Eine schöpferisch geistige Schwächephase wurde rasant überwunden. Beim Stichwort „Mutti“ erwachten die Lebensgeister zusehends und so konnte die Zeitreise mit komplettem Teilnehmerkreis zu einem glücklichen Ende geführt werden.

Auf eine baldige Wiederholung!

 

 

Künstliche Intelligenz

Jeder halbwegs intelligente Zeitgenosse weiß, dass Intelligenz nicht unbedingt Wissen bedeutet. Klar, intelligente Menschen verfügen in der Regel über ein beachtliches Wissen – dagegen sind Menschen mit Wissen allerdings nicht automatisch auch intelligent! Als ich dieser Tage den Namen Gerd Müller in den Nachrichten hörte, rief ich augenblicklich mein Wissen über den legendären Torjäger, unseren deutschen Fußball-Weltmeister ab, den Bomber der Nation. Dass wir aktuell aber noch über einen prominenten Namensvetter verfügen, das war mir bisher verborgen geblieben. Es gibt selbstverständlich noch diverse Gerd Müllers, aber nur einen Bundesentwicklungsminister! Es ist durchaus seiner Intelligenz zuzuschreiben, dass er seine Präsenz bisher geschickt zu verbergen wusste. Erst dieser Tage, kurz vor den in Bälde anstehenden Wahlen, tauchte er aus den unergründlichen Tiefen bayrischer Politikergefielde auf, und beglückte uns sogleich mit seinem Wissen, das er sich bestimmt bereits in den Sechzigern erworben hatte: Man solle die Dritte Welt zu mehr Eigenverantwortung und – Initiative ermutigen und Hilfestellung leisten, dass man sich zukünftig selber ernähren können soll. Welch außergewöhnliche Erkenntnis am Ende der Legislaturperiode. Da liegt der Verdacht doch nahe, dass das Schießen von Toren im Land der blau-weißen Rauten eine große Tradition vorzuweisen hat. Unabhängig ob Siegtore oder Selbsttore.

Dieser famose Vorschlag brachte mich, an diesem regnerischen Maitag, auf eben diesen Gedanken. Logisch, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz absolut nichts mit dem Aufgabengebiet unseres Entwicklungshilfeministers zu tun hat! Obwohl eine gewisse Entwicklung hier offensichtlich auch auf fruchtbaren Boden gefallen wäre! Mein Votum geht ergo ganz eindeutig zu Gunsten der zügigen Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz! Wer ahnt warum?

Zugegeben, nicht allein ausschlaggebend sind die Possen unserer gewählten Volksvertreter. Leider erlebe ich nahezu täglich Tatsachen und alternative Fakten, die mich an einer Weiterentwicklung der natürlichen Intelligenz jedoch arg zweifeln lassen. Parallel dazu nimmt auch noch das Wissen unserer lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger zusehends ab. Die Aussichten weisen eine bemerkenswerte Parallelität zur aktuellen Großwetterlage auf: Wechselhaft, mit einzelnen heftigen Niederschlägen. Folgt dann womöglich Lodda Matthäus auf Gerd Müller als Wasweißich- bzw. Wasweißichnicht-Minister!? Ich darf gar nicht darüber nachdenken! Gott sei Dank haben wir noch unsere Medien, die uns notwendiges Wissen vermitteln und zu intelligentem Tun und Handeln anregen. Scherz!

Schade, dass Mairegen nicht nur schön macht. Am 04.05.2017 nicht, und auch nicht an vielen anderen Tagen.

April, April

April, April, da kann jeder wählen was er will!  Was soll man machen, an einem Tag mitten im April, der seinem Namen alle Ehre macht? Wie wäre es, etwas für seine körperliche Fitness zu tun? Und damit auch gleichzeitig seinen Geist auf Trab bringen! Also ab in die Muckibude! Ein Stelldichein der üblich Verdächtigen: BestAger, also Rentner und Pensionäre. Perfekt equippt. Draußen parkt der SUV, innen ist die Luft ebenso verbraucht. Ein offenes Fenster könnte für eine notwendige Sauerstoffzufuhr sorgen. Könnte, denn die frühpensionierten, verweichlichten Frischluftintoleranzler begehren umgehend auf. Am Kaffeeautomaten zieht es! Und der Schritt vom verbeamteten Nichtstun zum gutdotierten Garnichtstun ist noch nicht hinreichend vollzogen. Der Hinweis auf durchaus mögliche aktive Bewegung, und damit verbundene bessere Durchblutung wird abgetan. Man schwitze, und Zug wäre der Gesundheit nicht förderlich. Wahrscheinlich kühlt auch der kostenlose Kaffee zu rasch ab, was eine baldige Rückkehr an die Geräte bedeuten könnte.

Der Sauerstoffmangel gilt dann sicher auch als Entschuldigung dafür, dass nicht nur die Muskulatur, sondern auch das Hirn gewisse Mangelerscheinungen und Defizite aufweisen. Themen und Argumente führen logischerweise zu diesem Rückschluss. Ich verkrieche mich in mein gedankliches Schneckenhaus und denke mir meinen Teil: Entgegen aller Kommentare und Shitstorms sehe ich das Ergebnis des Referendumms der Osmanen schließlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. So dumm sind die Voten der in diesem unserem Lande lebenden gar nicht! Natürlich ist das Entsetzen riesig! Die Integration hat versagt. Wir müssen uns anpassen an die morgenländischen Kulturen. Na dann gute Nacht!

Dabei ist die überraschend hohe Quote eigentlich nicht ohne Logik. Mit dem „Evet“ wird eine baldige Aufnahme in die Europäische Union nahezu unmöglich. Damit die freie Wahl des Arbeitsplatzes und außerdem bleibt die Visumspflicht bestehen. Will heißen, eine denkbare Schwemme vom Bosporus ins gelobte Deutschland ist verhindert. Und damit werden die eigenen Arbeitsplätze gesichert, wird die Konkurrenz der Gemüseläden auf einem einträgliches Maß gehalten. Na, wie klingt das? Logisch, oder!?

Auf dem Crosswalker zum Crossdenker. Geht doch. Und die Fenster bleiben zu!

 

 

Karfreitagswanderung

Der alte Brauch wird nicht geknickt, Karfreitag wird gewandert. Auf Deubel komm raus! Wir bewegen uns garantiert schon im dritten Jahrzehnt in dieser guten alten Tradition. Doch das Teilnehmerfeld hat  im Laufe der Jahre den allgemeinen Veränderungen Rechnung tragen müssen. Die meisten Best Ager können nicht mehr. Einige Mitläufer der ersten Stunde wollen nicht mehr. Die ein oder andere ehemals bessere Hälfte darf nicht mehr. Der Nachwuchs muss noch und ein harter Kern ist nach wie vor freudig mucker mit dabei. Immerhin findet das finale Diner in nahezu kompletter Runde statt, da Fuß-, Herz- und Kreislaufkranke sich generell noch einer motorbetriebenen Mobilität erfreuen.

Mit kritischem Blick in die Wettervorhersage wird geplant. Die App „Wetter to go“ wird bereits Tage zuvor regelmäßig heimgesucht, um die Ausrüstung bei Zeiten parat zu legen. Es naht der Tag der Wahrheit. Ort und Zeit werden festgezurrt wie die Riemen der Rucksäcke. Frikadellen werden gebraten, Getränke gebunkert, Eier hart gekocht, Gemüse in Stifte geschnitten, Pfefferbeisser und Wienerle bissbereit verpackt. Manch Wanderschuh hat über die Wintermonate eine leichte Staubschicht angesetzt, hin und wieder ist ein morscher Schnürsenkel beim Festzurren in zwei ungleiche Stücke zerrissen. Schweizer Taschenmesser tauchen aus den Tiefen der Schubladen auf, Kapselheber und Korkenzieher mit Seele liegen bereit. In den letzten Jahren haben stille Wasser die prozenthaltigen Geister ersetzt. Und Absteller für die Jugend nehmen ihren Platz in den Rucksäcken ein.

Start und Ziel stehen fest. Bis alle Wandersleute zur Stelle sind, findet die alljährlich gefürchtete Organisation des Auto-Verstellens statt. Die Anzahl der Sitzplätze, abzüglich der Fahrer, und ausreichend Stau- und Kofferraum wird berechnet, um Mann und Maus sicher und vollzählig vom Ziel wieder an den Start zu chauffieren.

An den ersten Steigungen zieht sich das Peloton bereits ein paar hundert Meter auseinander. Die körperlichen Konstitutionen differieren im Einzelfall erkennbar. Doch der Gruppengedanke behält kameradschaftlich die Oberhand. Die ersten fiebern dem ersten Stopp entgegen. Legendär sind diese Brotzeiten, die dem kirchlichen Fastengedanken und der Enthaltsamkeit vehement die Stirn bieten. Der Inhalt der Rucksäcke reduziert sich im Handumdrehen um einen beachtenswerten Anteil. Man isst ja schließlich nicht zum Vergnügen unterwegs!

Die ersten schüchternen Fragen nach der verbleibenden Länge bis zum Ziel machen die Runde. Mit alternativen Wahrheiten werden die Gemüter kurzzeitig beruhigt, und hektisches Suchen nach ablenkenden Aktivitäten wird gefahndet. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob nun der Weg das Ziel sei, oder umgekehrt. Die verbliebenden Best Ager verkürzen sich die Zeit mit detaillierten medizinischen Diagnosen aller Zipperlein. Das Mittelalter diskutiert die aktuellen Ergebnisse der Bundesliga, sowie heiße Themen aus dem Berufsleben. Vorübergehend ist der Empfang von Instagram, Facebook und WhatsApp gefährdet, was eine leichte Unruhe in Teilen der Gruppe aufkommen lässt. Es soll sich später herausstellen, dass sich die Welt weiter gedreht hat, und nach wie vor keine Scheibe ist.

Mit Erleichterung aber auch Zufriedenheit kommt das reservierte Ziel ins Visier der Ausgedörrten. Auch die Fuß-, Herz- und Kreislaufkranken sind bereits in Stellung gegangen. Runter mit den Rucksäcken, rein mit den erfrischenden Bierchen, denn das mitgeführte Arsenal ist entweder Leergut oder aber die Temperatur bietet keine Labsal mehr.

Ob geräucherte Forellenfilets, die ersten Spargel, Schniposa, Berge von Brägele, Pommes sowie das ganze Spektrum an Maggisaucen füllt zunächst die Tafel und dann die Bäuche. Kinderaugen glänzen, wenn die Eisbecher serviert werden. Die Erwachsenen begnügen sich mit Obstler, Willi oder Framboise. Trotz erheblicher Sättigungsgefühle und körperlicher Ermattung klappt die Verteilung der Passagiere auf die umgestellten Fahrzeuge. Die Rechnung ist aufgegangen!

Man wünscht sich noch weiter frohe Ostertage und Gesundheit sowieso. Daheim warten Sofa und Entspannung. Es war wieder einmal eine tolle Karfreitagswanderung. Bis nächstes Jahr!

Referendumm

Ostern, und Niederschläge wohin man schaut. Wer hätte vor einer Legislaturperiode gedacht, was der Herrgott 2017 am Kreuz nicht alles mit ansehen muss! Verzweiflung keimt allmählich auf, wie Unkraut nach einem warmen Frühlingsregen. Wo versteckt sich die Jugend dieser Welt, wenn es um ihre Zukunft geht? Prada statt Protest? Daddeln statt denken! Instagram statt Interesse! Selfie statt Sozi! Apfel statt Birne!

Mittlerweile sind wir umzingelt von Vollpfosten, Despoten und Idioten. Regiert von den Dummys der Autokraten. In Polen, Ungarn, Russland, der Türkei, in Serbien, UK und den USA ……. – mit schier unglaublichen Tendenzen in Österreich, Frankreich, Holland, und in Ansätzen sogar in diesem unserem Lande. Nicht zu vergessen beim FC Bayern, mit nicht nur einem Betrüger im Präsidium. Brot und Spiele – wie im alten Rom. Apropos Dummys: Lt. Wikipedia die „Einsteiger oder Anfänger ohne Fachwissen“.

Wir werden inzwischen von den bildungsfernen Schichten, den Dummys, fremdbestimmt. Nicht unwahrscheinlich durch getürkte Wahlergebnisse, sicher durch Fake News, durch niveaulose, bunte Medien, durch Verdummung breiter Teile der Bevölkerung. Sind es womöglich die bösen Geister einer realitätsfremden Politik, die Retourkutsche für die dreiste Selbstbedienungsmentalität der sogenannten Eliten, die Tentakel der Lobbyisten und Bürokraten?

Komisch, danach sind immer alle schlauer! Wie konnte das nur passieren? Man sucht nach den Schuldigen. Selten bei sich selbst. Ich gehe jetzt Eier suchen – nicht werfen.

 

Ostermontag 2017. Am Tag nach dem Referendumm der Osmanen.

 

 

 

 

So ein Glück aber auch

Man soll es nicht für möglich halten, was so ein bisschen Glück alles bedeuten kann. Von Keksen, Zahlen, Tagen, Losen, Kindern, Momenten, Feen, Rädern, Spielen etc. einmal abgesehen. Und selbst Tüchtige soll es geben, die Glück haben. Doch ganz so banal wie es zu sein scheint, ist es eben nicht.

Stell dir vor, du fährst in die Stadt und hast es eilig. Du bist spät dran, und vor dir trödelt ein Opelfahrer. Da, ein freier Parkplatz. Was für ein Glück!

Ist Glück also relativ? Gleichzeitig aktiv und passiv? Glück kann man nicht einfach nur haben. Oder nur sein. Und, muss man zwingend Glück haben, um glücklich zu sein? Wie lange ist die Haltbarkeit vom Glück? Welche Euro-Norm regelt verbindlich das Verfallsdatum? Oder den Mindestgrad der Empathie? Ist das überraschende Finden eines freien Parkplatzes wirklich schon Glück? Oder erst das Finden der Nadel im Heuhaufen? Oder ein Sechser im Lotto? Oder eine Handvoll Reis? Ist Glück international? Gültig für alle Menschen? Für alle Ethnien, Religionen, Veganer oder Kannibalen? Sind Glücksritter glücklicher als Kreuzritter? Glückspilze glücklicher als Kartoffelbovisten? Und sind die Dummen in der Tat glücklicher? Obwohl sie letztlich doch immer die Dummen sind? Und Sonntagskinder?

Sicher ist: Glück ist käuflich! Zu mindestens auf Zeit. „Du hast aber das Glück gepachtet!“ Man besitzt es nicht, bzw. nur auf Zeit. Und von wem kann man es eigentlich Pachten? Wem gehört das Glück? Wenn es also käuflich ist, was kostet es? Wonach richtet sich der Preis? Können sich Hartz IV Empfänger folglich weniger Glück leisten als Manager? Oder Beamte? Alle Menschen sind doch gleich? Aber manche sind wohl doch gleicher. Und damit glücklicher! Oder sind Glückliche gleicher? Fragen über Fragen!

Dein Glück möchte ich haben! Kann ich es mir demnach von dir leihen? Wie lange? Und was geschieht, wenn es sich abgenutzt hat? Muss es regelmäßig gewartet werden? Muss man es füttern, waschen, legen und föhnen? Und wenn ich es von dir geliehen habe, hast du dann Pech? Oder hast du nur Pech, wenn du es nicht mehr von mir zurück bekommst? Ist der Verlust mit einer Rechtsschutz-Versicherung abgedeckt? Kann man es für die Dauer der Leihzeit versichern? So wie eine Reisegepäck-Versicherung? Mit oder ohne Selbstbeteiligung? Bedeuten Unglücke automatisch das die Prämien erhöht werden? Ist die Versicherung des Familienglücks als Paketpreis günstiger? Oder doch die für Singles? Gibt es Rabatte, wenn ich regelmäßig die Glücksshow schaue? Oder einen Glückscent bei mir trage? Oder eine Hasenpfote, oder ein Schwein, oder ein vierblättriges Kleeblatt (sofern man das Glück hat eines zu finden!), oder ein Hufeisen? Wie werden Schornsteinfeger eingruppiert? Wie die Besitzer von schwarzen Katzen? Nur wenn sie von links kommen? Was in Ländern mit Linksverkehr?

In den öffentlich rechtlichen und nichtöffentlich unrechtlichen Sendern schüttet man täglich das Unglück von Menschen über die Fernseher aus. Die GEZ-Gebühren behalten sie allerdings ein. Sie bereichern sich an dem Unglück der Unglücklichen. Ergo zahlen wir doch für das Unglück der anderen – oder? Indirekt jedenfalls. Will heißen: Mit dem selbst finanzierten Konsum dieser Sendungen verdummen wir zusehends. Und werden wir folglich dann nicht auch glücklicher? Oder steckt eine viel größere politische Dimension dahinter? Wenn man die täglichen Nachrichten aufmerksam studiert, liegt der Verdacht sehr sehr nahe!

Die Einen ziehen ein Glückslos, die anderen sind ihr Glück los! Da helfen wirklich nur noch die klassischen Glücksbringer. Sogenannte Talismänner. Nicht Talibanmänner, die bringen weniger Glück! Weniger Glück, das heißt doch aber, ein wenig Glück ist immer noch vorhanden! Die Lage ist nicht aussichtslos!

Der Glücksbringer und der Talis-Mann: Männlich! Was will uns das Schicksal damit sagen? Haben Frauen kein Glück? Oder bringen sie uns kein Glück? Was sagt Alice Schwatzer dazu? Sie hat ja nun wirklich kein Glück gehabt, als ihre Steuer-Unterschlagungen ans genderneutrale Tageslicht gekommen sind. Schadenfreude erzeugt doch besonders prickelnde Glücksgefühle!

Wenden wir uns einer weiteren Modifikation des Glücks zu. Glück kann man haben, es kann gebracht werden, gepachtet – aber nicht holen. Man stelle sich vor es gäbe Abholmärkte für das Glück. Wäre es dort günstiger? Bietet Obi oder Aldi wahres Glück? Gibt es Ende Januar einen Winterglücksschlußverkauf, mit bis zu 50% Rabatt? Lohnt es sich da nicht grundsätzlich auf Sale zu warten, um dann gleich mehr davon zu ergattern? Aber erhält man dann wirklich das 100%ige Glück? Wobei: Ist Glück eigentlich teilbar? Wenn man es mit jemandem teilt? Erhält dann jeder nur ein Stück vom Glückskuchen? Mit Sahne?

Apropos Kuchen: Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Glückskekse (nicht zu verwechseln mit den Scherzkeksen). Bricht man sich beim Verzehr eines Glückskekses ein Stück vom Zahn ab, wie ist dies zu bewerten? Also rein statistisch gesehen. Es beweist jedoch, dass Glück nicht generell überall und immer wirkt. Ein bisschen Restrisiko besteht immer und überall. Nehmen wir z.B. auch Süßigkeiten wie Schokolade. Der Genuss soll ja sprichwörtlich glücklich machen. Auch noch beim Blick auf die Waage? Hm! Seht ihr! Andererseits könnte sich die Bekleidungsindustrie an den Werbekampagnen der Schokoladenhersteller beteiligen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Beide hätten echt Glück!

Nebenbei bemerkt: Wenn man den obigen Gedanken einmal aufnimmt, dann ergeben sich noch weitere sinnvolle Kooperationen von partizipierenden Branchen. Hersteller von Glatt- und Blitzeis mit Kfz-Werkstätten, Leihwagenanbietern, Autolackierern und Abschleppdiensten. Oder auch Betreiber von Triebwagen mit Gruppenreisen ins Rotlichtmilieu. Oder Green Peace mit Rotbäckchen und Lebertran. Oder so. Das sei nur so am Rande erwähnt.

„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist!“ Wer sein Glück los ist, sollte tunlichst vergessen, dann hat er es quasi wieder. Eigentlich blödsinnig – aber wenn’s denn sein soll. Meinetwegen! Aber: Wo ist das Glück, wenn man es los ist? Liegt es irgendwo rum, wie ein Schirm, den man einfach stehen lässt? Bringt der Finder das Glück in ein Fundbüro? Oder behält er es lieber für sich? Hat er dann doppeltes Glück? Der Verlierer des Glücks setzt natürlich darauf, dass der grundehrliche Finder bereits im Besitz eines eigenen Glücks ist und schickt sich an sein Glück auf dem Fundbüro zu suchen. Dort läge es ja nur unnütz herum, wo er es doch so gut hätte gebrauchen können. Doch wie denkt eigentlich das Glück selbst darüber? Schließlich ist es ja achtlos irgendwo allein, einsam und verzweifelt zurückgelassen worden. Und nun kommt es wieder zurück zu seinem Glückspilz. Ist unglücklich über sein Schicksal, und fragt sich, ob es vor einer ungewissen Zukunft steht. Das Glück hat  in diesem Fall nicht wirklich Glück. Oder? Daraus ergibt sich dann folgerichtig, dass das Glück nicht unbedingt Glück haben muss. Ist aber immer noch Glück. Das sollte man nicht außer Acht lassen. Bei allem Respekt!

Hat eigentlich irgendjemand schon einmal konsequent darüber nachgedacht, woher das Glück kommt? Es muss doch irgendwo herkommen! Oder wächst es einfach so auf Bäumen? In Treibhäusern (Hi)? Dann würden allerdings die Grachtenrutscher postwendend Tomaten=Tomaten und Tulpen=Tulpen sein lassen und es in Treibhäusern treiben lassen. Getreu dem Motto: Glück aus Amsterdam.

Ich bin mir jedoch ganz sicher: das Glück wächst im Wald. Unter der Erde. Man findet es mit Glücksschweinen. Wie mit Trüffelschweinen. Schließlich kann man sowohl Glück, als auch Schwein haben. Ganz ehrlich – Schwein wäre mir sogar lieber! Dann könnte ich mit dem Schwein und etwas Glück weiteres Glück finden. Allerdings würden dann die Holländer weiter Tomaten und Tulpen züchten. Und jetzt erkläre mir bitte einer, was dies nun mit Glück zu tun haben soll!

Wenn ich die ganzen Gedanken einmal zusammenfassen darf, komme ich zu der Erkenntnis, dass es wirklich ein großes Glück ist, wenn man Glück hat. Aber auch, dass es auch die Kehrseite gibt. Das Unglück. So wie Licht und Schatten, wie Bayern und die Sechziger oder Schalke und Dortmund. Und für die politisch Interessierten Ackermann und sein „totes Humankapital ohne Verzinsung“. Mal ganz unter uns: Glück kann sogar berauschen – Glücksgefühle hervorrufen. Möge der geneigte Leser eine Fülle solcher Glücksgefühle sein Eigen nennen! Das wünsche ich ihm: Herzlichen Glückwunsch!

 

Ostern 2017. Kein Glück mit dem Wetter!

 

 

 

 

Reine Glücksache

Bevor ich das Glück in seiner ganzen epischen Vielfalt seziere, und mich von seiner tiefgründigen Breite verführen lasse, möchte ich ein paar Zeilen den zwei Varianten des Glücks widmen, die ich dann später nicht noch einmal in Betracht ziehen werde. Die es aber durchaus Wert sind, genannt zu werden. Es soll hier also keinesfalls der Eindruck vermittelt werden, dass diese separate Darstellung z.B. dem Platzmangel zum Opfer fiel. Nun aber zum Ernst des Themas.

Alles hat seinen natürlichen Gegenpart. Auch das Glück. Mag man es Unglück nennen oder einfach Pech. Und beides ist relativ, und kann sogar in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Illustre Beispiele sollen Zeugnis geben, wie eng Glück und Pech miteinander verbandelt sind:

Glück im Unglück.

  1. Bei der Bundestagswahl im Herbst gewinnt die Partei deines Mistrauens, aber Uschi von der Leyen wird nicht Bundeskanzlerin!
  2. Du schlenderst über einen Jahrmarkt und eine Losverkäuferin, die im Körper der russischen Kugelstoßerin Anna Bolika gefangen ist, preist dir sechs Lose für sage und schreibe 5,-€ an. Im Vertrauen auf das Glück ziehst du fünf Nieten und einen Hauptgewinn – einen knallpinken Kuschelbären! Bereits bei der ersten spontanen, flüchtigen Beschmusung finden leichte Hautirritationen und Errötungen im Wangenbereich statt. Nach der Entlassung aus der dermatologischen Klinik leitest du umgehend die Entsorgung des Hauptgewinns ein. Innerhalb von wenigen Tagen recherchierst du im Internet eine Sondermülldeponie in Grosshessenlohe, die das Knallpinkfarbene gegen eine geringe Gebühr und der Übernahme der Transportkosten sicher und nachhaltig entsorgt.

 

Erst kein Glück, dann kam noch Pech dazu.

  1. Bei der Bundestagswahl im Herbst gewinnt die Partei deines Mistrauens, und
  2. Uschi von der Leyen wird Bundeskanzlerin!
  3. Du schlenderst über einen Jahrmarkt und eine Losverkäuferin, die im Körper der russischen Kugelstoßerin Anna Bolika gefangen ist, preist dir sechs Lose für sage und schreibe 5,-€ an. Im Vertrauen auf das Glück ziehst du eine Niete und fünf Hauptgewinne – fünf knallbunte Kuschelbären.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass Ähnlichkeiten mit lebenden Personen weder zufällig noch unbeabsichtigt sind. Die geschilderten Erlebnisse hingegen sind reine Fiktion.

An meinem Glückstag, dem 13. April 2017

 

Online

Es ist der Gnade der frühen Geburt geschuldet, dass ich an der Entwicklung der indirekten Kommunikation passiv und aktiv teilhaben durfte. Für meine ersten frühkindlichen Erfahrungen mit einem Online-Telefon genügten eine Leine (Schnur) und zwei Weissblechdosen, die ursprünglich kalifornische, geschälte, halbe Pfirsiche beherbergten. Die Reichweite unserer ersten Kommunikations-Anlage war generell verbesserungswürdig, aber ein Anfang war gemacht. Einen wesentlichen Vorteil jedoch hatte sie gegenüber heute üblichen Gerätschaften: Es konnte nur jeweils ein Teilnehmer sprechen bzw. hören. Man musste also seinem Widerpart definitiv Aufmerksamkeit schenken, zuhören. Ausspähen von fremden Mächten und das Mitschneiden der Gespräche durch internationale Geheimdienste gehörte noch in das Reich perverser Fantasien.

Online heute bedeutet, frei übersetzt: an der Leine liegen. Für jeden jederzeit erreichbar – gewollt und ungewollt. Beim Spaziergang, im Kreuzgang, beim Stuhlgang und sogar während des Nachspülgangs! Auf dem Heimweg, dem Radweg oder dem Holzweg.

Die Schlinge der digitalen Fesseln zieht sich durch die sogenannten sozialen Netzwerke weiter erschreckend zu. Die Kommunikation reduziert sich auf max. 140 Zeichen. Was für den Gehalt der Informationen allerdings auch mehr als ausreichend ist. Dennoch nimmt die Sucht diesen ganzen hirnrissigen Müll zeitnah und ungefiltert bzw. unkritisch zu konsumieren exorbitant zu. Es ist sicher leichter sich das Rauchen abzugewöhnen, als auf die ununterbrochenen Nachrichten seiner „Freunde“ und Follower zu verzichten. Besonders eindrucksvoll kann man dies auf Flughäfen beobachten. Kaum gelandet werden in hysterischer Hektik die smarten Phone hochgefahren, in der vagen Hoffnung, man könnte Unwichtiges verpasst haben. Für risikobereite Startupper wäre es doch eine geniale Geschäftsidee Restaurants zu eröffnen, die Astronautenkosten in Schnabeltassen anbieten. Dann hätten die Bedauernswerten eine Hand frei, um ihren Freunden umgehend mitzuteilen, dass sie gerade in einem Restaurant Astronautenkost aus Schnabeltassen konsumieren.

Von unschätzbarem Vorteil sind ohne Zweifel viele Funktionen, die alle möglichen und unmöglichen Daten erfassen. Für wen dies allerdings zum Vorteile gereicht ist zweifelhaft. Wird jedoch auch nicht weiter hinterfragt. Wer wann wo ist bzw. war. Jeder Schritt, die Kalorien, der Puls, der Blutdruck, die Höhenmeter, um nur einige zu nennen. Sinnvoll wäre, neben den Werten für seine sportlich-gesundheitlichen Aktivitäten, auch die Anzahl der gesprochenen Worte und der gefassten Gedanken zu erfassen. Also der sinnvollen Gedanken selbstverständlich!

Dass man die Wetteraussichten, die Staus, die aktuellen Benzinpreise, die Börsenkurse und weitere diverse Nützlichkeiten stets parat hat, zählt inzwischen zu den lieb gewonnenen Informationen. Darüber hinaus erschließen sich aber zukunftsweisende Errungenschaften, die unser Leben dramatisch ändern werden: Die Steuerung und Überwachung der Haushaltsgeräte aus der Ferne! Drei Beispiele sollen genügen, um die unermesslichen Schätze dieser Funktionen bergen zu können:

  1. Der Kühlschrank meldet, dass das Haltbarkeits-Datum der subventionierten Laktose freien Biomilch aus nachwachsenden Steuermitteln abgelaufen ist. Es werden verschiedene Einkaufsmöglichkeiten vorgeschlagen, mit Aktionspreis-Vergleichen, sowie der Ökobilanz des zum Erwerb nötigen Umweges.
  2. Die Waschmaschine meldet den Verlust einer einzelnen Socke. Automatisch liegt die Nachbestellung im Warenkorb eines Lieferanten des Vertrauens. Ein Klick auf „Artikel jetzt kaufen“ und eine logistische Meisterleistung sorgt dafür, dass die fehlende Socke sehr wahrscheinlich vor dir Zuhause eingetroffen ist.
  3. Die Pflegeanleitung der Socke aus fairer Produktion und von zertifiziert veganen Schafen wird unmittelbar an die Waschmaschine übermittelt und gespeichert. Für den manuellen Aufhängvorgang ist bisher noch leider keine App auf dem Markt.
  4. Die vollvisualisierte Rundumvideoüberwachung für den Innen- und Außenbereich von Haus oder Wohnung garantiert 100%ige Übersicht über alle Bewegungen. Unerwartete Besucher, ich denke hierbei nicht zwingend an die liebe Schwiegermutter, werden live übertragen. Es obliegt dem Eigentümer weitere Schritte einzuleiten. Bei Besuchern mit überwiegend unlauteren Beweggründen können die digitalen Aufzeichnungen allerdings nicht als gerichtliche Beweise verwendet werden. Dem Datenschutz vor einer Verletzung der Persönlichkeitsrechte z.B. rumänischer Jugendbanden sei Dank.

Wenn man sich einmal vor Augen führt, dass aller Ursprung in zwei Dosen und einem Stück Schnur zu finden ist, in nicht einmal einer humanen Generation, dann muss uns vor der Zukunft nicht bange sein. Kreativem Fortschritt ist weiterhin Tür und Tor geöffnet!

 

Kein Scherz: 01. April 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

Saisonstart 2017

So früh waren wir noch nie am Start. Gerade Mal Ende März. Aber die Sonne, und die damit verbundenen Temperaturen locken ins Freie! Es ist früh Frühling, meteorologisch und kalendarisch und biologisch noch dazu. Die Bollen fliegen bereits, obwohl der Wind noch böig seinen kühlen Hauch über Natur und DOB wehen lässt (DOB = Damen Ober Bekleidung).

Dieses Jahr beginnt alles anders. Erstens war ein passender Termin recht schnell gefunden, und zweitens fiel die Antwort auf die Frage nach dem bevorzugten Navi kategorisch negativ aus. Ich wollte dem Navigations-Legastheniker erst gar keine Chance auf vage Möglichkeit einer Irreführung geben.

Nota bene: Dem unkundigen Leser empfehle ich an dieser Stelle, zum besseren Verständnis der allgemeinen Orientierungsfrage die Reportagen der Touren des Vorjahres, bzw. des Vorvorjahres!

Wie nicht anders zu erwarten erschien der Sportkollege etliche Minuten vor der vereinbarten Zeit, was aber nicht zwingend auf ausgeprägten Tatendrang und überraschende Frühform schließen ließ. Es war schlicht und ergreifend der seit Jahrzehnten praktizierten Ungeduld geschuldet. Erfahrene Mitstreiter erahnen das damit verbundene Überraschungsmoment und kontern ihn rechtzeitig. Mit anderen Worten: Ich war startklar, als bereits um 09:39Uhr, anstelle der vereinbarten 10:00Uhr, die vertrauten Grußformeln auf der Terrasse erklangen. Trotz kurz zuvor umgestellter Sommerzeit!

Frohgemut traten wir in die Pedale – ohne Falk, G-Punkt und anderen neumodischen Hilfsmitteln. Zögerlich akzeptierte der Technikversessene auf meine soliden, in iks Touren erworbenen, Ortskenntnisse. Zunächst mit gelegentlichen Nachfragen, mit zunehmender Distanz schwand das Mistrauen, ohne die heimlich gehegte Begeisterung erkennen zu geben.

Die Routenwahl basierte auf unvermeidlichen Einschwüngen in diversen Eisbuden und Bäckereien mit vorzüglichem Plundergebäck. Um die forsche Fahrt nicht unnötig zu behindern wählte ich den ersten ernsthaften Stopp nach ein wenig mehr Kilometern. Nur ein kurzes Labsal ließ uns in einer Apfelpause genügend Freiraum unser Rentnerdasein hochleben zu lassen.  Am Dorfbrunnen in Schuttern bestaunten wir einen Mitarbeiter des Bauhofes beim Aufbringen einer wasserfesten Substanz im Inneren des Brunnens. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass aus dem Kupferrohr kein Trinkwasser floss. Diese Warnung war jedoch überflüssig, da der Brunnen ohnehin ausgetrocknet schien. Zumindest für die Zeit der Malerarbeiten.

Die erste geplante größere Rast entwickelte sich in eine Zweistopp-Strategie innerhalb nicht wesentlich mehr als 200 Metern. Bei Plundergebäck, Rhabarberkuchen (ohne Sahne!) und einem Kaffee bandelten wir mit den Damen des Nachbartisches an, die beim Verzehr eines Salates kalorienbewusst auf ihre Figur achteten. Selbst die Bedienung (weiblich) erkannte uns augenblicklich als weitgereiste, sportliche Fahrensleute und zwang uns in einen unverbindlichen Wortwechsel. Sicher ein ordentliches Trinkgeld vor Augen.

Nach Verrichtung der Notdurft ging es flugs weiter in die ca.200Meter entfernte Eisbude. Während andere Sportskollegen vier Kugeln in Windeseile verschlangen, reduzierte ich mein Verlangen auf gerade einmal drei Köstlichkeiten. Und noch bevor ich mich dem Genuss der knusprigen Eiswaffel hemmungslos hingeben konnte, war auch schon der zweite Eisgang vollendet. Dafür meine Hochachtung!

Als nächste kulinarische Ziele schlug ich die bekannten Eisbude in Grafenhausen bzw. Rust vor. Allerdings wären hier weitere 15 – 20 Kilometer Strecke zu bewältigen gewesen. So fiel die Entscheidung über die anstehende Route einstimmig – also nur mit einer Stimme – für eine kürze Variante aus. Fürs Erste sollte es genug sein. Die Anzahl der konsumierten Eiskugeln erfüllte ja bereits die untere Normgrenze, sodass uns auch keine Repressalien drohten.

Die verbleibenden gut zehn Kilometer radelten wir gemütlich und einträchtig zurück zu Start und Ziel. Die Sonne hatte es gut gemeint, der Weg wurde, bis auf eine Handvoll Meterchen, und gänzlich ohne technische Krücken, fehlerfrei bewältigt. Neue Ziele wurden fixiert, Pläne geschmiedet, Termine wage festgezurrt. Die Radsaison war erfolgreich gestartet.

Ach ja: 47 Kilometer, 2 ¾ Stunden reine Fahrzeit. Pausenzeiten bleiben unberücksichtigt. Summa Samarium: Ein Apfel, zwei Rhabarberkuchen, ein Kirschplunder, ein Stück Blechkuchen, insgesamt neun Kugeln Eis, zwei Kaffee, due Espressi, zwei Liter Wasser (Medium).

Alles am Dienstag, den 28.März 2017

Abseits

Abseits aller gut bürgerlichen Gemeinschaften gedeihen real existierende Lebensformen der besonderen Art: Profifußballer. Sie leben in teamorientierten Gruppen Gleichgesinnter, mit erstaunlich identischen Verhaltensmustern. So entwickelt sich der Hubraum ihrer Autos in der Regel diametral zum IQ. Was durchaus zur Bewältigung ihrer geistigen Anforderungen angemessen erscheint. Bis auf die Abseitsregel sehen sie sich selten mit anspruchsvolleren Aufgaben konfrontiert. Zur Sicherheit werden sie von gründlich ausgebildeten Referees auf die Missachtung der Abseitsregel hingewiesen. Fähnchenwinken in Schulterhöhe und der fangebrülldurchdringende Pfiff des Oberreferees sorgen jeweils für klare Verhältnisse. Trotzdem lassen die so Gemaßregelten es sich nehmen die Geschulten auf einen wo möglichen Irrtum gestenreich hinzuweisen.

Neben Kondition und überdurchschnittlichem Geschick mit den Füssen stellen sie gutgemeinte Fragen von Sportreportern hin und wieder vor schier unlösbare Situationen. Um sich aus diesen Sackgassen einigermaßen geschickt zu befreien, werden sie von den cleveren Vereins- und Verbandsmuffties in kamera- und mikrofongerechtem Verhalten geschult. Rhetorisch brillieren sie fortan mit einer Handvoll mühsam erlernter Standardsätze. Diese gilt es nur noch in zu den Fragen analogen Reihenfolgen von sich zu geben. Was mittlerweile ordentlich gelingt. Im Prinzip könnten sich die Reporter alle Fragen auch gleich selber beantworten, denn es sind ohnehin grundsätzlich die identischen.

Dem Fachgebiet entsprechend, gibt es außer der Abseitsregel weitere Fachbegriffe, die von den ersten Jungendmannschaften an Gültigkeit ihre haben. Es gibt den Sechser, manchmal auch zwei. Der kann z.B. aber auch die Rückennummer 10 tragen. Nur der eine Sechser natürlich! Jeder Spielermuss zur Unterscheidung eine eigene Rückennummer haben. Ausputzer produzieren gelegentlich Elfer, ihre Gegenspieler gerne Schwalben. Benannt nach Ian Robben, der den Begriff des fliegenden Holländers häufig zu wörtlich nimmt, und schwalbengleich durch den Sechzehner fliegt. Wenn es im Fußball eine B-Note gäbe, wäre ihm ein Platz unter den Besten der Besten sicher! Anmerkend sei gesagt, dass der Begriff des Vollpfostens kein offizieller Sprachgebrauch ist. Bei Unkundigen führt auch der Begriff „Letzter Mann“ nicht selten zu verwirrenden Interpretationen. Z.B.: Heißt dies nun, dass danach nur noch Frauen spielen dürfen?

Absolut identisch gestaltet sich auch die Wahl der Lebensabschnittsgefährten. Hier rangieren die Model unschlagbar auf der Polposition. Bis sie als Staffage der Kicker ihr Leben ausrichten müssen, durften sie die Roben der Haute Couture kostenlos tragen. Einmal gefreit tragen sie die gleichen Hüllen – nur dürfen sie dafür jetzt bezahlen. Ein Seitenblick auf eine nicht minder überbezahlte Sportart sei gestattet: Bei den Tennisspielerinnen möchte der überwiegende Teil nach dem aktiven Sport als Designerin verwirklichen. In Ausnahmen allerdings auch als Schauspielerinnen -oder gar beides. Aber das wirklich nur ganz nebenbei.

Zurück zu den uniformen Verhaltensmustern. Mit der Vollendung des dreißigsten Lebensjahres breitet sich ein innerer, biologisch nicht aufhaltbarer Wunsch drastisch aus: Man muss eine Biographie schreiben – lassen. Schließlich müssen die Verdienste (nicht die monetären!) der Nachwelt erhalten bleiben. Gut, der Horizont beschränkt sich bei den meisten höchstens auf die Strafräume der Republik. Bei Verteidigern bzw. Stürmern selbstverständlich jeweils aus unterschiedlichen Beweggründen. Logisch! Trotzdem gelingt es immer wieder jungfräuliches weißes Papier mit Nichtigkeiten zu füllen. Es soll sogar Menschen geben, die diese Pamphlete erwerben. Ob sie auch gelesen werden bleibt uns ein Buch mit sieben Siegeln.

Aus Abseits verdächtiger Position am 25.März 2017

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